Essen und Ethik
In einem anderen Thread (Gaumenfreuden: Reklamationen beim Essen) kam die Diskussion auf, ob und wie viel Ethik / Gewissen beim essen mitspielt bzw. Ob man gewisse Dinge einfach nicht essen mag, weil der Kopf dies blockiert.Wir hatten letzhin so eine Situation: Ich hatte Miesmuscheln gekauft und gekocht.
Meine Partnerin kannte dies überhaupt nicht, fand es fein und lecker.
Dann erwähnte ich beiläufig, dass die Muscheln eben in der Pfanne gestorben sind – und musste den Rest alleine fertig essen, weil sie es nicht ertragen konnte, dass in unserer Küche Tiere umgekommen sind.
Rational kann ich dies nachvollziehen, verstehen kann ich es nicht.
Ich achte sehr darauf, keine Nahrungsmittel wegzuwerfen: Allenfellas bekommt es der Hund, und über etliche Reste freuen sich Spatz und co auf dem Balkon.
Auf meinen Reisen durch extreme Gegenden der Welt habe ich diverse Dinge gegessen, die ich vorher abgelehnt habe; wenn die Situation stimmte, dann brauchte es gar keine so grosse Überwindung dazu.
Zum Beispiel während einer Tour mit Hundeschlitten über das gefrorene Meer, von Grönland aus.
Es war elend kalt, Menschen und Hunde litten gleichermassen wie mein Respekt vor dieser Lebensform wuchs.
Plötzlich stieg eine Wolke aus einem Eisloch vor uns, um mich entwickelte sich eine eindrücklich ruhige Hektik, und dann war ein kleiner Wal schon erlegt.
Menschen und Hunde freuten sich darüber – nur ich hatte Mühe, als Gast das erste fette Maqktaaq zu kosten (https://de.wikipedia.org/wiki/Maktaaq).
Ich tat es dennoch, muss gestehen dass ich es sogar mochte – und hier weiterhin ein Gegner industrieller Waltötungen bin.
Auch Pelikans Argumente gegen den Verzehr junger Tiere könnte ich unterschreiben.(Gaumenfreuden: Reklamationen beim Essen)
Vor etlichen Jahren habe ich das Leben eines Bauern im Wallis gerettet – er hatte einen Unfall und ich fuhr zufälligerweise am “Arsch der Welt“ vorbei und konnte ihm helfen.
Er wollte sich darauf auf seine Art bedanken, und bewirtete mich mit Köstlichkeiten ganz spezieller Art: Ich ass einge feine Gerichte, und erfuhr erst später, was es war: Ein junger Hund, beim Baumfällen erschlagen; ein Dachs, auf der Strasse überfahren, und eine junge Katze, die von einem Fuchs getötet worden war.
Der Gedanke, dass ich solche Tiere gegessen habe, bereitete mir zunächst Unbehagen, bis mir der junge Bauer in seiner urtümlichem Art erklärte, dass diese Tier ein erfülltes Lleben hatten – im Gegensatz zu denen, die in unseren Tierfabriken schnell gemästet und gewissenlos getötet werden.
Im Alltag versuche ich meinen Fleischkonsum niedrig zu halten (vor allem verstecktes Fleisch in gewissen Fertigprodukten), jedes Stück mit Respekt zu geniessen und wenn möglich Fleisch beim Bauern meines Vertrauens zu kaufen.
In der Praxis scheitert vor allem der letzte Punkt an den Finanzen, und ein gesundes Misstrauen begleitet mich wenn ich Fleisch aus angeblich tergerechter Produktion kaufe (vor allem für den Hund).
Was sind Eure Ansichten zu diesem Thema?
Gruss
Bobby