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Die Welt vs. die eigene Umgebung

Die Welt vs. die eigene Umgebung
Liebe Akademiker,

schon oft beschäftigte mich ein Diskussionsthema zu dem jeder seine ganz eigene Einstellung und Wahrnehmung entwickelt.

Angeregt durch eine Unterhaltung mit einer Dame von hier, möchte ich dieses Thema nun mit euch teilen und einen Meinungsaustausch initiieren.

Eine Besonderheit, die ich dabei sehr spannend finde, liegt wohl in dem Alter eines jeden Gruppenmitglieds. Auch der berufliche Stand und persönliche Kontakte könnten eine Rolle spielen.

Wie stehst du zu der Digitalisierung des Menschen?
Sind unsere technischen Sprünge ein Fortschritt für den Menschen?
In jeder Hinsicht?

Wie erleben wir die Welt mit den digitalen Medien und wie erleben wir sie ohne diese Möglichkeiten?

Und...

Leidet unsere Kommunikation darunter oder entwickelt sie sich weiter?


Meine Fragen sollen als Denkanstoß dienen und sind bewusst sehr allgemein gehalten. Es geht nicht darum eine Antwort zu finden. Redet miteinander, stellt begründete Behauptungen auf und lasst uns sehen, ob wir vielleicht ähnliche Werte vertreten...oder völlig konträre.

Ben
****imu Mann
1.296 Beiträge
Mein Smartphone und ich
Das Thema ist sehr weit gestellt und ich möchte mich bei meinen Bemerkungen auf den Gegenstand beschränken, der vermutlich die Menschen in ihren Verhaltensweisen und in ihrer Kommunikation am schnellsten und am tiefgreifendsten verändert. Das ist das Smartphone.
Im Gegensatz zu anderen revolutionären Erfindungen wie das Buch, das Telefon oder der Fernseher, die viele Jahre brauchten, um die Masse der Menschen zu erreichen hat das Smartphone binnen weniger Jahre mehr oder weniger die ganze Menschheit fest im Griff. Und es ersetzt bzw. bündelt praktisch alle bisherigen Medien und Kommunikationsformen - das Buch, den Brief, das Telefon, den CD-Player, das Fernsehen, die Landkarte usw. und schafft eine unübersehbare Fülle von neuen Möglichkeiten.

Grundsätzlich sehe ich diese Erfindung ganz neutral, unvermeidbar und als gegebene Tatsache. Die entscheidende Frage lautet: Wer steuert hier wen? Bin ich Herr über das, was ich mit diesem Ding anfange oder gewinnt dieses immer mehr - mit und ohne mein Wissen - die Kontrolle über meine Verhaltensweisen und meine Kommunikation?
Wie viele spüre auch ich ständig diese Versuchung, meine Aufmerksamkeit nicht auf mich, meine Mitmenschen und die Welt um mich zu richten, sondern auf dieses kleine Ding mit den unendlichen Möglichkeiten. Wenn man nicht - wie viele Menschen meiner Generation - solchen Dingen grundsätzlich skeptisch gegenübersteht und es auch nicht richtig bedienen kann, dann erfordert es ganz schön viel Bewusstsein und Disziplin, vernünftig damit umzugehen. Doch das kann man in Griff kriegen.

Schwerwiegender ist für mich die Tatsache, dass dieses Ding mein Leben komplett dokumentiert und eventuell auch für andere transparent macht. Sarkastisch könnte man sagen: Es kennt mich besser als ich selbst, da es nichts vergisst. Obwohl ich selbst Informatiker bin und auch Apps für Smartphones schreibe - oder gerade deswegen - bin ich nicht immer sicher, was genau dieses Gerät von meinem Leben ins große Fass von Big Data weitergibt, wo diese Informationen dann für lange Zeit lagern und meinem Zugriff entzogen sind.
Meiner Meinung nach dient diese Daten-Sammelwut von Google und Co. zur Zeit ausschließlich dazu, meine Konsumgewohnheiten zu ergründen und mich mit personalisierter Werbung zu beglücken. Damit kann ich leben. Manchmal ist es sogar praktisch, oft eher lästig.
Ohne jetzt in düstere Verschwörungsszenarien zu verfallen sehe ich doch die Gafahr, dass diese - zum Teil freiwillige - Totalüberwachung auch für andere Zwecke missbraucht werden kann.
Unterm Strich genieße ich zur Zeit noch die Möglichkeiten die mir die technische Entwicklung gibt. Doch ich möchte wach bleiben, mich nicht völlig von diesem Ding abhängig machen und es auch mal eine Weile ausgeschaltet lassen. Das ist nicht einfach und man weiß auch nie genau, was es so treibt, wenn es schläft.
*****_be Mann
271 Beiträge
Lieber Ben,

Du sprichst das Thema an, mit dem ich mich ausschließlich seit vielen Jahren akademisch-beruflich beschäftige... Es hat so viele Facetten für mich, dass es mir schwer fällt, hier kurz zu bleiben, aber ich versuchs mal:
Mwalimu hat meines Erachtens schon die wichtigsten Punkte erörtert. Was mir jedoch wichtig wäre hinzuzufügen: Zum "richtigen Gebrauch" einer Technologie im Sinne eines guten Lebens im Sinne einer Lebensführung, die einem, mehreren oder allen langfristig gut tut kann auch die Entscheidung gehören, es einfach nicht zu benutzen. Das gilt für "neue Medien", wie auch alle anderen "alten" materiellen und geistigen Erfindungen des Menschen. Der heute zumindest in D relativ unbekannte Medienphilosoph Marshall McLuhan hat das Problem was ich meine mal auf die Formel gebracht "das Medium ist die Botschaft".
Wer sich näher dafür interessiert:
http://www.deutschlandfunk.d … .html?dram:article_id=180798
http://www.swr.de/swr2/progr … nid=660374/574st1/index.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Marshall_McLuhan

LG,

Shabd
@mwalimu
Das Smartphone ist ein großes Thema in diesem Zusammenhang.

