Wem nützt die Globalisierung?
Das, was man gemeinhin „Globalisierung“ nennt, hat zwei konkrete Auswirkungen: Der Gewinn aus Kapital und unternehmerischer Tätigkeit steigt, die (Real)löhne der abhängig Beschäftigten sinken.
Beides gehört zusammen, denn wenn der Unternehmensgewinn steigen soll, müssen entweder bei gleich bleibendem (Nominal)lohn die Preise steigen oder die Löhne sinken und beides geht zu Lasten des Reallohns.
Wenn diese Entwicklung von Menschen gemacht ist, kann man fragen, wer am meisten davon profitiert, wer das größte Interesse davon hat.
Die Globalisierung nützt dem Kapital und nützt also dem am meisten, der das meiste Kapital hat. Die größten Kapitalakkumulationen dieser Welt aber befinden sich in den USA.
Anders als bei uns ist die Altersversorgung in den USA bekanntlich so organisiert, daß jeder Arbeitnehmer im Laufe seines Lebens ein Grundkapital anspart, von dessen Zinsen er im Alter lebt. Während des 50er, 60er, 70er und 80er Jahre, als die Löhne noch ein angemessenes Niveau hatten, wurde in den US ein gewaltiges Kapital angespart.
Man stelle sich vor: Im wirtschaftlich stärksten Land der Welt wurde jahrzehntelang in einem Ausmaß gespart, das jede bundesrepublikanische Sparquote sprengt. Und das durchaus nicht nur für die Rente. Bekanntlich läuft die gesamte Gesundheitsversorgung in den USA privat, also über private Versicherungsunternehmen, von dem Bildungssparen für die Studiengebühren ganz zu schweigen.
Dieses fast schon surreale Kapital wird von großen Fonds verwaltet. Es braucht Zins, viel Zins, viel mehr Zins als ihn die Volkswirtschaft der USA auch tatsächlich erwirtschaften kann und so geht dieses Kapital, verwaltet von Fondsmanagern, hinaus in die ganze Welt und sucht Anlagemöglichkeiten.
Vor und während des Irak-Kriegs ging die Kritik einseitig gegen die Öl-Interessen der USA. Das war natürlich ein Kriegsgrund. Aber nicht zu vergessen ist, daß das US-Kapital dringend ganze Volkswirtschaften benötigt, um den geforderten Zins produzieren zu können. Er fällt ja nicht vom Himmel.
Die Vertreter dieses Kapitals – in erster Linie Bänker und Fondsmanager - haben ein HANDFESTES Interesse daran,
A) daß sie in jedem Land der Welt so leicht wie möglich „investieren“ können.
B) daß die Investition möglichst viel Gewinn abwirft.
Sie sind die kleine, feine, einflußreiche pressure-group hinter der Globalisierung. Sie bilden keine Verschwörung, den wo ihr Interesse liegt, darüber müssen sie sich nicht verständigen, das liegt auf der Hand: Löhne drücken! Unternehmensgewinne rauf! Weltweiter Freihandel aller Güter!
In Europa treten sie bei jedem größeren Börsengang als „institutionelle Anleger“ in Erscheinung, sie werden in Form sog. Hedge-Fonds aktiv und treiben einen Handel mit Unternehmen, bei dem die Belegschaft immer das Nachsehen hat.
Ihr Einfluß auf die Politik geht so weit, daß er eine Gefahr für die Demokratie darstellt.
Diese Zusammenhänge müssen klar benannt werden. Gelegentlich liest man mal etwas davon in den Zeitungen, aber es steht nicht im Fokus des Interesses.
Darauf hinzuweisen ist jedenfalls produktiver als zum hundertsten Mal über die Gier der Manager zu schimpfen. Die Manager haben überhaupt keine andere Wahl als nach Maximalrendite zu streben, denn das Kapital, das hinter ihnen steht und Zins will, ist gewaltig.