Tango und BDSM?
Hallo liebe Leute!
(Hallo Füchsin: Bitte, wo stand in einer "Tanzzeitschrift" erwas zu dem Theama? Interessiert mich SEHR!)
Ich habe eine persönliche Geschichte mit Tango und BDSM...
Im Jahr 1987 habe ich mit Tango begonnen und war damals ein anderer Mann.
Habe dann einige Jahre bei Verwandten in Buenos Aires gelebt, mit einer Tango Compagie Tourneen gemacht und seit 1994 Profi in Deutschland.
In der ganzen Zeit bis heute, hat sich meine Männlichkeit gewandelt und meine Sexualität verändert verändert! Dominat war ich sicherlich schon immer irgendwie. Aber -auch- durch den Tango habe ich diese Dominanz in eine Richtung gesteuert und ausgebildet, welche ich sehr genieße:
Dominanz in angenehmer Form, denke ich, könnte es gut beschreiben.
Tango hat hierzu -zumindest- einen erheblichen Teil beigetragen!
Dieser feinstoffliche, nonverbale Austausch zwischen den Tanzpartnern/ Tanzpartnerinnen, ist für mich immer noch ein ganzes Universum in sich!
Ich habe eine beängstigende Empathie ausgebildet, von der ich zuvor nichts wußte...
Mich in einen anderen Menschen einzufühlen, ist nicht nur leicht für mich geworden, sondern das läuft mittlerweile automatisch ab und erleichtert mir sehr mein Sein und mein arbeiten.
Die leibliche Erfahrung und ständige Weiterentwicklung und Überprüfung von Führung in reinster Form mit so vielen dieser wunderbaren, anbetungswürdigen Geschöpfe, welche ich niemals ganz verstehen werde.... ;o)
Im Tango "verstehe" ich sie plötzlich absolut!
Es ist gerade deshalb so, weil ich sie eben NICHT VERSTEHEN muß und kann, sondern weil gerade keine Sprachbarrieren vorhanden sind, weil ich sie ERFÜHLEN kann und muß!!!
Das ist er ja, der Tangohimmel:
Wenn man das sichere Gefühl hat, die Partnerin in Gänze zu kennen, alles wichtige von ihr gespürt zu haben, alles von sich erkannt zu wissen... Erschreckend intim und erschütternd schön!
Ist diese Hingabe nicht nur deshalb möglich, weil es diese grennzenlose Nähe gibt, welches in diesem göttlichen Tanz ein Vertrauen ermöglicht, welches (ich zumindest) nirgends in dieser Geschwindigkeit aufbauen oder zulassen kann ?!?
Dieses "Führen und geführt werden - fühlen und gefühlt werden"!?
Das eine ist immer auch das andere und eines geht NIEMALS WIRKLICH, wenn das andere fehlt!
Und was beschreibe ich denn hier? Ist das alles nicht auch immer die Grundlage von einem BDSM, wie ich es verstehe:
Tiefste Intimität, Innigkeit, Vertrauen, Liebe, größtmögliche Nähe, Zuneigung, Hinwendung, Zärtlichkeit und doch auch unabdingbare Klarheit und Härte; Empathie, Können (ja leider auch das....), bedingungslose Hingabe und Aufgabe seiner Selbst um sich im Partner/ Partnerin gemeinsam neu zu finden (und sei es nur für diese kostbaren Augenblicke)?!
Das ist Tango für mich. Das ist BDSM für mich.
(Und wie ist Tango und BDSM, wenn wichtige Teile dieser -unvollständigen- Aufzählung fehlen, nicht funktionieren, die Energie nicht fließt? Wirkt das nicht leer, kalt, unangenehm hart, seelenlos und abstoßend auf uns? Ich meine ja!)
Und es ist noch vieles mehr... (Jetzt hänge ich mich mal SEHR weit aus dem Fenster, auf die Gefahr hin, es könnte pathetisch klingen)
Es könnte m. E. evt. sogar eine universelle Grundlage des menschlichen Zusammenseins sein, was meint ihr?
Ich leite manchmal Seminare bei einem sehr anspruchsvollen Kongreß, der einmal jährlich stattfindet. Es ist eine Veranstaltung, die sich an körperorientierte Psychotherapeuten und Körpertherapeuten richtet und von der Universitätsklinik Graz, der Ärztekammer Steiermark etc. organisiert wird.
Die thematischen Schwerpunkte dort wechseln jährlich. Mein Gruppenthema bleibt immer gleich:
"Führen und geführt werden - fühlen und gefühlt werden"...
Egal, welches Thema gefordert wird, es ist immer ein "Elfmeter" für mich, denn was die Essenz Tango und im BDSM ist, ist eigentlich auch überall sonst, habe ich den Eindruck...
Ich leite Managementseminare. Glaubt ihr ich habe dort ein anderes Thema? (Ich darf nur das Gefühl nicht im Titel nennen, sonst kriegen die Angst... ;o), aber im Kern tue ich dort, mit anderen Mitteln, das Gleiche.
Warum funktioniert das in so unterschiedlichen Bereichen, unterschiedlichen Kulturen, Bedingungen und Menschen... ?
In Argentinien sagt man:
Tango ist ein Mikrokosmos der Liebe und des Lebens.
Das bedeutet, daß es kein Thema gibt, welches nicht auch Thema des Tangos ist... Zu jedem Problem; Gefühl, Glück, zu Last und Freude gibt es bereits mindestens einen Tango als Text und im übergeordneten Sinn ist Tango das Leben.
Oder auch: La vida es un tango. Hay que saberlo bailar!
(Das Leben ist ein Tango. Man muß ihn zu tanzen wissen!)
Zusammenfassung:
Es gibt nichts logischeres, als die Verbindung von Tango und BDSM (für mich), weil es einen zutiefst inneren Zusammenhang hat und eigentlich eine andere Ausdrucksform des gleichen Phänomens ist.
Tiefste sinnliche Erfahrungen und Bedürfnisse, welche immer auch durch Sexualität verbunden sind.
Wow. Es ist sehr lang geworden. Aber es floss einfach nur so aus mir heraus! Ich hoffe, ihr könnt was damit anfangen?!
"Mein Tango" und "mein BDSM"... Ich möchte nicht mehr ohne sie.
zHart / Ulli