@Rios
Obwohl Du im Kern Deiner Aussage natürlich recht hast, finde ich es so, wie Du es schreibst unangenehm bis unerträglich. Je nachdem...
Denn ich weiß nicht genau wie Du das meinst. Und daher will ich mal lieber nichts unterstellen.
Ich sag Dir was ich damit meine und muss dazu etwas ausholen, wofür ich um Verständnis bitte:
Grundsätzlich
sollte jeder Mensch ein gesundes Verhältnis zu sich selbst und seiner Umwelt bzw. den ihn umgebenden Menschen haben.
In der Regel ist das auch der Fall.
Aber eben manchmal nicht.
Und in der BDSM Szene gibt es eine signifikante Häufigkeit von psychischen Labilitäten wie von Menschen, welche andere Menschen (die nicht, wie wir IN der Stene sind) als psychisch gestört bezeichnen würden.
Bevor jetzt jemand missversteht:
Ich teile diese Auffassung nur sehr bedingt, aber ich kann nicht verhehlen, dass es nicht wenige "Gestörte" unter uns gibt.
Menschen mit Näheproblemen, mit mühsam gebändigten Agressionen, mit extremstem Bedürfnis zu gefallen, Macht zu verspüren, Unwertigkeit seiner selbst gezeigt bzw. bestätigt zu bekommen, bestraft zu werden etc.
Ich bin mir
sehr bewusst darüber, dass es ein absolutes NO GO unter uns ist, darüber öffentlich zu reden!
(Während das fast alle oder sehr viele im kleinen Kreis durchaus offen aussprechen)
Man läuft ansonsten Gefahr als Nestbeschmutzer und Schlimmeres beschimpft zu werden...
Es gibt immer diese reflexhaften Verteidigungen, die sofort persönliche Angriffe werden, weil es eben ein sehr heikles Thema ist und wir BDSMer gesellschaftlich sowieso unter dem Generalverdacht stehen, "krank" und "pervers" zu sein.
Und es gibt -na klar- immer die berechtigte Frage danach, wer denn wohl mit welcher Berechtigung festlegt, was "pervers", "krank" oder "normal" ist! Ein weites Feld auf das ich jetzt nicht eingehen möchte...
Zurück also, zu Deinem Posting:
nun wenn man aufgrund einer SM/DS Beziehung in Behandlung muss, sollte vielleicht der Begriff eigenverantwortlichkeit näher beleuchtet werden.
Damit unterstellst Du (zumindest finde ich, dass es anders nicht verstanden werden kann), dass die dies betreffenden Frauen (die sind es nämlich in der übergroßen Mehrheit!), möglicherweise kein "vernünftiges", vielleicht könnte man auch sagen, kein "gesundes" Eigenverantwortungsgefühl haben.
Und weißt Du was? In dieser
Vermutung stimme ich Dir durchaus zu!
Vermutlich, wenn nicht sogar sehr wahrscheinlich, gibt es in diesem Bereich eine Störung.
Aber was Du leider nicht sagst, was Du völlig ausblendest, ist die Frage danach, welche Rolle (und insbesondere VERANTWORTUNG) denn der andere Teil des betreffenden Systemes, also der sog. dominante bzw. sadistische Teil (zumeist Mann) hat!?
GENAU DAS ist aber der "springende Punkt"!
Unterstellt, dass sich beide als gleichwertige und gleich starke Persönlichkeiten und Charaktere, also REAL auf Augenhöhe, begegnen, so beginnt zwar "im Spiel" ein davon extrem abweichendes Verhalten, aber WENN der submissive Part wirklich nicht psychisch labil ist, wird es hier nicht zu potentiell bedrohlichen und wirklich gefährdenden Situationen kommen.
WENN ABER EINE PSYCHISCHE LABILITÄT VORLIEGT, dann KANN es zu einem Abgleiten in potentiell bedrohliche und gefährliche Situationen psychischer Art kommen!
Dies kann durch Regressionen (also "Rückführungen") geschehen, in welchen ein Mensch sich in extremer Form in Situationen zurückversetzt sieht, welche für ihn traumatisch sind!
WIE und WELCHE Situationen das sein können kann dem dominanten respektive sadistischen Part unbekannt sein. Weswegen ICH PERSÖNLICH denke, dass erst durch langes, intensives Kennen wirklich gute, gesunde Sessions möglich und ratsam (!) sind.
Und nun stellen wir uns vor, dass ein durchgeknallter, nicht empathischer und verantwortungsloser "Dom" auf eine solche "Sub" trifft.
Bewusst oder unbewusst bringt er sie langsam, fast unmerklich immer mehr in extreme Abhängigkeiten.
