Gedicht des Monats - Dezember 2019

Gedicht-01

Im Nebel

Ich Fang deine Tränen, lasse frei den Fluss
Am Gestade nur wir beide, salzig deiner Lippen Kuss
Mein Herz ist verwirrt, weiß nicht was es will
Ein heller Punkt am Himmel, von trübem Weiß verhüllt

Begierde die ist uferlos, so die Augen verlieren sich
In der Ferne, auf die Wellen, aus Hass und Liebe spürst du den Stich
Im nassen Sand verlassen liegt, und fordernd vom Wasser umspült
Dein Leben und mein ganzes Glück

Die Engel sie steigen, verschwinden im Licht
Die Schmerzen sie bleiben, kalte Tränen auf dem Gesicht
Ich gebe dich frei, umarmt von der Flut
Die Wunde mit dem Meer gewaschen, kühlt das warme Blut

Wollte sie noch fragen, verstrichen nun alle Zeit
Ab jetzt werde ich es bereuen, bis in alle Ewigkeit
Und sterben jeden Tag
Und schreien gegen des Meeres Gesang

JC

Gedicht-02

November

N ebel verbirgt den Horizont,
E inhüllend, taubenblau, wattig,
B rausen, Lärm verschluckend,
E ine seltene Stille schaffend,
L autloses Leben atmend.
Z ugleich fern und doch nah
E rtönt der Ruf einer Wildgans.
I n nächster Nähe ein Reh
T aucht auf und verschwindet.

(c)luccioladagosto

-03-

Schenkst du Wicken

„Er liebt mich, er liebt mich nicht“
Zupft sie sich, die Brauen im Gesicht

Nie schenkt er ihr Rosen, der will nicht liebkosen
Immer bringt er Wicken
Aber nie sieht er sie nicken

Veilchen die Schmeicheln
Nicht sanft will er sie streicheln
Wieder kauft er nur Wicken
Sie dankt ihm und fährt fort zu stricken

Von Nelken und Narzissen
Will er rein gar nichts wissen
Ihre Wohnung schon voll mit Wicken
Und immer noch bleibt es bei Lächeln und Blicken

Keine Tulpen aus Amsterdam
Damit fängt er erst gar nicht an
Was ist so falsch an seinen Wicken
Und wieder kann er sich den Abend knicken

Roter Mohn, ja der wächst schon
Davon hat er aber nicht viel
Sein Glück verspricht er sich von Wicken
Doch sie macht ihm dafür nur zicken

Resigniert erkennt er sodann
An diesem dummen Spruch ist gar nichts dran
Sie hat´s einfach nicht kapiert

Dankt ihm sehr für all die Blumen, er seufzt auf frustriert,
trottet heim und onaniert


JC

Gedicht -04

Weihnachts-Solo

Ich sah’s heut so auf meinen Stuhl
unendlich lässig und auch cool
Ich träumte einfach vor mich her
das viel mir leicht sogar nicht schwer

Oh, Weihnachtsmann oh, Nikolaus
park deinen Schlitten auf dem Haus
lass regnen mir Geschenke
ich an dich gut ich denke

Ich stell dir eine Cola hin
dein Rot Gewand hat somit Sinn
wünschst du dir Kekse und auch Milch
verlach ich dich du Wicht du Knilch

Beschenk mich reich ja bitte sehr
mit allem und mit noch viel mehr
ich frage nicht…. nein ich befehle
weil sonst ich deinen Sack dir stehle

Du musst mit deinem dicken Bauch
durch Ruß und auch durch frischen Rauch
die Lunge soll dir bersten
das gönn ich dir von Herzen

So träume ich
Jahr ein Jahr aus
zur Weihnachtszeit
voll Saus und ….

Braus

©12/2019 Ruby

Die heilige Familie heute

Wenn die heilige Familie heute unterwegs wäre -
Ställe zum rasten gibt es nicht mehr,
in den Städten ist dafür kein Platz.
Vielleicht würde Maria ihr Kind
zwischen einem alten Strich-Achter
und einem Z3 bekommen.

Wenn die heilige Familie heute unterwegs wäre -
würden die Schäfers und Müllers und Meiers den Stern zwischen den vielen hellen Neonreklamen nicht sehen.
Statt dessen eilen sie mit Geschenken unterm Arm
zu sich nach Hause.

Wenn die heilige Familie heute unterwegs wäre -
käme sie nicht an Herodes vorbei,
eine kleine Speichelprobe würde reichen,
die göttliche DNS zu knacken,
und den potentiellen Unruhestifter gezielt herauszugreifen.

Advent
Der Duft von Bienenwachs
weckt die Erinnerung
an die Ewigkeit bis Weihnachten
Scharrende kleine Füße
die man glaubte in der Nacht zu hören,
Glanz der Lichter in den Augen
und die Freude der Gewissheit,
dass es den Weihnachtsmann gibt.

(K) eine Spur im Schnee
Weiße Flocken -
in schwarzer Nacht
tanzen und wirbeln -
lautlos
zur Erde nieder.
Schweigen liegt in der Luft
und der Geruch von Schnee.
Langsam verschwindet
das Braun der Erde,
das Grün des Rasens,
das Grau des Asphalts
unter einem weichen, weißen
Tuch.
Leise knarrt
der frisch gefallene Schnee -
unter meinen Füßen.
Ich gehe von nirgendwo
nach irgendwo;
doch meinen Weg
kann niemand verfolgen;
denn schon -
nach kurzer Zeit -
hat der Schnee
meine Spuren verwischt.
Und das Tuch liegt wieder da
• wie unberührt.