Rechnung ohne vorher über Geld gesprochen zu haben?

Sie klärt das doch schon. Der Rest ist Kartoffel-Chips und Sofa Thread ...

Das wichtigste ist ja schon gesagt wurden.

Aber fassen wir kurz zusammen:

TFP

• es sollte ein TFP-Shooting geben
• wurde bereits im Vorfeld der Vertrag geklärt, also:

• welche Nutzungsrechte für wen
  
• was ist, wen einer im Nachgang die Nutzungsrechte widerruft (Beispiel Modell sagt, der Fotograf darf die Aktfotos doch nicht nutzen, weil es ihr Freund nicht will), wer kommt dann für die Kosten auf
  
• was ist, wenn einer den Termin kurzfristig absagt (kommt leider bei vielen Hobbymodells sehr kurzfristig und unpersönlich per SMS vor)
  
• was war als Gegenleistung vereinbart? Modell opfert Zeit und Können und modelt und bekommt dafür Abzüge vom Shooting? Oder anstatt der Bilder vom Fotoshooting bekommt sie die retuschierten Bilder und verzichtet auf Abzüge vom Shooting? Oder bekommt sie beides? Wollte der Fotograf nur die Nutzungsrechte haben, um die Bilder in seinem (Online-) Portfolio zu zeigen?

• den ersten Termin hat der Fotograf abgesagt per Mail oder Clubnachricht, dass Modell ist angereist und hat erst dann ihre Mails kontrolliert. Jetzt stellt sich die Frage, mit welchem Vorlauf hat er abgesagt - eine Stunde, einen Tag, eine Woche? Wenn es mehr als einen halben Tag früher war, wäre es in den heutigen Zeiten dem Modell zu zumuten, den Posteingang zu checken. Eine Stunde vorher hätte er es persönlich per Telefon machen sollen, denn dann ist davon auszugehen, dass das Modell anreist.
• war verabredet, dass das Modell zum Friseur geht? Wissen wir nicht. Wenn er zu knapp abgesagt hat und sie eine bestimmte Frisur auf seinen Wunsch hin hat anfertigen lassen, könnte man über Ersatz reden. Hat er frühzeitig abgesagt und das Modell hat es nicht gesehen, ist es ihr Problem. Das selbe geht für die spekulierte Visa.
• es wurde ein neuer Termin vereinbart
• diesen Termin wollte das Modell absagen, hatte aber die Kontaktdaten nicht mehr und der Fotograf hat sich im Joy abgemeldet - hier hat das Modell sehr oberflächlich gehandelt, denn es ist ihr zuzumuten, die Kontaktdaten aufzuheben, sie hatte die Adresse, hätte auch googeln und nachforschen können. Oder vorbeifahren. Wahrscheinlich hätte sie den Termin verstreichen lassen ... wenn der Fotograf sich nicht doch noch rechtzeitig bei ihr gemeldet hätte. Was wäre gewesen, wenn der Fotograf das Shooting vorbereitet und seine Zeit geblockt hätte, und das Modell wäre nicht gekommen? Dann hätte er einen finanziellen Ausfall gehabt. Bei drei Tagen vorher ist auch fraglich, ob er einen Ersatz oder einen Auftrag noch bekommen hätte. Aber auch das ist eine Vertragsfrage und gehört in einen Vertrag, bis wann abgesagt werden sollte.

Bildbearbeitung

• Modell wollte wissen, ob Bilder retuschiert werden können
• Retusche ist immer ein erhöhter Arbeitsaufwand: Scannen, Bildbearbeitung, Speichern, Dateivorbereitung - in der Regel bzw. je nach Unternehmen werden Scangebühren, Retusche pro 15 Minuten, Speichern und Datenübermittlung berechnet - nachzulesen in den MFM-Empfehlungen
• Fotograf sagt, kann man bzw. er machen
• Jetzt wissen wir nicht, was das Modell geantwortet hat: Ja, Bitte, Nein? Alles Spekulationen, aus den Reaktionen und den Verlauf kann man nur schließen, was passiert ist. Hat sie gesagt, mach mir ein Angebot oder bitte retuschiere, ist mir wichtig. Vielleicht war auch vereinbart, sie macht ein besonderes TFP-Shooting und bekommt dafür die Bilder retuschiert. Shooting kam nicht zustande, er hatte den Arbeitsaufwand, er kann es berechnen, weil ihm die Gegenleistung fehlt (Bilder für sein Portfolio)

Grundsätzlich

• Egal was man macht, man sollte einen Vertrag schriftlich vereinbaren. Insbesondere einen TFP-Vertrag.
• TFP sagt in der Regel, beide opfern kostenfrei ihre Zeit und ihr Können um tolle Bilder zu bekommen
• ein TFP-Vertrag sollte klar klären, wer welche Kosten übernimmt, wenn einer der Partei zu kurzfristig abspringt oder es sich im Nachgang anders überlegt
• die genannten Preise sind in Ordnung - wir kennen aber nicht das Ausgangsmaterial. Hätte es schneller gehen können, hat er zu viel gemacht, haut er sie über den Tisch? Dafür gibt es bei Gericht Gutachter.
• das Modell hätte sich auf alle Fälle seine Kontaktdaten speichern müssen, darauf zu verlassen, dass jemand in den Sozialen Netzwerken bleibt, ist keine Ausrede - vor allem weil er noch im Besitz der so wichtigen emotionalen Bildern war
• jeder hat das Recht und die Möglichkeit, eine Rechnung zu stellen - sie muss nur den rechtlichen Ansprüchen und deren Grundlagen entsprechen
• von Abzocke und Betrüger zu reden, ist zu voreilig, wir kennen die andere Seite der Medaille nicht - und ehrlich Leute, seid mit solchen Aussagen vorsichtig
• es bietet sich immer an, eine Rechtsschutzversicherung zu haben oder in einem Berufsverband zu sein, der seinen Mitgliedern kostenfreien Rechtsschutz anbietet. Verbraucherzentrale, aber vielleicht auch das Gericht selber (man kann ja Beihilfe in gewissen Umständen beantragen), helfen vielleicht kurz weiter, aber sie müssen alle Fakten kennen. Was war also vereinbart und welche Zusagen wurden gemacht? Gibt es Zeuge oder schriftliche Dokumentationen
• wenn die Rechnung zu unrecht gestellt wurde, kannst Du dagegen vorgehen, dass macht immer Sinn - hat aber die Gegenseite Recht, wird es für dich teuer (dein Anwalt, sein Anwalt, Gerichtskosten, Streitbetrag nebst Zinsen)
• Reden hilft immer, red erst einmal mit ihm, vielleicht klärt sich das auf
• als Fotograf würde ich die Originalbilder nach dieser Geschichte erst herausgeben, wenn Du die Rechnung bezahlt hast, solange könnte er es als Pfand aufbewahren

Bevor auf meine Antwort gemeckert wird

• ich bin seit 30 Jahren Berufsfotograf
• bin hessischer Fotografensprecher
• und ich bin stellvertretender Sprecher des Bundesfachausschusses
• ich weiß also, wo von ich rede und habe einige Erfahrung gesammelt
• aber auch ich muss die Rechtsanwälte um Rat fragen, wenn ich unsicher bin

DAMIT ist fundiert alles gesagt...... wer jetzt noch meckert....

Meckert keiner mehr, denn ich schließe jetzt mal hier ab...