Das Mehr-Date

Ich habe in der Regel wenig Zeit. Beruf, Kinder, Garten, Hund, Golf, Pokerrunden mit meinem Bankberater und der Vorsitz im Dorfverein: unser Dixiklo soll schöner werden. Das alles hält einen Mann Ü50 auf Trapp. Zeit für ein Date bleibt da kaum, schon gar nicht für serielle Castings in Cafés und Bars oder auf Parkplätzen. Zumal ja heute viele Frauen auch Ansprüche haben an ein solches Date, in einer geschmackvollen Umgebung inszeniert, und an den potentiellen Liebhaber, der einen Auftritt hinlegen soll wie Donald auf Kocks. Das entspricht heute dem Zeitgeist. Wer kann es Ihnen verdenken.

So habe ich mir etwas anderes überlegt. Ich lade mehrere Damen zu einem einzigen Date ein, zweimal im Jahr. Das spart Zeit und Nerven. Meine wenigstens. Alternativ könnte ich mir die Einrichtung eines Dschungelcamps in meinem Garten vorstellen. Ich im Wintergarten mit Fernglas und Digicam und die Zuschauer hier im Netz, und bei Joy, können dann rauswählen. Die Dschungelkönigin nehme ich dann - wenn sie mir zusagt.

Ich stelle mir das ganz stimmungsvoll vor. Mehrere Damen kämpfen bei einem solchen Date um meine Anerkennung. Bettina aus Bayern schwingt die Hummerschere und Anette aus Sachsen ist schon mal draußen. Einer meiner Freunde ist Notarzt. Den habe ich vorsichtshalber engagiert. Molly aus Hamburg kommt mit dem Rad nach Rheinland-Pfalz und Sabine aus der Oberlausitz hat sich zurechtgemacht, als wolle sie mit mir in die Philharmonie. Also ein buntes Date-Rudel und ich mitten drin.

Merkwürdigerweise beachten mich die Damen, nachdem sie der Situation gewahr wurden, nicht mehr. Sie sind voll und ganz mit sich beschäftigt und ihresgleichen. Ich habe Mühe, mich wahrnehmbar zu machen. Dabei habe ich meine schönstes farbiges Hemd, Hose, Tennissocken und Sandalen angezogen. Nützt alles nix. Die Damen kommen in Fahrt und ich fürchte um den Zweck des Date’s. Das Konzept scheint nicht aufzugehen, als Molly und Sabine nach mehreren „Stößchen“ gemeinsam im Hotel einchecken - ohne mich! Bettina aus Bayern findet den Notarzt „wunderbar“. Und nachdem sich Bettina und Anette - notärztlich versorgt, sich wieder vertragen haben, werden beide von meinem Freund zur Weiterbehandlung abgeschleppt. Einsam bleibe ich an der Bar zurück.

Vielleicht veranstaltete ich doch lieber das nächste Mehr-Date als Dschungelcamp im Garten, diesmal aber ohne Notarzt.

©Dreamy2017