Streit ist generell nichts Schlechtes, finde ich. Schlecht ist er oft nur, wenn es bloß darum geht, wer „recht“ hat oder „schuld“ ist. Probleme nur unter den Teppich zu kehren, geht daher auf Dauer nicht gut. Kein Streit ist jedoch auch keine Lösung. Zumindest finde ich es so.
Auf meinem bisherigen Lebensweg habe ich viele Menschen kennenlernen können, die den „Grundsatz“:
„Wir können über alles reden“,
gebetsmühlenartig von sich gaben.
Bis ich so nach und nach die Erkenntnis erlangte, dass viele das nie wirklich gelernt haben. Auch die These, dass gerade Männer oft nicht streiten können, halte ich für antiquiert, denn das können Frauen auch mehr als gut nicht.
Wenn es gut läuft, heißt es bei einem Streit nicht: "Ich" will eine Lösung, sondern: „Wir wollen eine gemeinsame Lösung“.
Dann findet sich am Ende meist eben eine Lösung für das Problem, mit der beide gut leben können, so meine eigene Erfahrung.
So gesehen sind zwei Menschen mit einem Seil verbunden, und beide achten darauf, dass eben dieses Seil nicht reißt. So wäre es ja für alle wunderbar und meine eigene Definition von einer konstruktiven Diskussion. Doch die Realität ist ja bekanntlich eine andere. Denn wenn einer das Seil zu sehr ausreizt, spürt der andere, wie sich das Seil in seiner Hand spannt und reflexartig daran zieht. Dasselbe spürt und tut der andere. Schon entwickelt sich ein handfestes Tauziehen. Und keiner hat das Gefühl, er habe angefangen, sondern der andere. Kindergarten? Aus meiner Sicht ja. Daher führe ich Streitigkeiten sicher nicht im Kontext eines Machtgefälles aus, sondern immer auf Augenhöhe.
Wenn ich Streitigkeiten nicht auf Augenhöhe ausdiskutieren vermag, wie soll dies dann bitte mit Machtgefälle funktionieren? Daher lässt sich aus meinen eigenen Erfahrungen, anhand eines Streites mehr als gut erkennen, wie es mit der Kommunikationsfähigkeit beider bestellt ist. Denn streiten bedeutet für mich, kommunizieren auf hohem Niveau.
Viele empfinden z.B. Kritik als persönlicher Angriff, satt Kritik so zu sehen, was sie sein kann. Dinge des täglichen Lebens auszuräumen, um das gemeinsame Leben so angenehm als möglich zu gestalten.
Daher besteht auch für mich eine wesentliche Eigenschaft von Dominanz und Führung darin, Auseinandersetzungen, die u.U. in Streit enden könnten, frühzeitig zu erkennen und wenn möglich zu vermeiden. Jedoch nicht, in dem ich die Thematik tot schweige, sondern mit sachlichen Argumenten.
Und ja, wer dominieren und führen will, sollte sich in erster Linie auch selbst beherrschen können. Das Gleiche gilt auch auf der anderen Seite, im Idealfall.
Wie immer nur meine Meiung..