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Tango
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Die erotische Tango-Kurzgeschichte

Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Themenersteller 
Die erotische Tango-Kurzgeschichte
Und damit meine ich mitnichten copy & paste aus der Literatur. Auch keine Empfehlungen.

So ziemlich jeder hier hat, betrachtet man das Gruppenthema im Kontext mit dem Forum indem wir uns hier befinden, so seinen speziellen Bezug von Erotik und Tango Argentino. Außerdem weiß ich, dass so mancher hier eine gute Feder führt und andere mit Worten zu fesseln weiß.

Was mich nun freuen würde hier zu lesen:

Phantasievolle selbstgeschriebene Kurzgeschichten, in welchen ihr den Tango Argentino mit Erotik, vielleicht gar explizit mit Sex verbindet.

Aber auch Schilderungen erotischer (oder auch mehr) eigener Erlebnisse, in flüssiges Wortgold gebracht.

Es wird auch nicht verlangt, sich dabei zum einen oder anderen zu bekennen, wer dies eben nicht will, soll die Leser eben rätseln lassen über die Frage: Ist dann nun Fiktion oder ....

So schreitet denn an und schwingt die Feder!

(kleines p.s.: Ich bitte darum, diesen Thread nicht in ein Literaturkritikerforum zu verwandeln - dazu sind andere Gruppen zuständiger, wie zB Kurzgeschichten . Lob und Frage ist ok, ein Klick auf den Danke-Button sehr gerne gesehen, aber um den Thread übersichtlich zu belassen, sollten doch dei Meisten Beiträge aus den Geschichten bestehen )

Ich fang dann mal an mit einer ausgesprochen moderaten Kurzgeschichte, aber für den kleinen Anfang ist das sicherlich auch gut so

Ich freu mich auf Eure Geschichten!
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Themenersteller 
»Ich schweife ab«
(Die Aufgabe bestand darin, mit 8 ganz bestimmten Wörtern eine Kurzgeschichte zu schreiben. Doch diesmal wollte ich keine Direkt-Erotik sondern etwas weit subtileres, etwas rein sinnliches versuchen. Urteilt selbst, ob mir das gelungen ist...

Vietnamesin
Hosianna
Machu Picchu
versanden
Petroleumlampendocht
Kirschblüte
Tango
orgiastisch

Hier ist das Ergebnis)


»Ich schweife ab«


Wissen Sie überhaupt, wie ein Petroleumlampendocht aussieht? Meistens sieht man ja nur die schwarz verkohlte, einheitlich wirkende Spitze, wenn man sich interessiert eine gelöschte Lampe anschaut, oder man sieht ein glühendes Auge ohne eigene Struktur, wenn man auf der eigenen Terrasse zuhause oder draußen in einer fremden Wildnis sitzt und die Blicke sich verträumt in dieses einzige, sehr warme Licht versenken. So wie damals, als wir auf halbem Weg zum Macchu Picchu erschöpft das Nachtlager aufgeschlagen hatten, die Gespräche langsam versandeten und die Geräusche des nächtlichen Hochland-Dschungels allmählich die Oberhand gewannen...

aber ich schweife ab:

Solch ein Docht ist nicht nur ein lieblos zusammengezwirbelter Baumwollstrang, sondern kunstvoll und stark, aber auch nicht zu stark, auf eine ganz bestimmte Art und Weise geflochten, damit er ruhig, zuverlässig und ohne zu schnell an Substanz zu verlieren seinen guten Dienst machen kann. Meist sind sogar mehrere hauchdünne metallische Drähte eingewirkt, um ihn ja nicht umfallen zu lassen. Ein fast schon meisterliches Produkt menschlicher Handwerkskunst. Woher ich das weiß? Eine merkwürdige, ja pittoreske Geschichte. Die Geschichte eines Mannes, der, um seine Tangofertigkeiten zu verbessern, für ein Jahr nach Buenos Aires ging, bei den großen Meistern zu lernen. Ja, dort bilden Männer Männer aus in dieser Kunst. Aber auch Frauen strömen aus aller Welt dort hin, um bei den Meistern zu lernen. So wie diese junge Vietnamesin, welche ein zu dienstbeflissener alter Missionar offensichtlich in einem Anfall geistiger Umnachtung (oder nennt man genau das ‚göttliche Eingebung’?) Hosianna getauft hatte, als sie noch ein kleines Mädchen war. Hosianna! Dabei hatte sie schon zuvor von einem buddhistischen, thailändischen Mönch einen für sie viel passenderen Namen erhalten: แจรี่ ดอกซากุระ. Lassen Sie sich den mal auf der Zunge zergehen! Ist er nicht wunderschön? Er bedeutet übrigens Kirschblüte, ein wie ich später erkannte, sehr passender Name für sie. Nicht dass ich etwas gegen Hosianna-Rufe hätte, schließlich frohlockt mein Herz heute noch, wenn ich an sie denke. Und das ist oft der Fall. Ich persönlich fand แจรี่ ดอกซากุระ aber einfach immer viel passender...

Schon wieder schweife ich ab!

