„Mich würde interessieren, ob Ihr ebenso "überrascht" seid von den Endergebnissen … Das ganze wundert mich halt einfach auch nur technisch unter dem Aspekt, dass Pentax die letzten Jahre fast nur Sony-Sensoren verwendet. Da frage ich mich echt wie es zu diesen Diskrepanzen kommt …
Ich bin auch überrascht von den Ergebnissen. Ich vermute, das Wunder daran ist der Tester.
Wie
@*****d80 schon gesagt hat, der Sensor stammt von Sony. Pentax hat in der K1 viele gute Ideen realisiert – Pixel Shift, staub- und wetterfest – aber an den Sensor selbst kommen sie nicht ran.
Der Sensor, 36 MP entspricht dem der Sony a7R von 2013. Bei
https://photonstophotos.net/Charts/PDR.htm kann man beide Modelle gut vergleichen.
Wie man sieht, verlaufen die Werte bei beiden Kameras praktisch parallel, und man sieht das Typische, dass für alle Sensoren gilt. Es gibt eine Grundempfindlichkeit, hier ISO 100. Genauer gesagt, hat ein Sensor nur eine Empfindlichkeit. Das, was wir „höhere Empfindlichkeit" nennen, ist in Wirklichkeit nur ein Verzicht auf Dynamik.
Man sieht aber auch die Unterschiede. Pentax zieht den ISO-Bereich bis ISO 60.000 hoch (geschlossene blaue Kreise) und setzt dann noch einen HI-Bereich bis ISO 200.000 drauf. Sony hat einen LO-Bereich zwischen ISO 50 – 80 aber dieser ist, wie alle LO-Bereiche nur gerechnet. Einen Dynamikgewinn bringt ISO 50 nicht. Der „normale“ Bereiche endet bei ISO 20.000. Der HI-Bereich bringt ISO 25.600, und dort wird das Bild digital entrauscht (angezeigt durch Dreieck statt Kreissymbol).
„Zuerst einmal ist es etwas unfair, eine K-1 mit einer α7RIV zu vergleichen, die deutlich höher auflöst. Eine höhere Auflösung geht bekanntermaßen zulasten des Rauschverhaltens und kann auch dem Dynamikumfang abträglich sein.
Witzigerweise nicht. Der Dynamikbereich ist sehr ähnlich. Anbei die a7R, a7R ii, a7R iii und a7R iv. Die Dynamik Range bei ISO 100 beträgt für die R 11,71 Blendenstufen, für die R iii, 11,63 und für die R iv 11,65 Blendenstufen. Sony ist es gelungen, die Dynamik trotz gestiegener Auflösung gleich zu halten.
Man kann auch gut erkennen, dass neuere Sensoren, hier ab R ii, einen analogen Booster verwenden (Signalverstärkung vor dem A/D-Wandler). Bei der R ii und R iii greift dieser Booster ab ISO 640, bei der R iv ab ISO 320. In der Kamerawelt gibt es nichts für umsonst. Die erhöhte Dynamik muss mit geringerer Schärfe bezahlt werden. Bei 30+ MP kann man sich diesen Abstrich aber gut leisten. Bei der R ii und R iii kommt dann ab ISO 64.000 ein digitales Entrauschen als Zweit-Booster dazu, bei der R iv ab ISO 32.000. Man erkennt das am Dreieck statt dem Kreissymbol – offene Symbole stehen für LO- und HI-Bereiche.
Rauschunterdrückung ist auch der Unterschied zwischen K1 und K1 ii. Da Pentax nicht an den Sensor rankommt, blieb nur das digitale Entrauschen. Die Wellenkurve im Bereich von Dreieck statt Kreissymbol ist für Kamerahersteller ungewöhnlich, für Pentax selbst aber üblich.
„Das tolle bei Pentax, ich kann alle meine Objektive die teilweise 40 Jahre alt sind nutzen.
Ich als Canonier kann nur 33 Jahr zurückblicken, das EF-Bajonett wurde 1987 eingeführt. Da fehlen sieben Jahre. Dafür hatten die ersten EF-Objektive von 1987 schon den vollen Funktionsumfang wie heute, z.B. elektronische Blendensteuerung und AF. Aber will ich so weit zurück? Ich hatte mir zu Beginn meiner DSLR-Zeit Objektive gekauft, 50 mm und 85 mm, die Canon um 1990 herum entwickelt hatte. Damals waren sie wohl gut, aber an einer modernen Kamera, mmh?! Ich bin froh, dass ich sie wieder los bin.
