Hallo zusammen,
ich habe mit 33 Jahren nochmals ein Studium aufgenommen und erfolgreich beendet.
Was konnte ich beobachten?
• Engagement in den Gremien Fachschaft, Fachbereichsrat und AStA/StuPa wurde nur noch von wenigen, dafür sehr intensiv betrieben
• extrem niedrige Wahlbeteiligung, Grenze der Beschlussfähigkeit war immer ein Problem
• Ein Wort zählt oft nicht mehr (Vielleicht bin ich da zu sehr alte Schule)
• Manieren lassen nach (Wer von den Eltern ist denn noch daheim und achtet auf das Miteinander? Was, nur Hausfrau?)
• Stühlefreihalten in der Mensa analog Handtuch auf der Liege im Urlaub (Von wem haben sie das nur?)
Allerdings sollte man berücksichtigen, dass sie das erste mal von Daheim weg sind und sich ausprobieren müssen. Wenn sie dann in den Beruf wechseln, werden sie zu den erwünscht(?) langweiligen angepassten Spießern.
Die geistige Freiheit behalten sich nur wenige, was ich sehr schade finde. Gerade darin sehe ich den Vorteil der Akademiker, die sich tolerant mit anderen Meinungen befassen können sollten, um diese neutral zu bewerten.
Dennoch konnte ich bei vielen sehr gute Entwicklungen nachvollziehen, was mich sehr hoffnungsvoll stimmt. Manchmal fehlen einfach Vor- und Leitbilder der Älteren. Aber wenn jeder nur über die jungen schimpft und sie ausgrenzt, so wird sich nie etwas ändern.
Die Zeiten haben sich geändert. Wir haben das Internet und die Umschlagzeit von Information hat sich extrem verkürzt. Worte können innerhalb von Sekunden revidiert werden. Was gestern noch als "Gesetz" in Wikipedia stand, ist heute schon veraltet. Entscheidungen und Antworten werden innerhalb von Sekunden erwartet und getroffen. Schaut mal Fernsehserien aus den 80ern, wie "Hart aber Herzlich", "Magnum" und "Colt für alle Fälle" und danach aktuelle Serien, wie "Cobra 11", "Hannah Montana" oder Kindersendungen auf KiKa. Vergleicht dabei das Handlungs-, Sprach- und Schnitttempo.
Früher wurde der Brockhaus jährlich(?) neu aufgelegt und Mitteilungen im Unternehmen per Pendeltüte verteilt (Laufzeit 1 Woche). Wundern wir uns da, dass ein Wort nicht die Bedeutung wie früher hat? Survival of the Fittest (des Anpassungsfähigsten...) haben Spencer und später Darwin gesagt. Meine Wortkreation wäre spontansituative Nutzenmaximierung.
Es ist wichtig, dass wir unsere Einstellung im Rahmen der veränderten Lebenssituation diskutieren und neue Verhaltensnormen aufstellen. Die Worte Egoismus, Gesellschaft, sozial, Miteinander, Benehmen und Rücksicht müssen neu definiert werden. Die jungen benötigen dies als Wertvorstellung und Entwicklungsziel, die alten (da zähle ich mich dazu) benötigen es als Verständnishilfe für die moderne neue Welt. Beide treffen sich in der Mitte. Beide müssen sich aber dafür bewegen.
Viele Grüße,
"Sie sind Akademiker? Dann muss ich es ihnen erklären."