***on:
S/M Passion: Veranlagung oder/und Adaption?
Der Einzelne bemisst sein Wohlempfinden an seinen Fähigkeiten zur Erfüllung der Wünsche und Bedürfnisse, welche in ihm geweckt oder ihm diktiert werden.
Menschen – insbesondere solche in S/M Beziehungen – sind exzentrisches Wesen. Die Exzentrik ist dabei Segen und Fluch zugleich. Sie gefährdet den Menschen und sie treibt ihn an. Es sei denn, wir erkennten in der Exzentrik das einzige uns dauerhaft mögliche, wenngleich auch immer etwas zweifelhafte, weil schwierige Glück. Und da wir, ob Dom oder sub, ohnehin immer etwas neben den Schuhen stehen, müsste unsere Devise lauten: Wenn schon exzentrisch, dann aber richtig.
Was davon sollte Eurer Meinung nach auf unserer Veranlagung basieren, in welchen Belangen kann diese durch Adaption von Vorstellungen des Partners ergänzt werden?
Mir erschließt sich aus dem EP nicht die Verbindung der Threadüberschrift, der Fragestellung am Schluss und dem Hauptteil des Threads, der BDSM als grundsätzlich exzentrisch darstellt.
Ich sehe im EP eher zwei konträre Fragestellungen, die so nicht wirklich in Verbindung stehen:
Zum einen die Threadüberschrift und die letzte Frage:
***on:
S/M Passion: Veranlagung oder/und Adaption?
[...]
Was davon sollte Eurer Meinung nach auf unserer Veranlagung basieren, in welchen Belangen kann diese durch Adaption von Vorstellungen des Partners ergänzt werden?
Grundsätzlich ist für mich dauerhaftes (lustvolles) Ausleben von BDSM, sei es SM oder D/s, nur möglich wenn die entsprechenden Veranlagungen vorhanden sind, ganz unabhängig, ob Dom oder Sub, oder Switcher.
Somit definieren unsere Veranlagungen und Neigungen, was für uns im BDSM grundsätzlich lustvoll ist, die Kombination mit den Neigungen des Partners ergibt dann das, was in einer bestimmten Beziehung gelebt werden kann.
Sind Neigungen, wie Sadismus oder Masochismus, nicht, oder nur schwach vorhanden, so wird auch Adaptionen der Vorstellungen des Partners nichts daran ändern, dass SM dann nicht direkt lustfördernt ist, ja sogar eher abturnend sein kann/wird. Dauerhaft wird das nicht funktionieren.
Sicher, es kann Schmerz aus Devotion heraus ertragen werden, und so indirekt, durch die Devotion, Lust erzeugen, ist aber auch die Devotion an diesem Punkt nicht ausgeprägt, so wird auch das nicht funktionieren. Beides lässt sich nicht anerziehen. Es ist entweder grundsätzlich als Veranlagungen da, oder eben nicht.
Grundsätzlich wird nichts dauerhaft funktionieren was nicht selbst, durch eigene Neigungen und Vorstellungen, als grundsätzlich positiv eingeordnet werden kann, entweder direkt oder eben indirekt entweder über Devotion, und/oder über Lust an der Lust des Partners.
Auf der anderen Seite gibt es einen zweiten Fragestellungs- und Thesenkomplex im EP:
***on:
Der Einzelne bemisst sein Wohlempfinden an seinen Fähigkeiten zur Erfüllung der Wünsche und Bedürfnisse, welche in ihm geweckt oder ihm diktiert werden.
Menschen – insbesondere solche in S/M Beziehungen – sind exzentrisches Wesen. Die Exzentrik ist dabei Segen und Fluch zugleich. Sie gefährdet den Menschen und sie treibt ihn an. Es sei denn, wir erkennten in der Exzentrik das einzige uns dauerhaft mögliche, wenngleich auch immer etwas zweifelhafte, weil schwierige Glück. Und da wir, ob Dom oder sub, ohnehin immer etwas neben den Schuhen stehen, müsste unsere Devise lauten: Wenn schon exzentrisch, dann aber richtig.
Die These,
Der Einzelne bemisst sein Wohlempfinden an seinen Fähigkeiten zur Erfüllung der Wünsche und Bedürfnisse, welche in ihm geweckt oder ihm diktiert werden.
