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Das steinerne Bildnis

*********ynter Frau
9.577 Beiträge
Themenersteller 
Das steinerne Bildnis
Der „Grüne Mann“ lauschte mit geschlossenen Lidern dem Rauschen der Zweige und fühlte sich durchdrungen von der milden Brise. Schon lange lebte er an diesem einsamen Ort inmitten des Waldes und heute Nacht würde das Wilde Heer hier vorbeiziehen. Es war inmitten der Rauhnächte, dem Tag, den die Menschen Silvester nannten. Normalerweise nahm er an der wilden Jagd nicht teil, denn seine Frau, Hulda oder Holle genannt, war zu diesem Zeitpunkt noch alt und - wie sollte er es politisch korrekt nennen - recht unansehnlich.
Und doch sehnte er sich nach ihr, nach einer Berührung. Er fühlte sich allein. Seit Samhain hatte er sie weder gesehen noch gespürt. Im Grunde befand er sich in gedanklicher Vorbereitung auf ihr verfrühtes Wiedersehen als er es vernahm. Die Vögel hatten es den alten Buchen erzählt und diese nun wiederum ihm – Menschen waren auf dem Weg zu diesem Ort. Er schwankte zwischen Ärger und Neugierde.

Das Paar wanderte schon eine Weile durch den riesigen Wald. Schweigend wie immer und er gute 50 Meter voraus. Sie lief in ihrem eigenen Rhythmus, betrachtete die dick bemoosten Bäume, die ihre kahlen Äste dem Himmel entgegenstreckten und hing eher ihren Gedanken nach. Schon lange war ihre einstig innige Beziehung in einen anderen, beklagenswerten Zustand übergegangen. Beide wussten und ignorierten dies – so gut es eben möglich war. An Silvester waren sie immer gewandert, so auch dieses Mal.

Der Grüne Mann betrachtete das Paar durch die Augen der Bäume und Vögel. Sie fand er anziehend und reizvoll. Eine Vollblutfrau, die seine Natur mit Wertschätzung und Freude fühlte. Doch er spürte auch ihre innere Leere und nahm zugleich das heftige pulsieren ihrer noch nicht erloschenen Libido wahr. Deutlich konnte er es erkennen, gleich einem Leuchtfeuer in der Nacht, und nun schlug sein anfänglicher Ärger über die Störung vollends in unbändige Lust um.
Mit einer Bewegung seiner Hand lockte er beide in seine Richtung und ließ sie von ihrem eigentlichen Weg abkommen, was zunächst nicht weiter auffiel, denn in diesem Wald gab es viele Bereiche, an denen es keinen Navi-Empfang gab. Der Grüne Mann lächelte und bereitete sich vor, bald würden sie sein geheimes Domizil erreichen.

Der Weg, den sie beide eingeschlagen hatten, war beschwerlich. Es ging steil bergan, der Pfad war schmal und unwegsam. Still war es geworden. Die Vögel, die tiefer unten im Wald noch fröhlich gezwitschert hatten, waren verstummt. Der warme Wind war stärker geworden und die hohen Kiefern schwankten. Es knackte und rauschte. Die Sonne versteckte sich hinter einem milchigen Schleier und das Herz der Frau begann wie wild zu klopfen. Sicher von der Anstrengung. Oder vielleicht doch nicht nur? Ihren Mann sah sie nicht mehr, da er ja immer weit voraus lief. Sie bog um eine Kehre und vor ihr öffnete sich ein steinerner Bogen inmitten des Waldes.

Eine Treppe aus unregelmäßig geformten Steinquadern führte zu diesem Tor, umgeben von einem Rest Mauer, die verwunschen wirkte. Dorniges Rosen- und dunkles Efeugestrüpp hatten sie überwuchert. Sie konnte sich an dem märchenhaften Anblick gar nicht sattsehen als ihr etwas oben an dem gemauerten Tor auffiel. Ein lächelndes Gesicht blickte auf sie hernieder, in Stein gehauen, und aus dem Mund dieses Mannes rankten sich üppige Pflanzenstränge. Sie blieb wie angewurzelt stehen, schaute in dieses sanfte Gesicht und war wie verzaubert. Sie kannte diese Art von Darstellung. Es zeigte den Grünen Mann der keltischen Glaubenswelt. Dieser Ort musste uralt sein.

Plötzlich stand eine männliche Gestalt inmitten des Torbogens. Das Licht der Sonne hinter diesem Mann gleißte und blendete sie. Es umgab ihn wie eine göttliche Aura. Groß und wohl proportioniert, mit silbrigem Haar, stand er dort und mit genau diesem Lächeln wie auf dem steinernen Bildnis. Er streckte ihr seine Hand entgegen und sie zögerte nicht, sie zu ergreifen. Eine Art Blitz schien ihren Körper im Moment der Berührung zu durchzucken. Sie fühlte seine Kraft, er schien pures Leben und Begierde zu sein. Ein Verheißung, der sie sich nur allzu gerne hingab.
Fast vergessene Lust durchflutete sie. Doch auch Besorgnis flackerte in ihr auf. Was würde wohl ihr Mann dazu sagen? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sich an einem flotten Dreier beteiligen würde und wollte sie das überhaupt? Also ihn dabei haben?

