Hier noch eine Literatur-Empfehlung:
Seit 2018 gibt es ein weiteres Buch über Hypnose und BDSM, geschrieben von zwei Mitgliedern der Hypno-Community in den USA, die in regionalen Conventions und lokalen Meetings als Presenter aktiv sind:
Gordon, James / Rebecca Doll (2018): Mastering Erotic Hypnosis. A Comprehensive Manual for Erotic Play, Fetish, and Kink. Washington DC. (Comprehensive Matery Press). - 448 Seiten, 19,95 USD.
Ich finde, dass dieses Buch eine gute Ergänzung zu den beiden, bekannten Wiseman-Büchern darstellt, da es sich an BDSM-Praktizierende wendet, die Hypnose zur Intensivierung ihres Spiels nutzen wollen, sich in ihrem Kink aber bereits gut auskennen.
Deshalb gibt es auch einen (für erfahrenere Hypno-Praktiker_Innen eher nicht so interessanten) ersten Teil, der mit Kapiteln wie "What is Hypnosis?", "Suggestibility", "Inductions", "Deepening" und "Giving Suggestions" nicht so viel Neues erzählt - für Hypnose-Neulinge aber immerhin doch genauso viel, wie es braucht, um erste, praktische Erfahrungen zu machen.
Interessant in diesem ersten Abschnitt des Buches jedoch auch für erfahrene Hypnotisierende vor allem die Diskussion zu "Consent and Safety" und zu "Troubleshooting" - die Kapitel sind auf aktuellem Stand, beziehen sich insbesondere auf die einvernehmliche Anwendung von Hypnose in BDSM-Spielsituationen, und sind daher äußerst lesenswert.
Als für erfahrene BDSM-Praktizierende und erfahrene Hypnotisierende gleichermaßen aufschlussreich erweist sich vor allem der zweite Teil des Buches, in dem Gordon und Doll erläutern, wie Hypnose die Spielsituationen und Beziehungen in unterschiedlichen Spielarten des BDSM bereichern kann, so zum Beispiel beim Bondage, bei sado-masochistischen Handlungen, beim Power-Exchange, bei der Körperwahrnehmung, beim Rollenspiel und bei zahlreichen weiteren Varianten. Gordon und Doll liefern dabei keine Skripte, sondern Spielideen - sie setzen die Fähigkeit voraus, verantwortlich in dem entsprechenden Bereich zu handeln und selbst Spielsituationen zu kreieren und Szenen zu strukturieren. Darzustellen, wie Hypnose in solchen Situationen einen Beitrag leisten kann, ist das Anliegen der AutorInnen, und dem kommen sie bestens nach.
Ausgestattet ist das Buch mit einem Appendix, der eine sehr ausführliche Checkliste der wichtigen Verhandlungspunkte enthält, über die vor dem Aktiv-Werden Einvernehmen (= Konsens) hergestellt werden sollte, sowie einen nachvollziehbaren Anmerkungs-Apparat und ein Quellenverzeichnis - sodass diese Publikation, was die seriöse Aufarbeitung des Stoffes angeht, den Wiseman-Büchern in nichts nachsteht.
Wie gesagt, der Ansatz ist hier, nicht Skripte zu liefern, sondern Methoden und Ideen, sodass am Ende der Lektüre Leser_Innen idealerweise die Fähigkeit erworben haben, ihre Hypnosen in den richtigen Situationen auf individuelle Weise wirksam selbst zu formulieren. Und meiner Einschätzung nach wird das Buch diesem Anspruch auch weitgehend gerecht. Also, eine klare Empfehlung meinerseits.