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Besuch einer Selbsthilfegruppe - Wie sind Eure Erfahrungen?

********9651 Mann
215 Beiträge
Themenersteller 
Besuch einer Selbsthilfegruppe - Wie sind Eure Erfahrungen?
Nach der Entgiftung besuchte ich eine Selbsthilfegruppe mit Angehörigen. Alle waren sehr nett und meine Frau und ich fühlten uns gleich super aufgehoben in der Gruppe.
Ich sagte, dass die Entgiftung (10 Tage in der Klinik) mir einiges klar gemacht hat und ich ab sofort keinen Alkohol mehr trinken werde. Alle sagten, dass es nicht ganz so einfach sei wird. Ich war jedoch fest entschlossen: Ich trinke nix mehr, nie wieder!
Das hat gerade mal 2 Monate gehalten. Dann der erste Rückfall. Dann nach 2 weiteren Monaten der nächste Rückfall. Der aber richtig hart. Wieder zurück in die Entgiftung. Diesmal machte ich dann eine 21 tägige qualifizierte Entgiftung. Da entschloss ich mich auch zur Langzeittherapie. 15 Wochen wurden genehmigt. Mir war klar, dass ich etwas ändern musste, um zufrieden trocken zu sein. Das ist jetzt 5 1/2 Jahre her. Ich gehe mit meiner Frau immer noch zu der Gruppe. Inzwischen habe ich sogar die Leitung übernommen. Ich werde dort immer wieder geerdet und der Erfahrungsaustausch tut mir gut. Jetzt mache ich eine Ausbildung zum Suchtkrankenhelfer.

Wie ist Eure Erfahrung mit Selbsthilfegruppen? Besucht Ihr eine oder habt Ihr eine besucht?

Ich finde es hilfreich, sich mit anderen auszutauschen. Klar, nicht jede Gruppe passt zu einem. Aber es gibt so viele. Einfach weiter suchen.
**********re_61 Mann
178 Beiträge
Gruppen-Mod 
Danke für Deinen Beitrag.
Ich habe 10 Jahre lang eine Selbsthilfegruppe besucht und habe mir dann nach einem Wohnortwechsel keine neue gesucht, ich hab mich sicher gefühlt.
Es hat sich aber gerächt auch wenn es 13Jahre gedauert hat bis der Absturz kam.
Nach meiner Therapie vor 3 Jahren besuche ich wieder eine Selbsthilfegruppe und habe seit einem Jahr eine eigene Gruppe eröffnet.
****02 Paar
22.788 Beiträge
Gruppen-Mod 
Danke für dieses für mich wichtige Thema *top*

Noch vor dem Entzug vor etwa neun Jahren bin ich zu den AA gegangen, weil ich irgendwie begriffen hatte, dass es einfacher ist, das extrem komplexe Thema Alkoholismus nicht allein, sondern mit Hilfe von außen anzugehen.
Aus der Entzugsklinik heraus durfte ich sogar einmal zum AA-Meeting gehen.
In der Zeit zwischen Entzug und 15wöchiger Entwöhnungstherapie war ich regelmäßig einmal in der Woche in den Meetings.
Während der Entwöhnungstherapie war ich kaum dort, weil die stationäre Therapie mich voll gefordert hat. Bei den Al-Anon bin ich aber in der Zeit einmal gewesen - es war eine einschneidende Erfahrung, auch mal die andere Seite zu erleben (obwohl ich gemerkt habe, dass ich sehr co-abhängige Züge hatte und habe).

Schon während der stationären Therapie habe ich mich bei einem niedergelassenen Therapeuten auf die Warteliste setzen lassen. Bis es dann losging, war ich noch in der ambulanten, wöchentlichen Anschlusstherapie meiner Klinik und auch regelmäßig in den AA-Meetings.
Die Sitzungen beim Therapeuten sind im Lauf der Jahre von einmal wöchentlich zu immer größeren Abständen geworden und finden jetzt nach Bedarf alle paar Monate statt. Bei den AA war es genauso.
Seit drei Jahren gehe ich einmal im Jahr kurz vor Weihnachten ins Meeting, um eine von mir schon im ersten AA-Jahr erfundene kleine Tradition fortzusetzen.
Ich wickele je eine Kerze in eine Serviette, die ich mit einem kleinen Gummiband umwickle. Dieses kleine Päckchen bekommt jede/r Meeting-Teilnehmer/in, der/die am betreffenden Meeting teilnimmt. Ich selbst habe auch so eine Kerze.
Am Heiligabend breite ich die Serviette aus, stelle die Kerze in einem Leuchter darauf und zünde sie an. Die brennende Kerze soll ein Zeichen der Hoffnung sein - für alle, die ihren Weg aus der Sucht noch nicht gefunden haben.
Auch dieses Jahr werde ich das wieder so halten und war vor zwei Wochen im Meeting, um die Kerzen zu verteilen.