Ich war schon ein gutes halbes Jahr in Buenos Aires, als sich eines Tages die Tür öffnete und sie den Raum betrat, der seit fast einem Jahrhundert des Abends als Bar und Plattform für die Milongas jener dieser einzigartigen Kunst mächtigen Tangueras und Tangueros diente. Am Tag jedoch als Schule für den Meister, wenn das Sonnenlicht seitlich durch die große Fensterfront hereinfiel und in breiten Strahlen den durch die Bewegungen der Tänzer vom knarzenden Holzplankenboden aufgewirbelten Staub durchschnitt.
Und in einen dieser hellen Strahlen trat sie hinein, als ich sie das erste Mal erblickte und die Staubteilchen sie orgiastisch umwirbelten wie verrückt gewordene kleine Planeten um eine wunderschöne, nicht aus unserem Universum stammende Sonne.
Und es war auch genau solch ein argentinischer Morgensonnenstrahl, der uns hell und warm umleuchtete, als sie mich ein halbes Jahr später, so wie es nur ihre Art sein konnte, in die Geheimnisse eines Petroleumlampendochtes einweihte. Der Staub schwebte nun um uns beide herum, wir lagen nach einer unvergesslichen Nacht auf dem großen alten Bett meiner angemieteten Mansarde aus den einst goldenen zwanziger Jahren. Wir waren nackt und unbeschwert wie zwei unschuldige Kinder, weit weg vom großen Rest der Welt.

Warum ich das noch so gut weiß? Es war unsere letzter gemeinsamer Morgen. Mein Flieger ging am späten Nachmittag...
********misi Frau
529 Beiträge
Sogar die Wagennummer wollte er wissen! Dabei ist meine Tasche wirklich nicht schwer, und den Weg vom Zug zum Parkplatz würde ich bestimmt auch selber finden. Aber er will mich offenbar an der richtigen Stelle auf dem Bahnsteig erwarten. Ein bisschen übertrieben finde ich das ja schon - gleichzeitig gestehe ich mir aber auch ein, dass ich es sehr schön finde. Es ist immerhin unser erstes Date, und vielleicht ist er ja genauso vorfreudig aufgeregt wie ich? Schon wieder schaue ich auf die Uhr, hoffe dass der Zug endlich ankommt. Aber noch habe ich fast eine Stunde zu fahren. Ich werde mit jeder Minute aufgeregter. Wahrscheinlich bin ich dann doch froh, dass ich nicht mit weichen Knien selber die Tasche tragen und den Weg suchen muss.

Das Wetter ist schlecht. Wenigstens regnet es nicht, aber es ist kalt und grau. Irgendwie hatte ich mir immer vorgestellt, dass die Sonne scheinen würde, wenn ich zu ihm fahre. Aber eigentlich spielt es keine Rolle, nicht mal das fade Grau kann meiner Vorfreude etwas abhaben.
Ich habe ein Buch dabei, bin aber zu aufgeregt, als dass ich mich noch darauf konzentrieren könnte. Also schaue ich aus dem Fenster und auf die Uhr.
Immer noch grau, immer noch fast eine Stunde.

Endlich, mit einer fast unerträglich langen Verspätung von drei Minuten, kommt der Zug in München-Pasing an.
Da ich in einem der hinteren Wagen bin, kann ich die wartenden Menschen am Bahnsteig nicht schon bei der Einfahrt des Zuges betrachten. Und auch als ich mit erstaunlich vielen anderen Reisenden aussteige, sehe ich ihn nicht.
Doch, da! Da kommt er angerannt! Jetzt sieht er mich auch, lächelt, wird aber nicht langsamer. Dass er weiter auf mich zu rennt statt zu gehen finde ich genauso übertrieben, wie dass er die Wagennummer wissen wollte. Und genauso schön. Auch er will keine Sekunde unseres 44-Stunden-Dates hergeben.
Jetzt ist er da, und schon küssen wir uns. Mit einem Arm hält er mich fest umschlungen, mit der anderen Hand nimmt er mir die Reisetasche ab, hört dabei aber nicht auf mich zu küssen. Der Zug fährt ab, um uns herum lichtet sich langsam das Gewusel, und noch immer küssen wir uns. Ich merke, wie sich mein Körper auf seinen einstimmt, während wir uns küssend um uns selber drehen. Aber erst als er - ohne seine Lippen von meinen zu lösen - mit präzisen Schritten losläuft verstehe ich: wir tanzen Tango.

Tango!

Unsere Schritte knirschen auf dem Splitt, das Geräusch vermischt sich mit den anderen Bahnhofsstimmen zu einer einzigartigen Musik.

Musik!

Mit geschlossenen Augen gebe ich mich dieser Musik hin, diesem Takt, diesem Kuss, diesem Gefühl das meinen ganzen Körper durchflutet.

Gefühl.

Takt.

Kuss.

Musik.

Tango!

Wir tanzen.
Noch nie bin ich so irgendwo angekommen, noch nie war grau so wunderschön!
Wir tanzen Tango.
********asie Frau
78 Beiträge
Mehr eine geschriebene Idee als eine Geschichte, aber es könnte eine werden ;-).
Mehr ein Anfang, als schon das Ende.

Bei meinem Profil vorbeischauen und auf Anfrage schalte ich die Tangophantasie frei.
***rt Mann
941 Beiträge
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