Alt vs jung - Gedankengrütze
Hoi,Ich dachte ich teil' mal so ein bisschen, was mir derzeit durch den Kopf schwirrt.
Alles, was da unten steht, wird natürlich befeuert von verschiedenen Meinungsbubbles.
Daher steht es Euch frei, zu jubeln, zu haten, zuzustimmen, zu dissen - macht' was Ihr wollt (macht Ihr doch eh ..)
In letzter Zeit frage ich mich selbst immer mal wieder:
Was reizt mich eigentlich so an einer jüngeren Partnerin?
In dem Verein, in dem ich bin, sind ein paar Damen, aber durch die Bank 10-20 Jahre jünger als ich.
Um die Frage ganz konkret zu stellen:
Was haben die, was die Damen meiner Generation nicht haben?
Und das ist der Punkt, um den sich meine Gedanken kreisen.
Meiner Ansicht nach sind die Damen meiner Generation - ich weiss, das klingt jetzt hart - abgefucked.
Das ist zumindest mein Eindruck, wenn ich mir meine bisherigen Partnerinnen so ansehe.
Jetzt kann ich so ne These schon vor mir selbst nicht einfach so in den Raum stellen.
Daher ging die Fragerei weiter:
Wieso sind sie das?
Die Antworten auf diese Frage finde ich weit in der Vergangenheit.
Meiner Meinung nach fing das mit dem Kampf um die Frauenrechte an.
Dass Frauen ihre Rechte haben sollen, ist eine Sache. So weit so selbstverständlich.
Dann kamen aber die 80er/90er, in denen die letzten Punkte, um die man noch kämpfen konnte, erkämpft worden waren.
Immerhin: Erst Ende der 70er (!) wurde die gesetzlich vorgeschriebene Aufgabenteilung in der Ehe abgeschafft und damit die theoretische Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt eingeführt.
Für Medienanstalten war das das Beste, was passieren konnte: Männer UND Frauen gingen arbeiten. Väter UND Mütter waren aus dem Haus.
Kinder waren auf einmal alleine zu Hause. Und dort konnte man sie mit allem möglichen Blödsinn bombardieren, den sie völlig unreflektiert aufsogen.
Allen voran Mädchen wurde über Barbiepuppen vorgegaukelt, wonach sie zu streben hatten: Schöne Haare, Schminke, schlanke Körper ... die diversen Barbies mit anderen Hautfarben und Körpertypen kamen dann auch später. Nur einer hat sich nie geändert:
Ken.
Ken war immer der coole Sunnyboy, der im schicken (teuren) Wagen vorgefahren kam und sportlich attraktiv auf seinem Surfboard dahingleitete.
Wir Jungs hatten übrigens He-Man ...
Weiterhin kulminierte die Frauenbewegung in den 90ern in der "Girlpower" Bewegung.
Mädchen/Frauen wurde erzählt, dass sie auf einmal stark, tough, frech, selbständig sein können, wenn sie nur wollen.
Dass sie diejenigen sind, die die Regeln aufstellen ("I've got the pussy, I make the rules" - wie oft hab ich den Spruch auf irgend nem Mädchen-Stiftemäppchen gelesen ..)
If you wanna be my lover, you have got to give ...
Mal den Kids beibringen, dass zu ner Beziehung zwei gehören?
Fehlanzeige!
Das "Girls versus Boys" Clichée wurde immer weiter immer härter befeuert. Denn es verkaufte sich. Und was sich verkauft, ist gut.
Irgend ne PC-Spiele Schmiede brachte sogar ein Spiel "Gender Wars" raus, das auf dem damals in Mode kommenden Prinzip der Real-Time-Strategy spiele aufbaute und im wahrsten Sinne des Wortes die Armeen der Männer gegen die Armeen der Frauen aufeinanderprallen ließ ...
Und Lucylektrik trällerte "Da lehn' ich mich zurück und lass dem Mann den ersten Schritt, mir geht's so gut, weil ich ein Mädchen bin.."
Also, Mädels: Seid unabhängig, aber lasst Euch dennoch an die Hand nehmen. (WTF?)
Wir Jungs bekamen in der selben Zeit übrigens keine vernünftigen Rollenmodelle, die uns erklärten, wie wir mit dieser Situation umgehen sollten.
Wir hatten irgendwelche Weicheier-Schmuselied-Möchtegern-Frauenversteher, die in einer grünblauen Linie darauf warteten, der nächste für die Frau zu werden.
Zum Kotzen ...
Wir waren also mehr oder minder im Teeniealter auf uns alleine gestellt in einer Welt, in der die alten Wertvorstellungen nicht mehr funktionierten, weil sie abgeschafft worden waren.
Von unseren Eltern.
Danke dafür.
Wir konnten also nur ausprobieren - und auf die Fresse fallen. Wieder und wieder.
Dann kamen die 2000er. Der Anfang des Internetzeitalters. Damit einhergehend: Der Aufstieg der (a)sozialen Medien.
Klar. Das war neu. Das war aufregend. Ist es für viele auch heute noch.
In der Schule das Opfer, das von allen gemobbt wird - aber auf MeinVZ / Facebook / Twitter / Instagram oder sonstwo holt man sich die Selbstbestätigung, die man anderswo nicht bekommt.
Das schlimme daran ist, dass man dadurch die Wirklichkeit aus den Augen verlieren kann.