Er ist zunächst "ein ganz lieber", wenn auch unnachgiebiger "Dom". Dann untersagt er Kontakte zu Menschen, die ihn stören könnten, verbietet es, ohne ihn auf Partys zu gehen, andere Männer sind eh tabu (während er für sich natürlich gern das Recht heraus nimmt, jederzeit mit so vielen Frauen, wie er möchte "rum zu machen"!), dann stellt er wieder spannende Aufgaben, spielt ausgiebig mit ihr, geht mit ihr auf Partys, um sie urplötzlich (aus ihrer Sicht) zu ignorieren, sich nicht mehr zu melden, oder wenn dann nur schriftlich und so weiter und so fort...!
Diese Frau möchte ihrem "großen Dom" natürlich gefallen! Sie macht gewissenhaft alles, was er verlangt! Sie "versteht", dass es "sein Anrecht" ist, sie einzugrenzen und selbst mit anderen Frauen "Spaß" zu haben. Häufige Begründung, gefällig? Bitte schön:
ER ist der DOM und sie habe zu machen, was er verlangt und wenn sie das nicht einsieht, dann ist sie wohl nicht wirklich devot genug...!
(ICH sehe das ganz anders, aber das steht auf einem anderen Blatt...)
Und so sucht sie die "Schuld" für seine temporäre Missachtung, für die Hartherzigkeit bei sich! Natürlich! (Das hat sie im Übrigen so verinnerlicht, denn Kinder tun das auch...) Das kann lange, SEHR LANGE so gehen, wenn dieser sogenannte "Dom", "Herr", "Meister" oder wie immer er sich nennen lässt, schlau genug ist, immer wieder rechtzeitig seine "lieben" Seiten zu zeigen!
Es entstehen Abhängigkeiten, welche anderen Menschen oftmals nicht nachvollziehbar erscheinen, ja sogar völlig unverständlich sind!
Manche Freunde versuchen Verständnis zu haben, zu helfen oder irgendwie da zu sein, wenn sie merken, dass sie keinen Einfluss haben...
Andere wenden sich ab und lassen ihre Freundin allein zurück, in den Fängen dieses Mannes.
Ich zitiere hier Angel_of_blue:
Ich habe bis Juni letzten Jahre fast 9,5 Jahre in einer D/S, TPE, EPE, CIS Beziehung gelebt; bin als "Welpe" zu meinen Ex-Top gekommen. Anfänglich war alles recht spielerisch, Alles war neu, und sehr interessant. Doch im Laufe der dann nachfolgenden Monate/ Jahre dann zeigte er mir sein "wahres" Gesicht, vor allen Dingen wie ER lebte.
Er lebte genau das, was Du zHart beschriebst, und ich möchte hier mal einen kleinen Einblick Euch darin geben...
Mein Ex-Top ist polygam, zumindest behauptet er das von sich aus. Ich bezeichne das heute, nach vielen Gesprächen mit Freunden u. Bekannten, sowie auch inneren Gesprächen mit mir selbst, als krampfhafte Suche nach Neulingen, welche man Manipulieren kann und dann für sich aushalten, als günstige Sex-Partnerin, Haushaltshilfe, etc. etc.
Ich wurde mit Regeln belegt, wie
• keine Kontakte zu anderen SMlern
• er schrieb mir vor, mit wem ich Kontakt haben durfte
• meinen gro an SM-Freunden verlor ich in der Zeit dann
• meine Familie durfte von seiner Existenz nichts erfahren
• absolutes Feten-, Chat-, Forenverbot
..und noch so weitere "Nettigkeiten"
Sind diese Lebensformen wie "TPE, EPE, CIS, 24/7" etc. nicht geradezu hervorragende Voraussetzungen dafür, dass so etwas passiert?!?
Wenn es ganz schlimm kommt und es eine Prädisposition dafür gibt, gleitet eine solche Frau dann in eine Psychose ab...
Ein extremes Beispiel zur Verdeutlichung:
Frauen, welche misshandelt werden und doch immer wieder zu dem Straftäter zurückkehren, immer wieder "an das Gute in dem Mann" glauben, sich wieder zusammenschlagen lassen, wieder und immer wieder die jammernden Entschuldigungen glauben, bis sie irgendwann vielleicht den Absprung schaffen, erleben auf andere Art exakt die gleichen Mechanismen!
Und auch wenn es stimmt, kann man doch nicht ernsthaft diesen Frauen sagen, sie sollten mal "ihre Eigenverantwortlichkeit einer Prüfung unterziehen"!?!
Und schon gar nicht, wenn man zu den
Tätern schweigt!
Wo bleibt denn da die Verantwortung der "Doms" für ihre "Sub"?
Und dann darf man ja auch nicht vergessen, dass es einenUnterschied macht WER so etwas sagt!
Sagt das ein submissiver Mensch, ist es zwar dämlich, aber es ist nicht mehr als das.
Wenn das ein dominanter bzw. sadistischer Mensch sagt, hat das eine ganz andere -fatale- Qualität!
Deswegen finde ich Deinen Beitrag auch ziemlich zynisch!
Sorry, aber anders kann ich das nicht nennen.
Wenn ich genau wüsste, dass Du das absichtsvoll gesagt hast, würde ich das noch ganz anders benennen...
Aber vermutlich war es ja nur unüberlegt, oder!?