Meiner Meinung nach hat Pentax schon Anfang 2000 den Anschluss verloren. Sie waren, ähnlich wie Minolta, sehr erfolgreich mit digitalen Sucherkameras und gingen den Wechsel auf DSLR zu spät und zu zögerlich an. Minolta wurde 2007 von Sony übernommen, Pentax 2008 von Hoya. Sony hatte keine fotografische Tradition, war aber schon immer eine erfolgreiche Marketing-Maschine. Der Name Minolta verschwand und Sony investierte große Summen ins Fotogeschäft. Heute ist Sony Nr. 2 im Kameramarkt und hält 50% des Welt-Sensormarktes (Smartphones und Kameras). Hoya hatte fotografische Tradition (Hoya Filter), Sie ließen den Ingenieuren viel Freiraum. In der Hoya-Zeit entstand die D645 und die Pentax Q. Hoya hatte aber wohl wenig Marketing Know-How, denn kommerzieller Erfolg war den Projekten nicht beschieden. 2011 ging Pentax-Kamera an Ricoh weiter. Die Marke lebt noch, aber Ricoh hat anscheinend kein Interesse mehr an Consumer-Produkten (sagen die Geschäftsberichte).
Für mich wirkt das Kamera-Angebot überaltert. Die Pentax Q (2011) und die D645 (2010) sind heute noch im Programm auf der Ricoh-Website zu finden. Es gab aber seit Jahren keine neuen Kameras oder neue Objektive mehr dafür, die letzten ihrer Art waren Q-S1 und die Z645, beide 2014. Die K1 hat einen Sensor von 2012. Wieder der Vergleich zu Sony. Fast alle aktuellen Sony Kameras sind von 2019: a9 ii, a7R iv, a6100, a6400 und a6600. Nur die a7 iii ist von 2018, aber alle schreien schon nach dem Nachfolger. Das älteste Modell ist das Nischenprodukt a7S ii von 2015, und auch hier wird der Nachfolger täglich gefordert.
Bei Objektiven sieht es auch nicht besser aus. Es gibt 14 Vollformat-Objektive auf der Website, davon sind aber nur sechs Objektive, die für digitale Kameras gerechnet wurden und eine moderne HD-Vergütung haben. Die anderen acht stammen aus der smc-Zeit, aus dem analogen 20sten Jahrhundert. Pentax selbst scheint Qualitätsunterschiede zu sehen. Warum sollten sie sonst bei neuen Objektiven betonen, dass sie für Digitalkameras gerechnet sind und eine HD-Vergütung haben?
Die letzten Objektive, auch das hoch gelobte 1.4/50 wurden in Zusammenarbeit mit Tokina entwickelt. Wird Tokina noch neue Objektive für Spiegel-Kameras anbieten, wenn alle Kamerahersteller, bis auf Pentax, spiegellos unterwegs sind? Sigma, der größte der unabhängigen Objektivhersteller, hat erklärt, nur noch spiegellos zu entwickeln, für Sony, L-Mount und demnächst wohl auch für Canon und Fujifilm. Tamron ist auch schon im Wechsel begriffen.
„Meiner persönlichen Meinung nach sollten sie sich der L-Mount-Allianz anschließen.
Wäre das eine Lösung? Was wäre zu bedenken?
- Ein Pentax-Manager hat letztes Jahr erklärt, dass man beim Spiegel bleiben wollte. Er stellte sogar die These auf, die die Wechsler zu spiegellosen Kameras dies nach zwei Jahren als Fehler erkennen und zur DSLR zurückkehren werden. Stimmt das, wird Pentax 2021 ein großes Jahr haben.
- Wer von den Kunden würde den Weg mitgehen?
- L-Mount ist kein offener Standard, sondern eine Allianz von Herstellern. Olympus wurde eingeladen, hat aber abgelehnt. Was könnte Pentax zum L-Mount beitragen, dass es für die anderen Hersteller attraktiv machte, Pentax einzuladen?
Meine (provokante) Überlegung: wäre es ein Verlust, wenn die bisherigen Pentax-Besitzer nicht mit zu L-Mount gingen? Ich sage bewusst Besitzer und nicht Kunden, denn sie kaufen nichts. Einerseits können sich nichts kaufen, weil es bei Pentax kaum etwas Neues zu kaufen gibt, andererseits zeigen sie wenig Interesse, Neues zu kaufen, da sie mit dem alten Equipment zufrieden sind.