Vertrauen schaffen
Hallo ihr zwei. Wichtig ist, die Fakten zu kennen, dann kann man sich einen Eindruck über das Risiko machen und für sich entscheiden, wie weit man gehen möchte.
Ich gehe mal davon aus, daß sich die Angst überwiegend auf HIV bezieht, andere sexuell übertragbare Krankheiten haben einfach nicht diese Minderung der Lebensqualität, wobei mittlerweile eine Infektion mit Hepatitis C im Einzelfall deutlich gefährlicher sein kann als mit HIV.
In Deutschland haben sich seit Beginn der Infektion ca 100.000 Menschen mit HIV infiziert. Davon sind 20.000 schon gestorben (natürlich nicht immer an AIDS), was bedeutet, daß noch 80.000 am leben sind. 60.000 sind Männer, 50.000 davon Männer, die Sex mit Männern haben(MSM). Von den jährlich etwa 3500 Neuinfektionen sind 3000 Männer, 2500 MSM. Dementsprechend sind Homo- und Bisexuelle Männer die Gruppe mit dem höchsten Risiko für eine bestehende und neue Infektion. (Alle Zahlen aus den epidemiologischen Bulletins des rki in Berlin).
Die Anzahl der HIV-Positiven und nicht diagnostizierten Menschen wird mit 14.000 geschätzt, etwa 50.000 stehen unter antiretroviraler Therapie.
Die Therapierten sind - flapsig ausgedrückt - "keine Gefahr". Eine gute und Leitliniengerechte HIV-Therapie, die über einen ausreichend langen Zeitraum konsequent durchgeführt wird, reduziert die Viruslast des Erkrankten soweit, daß zumindest in heterosexuellen Partnerschaften ein Schutz des nicht infizierten Partners entsteht, der dem Verwenden eines Kondoms gleichwertig ist. Bei Personen mit häufig wechselnden Partnern kommen allerdings zusätzliche Risiken durch andere sexuell übertragbare Erkrankungen (Syphillis, etc) hinzu, die durch eine Störung der genitalen Schleimhautbarriere das Risiko der Infektion nach Kontakt mit erregerhaltigem Sekret erheblich erhöhen.
Für eueren konkreten Fall kann man also ableiten: Es bleiben zwei Restrisiko-Konstellationen. Die unerkannte Infektion (mit daraus resultierender hoher Viruslast und hohem Übertragungsrisiko) und die Infektion im "stillen Intervall", also die, die Infiziert sind und noch keine Antikörper haben. Etwa 12 Wochen nach Infektion sind 95% "positiv".
Das Risiko unerkannte Infektion läßt sich durch einen HIV-Test ausschließen. Und wenn euer potentieller Partner schon lange in der Szene unterwegs ist spricht ein negativer Test vielleicht auch für ein prinzipiell risikobewußtes Verhalten. Bleibt also die immer unwägbare Situation während des Diagnostischen Fensters von 12 Wochen.
Es gibt mittlerweile im Handel erhältliche Tests, die eine ausreichende diagnostische Sicherheit bieten, auch für zuhause. Geht mit zwei Tropfen Blut aus dem Finger, ähnlich wie Blutzucker testen. Mit 120 Euro für das 20er-Packerl auch nicht wirklich teuer. Keine Ahnung wie lange der haltbar ist, und er muss im Kühlschrank aufbewahrt werden (auch schwierig, wenn die Schwiegermutter bei euch kocht
).
Und dann wirds, für eine wahrscheinlich ausreichende Sicherheit (Verkehrsunfall auf dem Weg zum Lover ist gleich wahrscheinlich oder wahrscheinlicher, Verkehrstote (also Strassenverkehr!) 2012: 3200, also ungefähr soviele wie Neuinfektionen.) eigentlich einfach.
Erstmal testen. Wenn er das nicht will: Pech für alle, weitersuchen.
Test vor jedem date. Wenn er anderweitig "Nicht Safer" unterwegs war in den letzten 12 Wochen, bei Euch nur Safer. Das schließt ungeschützten Analverkehr, Abspritzen im Mund, und ungeschützten vaginalen Verkehr mit eurer W, egal ob mit oder ohne Abspritzen, aus. Blasen ohne Spritzen gilt als relativ Safe, der Glückstropfen ist potentiell Infektiös, die Virusmenge aber sehr gering, eine Infektion sehr unwahrscheinlich. Beim vaginalen O-Sex ist eher er als sie gefährdet.
Wenn ihr Spermaspiele wollt, fahrt ihr damit so sicher wie nur möglich. Besser gehts nicht. Und darüber würde ich mich mit dem, der mir seinen Samen in meinen Mund ergiesst auch reden können wollen. Letztendlich ist die Frage, wie ihr euch beim Date wohler fühlt. Insgesamt ist das Infektionsrisiko für HIV mittlerweile eher gering (am geringsten wäre es wohl tatsächlich bei einem ordentlich therapiertem positiven, das ist schon auch paradox) und die Zahl der Neuinfektionen etwa so hoch wie die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland. Wenn du so f+ckst wie du einparkst kriegste den nie rein ist ja ein geflügeltes Wort, und so würd ichs auch sehn: Ihr seid in beiden Risikogruppen, Verkehrsteilnehmer und MSM. Und so wie der tödliche Verkehrsunfall halt häufig - aber eben nicht nur - die riskanten Fahrer trifft, bleibt auch für den vorsichtigen Männerficker ein gewisses Restrisiko, das er nicht ausschließen kann. Trotzdem halte ich mich (weitgehend) an Geschwindigkeitsbegrenzungen und schnalle mich an. Genausowenig wie ihr zu einem besoffenen Idioten, der auf der Landstrasse 200 fährt ins Auto steigen würden, solltet ihr nicht Sexeln mit jemandem, mit dem man sich nicht auf Airbag und Gurt verständigen kann.
Wir haltens persönlich so, daß blasen AO ok ist, spritzen nicht auf die Schleimhaut auch, AV immer mit Gummi(ist jetzt nicht sooo häufig, wird aber mehr
), und sollte sich nochmal eine vertrauenswürdige monogame MMF/MFMF Konstellation ergeben, dann Labortest auf HIV/Hep C und dann aber: Ab die Post!
Hoffe ich konnte helfen
Stefan