Geschichten über und mit Tango
Hallo ich habe vor einiger Zeit mal eine Geschichte geschrieben in dem ich versucht habe das Gefühl beim Tangotanzen zu beschreiben.Falls es gefällt habe ich noch eine zweite Geschichte.
In die Nacht hinein
Ich laufe, laufe immer schneller, laufe immer weiter, weiter weg von dem Schmerz, der mich verfolgt, weg von der Realität.
Ich laufe in die Nacht hinein, tiefer in den Wald, ins Dunkel der Nacht. Nur der Mond scheint ab und zu zwischen den kahlen Ästen der Bäume hindurch. Nebel steigt hinauf. Es ist kalt und klamm.
Das feuchte Laub unter meinen Füssen raschelt und knirscht. Der Schweiß trübt meine Sicht, die ohnehin durch die Dunkelheit schon gering ist. Ich laufe immer tiefer in das Dunkel des Waldes hinein, meinen Körper durch das schnelle Laufen stärker spürend, meinen Schmerz abwerfend.
Aus der Ferne klingen Töne zu mir; ich bleibe kurz stehen um besser zu hören.
Ich schließe meine Augen und ich höre die leisen Töne die durch den Wald zu mir herüber schweben. Gebannt lausche ich der feinen Melodie. Sehnsucht und Heiterkeit schwingt in ihr. Sie übt eine magische Anziehungskraft auf mich aus und ich lasse mich von dieser Magie anziehen, laufe langsam weiter, lauschend auf die Musik, wohin sie mich leitet.
Immer näher komme ich den schönen Klängen der Musik. Licht schimmert zwischen den Ästen hindurch, ich laufe darauf zu.
Eine kleine Lichtung mit einem glatten Holzboden, erleuchtet von kleinen Leuchtpunkten, öffnet sich vor mir. Der Raum ist von der Musik erfüllt: Sanfte Harfen und Gitarrentöne erklingen; eine liebliche Frauenstimme begleitet die himmlische Musik.
Ich trete auf die Lichtung, betrete mit meinem Fuß das Parkett, lasse mich berauschen von den süßen Tönen.
Ein Mann, groß, elegant und schön, betritt zeitgleich mit mir das Parkett. Das Licht reflektiert in seinem dunklen Haar und in seinen tiefen Augen. Geschmeidig wie ein Panther kommt er mir entgegen und öffnet seine Arme zu einer Umarmung, schaut mir tief in die Augen und schenkt mir ein zauberhaftes Lächeln. Ich lächle zurück und gleite in seine Umarmung, spüre seine zärtliche Berührung. Er ist mir unbekannt und doch fühlt sich seine Berührung so vertraut an. Wie zufällig streicht seine Hand langsam meinen Arm zärtlich hinab, ein warmes Kribbeln verteilt sich durch meinen Körper.
Die Umarmung wird zu einer Komposition aus zwei Körpern, die beginnen der Musik zu folgen. Er führt mich sanft und doch bestimmend in den Tanz zu den magischen Klängen. Wir folgen dem Rhythmus der Musik, wiegen uns in den Wellen der harmonischen Töne. Der Tanz wird zu einem Fließen, das Fließen wird zu einem Fluss, ich tauche in die berauschende Symbiose von Musik, Tanz und Gefühl hinein.
Tanze in die Tiefe meiner Gefühle hinein. Versinke in Trance, berauscht von all diesen wunderschönen Sinnesempfindungen. Der Tanz lässt Körper und Seele verschmelzen, lässt zwei Körper und zwei Seelen zu einem Ganzen verschmelzen. Wir tanzen, drehen uns wie ein Kreisel, schwingen wie die Paradiesvögel durch die Luft. Zwei Derwische, vereint im Rausch des Tanzes.
Die Welt da draußen ist nicht real, nur wir sind real, nur noch zwei Menschen, zwei Körper, die zur Musik tanzen, die ineinander verschmelzen.
Der Schmerz, der mich hierher begleitete, ist weg, ist in den Wellen des rauschenden Tanzes versunken.
Plötzlich läutet es sehr laut …. RRRRING.... Die Musik ist weg, die Lichtung und der Mann auch. Ich öffne die Augen, stelle meinen Wecker aus. Der Duft von frischem Kaffee und frisch gebackenen Plätzchen lockt aus der Küche.…
Mir fällt ein: Heute ist Heiligabend, und endlich kann ich mich darauf freuen.
Heute wird ein wunderbarer Tag.
(c) Aphroditee Dezember 2016