Jung und schön
Wir sind jung, er ist es nicht. Erfüllt vom Honeymoon, getragen von frischer Nähe. Unersättlichkeit des Anfangs, ihr Geruch, sanfter Körper an meinem. Verliebtsein, sich lieben. Zauber des Beginns. Jeder Gedanke an sie ein wohliges Gefühl. Claires Wärme, ihr fulminantes Wesen. Alles an ihr ist attraktiv. Dann sitze ich nackt, an einen Stuhl gefesselt in seinem Wohnzimmer. Der Abend ist lang, unser Gespräch amüsant, ihre Verbindung sofort in der Luft. Er ist mehr als ihr Chef, das merke ich jetzt. Neben Wein, Filet und Variationen von Käse die ruhige Verführung. Ihr Flirt: reuelos. Vor dem Espresso ein Kuss, als gäbe es mich nicht. Ich löse mich auf in schamhaften Schwindel. »Ich will, dass du zusiehst!«, ist alles, was sie sagt, bevor er mich führt und meine Kleidung auf dem Sofa endet. Er spricht auf mich ein, jedes Wort wie ein Stich, sie lächelt bei jeder Reaktion, die ich zeige.
Ihre Gier trifft mich hart, ihr Glück auf seinem Schoß, sie schwitzen zugewandt wie Verliebte. Auf meinen Sachen. Ich suche ihren Blick, doch sie ist nur bei ihm. Claires lustvolle Wellen laut, ohne Pause. Wie eine Sturmflut im Herbst. Er ist elegant und beherrscht, potent ohne Zweifel an eigener Aktion. Ich vergleiche mich in Fesseln. Mit Tränen und Erektion. Es dauert lange, bis er kommt, dazu hat er sie auf Knien. Direkt vor meinem Stuhl. Ich sehe im Profil, wie sie empfängt. Und erlebe unsere Nähe ganz anders.
© Gilbert Bach. 2023