Dass man durch die asozialen Medien ein völlig verkorkstes Selbstbild von sich erhält, dass man sich für wichtiger nimmt / für besser hält, als man ist.
(Ein Phänomen, das übrigens auf Männer- wie auch auf Frauenseite gleichermaßen existiert.)
Weiterhin erlebte neben den asozialen Medien ein anderes Phänomen einen Boost:
Singlebörsen.
Digitale Singlebörsen, wohlgemerkt.
Analoge Singlebörsen gibt es schon seit über 300 Jahren (!) und nennen sich "Partnervermittlung".
Während man bei einer Partnervermittlung noch vorspricht und der Vermittler sich einen Eindruck verschafft und anhand des Eindruckes, den er hat, Partner zusammenführt, ist das etwas, was die digitalen Singlebörsen nicht leisten können.
Das wollen sie auch gar nicht.
Um Himmels Willen!
Partner, die zusammenbleiben? Die nicht wiederkommen? Die kein Geld mehr in die Kasse spülen?
Geht ja gar nicht.
Nein.
Singlebörsen leben von der Kurzlebigkeit von Beziehungen.
Deswegen stellen sie auch die platte Oberflächlichkeit in den Vordergrund:
Als aller erstes kommt immer ein Foto. Das swipest Du nach rechts oder nach links - jenachdem, ob Dir die Optik zusagt.
Klar kannst Du Dir dann noch das Profil anschauen. Da kommen als erstes dann natürlich auch die "wichtigen" Daten:
Haarfarbe: Blond
Augenfarbe: Blau
Größe: 175 ... ok, next ...
Und warum auch nicht? Das nächste potentielle Match ist ja auch nur einen Swipe entfernt.
EINEN SWIPE!
Du musst nicht mehr 3 Monate lang Woche für Woche sich stundenlang aufbrezeln, in die Tanzstunde fahren, mit 20-30 Pertnern/-innen tanzen, um den einen zu finden, mit dem Du nach dem Tanzen dann auch noch ausgehen magst.
Nö.
Gerade als Frau setzt man sich einen Abend hin, swiped sich durch die Anzahl an freien Swipes und hat genug Matches für den Rest des Jahres.
Sache ist nur die:
Die Singlebörsen gehören mit in die "Selbstbetrug"-Branche.
Eine Frau, die glaubt, dass der smarte, gutaussehende Mann, dem sie da eben ihr "Like" gegeben hat, nur sie nach rechts geswiped hat und sonst keine, ist leider hoffnunglos naiv.
Männer nutzen diese Börsen nach einem ganz simplen Prinzip: Swipe nach rechts, was das Zeug hält. Je mehr man nach rechts swiped, umso mehr Aussichten hat man auf die Chance zur Möglichkeit eines eventuellen Matches.
Dein Profil muss ja auch erst mal bei einer Frau eingeblendet werden! Und nach welchen Regeln das läuft, das bestimmen die Algorithmen: Wirst Du öfter geliked, wirst Du öfters eingeblendet. Wirst Du weniger geliked, verschwinden auch Deine Chancen. Aber - hey - Du kannst ja Geld ausgeben, um Dir zu kaufen, was die oberen 1% hinterhergeschmissen bekommen: Einblendungen ...
Wenn Du als Mann auf so Börsen gezielt auf die Suche gehst und mehr nach links als nach rechts swipesd, kannst Du's auch gleich bleiben lassen.
Wenn es zum Match kommt, kann man sich das Profil immer noch ansehen. Und ent-matchen. Oder eben daten.
Nur: Die Frau, mit der Mann sich trifft, ist dadurch eben völlig beliebig - denn sie ist ja eine von tausend, die man nach rechts geswiped hatte.
Und deswegen halten solche Beziehungen auch nicht lange.
Und dann stehen die Leute im Singleleben und fragen sich "wo sind nur die ganzen guten Partner/innen hin"?
Nun, die leben alleine - und sind glücklich damit. Die haben ihren Seelenfrieden im Singleleben gefunden. Befeuert durch ihre Meinungsbubbles.
Vor 20 Jahren wurde man noch gedisst, wenn man mit 40 unverheiratet war. Heute verknüpft man sich online mit denen, denen es genauso geht, und bekommt so gesagt, dass alles gut ist.
Herzlich willkommen in der Generation 40+, die mit dieser ganzen Scheisse aufgewachsen ist.
Meine Beobachtung ist jedoch, dass die jüngeren Generationen (sprich: die, die jetzt 30 oder jünger sind), genau diesen Bullshit beobachten und da ihre eigenen Lehren daraus ziehen.
Lehren à la "soooo toll ist das nicht, was mit den altvorderen da abläuft". Oder "und hier haben wir das Xte Negativbeispiel für Singlebörsen".
Usw. usf.
Die jüngeren Generationen wirken auf mich solider. Bodenständiger. Wieder mehr den "alten Werten" zugewandt, die sie von Oma und Opa noch kennen, die ja jetzt auch schon seit 50-60 Jahren zusammen sind und bei denen funktioniert das ja auch im Gegensatz zu Mama/Papa, die alleine sind, weil sie ihren Partner dereinst über ne Singlebörse kennengelernt hatten.
Und das ist zumindest für mich der Grund, die jüngeren Generationen attraktiver zu finden.
Oder irre ich mich?
Wenn Du bis hierhin durchgehalten hast:
Danke für's dranbleiben
Lass mir gerne Deine Meinung da
Gruß,
Kai