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Ferdinand von Schirach

Ferdinand von Schirach
Habe heute in der ARD "Feinde" von Ferdinand von Schirach gesehen und war begeistert.
Dieser Perspektivwechsel von Kommisar und Anwalt hat mir sehr gut gefallen....

Daher suche ich jetzt alle Bücher von ihm. Vielleicht ist hier jemand, der sie gelesen hat und verkaufen oder abgeben möchte.

Danke.

S_Eden
Ich habe den Film aus beiden Perspektiven auch gesehen.

Sehr schön herausgearbeitet war, dass es einen Unterschied geben muss zwischen dem persönlichen Empfinden von richtig und falsch und dem staatlichen Handeln. Das wurde auch wertungsfrei dargestellt. Explizit fordert der Film dazu auf, sich über seine emotionale Regung "Folter muß erlaubt sein in solchen Fällen" Gedanken zu machen, ohne sie zu verurteilen.

Bjarne Mädel hat es überraschend gut gemacht, ist für mich aber leider durch seine Paraderolle geprägt. Klaus Maria Brandauer ist allerdings so ein überragender Schauspieler ! Er hat mich völlig fasziniert mit seiner Darstellung und er hat alle anderen locker an die Wand gespielt. Farblos blieben: der Täter, die Eltern, die Richterin, die Kollegin.

Unerwartet war die Aussage, dass Nadler ein Held sei, hätte er durch sein Handeln das Mädchen gerettet (unklar bleibt, warum er keiner ist, weil das Mädchen bereits tot war – das erinnert mich sehr an Schrödingers Katze). Dennoch habe er falsch gehandelt, da er das Gesetz vertritt und nicht das emotionale Empfinden des Einzelnen.

Unemotional und kühl fand ich das Verhalten der Eltern. Für eine familiäre Krisensituation war das etwas zu beiläufig, oder ? Aber es ging ja auch nicht um die Familie, sondern um den Konflikt zwischen Rechtsempfinden und Gesetz.

Vielleicht ist das im Buch besser herausgearbeitet. Ich überlege mir auch, es zu lesen.
*****eiv Frau
12.380 Beiträge
Ich habe das Essay zu dem Thema gelesen.
Von Schirach wunderbar herausgearbeitet.
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das ist nicht teilbar und gilt ebenso für jemanden, der kriminell ist.
Ich kann jedes Buch von Schirach nur empfehlen (das neueste habe ich noch nicht) und nein, Schirach verkauft man/ich nicht, diese Bücher sind eine gute Anschaffung.

Z.
******y12 Mann
78 Beiträge
Hallo C-S-Eden,

meine Schirach Bücher geb ich auch nicht her.

Wenn dir der Aufbau von "Feinde" gefallen hat, dann empfehle ich dir seine Bücher "Terror" und "Gott". Auch hier geht es um das Abwägen von Argumenten.

"Feinde" wurde , soweit ich weiß, so nicht als Roman oder Kurzgeschichte veröffentlicht. Basis bilden Essays aus "Die Würde ist antastbar".
*******ainz Mann
137 Beiträge
Natürlich kann in einem Rechtsstaat kein Geständnis durch Folter heraus gepresst werden. Der Frankfurter Entführungsfall von Jakob von Metzler war jedoch anders gelagert. Der Verdächtige hatte ja gestanden, die Entführung vorgenommen zu haben, er wollte den Polizisten nur nicht den Aufenthaltsort des Kindes verraten, und da niemand wusste, ob das Kind noch lebte, wie es festgehalten wurde, ging es bei der Androhung von Folter darum, das Kind zu retten, es standen sich also gegenüber das Leben des Kindes gegen die Unversehrtheit des geständigen Täters. In diesem Fall erachte ich persönlich die Folter als angebracht, weil das Leben das höchste zu schützende Gut eines Rechtsstaates ist. Dass die angeklagten Polizisten verurteilt wurde, halte ich für ein krasses Fehlurteil.
Zitat von ******y12:

"Feinde" wurde , soweit ich weiß, so nicht als Roman oder Kurzgeschichte veröffentlicht. Basis bilden Essays aus "Die Würde ist antastbar".

Danke ! Ich hatte mich noch nicht sehr damit beschäftigt.

