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Transgenerationale Weitergabe von Gewalterfahrungen

********n_he Mann
4.028 Beiträge
Themenersteller 
Transgenerationale Weitergabe von Gewalterfahrungen
Für mich stieß ich per Zufall (?) auf das Thema, Gewalterfahrungen wrden über Generationen weitergegeben und erfahren dabei Modifikationen.

Das Fragezeichen steht eigentlich für frühere Anfangsfragen meinerseits, welche in meinem Umfeld immer wieder mit Unverständnis begegnet wurde.

Nun habe ich einen Begriff gefunden.

Was ich suche ist Literatur, welche sich mit Fragen gesellschaftlicher Konsequenzen auseinandersetzt?
Mein Erleben ist, dass wir politisch Gewalt noch geradlinig verstehen. Wir haben gesellschaftspolitisch aus meiner zugespitzten Sicht noch nicht verstanden, dass wir heute nichtverarbeitete Erfahrungen unserer Großeltern ausleben.

Ich stieß auf das Thema durch Matthias Hirsch: Mütter und Söhne - blasse Väter.
Für mich hört das Buch leider an der Stelle auf, wo es richtig spannend werden könnte.
****cts Paar
1.388 Beiträge
Mütter und Söhne - blasse Väter...
...was nicht zwingend das Gewaltthema einschließt.
Mit dieser Thematik habe ich mich aus systemischer Sicht beschäftigt. Wie über Generationen, aus den Kriegs- und Nachkriegszeiten, nämlich Strukturen aufrecht erhalten wurden, die damals unausweichlich waren, heute jedoch, obwohl die Väter ´präsent` sind, in die Beziehungen und Familienstrukturen wirken.

Wenn ich mir die Situation in der Nachkriegszeit vorstelle - die Väter, schon während des Krieges abwesend, nach Kriegsende wenn heimgekehrt, dann schwerst traumatisiert und/oder invalid -

Die Frauen gewöhnten sich an die Rolle des ´Familienoberhauptes`, das sämtliche Lebensbereiche organisiert.

Die Söhne haben meist als Kind schon die Rolle des Partners übernommen und somit war keiner mehr an seinem ´Platz` in der Familienstruktur.

Sehe ich nun so manche Familienstruktur von heute, scheinen die Unterschiede nur sehr geringfügig zu sein.

Wir haben also transgenerational eine ´Notlösung`, an der festgehalten wird und die zu grundsätzlichen Beziehungsproblemen führt, obwohl sie den Umständen nicht mehr entspricht.

In der Steigerung führt dies dann zu den von Hirsch ausgearbeiteten Übergriffen der Mütter gegenüber den Söhnen, was allerdings seine Ursprünge auch in Zeiten hat, als es noch nicht ungewöhnlich war, dass Mütter auch mit ihren Söhnen eine sexuelle Beziehung hatten (Beispiele aus Überlieferungen) und ein Bezug zwischen Geschlechtsakt und Geburt eines Kindes nicht unbedingt offensichtlich war.
**CH Mann
705 Beiträge
Bei meiner Arbeit wäre es der Blick in die Ahnenreihe, soll heissen, wenn weit bei den Vorfahren etwas vorgefallen ist, so kann es ohneweiteres möglich sein, dass der Mensch heute dem noch ausgesetzt ist. Sei es über Fehden oder Tod oder Streitigkeiten - all die Dinge manifestieren sich im energetischen und können dann von Familienmitglied zu Familienmitglied weitergegeben werden und ferner, was noch subtiler ist, ist die Weitergabe über Güter/Häuser/Land.
*******OfMe Frau
2.576 Beiträge
Buchempfehlungen
Ich musste bei Deinem Beitrag an ein Buch denken, dass uns in der Ausbildung empfohlen wurde, dass ich selber jedoch (noch) nicht gelesen habe: "Wir Kinder der Kriegskinder" von Anne-Ev Ustorf. Vor kurzem bin ich außerdem auf das Buch "Kriegsenkel" von Sabine Bode aufmerksam geworden. Ich weiß nicht ob es Dir bei der Beschäftigung mit der Weitergabe von Gewalterfahrungen um Kriegserfahrungen geht oder eher um innerfamiliäre/ "persönliche" Gewalterfahrungen, aber für ersteres sind diese beiden Bücher wohl ein guter Anfang.
********n_he Mann
4.028 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank für eure Tipps und Denkansätze.

*******OfMe:
Ich weiß nicht ob es Dir bei der Beschäftigung mit der Weitergabe von Gewalterfahrungen

Mich bewegt momentan die individuelle Gewalterfahrung.

Etwas vereinfacht formuliert, der Eine erfährt Gewalt, welche sich später in irgendeiner Form gegen andere wenden kann. Opfer wird zum Täter oder bleibt weiterhin Opfer.

Sollte dieses Verhaltensstrategie nicht nur bezüglich der sexuellen Gewalt - Mutter - Sohn - zutreffen, könnte dies unter Umständen auch auf andere Formen der Gewalt zu treffen.

Was heißt dies dann letztlich für Die Erziehung von Menschen? Schlägt da gerade das Kind zu oder ist es eine weiter gegebene nichtreflektierte Erfahrung der vorhergehenden Generation?

Ich hoffe, dass mein Gedankengamg erkennbar ist?
**CH Mann
705 Beiträge
Was heißt dies dann letztlich für Die Erziehung von Menschen? Schlägt da gerade das Kind zu oder ist es eine weiter gegebene nichtreflektierte Erfahrung der vorhergehenden Generation?

Meine Sichtweise dazu. Jeder Mensch auf der Erde ist im lernen und lehren und da kann es sein, dass es ein Überbleibsel der vorherigen Generation ist oder auf Grund einer emotionalen Situation eine Handlung aus dem Jetzt. Und insofern ist meine Antwort. "Es ist das Kind was zuschlägt mit der jeweiligen Aufgabe welche es hat"
*******nHB Frau
504 Beiträge
Genetische Weitergabe von Hungersnöten
Als Biologin möchte ich folgenden Aspekt beisteuern, der uns nahelegt, uns nicht zu fragen, ob es das gibt, sondern wie es funktioniert:

1. Eine Forschungsarbeit hat unter Beweis gestellt, dass eine durchlebte Hungersnot in der Folgegeneration genetisch nachweisbar war und in der Folgegeneration zu Übergewicht führt. Es ist also möglich, eine Erfahrung in die Genetik einzuspeisen.

2. Es ist ein Grundsatz in der Evolution, dass ein Lebewesen weiß, wovor es sich hüten muss, wenn ihm sein Leben lieb ist. Gewalterfahrungen werden daher in jedem Fall an Folgegenerationen weitergegeben, die Frage ist nur wie es im Einzelfall funktioniert:
Emotionale, kulturelle Vererbung oder bereits im Gehirn verewigt.

Dies sind natürlich nur zwei Hinweise, jedoch finde ich sie bei der Betrachtung des Themas sehr wichtig.
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