Es ist immer eine Frage des Bedarfs.
Ich zweifele nicht daran, dass die Abbildungsleistung des 50mm f/1.4 Art zu den besten seiner Klasse gehört. Ich habe selber das 18-35mm f/1.8 Art und bin damit in weiten Teilen auch zufrieden (es ist ja auch konkurrenzlos). Ich bin aber doch sehr dafür bedarfsorientiert einzukaufen.
Auf der Haben-Seite steht zweifellos eine Highend-Abbildungsleistung. Die Frage ist, wiegt dieser Vorteil die Nachteile des Objektivs auf?
• Es ist groß und schwer: Ist man willens und in der Lage es nach Kauf auch in dem Maße zu benutzen, dass sich die Anschaffung rentiert oder bleibt es auf Reisen zugunsten von anderen Objektiven dann doch zu Hause?
• Es mag zwar preiswert sein, aber es kostet viel Geld: Hilft die gesteigerte Abbildungsleistung mir wirklich als Fotograf in dem Maße voran zu kommen? Oder kann ich mich mit ein bis zwei anderen Objektiven für das gleiche Geld besser entfalten? Traue ich mich überhaupt eine so teure Optik so unbeschwert zu benutzen, wie die günstigeren Alternativen?
• Habe ich überhaupt Bedarf für so eine hohe Auflösung (Druck, ...)? Man sollte auch daran denken, dass gnadenlose Schärfe besonders hohe Anforderungen an z.B. das Make-up eines Modells stellt. Bin ich konsequent genug um in Folge dessen auch mehr Sorgfalt bei den Details an den Tag zu legen? Ein auf Schärfe getrimmtes Objektiv kann auch Defizite in der Bildästhetik haben. Das Bokeh z.B. ist bei den Art-Objektiven nicht unumstritten. Andere mögen gerade die Flares, die bei diesem Objektiv aufwendig minimiert wurden!
• Kann ich mit der mangelhaften Ausstattung leben? Das klingt ein bisschen hart, war und ist für mich aber der Grund, warum ich mir vorerst kein weiteres Art-Objektiv zulegen werde: Tamron beispielsweise hat gerade fürs gleiche Geld ein SP 45mm f/1.8 heraus gebracht, was bei der Abbildungsleistung auf einem Level mit dem Sigma liegen soll (
http://blog.krolop-gerst.com … 35mm-45mm-f1-8-di-vc-usd-sp/), aber über einen Bildstabilisator verfügt (der mehr kompensieren kann als die halbe Blende weniger Licht) und vor allem über einen aufwendigen Wetterschutz verfügt.
Ich bin nach wie vor bei meinem Nikkor 50mm f/1.8 G (das grandiose Bilder macht!). Ich finde es beeindruckend, was Sigma geleistet hat und mich als Techniker erfreut eine so wahnsinnig gute Abbildungsleistung für die ich gerne jeden der oben aufgeführten Kompromisse eingehe - bis auf einen: Ich persönlich fotografiere zu viel "echtes" Outdoor, als dass ich auf einen Wetterschutz verzichten könnte. Den hat selbst mein 170€ "Billig"-Nikkor und ich habe ihn schon zu oft bemühen müssen, als dass ich jetzt guten Gewissens über 750€ in eine Schön-Wetter-Linse versenken könnte. Ich bin der Meinung, jeder, der über den Kauf einer Art-Optik nachdenkt, sollte sich dessen ganz bewusst sein!