Die Medien sind ja durchaus sehr zwiegespalten.
*****eiv Frau
12.380 Beiträge
@ gismo

Das nennt man Wertehierarchie. Das Leben des Kindes kontra Rechtsstaat.
Ich persönlich bzw. wenn ich persönlich betroffen wäre, denke so wie Du.
Schirach denkt das zu Ende.
Wo soll das enden, wenn Rechtsstaatlichkeit verletzt wird?
Der Duldung von Folter?
Konsequent zu Ende gedacht (Gewalt als juristisches Mittel zu "legitimieren"), enden wir da in totalitären Systemen.
Im Nationalsozialismus waren diese Methoden gang und gäbe.

Zeruleiv
*********vibus Mann
944 Beiträge
Zitat von *****den:
Ferdinand von Schirach
...Vielleicht ist hier jemand, der sie gelesen hat und verkaufen oder abgeben möchte.

Ich habe den Film nicht gesehen, aber kenne fast alle seine Bücher. Fragen ethischen Handelns und das Spannungsfeld von Moral und Recht sind sein Thema. Inzwischen wiederholt sich das Eine oder Andere. Aber seine Bücher finde ich trotzdem ausgezeichnet. Sein lakonisch distanzierter Erzählstil ist wunderbar zu lesen. Abzugeben habe ich daher nichts.

Zitat von *******ainz:
...In diesem Fall erachte ich persönlich die Folter als angebracht, weil das Leben das höchste zu schützende Gut eines Rechtsstaates ist. Dass die angeklagten Polizisten verurteilt wurde, halte ich für ein krasses Fehlurteil.
Die Einwände gegen das Foltern, die zeruleiv formuliert hat, teile ich. Ein Staat, der foltert, ist kein Rechtsstaat. Auch ein Schwerverbrecher hat eine Menschenwürde. Sie ist durch unser Grundgesetz (absolut) geschützt.
Polizisten werden auf die Verfassung vereidigt. Missachten sie sie, müssen sie zur Rechenschaft gezogen werden, auch wenn sie hehre Ziele verfolgen, indem sie Leben retten wollen.
Danke ihr Liebe, ich werde mir auch die Bücher kaufen, habe mich damit schon auseinander gesetzt. Fand auch das "Interview" bzw Statement, was von Schirach gestern abgab absolut gut und denke da genau wie er... ein Rechtsstaat in dem Folter zugelassen wird, um ein Leben zu retten, ist kein Rechtsstaat. Gerade wenn, wie in dem Fall Feinde, NICHT klar ist, ob es sich tatsächlich um den Täter handelt. Wenn alle Polizisten nur nach ihrer Intuition handeln, wo kommen wir da hin? Foltern wir Frauen, Kinder und Männer, weil wir intuitiv was glauben? .... Absolut korrekt von Schirach gedacht, was ja Klaus Maria Brandauer auch wunderbar in der Rolle als Anwalt wiedergegeben hat.
Ich war wirklich entzückt. Mein erster Film von Schirach und ich werde mir definitiv so nach und nach alle Bücher besorgen...
Fühlt euch umarmt und jeknutscht.
*******ainz Mann
137 Beiträge
noch eine letzte Anmerkung, dann bin ich endlich ruhig: in dem vorgegebenen Fall im Fernsehen ist es richtig, man kann kein Geständnis durch eine Folter heraus zwingen, denn der Polizist hat nur eine Vermutung gehabt, keinerlei Beweise, und wenn man hier alle Türen öffnen würde, dann wären wir schnell wieder in einem Polizeistaat. Nur, um es nochmal zu sagen, im Frankfurter Fall hatte der Verdächtige gestanden, er wollte nur nicht den Aufenthaltsort des Kindes angeben, und in diesem Fall ist der Schutz des Lebens des Kindes höher anzusiedeln als die Menschenwürde des Täters, denn die Menschenwürde des Kindes wird im höchsten Maße verletzt, es geht um sein Leben. Im übrigen erlaubt auch der Rechtsstaat, die Würde des Täters einzuschränken, nämlich bei finalen Rettungsschuss, zum Beispiel bei einer Geiselbefreiung, oder auch, wenn Polizisten und auch Zivilisten ihre körperliche Unversehrtheit nur durch den Einsatz von Gewalt bewahren können. Von Schirach ist in seiner Verfilmung genau diesem Problem aus dem Weg gegangen, er wusste genau, dass in dem Frankfurter Fall die Beurteilung des Falls ein ganz anderer gewesen wäre, wenngleich auch hier die handelnden Polizisten bestraft wurden.

