Der Begriff Toleranz erfreut sich ja gerade im joyclub einer regelrecht inflationären Verwendung. Wie ich allerdings schon oft feststellen konnte, steckt nicht allzu viel dahinter. Ist wohl der momentane Zeitgeist, sich aufgeschlossen und offen zu geben, aber wenn's dann mal ans Eingemachte geht, wirds ganz schnell reaktionär und rückwärtsgewandt. Habe ich zumindest schon öfters feststellen müssen. Owohl die Moderatoren hier schon auf Zack sind, wenn es um rasisstische, diskriminierende oder sogar faschistische Beiträge geht, habe ich z.B. bei so merkwürdigen Treads wie " Sex mit einem/r
Afrikaner/in " immer ein sehr komisches Gefühl. Somit komme ich zu einem wichtigen Aspekt meiner Vorrednerin :
Ansonsten hat Goethe es auf den Punkt gebracht:
"Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein; sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen."
Das ist genau der springende Punkt. Toleranz kann meines Erachtens nur ein erster, kleiner Schritt zur Akzeptanz sein. Das wiederum geht meiner Meinung nach nur mit umfassender Infragestellung unserer Gesellschaft und unserer politischen Systeme. Irgendwann wird mensch nämlich feststellen, das es Grenzen gibt für wirkliche Akzeptanz bzw. Gleichberechtigung in dieser Gesellschaft. Jenseits aller Sonntagsreden und zweifellos auch errungenen Fortschritte z.B. im Bezug auf die Rechte homosexueller Menschen, stelle ich schon eine komplett gegensätzliche Entwicklung fest. Also Bürgerrechte werden immer mehr Beschränkt, online - Durchsuchungen, Lauschangriffe, elektronische Gesundheitskarte, Einschränkungen bei der Versammlungsfreiheit ... oder auch Bundeswehr an Schulen ( mit regulären Unterrichtseinheiten ! ), Zusammenführung von Polizei, Militär und Geheimdienst ( welche nach dem deutschen Faschismus bewußt und aus bekannten Gründen getrennt wurden ), Neonaziaufmärsche usw.
Deshalb finde ich es toll, das homosexuelle Mensche es geschafft haben, sich Rechte zu erkämpfen. Oder z.B. Heiraten können dürfen wollen. Aber, jetzt kommt das Aber :-). Wer glaubt durch diese Erfolge für Minderheiten ist die Sache in trockenen Tüchern, der irrt meiner Meinung nach. Wenn heute beim Fußball nicht mehr " Kanacke, Bimbo " oder irgend so ein Dreck geschrieen wird ist das gut. Wenn diese Beschimpfungen jedoch durch andere a' la " Schwuler, Schwuler " ersetzt werden ( und da gröhlt dann wirklich das ganze Stadion ) , zeigt das doch den Grad des erreichten Bewußtseinswandels in der Mehrheitsbevölkerung :-(. Noch zu erwähnen wäre für mich, das ich nicht jede " Minderheit " vollkommen akzeptiere. Also irgendwelche wie auch immer gearteten religiösen Gruppen z.B. toleriere ich zwar, aber auf lange Sicht gesehen denke ich sollten sich die Menschen von sowas befreien.
Die die dann immer noch religiös sein wollen, toleriere ich zwar, allerdings würde ich schon die ( politische ) Auseinandersetzung suchen. Nazis, Rassisten, Antisemiten oder so etwas werden keinen Millimeter toleriert, den Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen.
Als letztes noch ein Wort dazu, das Minderheiten selber manchmal die " Toleranz " missen lassen ( würden ) . Erstmal denke ich , ist doch sonnenklar nur weil jemand Angehöriger einer Minderheit ist, ist er noch lange kein besserer Mensch oder sowas. Nur finde ich den ganzen Gedankengang ein bischen komisch. Also ich kenne z.B. jemanden der ist ein echt fieser Kerl und sagen wir mal homosexuell.
Dann ist aber doch ersteres Bedauerlich und zweiteres ein Zufall und v.a. keiner Erwähnung wert. Was ich damit sagen möchte, mir würde nie im Traum einfallen wenn ich eben einen intoleranten und unangenehmen Zeitgenossen kenne, dabei an seine Herkunft, religiöse oder sexuelle Orientierung zu denken. Das würde ja bedeuten, das ich z.B. meinen türkischen Arbeitskollegen nicht als Hassan sehe, sondern als Türke Hassan. Oder wie Leute in Diskussionen immer zu mir sagen : " ich bin doch nicht Antisemitisch, ich kenne doch selber einen Juden " ! Na dann ist ja alles in Ordnung, mehr bleibt da nicht zu sagen.
einen schönen und toleranten Tag wünsche ich allseits.
gruß,