Zitat von **********regor:
„Die Frage: hilft demjenigen mit dem Wissen bessere, mehr kunstlerische, mehr kreative Fotos zu erschaffen?
Ich leite da gerne zu den "Regeln" in der Fotografie über (und damit wieder zu Begrifflichkeiten). Eine Regel ist per Definition nach Duden:
1a. aus bestimmten Gesetzmäßigkeiten abgeleitete, aus …
1b. regelmäßig, fast ausnahmslos geübte Gewohnheit; …
2. Menstruation
2. lassen wir mal weg. Wenn 1a und 1b stimmt (und daran habe ich keine Zweifel), dann gibt es in der Fotografie nur eine Regel, Zitat: "Es gibt nur eine Regel in der Fotografie: Entwickle niemals einen Film in Hühnchensuppe." – Freeman Patterson –
Regel führen dazu, dass es als unprofessionell gilt, sie nicht anzuwenden. Aber Regeln (in der Fotografie) sind stocksteife und staubtrockene theoretische Dinge. Ich kann damit umgehen, dem Anfänger helfen sie nur bedingt und je mehr "Regeln" im Umlauf sind, desto mehr verwirren sie. Daher vermeide ich, wo es nur geht, den Begriff "Regel". Ich ersetze Regel mit "gute Idee". Und es gibt da sehr sehr gute Ideen.
Und so ist es mit anderen Dingen auch, die einen mehr erschlagen als nützen. Ich schrieb ja bereits, dass ich meinem ursprünglichen Berufswunsch Fotograf in frühen Jahren nicht umgesetzt habe, weil ich etwas "anständiges" lernen sollte. So ging ich in die Medizin, sprich Krankenpflege und letztendlich in den Rettungsdienst. Ob das nun besser war, weiß ich nicht, wenig Geld für viel Arbeit gab es damals schon. Aber in der Ausbildung habe ich Unterrichte bei Ärzten gehasst. Sie hatten es natürlich drauf, neigten allerdings dazu (gerade zu Ausbildungsbeginn) uns regelrecht zu erschlagen. Sie hauten uns Begriffe um die Ohren, die wir erstens zu diesem Zeitpunkt nicht und zweitens später auch nur in fachlicher Spezifikation gebrauchen könnten. Kurz gesagt: Obwohl die Aussagen richtig waren (ohne Zweifel), waren sie zu diesem Zeitpunkt einfach ausgedrückt "Bullshit".
Nehmen wir den Begriff "Kelvin". "Kelvin" ist zuerst mal eine Themperatureinheit - Punkt. Warum sollte ich also den Begriff Kelvin vorranstellen? Warum sollte ich fragen: "Kennst Du Kelvin und kannst Du damit umgehen?" Ganz einfach, es geht um Farbenlehre, um die Unterscheidung zwischen kalten und warmen Licht (und die Nuancen dazwischen). Das diese Farbtemperatur in Kelvin angegeben wird, ist zweitrangig. Wenn jemand weiß, wie die Einheit für (Farb-)temperatur heißt, kann er noch lange nicht mit der Farbtemperatur in der Fotografie umgehen. Wenn mir in einer Bildkritik sagen würde: "Es wäre besser gewesen, die Kelvinzahl etwas zu verringen.", ich würde antworten: "Hast Du 'nen Schuß?" Und das Aufgrund der Formulierung. Mit der Aussage "etwas wärmer" oder "kälter" kann ich umgehen.