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Platons Höhlengleichnis

**********gosto Frau
16.058 Beiträge
Themenersteller 
Platons Höhlengleichnis
Ein Gedankenexperiment

(I) Die Situation des Menschen

In dem berühmten Höhlengleichnis des Platon (428-348 v. Chr.) beschreibt Sokrates, Platons Lehrer, seinem Gesprächspartner Glaukon eine unterirdische, höhlenartige Behausung, von der aus ein rauer und steiler Gang zur Erdoberfläche führt.

In der Höhle leben Menschen, die dort ihr ganzes Leben als Gefangene verbracht haben. Sie sind sitzend an Schenkeln und Nacken so festgebunden, dass sie immer nur nach vorn auf die Höhlenwand blicken und ihre Köpfe nicht drehen können.
Daher können sie den Ausgang, der sich hinter ihren Rücken befindet, nie erblicken und von seiner Existenz nichts wissen.

Auch sich selbst und die anderen Gefangenen können sie nicht sehen; das Einzige, was sie je zu Gesicht bekommen, ist die Wand, der sie zugedreht sind.

Erhellt wird ihre Behausung von einem Feuer, das hinter ihnen weit oben in der Ferne brennt. Die Gefangenen sehen nur dieses Licht, das die Wand beleuchtet, nicht aber dessen Quelle. Auf der Wand sehen sie Schatten.

Zwischen dem Inneren des Gefängnisses und dem Feuer befindet sich eine kleine Mauer, die nicht so hoch ist, dass sie das Licht des Feuers abschirmt.

Längs der Mauer tragen Menschen unterschiedliche Gegenstände hin und her, Nachbildungen menschlicher Gestalten und anderer Lebewesen aus Stein und Holz. Diese Gegenstände ragen über die Mauer hinaus, ihre Träger aber nicht. Manche Träger unterhalten sich miteinander, andere schweigen.

Da die bewegten Gegenstände auf die Höhlenwand, der die Gefangenen zugewendet sind, Schatten werfen, können die Höhlenbewohner die bewegten Formen schattenhaft wahrnehmen. Von den Trägern ahnen sie aber nichts.

Wenn jemand spricht, hallt das Echo von der Höhlenwand so zurück, als ob die Schatten sprächen. Daher meinen die Gefangenen, die Schatten könnten sprechen. Sie betrachten die Schatten als Lebewesen und deuten alles, was geschieht, als deren Handlungen.

Das, was sich auf der Wand abspielt, ist für sie die gesamte Wirklichkeit und schlechthin wahr. Sie entwickeln eine Wissenschaft von den Schatten und versuchen, in deren Auftreten und Bewegungen Gesetzmäßigkeiten festzustellen und daraus Prognosen abzuleiten. Lob und Ehre spenden sie dem, der die besten Voraussagen macht.
(Quelle: Wikipedia)

Ende des ersten Teils. Teil zwei über den Erkenntnisprozess folgt in Kürze.
(Quelle: Wikipedia)
*******von Frau
25.493 Beiträge
@**********gosto

Erschreckend.
Beklemmend.

Erinnert mich an die Geschichte

Das Licht am Ende des Tunnels

von Heinz Körner
****42 Mann
4.622 Beiträge
Die Galaxie UDFy-38135539 ist 13,5 Mrd Lichtjahre von der Erde entfernt. D.h. das Licht, welches uns jetzt erreicht, wurde nur ca 500-600 Mio Jahre nach dem Urknall abgestrahlt. Diese Galaxie liegt außerhalb des Hubblehorizonts (an diesem ist die Lichtgeschwindigkeit gleich der Expansionsgeschwindigkeit des Raumes), aber innerhalb des Ereignishorizonts (d.h. sein Licht wird uns doch irgendwann erreichen) und bewegt sich durch die Expansion des Raumes heute mit der 2,1 fachen Lichtgeschwindigkeit von uns weg, was u.a. eine Rotverschiebung des Lichts verursacht. Das Licht, welches wir heute sehen, stammt aus der Zeit, als die Galaxie 3,2 Mrd Lichtjahre entfernt war. Heute ist sie durch die Expansion des Raumes viermal so weit entfernt. Das alles basiert auf empirischen Messwerten und Konstanten in unserem kleinen Gesichtsfeld. Die Horizonte wurden basierend auf dem Urknallmodell definiert. Worauf will ich hinaus?