„Keine Sorge, dein Mann wird nichts bemerken. Für ihn erkundest du diesen Ort, so wie er. Er kann mich nicht sehen, so wie er auch deine Schönheit und deine wunderbare Lust nicht sieht. Für uns beide wird die Zeit gefühlt langsamer vergehen als für ihn. Komm meine Liebste.“
So hörte sie seine wunderbare Stimme in ihrem Kopf.

„Aber wie…?“ Fragte sie ihn, doch er lächelte und wischte ihre Bedenken hinfort: „Ich bin ein Gott, ich kann alles möglich machen.“

Er führte sie an einen Ort zwischen den uralten Steinen, der wie eine Laube aussah. Umgeben von duften Rosen (zu dieser Jahreszeit?) und dick gepolstert mit weichem Moos. Er zog sie an sich, blickte ihr tief in die Augen. Seine Hand griff in ihr Haar und sie schmolz förmlich dahin. Alle ihre moralischen Einwände hatten keine Bedeutung mehr. Nur noch er, nur noch sie und das, was hoffentlich gleich geschehen würde. Er hielt sie fest in seiner Umarmung und sie wusste, dass dies für sie und - für immer - der schönste Ort der Welt bleiben würde, in seinen Armen. Seine Lippen strichen entlang ihrer Wangen, sehr zart und endlich küsste er sie. Ihrer Kleidung, wie durch Zauberhand entledigt, sanken sie auf das weiche Lager.

Ihre Hände, Lippen und Zungen erforschten und fanden diese herrliche Süße, die sie gesucht hatten. Sich ihm hinzugeben, war das Schönste, das sie jemals gespürt hatte. Sein Zepter ebenso so zart wie hart, erhob sie in höchste Höhen und ließ sie so oft fliegen, dass sie nicht mehr mitzählen konnte. Der Rausch dauerte an und sie wünschte sich, dass ihre Zeit niemals enden möge. Seine Küsse, sein Streicheln und seine Stöße in sie ließen sie schwindelig werden und immer tiefer versanken sie ineinander.

*

Wie viel Zeit mochte vergangen sein? Sie schreckte hoch und fand sich vollständig bekleidet auf einem Stück Mauer sitzend, direkt neben wildem Rosengestrüpp und einer dick bemoosten Stelle, die feucht, nein eher nass, im Licht glitzerte, obwohl es seit Tagen nicht geregnet hatte. Hatte sie das alles nur geträumt?
Sie strich mit der Zungenspitze über ihre Lippen, die sich wund anfühlten, ebenso wie ihr Schoß. Ein herrliches Gefühl der Erfüllung, der Freude und des Glücks breitete sich in ihr aus, so als sei neues Leben in ihr. Vor ihr tanzten gelbe Schmetterlinge im Hochzeitsflug, warme Sonnenstrahlen schienen sie zu küssen und eine sanfte Brise streichelten ihre Haut und das Haar. Sie strahlte und fühlte ihn noch immer überall, diesen wunderbar göttlichen Mann.

Ihr Mann kam auf sie zu und meinte, es sei an der Zeit aufzubrechen. Sie erhob sich leicht schwankend. Er schaute sie prüfend an. Irgendwie schien seine Frau verändert. Sie strahlte etwas aus, an das er sich kaum erinnern konnte.
„Wie kommt das Rosenblütenblatt in dein Haar?“
Fragte er erstaunt, griff danach und betrachtete es ungläubig in seiner Hand.

Eine Schrecksekunde lang erstarrte sie, doch dann nahm sie das Blütenblatt aus seine Hand und zuckte mit den Schultern. Er schüttelte den Kopf und lief vorneweg – wie gehabt. Sie steckte das Blatt in ihr BH-Körbchen auf Höhe ihres Herzens und fragte sich, wie sie mit diesen wunden Venuslippen noch so viele Kilometer weit bis zum Auto laufen sollte.

„Ich werde dich auf Händen tragen, meine Liebste.“ Flüsterte seine wunderbare Stimme in ihrem Herzen.
(c) Nina_de_Wynter 01.01.2023

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Tatsächlich war ich gestern wandern und zwar im Pfälzer Wald, der voller Magie und Spuren keltischen Lebens steckt. Schon auf dem Weg zur Burgruine Schlosseck glaubte ich, diesen unbändigen Naturgott überall um mich herum zu spüren. Es hätte mich nicht gewundert, einer seiner Gestalten zu begegnen.
Als ich sein Gesicht auf dem Torbogen der Ruine sah, hatte ich sofort diese Geschichte im Kopf. Dieser Ort strahlt eine besondere Magie aus. Überall seltsame Zeichen in den Steinen, Adler oder Falken unterhalb dieses Gesichts und tatsächlich Zitronenfalter und Admiräle im Hochzeitsflug an diesem ungewöhnlich warmen Silvester inmitten des Waldmeeres.
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Euch allen ein gutes, glückliches und gesundes neues Jahr 2023.
Der Grüne Mann der Burgruine Schlosseck
**********silon
5.749 Beiträge
Echt Schmetterlinge zu Silvester? Die Natur spielt verrückt.
It´s me!
*********ld63 Frau
8.179 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wow, was für eine schöne, magische Begegnung, liebe @*********ynter! *love3*
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Gruppen-Mod 
Eine ganz verzaubernde Geschichte 😍 danke dafür liebe @*********ynter *top*
red
*******tee Frau
7.154 Beiträge
Liebe @*********ynter ich schrieb es schon im Kopfkino, eine wunderschöne und magische Geschichte hast du uns da geschenkt *love2*
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