, kann ich so nicht teilen.
Wünsche und Bedürfnisse mögend Ziele und Rahmen sein, die unser Streben leiten, aber das Wohlbefinden ist ein rein subjektives Empfinden des Augenblickes, das sich aus den Umständen der aktuellen Lebenssituation, dem emotionalen, wie physischen Befinden, aber auch den Zukunftsaussichten, sowie Eigenem Anspruch und Zielen ergibt.
Sicher somit sind (unerfüllte/unerfüllbare) Wünsche und Bedürfnisse zwar etwas, was mein Wohlbefinden stark beeinflussen kann, aber mit Nichten die einzige Bemessungsgrundlage.
Auch die These das Menschen, die BDSM/SM leben, grundsätzlich „exzentrisch“ sind, und „neben den Schuhen stehen“ ist so für mich nicht schlüssig, noch nachvollziehbar.
Ich ziehe hier die Grundlagen meiner Haltung aus meinen Erfahrungen der letzten 28 Jahre mit mir selbst und mit und aus meinen Beziehungen.
Sicher, BDSMler, egal welcher Ausprägung, entsprechen nicht dem sexuellen, wie auch zum Teil nicht dem beziehungstechnischen Mainstream. Aber selbst die Psychologie stuft inklinierendes BDSM als normale Abweichungen des Sexualverhaltens, innerhalb der Norm ein.
Zudem ist die Bandbreite des BDSM so gross -und das BDSM ist auch nie die einzige persönlichkeitsbestimmende Komponente im Charkter eines Menschen- dass es zwar mit Sicherheit exzentrische BDSMler gibt, aber eben Exzentiker die zufällig auch BDSMler sind, und die auch als Vanillas Exzentriker wären.
Somit stellt sich die Frage nach der Definition des TE von Exzentrik.
Für mich hat auch,
Und da wir, ob Dom oder sub, ohnehin immer etwas neben den Schuhen stehen, müsste unsere Devise lauten: Wenn schon exzentrisch, dann aber richtig.
, nichts mit Exzentrik zu tun, da ich sehr exzentrische Menschen kenne, die voll und ganz in sich selbst ruhen.
Sicher, ich glaube jeder BDSMler hatte schon Phasen in seiner Entwicklung im BDSM, in denen er mit sich und seinen Neigungen kämpfte, bzw. in denen er sich selbst, mit seinen Neigungen, finden und definieren musste, um sich selbst akzeptieren und (ganz) annehmen zu können. Gerade am Anfang und bei der Entdeckung seiner Neigungen, aber zum Teil auch nach einschneidenden Erfahrungen und Erlebnissen.
In solchen Situationen steht man schon mal neben den Schuhen, aber das darf, und sollte auch nicht ein Dauerzustand sein.
Für mich war es essentiell mich und meine Neigungen zu verstehen und als wichtigen Teil von mir zu akzeptieren. Ich weiß heute sehr genau wer und was ich bin, sei es nun im BDSM oder sei es in den anderen Bereichen meines Lebens.
Gerade für den Dom Part erachte ich es als unverzichtbar eben nicht neben den Schuhen/neben sich zu stehen, sonder im Gegenteil, ganz bei sich zu sein, sich selbst anzunehmen und zu kennen, nur so ist klare Souveränität und Führung möglich.
Wenn ich schon selber nicht weiß was ich bin, und was ich genau möchte, wie will ich dann Andere führen und ihnen meine Zielsetzungen erklären?
Wie kann ich mir dann als Dom selbst vertrauen, oder gar das Vertrauen Anderer in mich erwarten?
Wenn ich mich selbst ablehne, meine Neigung als falsch empfinde, wie will ich dann Andere eben genau im BDSM führen?
Sich selbst, seine Neigungen, und seine Wünsche/Bedürfnisse zu hinterfragen ist wichtig für die Sebstreflextion, aber dabei auftretende Selbstzweifel und negative Haltungen zu sich selbst sind unbedingt ernstzunehmen und auszuräumen, sie dürfen kein Dauerzustand sein, sie zerstören einen sonst, schleichend, und von innen.