Wir sehen nur unser Universum, wir haben Konstanten (z.B. die Lichtgeschwindigkeit) und Naturgesetze entdeckt bzw. aufgestellt. Auch diese haben sich in der Menschheitsgeschichte mehrmals verändert. Natürlich nur die Formulierung durch den Kenntnisstand der Zeit. Mittlerweile ist selbst die Lichtgeschwindigkeit als höchste mögliche Geschwindigkeit relativ. Was wir sehen, hielten wir für unendlich, jetzt ist es auf einmal endlich. Dabei stellt sich die Frage, warum kann sich der Raum weiter ausdehnen? In welchen anderen Raum hinein kann er das tun? Wir sehen quasi das Innere eines Luftballons, den jemand immer schneller weiter aufbläst. Was ist hinter dem dehnbaren Ende des Raumes? Die gesamte Menschheit, sogar das gesamte Universum was wir kennen, befinden sich in einer Höhle. Wir messen Zeit, Geschwindigkeiten, Entfernungen und bestimmen damit Ausdehnungen. Alles gemessen an der Umlaufzeit der Erde um die Sonne. Unserem eigentlichen Bezugssystem. Eine Sekunde ist eine willkürliche Einheit, die Expansion unseres Universums macht eine Denkhilfe namens dunkle Materie. Alles sind Denkmodelle, Theorien, Lückenfüller auf dem Weg zu einer Erkenntnis, deren Richtigkeit wir uns auch noch selbst beweisen müssen. Unter den u.U. gleichen falschen Voraussetzungen. Das Flackern an der Höhlenwand ist die Darstellung unseres Universum und wir denken uns Gesetze dafür aus. Ob diese stimmen, kann niemand beweisen, ist alles Empirik in the same old fishbowle. Was bleibt ist eine in sich stimmige Logik, die etwas beschreibt, was mit Sicherheit etwas ganz anderes ist, als wir dessen Erscheinung interpretieren. Wenn die Logik Lücken hat, dann werden Korrektive eingebaut bis es passt. Nur damit der Geist seinen Frieden hat. Was dann sofort die Frage nach der absoluten Wahrheit aufwirft, die wir niemals kennen werden.
*******eben Mann
532 Beiträge
Gruppen-Mod 
Sehr schöne und anregende Beiträge! Auch wenn dieses Gleichnis ja selber auch eine Hypothese - sozusagen ein "Schatten" - sein könnte, zeigt es mir erstmal, dass man nicht mit seiner eigenen Wahrnehmung und Sicht der Welt, mit seiner Interpretation derselben, verwachsen sollte.

"Die Wirklicheit ist immer anders."
****42 Mann
4.622 Beiträge
Das eigentlich Faszinierende daran ist, dass der Mensch in der Lage ist dieses Dilemma und seine eigenen Grenzen der Erkenntnis zu erkennen. Allerdings immer nur im Kontext seiner Bildung und seiner Fantasie. Beides hat sich im Lauf der Entwicklung des Menschen geändert. Wie sonst wäre er vom Weltbild der Erde als Scheibe als Mittelpunkt des Universums weggekommen?

Leider sind die Möglichkeiten des Menschen zwar unendlich, aber nur innerhalb einer endlichen Unendlichkeit. Jetzt werdet ihr denken, der Hank hat etwas geraucht. Leider nein. Es gibt tatsächlich zwei Typen von Unendlichkeit. Die Unendlichkeit mit Grenzen und die Unendlichkeit ohne Grenzen. Zur Verdeutlichung:
Die Unendlichkeit, wenn ich zu einer Zahl immer wieder 1 dazu addiere, hat keine Grenze. Das Ergebnis kann unendlich groß werden, wenn ich unendlich mal 1 dazu addiere.
Teile ich aber den Abstand von 2 Zahlen z.B. 1 und 2 (Der Abstand ist ganz simpel 1) unendlich mal, dann entstehen zwar unendlich viele kleine Schritte, aber der Wertebereich der unendlich vielen entstehenden Zahlen wird immer in den Grenzen von 1 und 2 bleiben. Es stellt sich nur die Frage, wie klein kann der kleinste Schritt werden? Ohne endliche Granularität werden es unendlich viele Teile, die in 1 hineinpassen.
Wo ist die Grenze der Granularität? Gibt es da überhaupt eine? Was für eine müßige Frage, sollte man meinen. Nein, diese wissenschaftlich-philosophische Frage stellen sich Physiker. Kann ich Zeit in unendlich kleine Zeitabschnitte teilen? Wie klein ist das kleinste, mögliche Zeitintervall? Wann hört Zeit auf zu "funktionieren"? Verschwindet unsere Wirklichkeit, wenn ich sie in unendlich kurze Zeitintervalle zerlege? Auch hier merken wir, dass wir in unserer empirisch erkannten Welt feststecken, weil unsere Interpretationen und Gesetze an den Grenzen die Existenz unserer Welt in Frage stellen.

