Nach zweimaligem (Nicht-Bi-)Dreier mit einem Paar hat der Mann mich gefragt, ob ich Bi nicht einmal mit ihm versuchen will. Für mich wäre das damals komplettes Neuland gewesen, wenngleich sich meine frühere pauschale Homo-Ablehnung (und zwar in Bezug auf Neigung und Sexualpraktik) in der Zwischenzeit auf irgendwo zwischen neutral und offen geändert hatte.
Nach etwas Zögern, stimmte ich ein paar Tage später zu, es mit ihm einmal zu versuchen; mit dem Hinweis, dass ich nicht weiß, was sich daraus entwickeln wird. Aber es war auf meinem Weg, meine Sexualität auf deutlich breitere Bahnen zu lenken, der erst ca. 12 Monate vorher begonnen wurde, nur stimmig, diese Offerte anzunehmen.
Wir trafen uns bei ihm und landeten schnell nackig auf dem Sofa vor einem Schwulenporno. Er fing an, mich zu wichsen und zu blasen, und forderte das dann von mir ein. Tatsächlich gefiel mir das recht gut und vielleicht stellte ich mich auch gut dabei an. Jedenfalls spritzte er mir recht schnell unvermittelt in den Mund. Sekundenbruchteile später fand ich das total eklig und mir wurde fast übel davon. Mein Drang war: "Nur noch weg aus dieser Situation!"
Das merkte er natürlich und zeigte sich verständnisvoll. Tatsächlich verabschiedete ich mich relativ schnell. Allerdings fasste sich meine Meinung zum Erlebten bereits auf dem Weg zum Auto dahingehend, dass ich das im Grunde schon geil fand und der Sache unbedingt eine zweite Chance geben wollte. Nach einer Nacht Bedenkzeit teilte ich ihm das auch mit.
Kurze Zeit später gab es also ein erneutes Treffen. Was ich nicht wusste: Er hatte noch einen Mann eingeladen. Auch dieses Mal gab es zum Anteasern wieder einen Porno und recht schnell hatte ich den Schwanz von dem anderen vor dem Mund zum Blasen während gleichzeitig mein Bekannter anfing, mich zu blasen. Es kam, wie es kommen musste: Der mir zuvor unbekannte Mann spritzte mir in den Mund. Doch diesmal war es völlig anders. Ich wusste ja, was auf mich zukommt, kannte nun das Gefühl und den Geschmack von warmem Sperma. Und... Ich fand es ganz und gar nicht mehr eklig, ich fand es schön und meine Geilheit aus dem Treiben blieb ungetrübt hoch.
Diese Initialzündung hat mein Bi-Weg gestartet und die Neugier hat ihn gefestigt. Langsam habe ich mich in diesem "Segment" weiterentwickelt und so mittlerweile auch Analsex, Küssen und Zärtlichkeiten zwischen Männern fast ebenso wie mit Frauen schätzen gelernt.
Selbstredend hat sich auch meine Haltung zu LGBTI-Personen von leicht positiv zu absolut positiv weiterentwickelt. Schließlich muss ich mich eigentlich bezüglich des "B" ja mittlerweile auch dazu zählen. Ich bedauere bestenfalls, dass ich so lange gebraucht habe, zu erkennen, dass die Vielfalt der Neigungen nicht nur aufgrund von passiver Toleranz und Offenheit neutral zu bewerten ist. Vielmehr steht einem mit der gelebten Offenheit ein viel größerer Kontaktbereich mit deutlich erweitertem sexuellen Horizont zur Verfügung. Aus meiner heutigen Sicht ist Heterosexualität für viele eine Selbstbeschränkung, die durch die Prägung und den Normen des Elternhauses, des Umfelds und der Gesellschaft erst einmal als "normal" angesehen wird. Wer jedoch die Grenzen einmal gesprengt hat und daran Gefallen gefunden hat, für den gibt es ein "neues normal". Wichtig ist nur, dass das "normal" eines jeden völlig okay ist und niemand das Recht hat, dies zu kritisieren, nur weil sein "normal" von dem des anderen abweicht.
Deshalb versuche ich auch niemanden zu bekehren. Kein Mann, der für sich Bi-Aktivitäten ablehnt, wird von mir "unangemessen" berührt, wenn wir zufällig oder geplant bei einem Dreier oder mehr zusammenkämen. In Gesprächen kann es schon mal passieren, dass ich versuche, die Neugier zu wecken. Aber ich bedränge bzw. missioniere nicht. Sex ist zu angenehm, um unnötig Unwohlsein beim anderen zu verursachen.
Deshalb finde ich es schade, weil unnötig, wenn ich wegen meines Bekenntnis zu Bi aus Angst vor Übergriffigkeit einem Heteromann gegenüber abgelehnt werde. Es ist ja nicht so, als wäre Heterosex was unbefriedigendes. Wer bi ist, weiß nur halt auch, dass es mehr gibt, was für ihn ebenso befriedigend sein kann. Und Sex mit einem Mann ist für mich kein Fetisch, ohne den ich nicht happy bin.