Wie stehst du dazu wie viele Menschen damit umgehen? Findest du es unhöflich, wenn man mit Freunden, Bekannten unterwegs ist und das Gerät zückt oder ist es völlig normal geworden sich zu unterhalten und nebenbei mit dem Gerät durch die große, weite Welt zu surfen?

Liebe Grüße
Ben
@Shabd
Vielen Dank für die Links. Sehr informativ, die Sichtweisen von ihm mal grob dargestellt zu bekommen.

Gerade als der Begriff "globales Dorf" fiel und genannt wurde, dass wir heute ja wahnsinnig schnell über alles informiert werden, kam mir ein Punkt in den Sinn über den wir hier auch reden können oder sollten.

Wie wichtig ist es über alles, was in der Welt passiert, informiert zu werden?
*******use Mann
3.197 Beiträge
Wer,
mit Ausnahme einer kurzen wichtigen Nachricht, meint,
in meiner Gegenwart nicht auf Surfen und Telefonieren
verzichten zu können, kann, wird und muß auf
diese verzichten. *undwech*
*****_be Mann
271 Beiträge
Wie wichtig ist es über alles, was in der Welt passiert, informiert zu werden?

Das ist weder wichtig noch möglich. Denn eine vollständige Information über den Zustand der Welt wäre die Welt selbst. Und ich bin nicht aus Scherzgründen so spitzfindig, als erstes gilt es sich gegenwärtig zu machen, dass Medien in erster Linie Vermittler zur Welt sind und dies immer und notwendigerweise selektiv tun, also immer Etwas weglassen und Weniges betonen. Jene Auswahl basiert auf Erwartungs-Erwartungen, d.h. ich nehme im besten Fall an, dass Dich interessieren wird, das X passiert ist, also vermittle ich es Dir medial. Oder aber: ich gehe davon aus, dass von X zu erfahren Dir gut tun wird oder meinen Anliegen dienen wird, darum tue ich es. Dadurch entsteht bei Dir die Idee, dass das was auf der Welt passiert aus den ganzen Xen besteht. Dabei gibt es aber genauso noch Y und Z. Der Soziologe und Philosoph Niklas Luhmann hat dieses Problem mal in der Fomel zusammengefasst "Was wir über die Welt wissen, wissen wir aus den Massenmedien". Deren Zeitalter ist aber gerade am Enden, zunehmend konsumieren Menschen mit der Digitalisierung "personalisierte Nachrichten", die nur noch solche X-Themen beinhalten, die sie statistisch auch früher interessiert haben. Experten sprechen von einem Filter-Bubble oder Echo-Kammer-Effekt, ich bekomme nur noch mein Bild der Welt bestätigt, was ich eh schon habe.
Zynisch zugespitzt bewegen wir uns also aus einer zentral gesteuerten Paternalismus oder Propaganda-Weltrepräsentation in eine algorithmisch gesteuerte Narzismus-Weltrepräsentation hinein. Ich glaube, weder das eine, noch das andere hilft uns langfristig dabei, gut über "das, was in der Welt passiert, informiert zu werden". Beide Prinzipien stellen nämlich das Gegenteil von Vielfalt und Innovation dar. Die bekomme ich nur, wenn ich mich absichtlich dem Fremden, Anderen, Unerwarteten öffne. Das geht auch medial, und zwar sowohl digital als auch analog - nämlich durch Vielfalt, indem man absichtlich unterschiedliche Quellen, unterschiedliche Sichtweisen miteinander abgleicht. Aber am besten, da Medien eh immer was weglassen, wohl immer noch durch persönliche Erfahrung face 2 face. *zwinker*
****imu Mann
1.296 Beiträge
Der YouTube-Effekt
Die von Shabd_be angesprochene und kritisierte Personalisierung des Informationsflusses sieht man am deutlichsten bei YouTube.
Ich habe einige Bekannte, die den sogenannten "Mainstream-Medien" insbesondere den öffentlich-rechtlichen extrem kritisch gegenüberstehen und sich lieber "übers Internet" informieren und eine Haupt-Informationsquelle ist YouTube.
Dieser Fangarm des Kraken Google verfügt über einen bemerkenswerten Algorithmus, der ziemlich genau deine Vorlieben und Interessen analysiert und dazu die passenden Videos vorschlägt.
Diese Bekannten von mir rutschen dadurch immer mehr in eine verschwörungstheoretische Richtung ab, bei der der Dialog mit ihnen zunehmend schwieriger wird. Da sie über YouTube ihre Sicht der Dinge permanent bestätigt bekommen sehe ich mich mit meiner etwas differenzierteren Weltanschauung als jemanden hingestellt, der sich von den Mainstream-Medien verarschen lässt.

Auch für mich ist es wichtig, mich von verschiedenen Seiten zu informieren und nicht der gefährlichen Tendenz zu verfallen, immer nur Bestätigungen meiner schon vorhandenen Meinung zu suchen. Und der persönliche Austausch - besonders mit Menschen, die anders fühlen und denken als ich - ist auch für mich sehr wichtig.
*****ess Frau
18.698 Beiträge
Isch abe gar kein Smartphone.





*undwech*
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