Dieses simple Beispiel zeigt aber ein Problem der Erkenntnis des Menschen. Er wird immer nur das erkennen, was in den Grenzen seines Universums erkennbar ist. Man kommt irgendwann an den Punkt "Existiert der Mond auch, wenn ich nicht hinsehe? Existiert unsere Welt, wenn wir sie nicht beobachten?"

Die Beobachter in der Höhle könnten auf denselben Gedanken kommen. Wackelt das Licht an der Wand auch, wenn wir alle wegsehen?
*******eben Mann
532 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von ****42:
Dieses simple Beispiel zeigt aber ein Problem der Erkenntnis des Menschen. Er wird immer nur das erkennen, was in den Grenzen seines Universums erkennbar ist. Man kommt irgendwann an den Punkt "Existiert der Mond auch, wenn ich nicht hinsehe? Existiert unsere Welt, wenn wir sie nicht beobachten?"

Wenn man erstmal die Ahnung hat, wie viele Gewissheiten in Wirklichkeit Gewöhnungen und Grenzen unseres trägen Geistes sind, kann man vielleicht kurz eine Ahnung der Unfasslichkeit der Wirklichkeit und der Ekstase bekommen, ein Hauch der Ahnung, wie wenig wir wissen - falls etwas überhaupt - und wie viel wir nicht wissen.
**********gosto Frau
16.058 Beiträge
Themenersteller 
Hier der zweite Teil des Höhlengleichnisses

(II) Die Situation des Philosophen

Nun bittet Sokrates seinen Gesprächspartner Glaukon, sich vorzustellen, was geschähe, wenn einer der Gefangenen losgebunden und genötigt würde, aufzustehen, sich umzudrehen, zum Ausgang zu schauen und sich den Gegenständen selbst zuzuwenden, deren Schatten er bisher beobachtet hat.

Diese Person wäre schmerzhaft vom Licht geblendet und verwirrt. Sie hielte die nun in ihr Blickfeld gekommenen Dinge für weniger real als die ihr vertrauten Schatten.

Daher hätte sie das Bedürfnis, wieder ihre gewohnte Position einzunehmen, denn sie wäre überzeugt, nur an der Höhlenwand sei die Wirklichkeit zu finden. Gegenteiligen Belehrungen eines wohlgesinnten Befreiers würde sie keinen Glauben schenken.

Wenn man nun den Befreiten mit Gewalt aus der Höhle schleppte und durch den unwegsamen und steilen Aufgang an die Oberfläche brächte, würde er sich dagegen sträuben und wäre noch verwirrter, denn er wäre vom Glanz des Sonnenlichts geblendet und könnte daher zunächst gar nichts sehen.

Langsam müsste er sich an den Anblick des Neuen gewöhnen, wobei er erst Schatten, dann Spiegelbilder im Wasser und schließlich die Menschen und Dinge selbst erkennen könnte.

Nach oben blickend würde er sich zunächst mit dem Nachthimmel vertraut machen wollen, später mit dem Tageslicht, und ganz zuletzt würde er es wagen, die Sonne unmittelbar anzusehen und ihre Beschaffenheit wahrzunehmen. Dann könnte er auch begreifen, dass es die Sonne ist, deren Licht Schatten erzeugt.

Nach diesen Erlebnissen und Einsichten hätte er keinerlei Bedürfnis mehr, in die Höhle zurückzukehren, sich mit der dortigen Schattenwissenschaft zu befassen und dafür von den Gefangenen belobigt zu werden.

Sollte er dennoch an seinen alten Platz zurückkehren, so müsste er sich erst wieder langsam an die Finsternis der Höhle gewöhnen. Daher würde er einige Zeit bei der dort üblichen Begutachtung der Schatten schlecht abschneiden.

Daraus würden die Höhlenbewohner folgern, er habe sich oben die Augen verdorben. Sie würden ihn auslachen und meinen, es könne sich offenbar nicht lohnen, die Höhle auch nur versuchsweise zu verlassen.

Wenn jemand versuchte, sie zu befreien und nach oben zu führen, würden sie ihn umbringen, wenn sie könnten.
Wissenschaftskommunikation in der Antike (Quelle: wissenschaftskommunikation.de)
******nci Mann
445 Beiträge
Passend zum Thema habe ich mal einige ältere Threads ausgegraben, die zum Thema passen.

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