Auf "Arschficker" oder "schwule Sau" pflege ich stets mit "Angenehm, Meier! zu antworten.
Nein, mal im Ernst: Mit einem Schild, auf dem groß 'Bi' draufsteht laufe ich auch nicht durch die Gegend.
Meine Story ist die, daß ich bereits mit Männern
und Frauen zusammen war. Und nie Beziehungen heimlich gepflegt habe.
Ich gehe nun einfach davon aus, daß meine Umwelt, so sie 1 und 1 zusammenziehen kann, sowieso drauf kommt.
Wobei es auch im entfernteren Bekannten- und Kollegenkreis Leute gibt, die meinen, daß ich 'normal geworden bin' (O-Ton) nur weil ich seit (sehr) langer Zeit mit einer Frau zusammen bin.
Aber ich habe mir abgewöhnt, auf solche Statements zu antworten.
Ich glaube, daß es wohl kein Parade-Coming out gibt. So wie die Menschen verschieden sind wird sich hier jeder wohl eine auf ihn zugeschnittene Lösung erarbeiten.
Was ich erschreckend finde ist, wenn Leute gerne offen mit dem Thema umgehen möchten, sich aber aufgrund einer 'bi-phoben' Umwelt nicht trauen. Immerhin haben dies 20% angekreuzt.
Auch glaube ich, daß ein auf Dauer angelegtes Verstecken der eigenen sexuellen Orientierung krank machen kann/macht, wie ja hier auch schon geschildert. Angst essen Seelen auf.
Ich finde es immer imposant, wie viele Hilfsangebote zum Coming out in der schwul/lesbischen Szene gibt. Aber für Bi's?
Ich denke mal, daß so etwas dringend nötig ist.
Alles in allem Frage ich mich auch, wo den die Bi's sind? Wir müssten doch viele sein? Eine Tatsache, die auch das Selbstbewusstsein stärken kann. Aber wenn dann sieht man nur vereinzelt Bi's
Kann es vielleicht doch sein, daß wir uns zu sehr in homo- oder heterosexuellen Nischen verstecken und die Tendenz haben unsere Neigungen im stillen Kämmerlein ausleben.
Wo ist
unsere Identität?
Unser Selbstbewußtsein?