Und noch eine kurze Anmerkung zum Thema Rechtsstaat: Recht haben und Recht bekommen sind zweierlei. Ich habe mir den Film nur wegen Rainer Maria Brandauer angesehen, weil ich ihn als Schauspieler liebe, und er hat sehr gut die, ich nenne sie mal so, Bossi-Rolle gespielt. Ich habe Bossi einmal in Aktion erlebt, in einem Strafprozess, wenn er den Gerichtssaal betreten hat, dann sind Richter, Staatsanwalt und sonstige Beteiligten schon mal einige Zentimeter kleiner geworden, und er kam nie allein, nein, immer war eine Ansammlung von Anwälten bei ihm, die ihm zuarbeiteten, und nicht selten hat er aussichtslose Fälle zugunsten der Angeklagten gedreht. Nur, wer konnte sich einen Bossi leisten? Genau das ist auch ein Problem im Rechtsstaat, bekommt man einen Pflichtverteitiger, der gerade frisch von der Uni kommt, dann sind die Chancen, straffrei aus einem Prozess heraus zu kommen, um einiges niedriger als bei einem Herrn Bossi (der ja jetzt nicht mehr lebt). Und wenn dann noch die Medien mitarbeiten, Stimmung machen, positiv wie negativ, dann kann man auch nicht mehr von einer unabhängigen Rechtssprechung reden. Und letztendlich, zum Thema Gewaltenteilung, greift auch mal die Politik ein, wenn es gefährlich wird, da wird dann ein Staatsanwalt mitten im Strafprozess versetzt, weg befördert, wenn er der Wahrheit zu nahe kommt ... kleiner Auszug aus einem Justizskandal, wäre auch mal etwas für von Schirach, es geht um einen Weinpanschskandal in den 90er Jahren:



Der Bericht über das vertrauliche Gespräch alarmierte den Staatsanwalt Gottfried Hickel, 37, der bis Ende Februar in der Pansch-Affäre ermittelte. Er sah erhebliche "Zweifel an der Unvoreingenommenheit dieser Landesregierung hinsichtlich des Pieroth-Verfahrens aufkommen".

Hickel und vier weitere Staatsanwälte glaubten sich in ihren Vermutungen bestätigt, als sie im Februar plötzlich von dem Fall entbunden wurden. Der Grund: Nachdem die Ermittler Hinweise auf eine enge Verbindung zwischen dem Staatssekretär und Chef der Mainzer Staatskanzlei, Hanns Schreiner, und dem früheren Pieroth-Geschäftsführer Adolf Huber gefunden hatten, planten sie eine spektakuläre Aktion. Die Fahnder wollten die Wohnung und das Büro von Schreiner durchsuchen, wurden aber vom Chef der Bad Kreuznacher Staatsanwaltschaft, Hermann Hillebrand, und dem Koblenzer Generalstaatsanwalt Hans-Joachim Ulrich gestoppt - mit ausdrücklicher Billigung des freidemokratischen Justizministers Peter Caesar, 50.

So geht Rechtsstaat auch ...

so, und jetzt: ich habe fertig *g*
*****eiv Frau
12.380 Beiträge
"Die Würde des Menschen ist unantstbar", unser höchstes Rechtsgut, human, eine Voraussetzung der Demokratie.
Der Vergleich, den Du anführst, hinkt.
Wo mit der Menschenwürde anfangen? Sie ist nicht abzuwiegeln, sie ist universal.
Ja, auch bei inhaftierten Straftätern, und wie gesagt, es zu Ende denken, sonst wird's populistisch.
Obwohl ich, wie im Fall Bachmann, auch zu einer Pistole gegriffen hätte.
Aber das wäre dann meine persönliche Konfliktlösungsstrategie.
Aber wem würde diese nutzen?
Letztendlich gibt es keine Rache, und auch keine Gerechtigkeit, nur den Versuch, Rechsstaatlichkeit aufrechtzuerhalten, wie Otto Schily es in den RAF-Prozessen getan hat.

Die Würde des Menschen ist antastbar.
Das Züchtgungsrecht wurde erst vor nicht allzulanger Zeit abgeschafft, haben Kinder keine Würde?
Vergewaltigung in der Ehe, lange kein Straftatbestand. Das Verbot für Frauen, ein eigenes Konto zu führen.
Diese Demokratie hat viel Nachholbedarf.
*****eiv Frau
12.380 Beiträge
@ gismo
Pansch.
Filz.
Vor Gericht kotzen zu oft die Pferde.
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