Aus jedem AA-Meeting nehme ich für mich etwas mit und merke immer wieder, wie es mich erdet, wenn ich auf meine Anfänge dort zurückblicke.
Ja, die Gruppe ist wichtig für mich, und ich möchte sie nicht missen.

Und auch diese Gruppe "Wege aus der Sucht" liegt mir sehr am Herzen und war eine unglaubliche Unterstützung für mich, damals in der akuten Phase kurz vor dem Entzug, später in der Entwöhnung und auch in den Jahren danach. Vor einigen Jahren durfte ich dann hier sogar die Gruppenleitung übernehmen.
Ich messe diese Gruppe nicht daran, wie oft hier geschrieben wird, sondern daran, dass sie immer noch existiert! Danke Euch allen dafür! *happy*

Liebe Grüße und Euch allen so besinnliche Feiertage wie möglich *nikolaus*
Natascha (und Jo)
*****020 Frau
428 Beiträge
Gruppen-Mod 
Danke für dieses wichtige Thema,

ja schon oft hörte ich: Alkoholismus ist die Krankheit des Vergessens. Durch meine Gruppenbesuche halte ich mich wach, dieses trügerische Gefühl von "Sicherheit" stellt sich dann nicht so schnell ein. Ich besuche eine Gruppe von AA, bin in hier und auf Facebook in einer Online-Gruppe, da sind eben nicht nur AA, sondern auch andere Selbsthilfegruppen oder auch Einzelkämpfer.

"Meine" Gruppe vor Ort schätze ich sehr, da ist mir jede/r einzelne ans Herz gewachsen, ich kann dort wirklich alles sagen was mich drückt. Grade die Dinge die ich als "unwichtig" empfinden könnte, sind oft meine Stolpersteine. Da erinnern mich dann andere auch mal dran, was so ein Suchthirn alles für Kapriolen schlagen kann. Damit alleine klar kommen, ich finde das viel zu schwer. Habs aber auch wieder leicht, denn ich bin sehr offen, extrovertiert und kommunikativ.

Klingt wie ein Widerspruch, dass ich mich deshalb in AA so wohl fühle, es gibt dort keine Diskussionen, keine Ratschläge (nur Empfehlungen) wir lassen den anderen ausreden und sprechen nur von uns selbst.
Ich war immer so der Typ mit schnellen Antworten, die hauptsächlich mit : "....ja, aaaaaaaber begannen".

Auch mein Scham darüber eine Alkoholikerin zu sein, konnte ich vollkommen ablegen - ganz allein durch Austausch in der Gruppe.

Therapie ist ein weiterer Baustein gewesen, da habe ich allerdings für MICH die Erfahrung gemacht, zwar viel über die Krankheit zu erfahren, wirklich VERSTANDEN gefühlt habe ich mich allerdings wirklich nur in der Selbsthilfegruppe.
********9651 Mann
215 Beiträge
Themenersteller 
eva_2020,

danke für deine offenen Worte. In deiner Beschreibung find ich mich wieder. Nach der Therapie ging es mir ähnlich. Ich war vielleicht noch nicht so weit. Ich musste das alles erst einmal verarbeiten und selbst damit klarkommen. Offen darüber reden zu können, braucht seine Zeit. Die Scham war am Anfang groß. Doch inzwischen schäme ich mich nicht mehr. Klar erzähl ich es nicht jedem. Aber ich gehe immer offener damit um.
Ich bin stolz auf das geleistete. Aber Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Die Gruppe erdet mich immer wieder.
Meine Erfahrung mit Selbsthilfegruppen?
Die ersten 2-3 Jahre nach der Langzeittherapie habe ich begleitend zur Adaption, betreutem Wohnen und später in eigener Wohnung (WG mit einem Weggefährten aus der Therapie) Selbsthilfegruppen besucht.
Erst NA und AA, dann Kreuzbund und eine freie Gruppe.
Die erste Zeit war ganz gut, aber später hatte ich so ein Gefühl, die Leute reden immer wieder die selben Geschichten. Bei manchen hatte ich das Gefühl, die halten ihre Sucht warm/präsent.
Der Arzt in der stationären Einrichtung ist selbst Ehemaliger, ich wusste das nicht.
Beim Abschlussgespräch fragte er mich:"Hattest du einen festen Zeitpunkt wo du für dich klar hattest, dass du aussteigst?
Ja hatte ich. Kein Überlegen, wäre schön wenn's diesmal klappt, diesmal "muss" es klappen usw.
Es hat klick gemacht.
Ich hatte für mich ganz eindeutig klar, das ist jetzt der Zeitpunkt zum Aussteigen. Das ist jetzt 20 Jahre so geblieben.
Ich habe mir damals feste Abende gefüllt mit den Gruppen. Dort haben sich auch Paare gefunden. Etwas um das ich einen Bogen gemacht habe und auch jetzt noch tue.
Während den Therapien hatte ich immer Beziehungen. Man hatte viel Zeit und hat viel gepimpert, die meisten waren eh ausgehungert, wir waren wie ausgetrocknete Shwämme. Danach kam die Entfernung, jeder ist zurück in seine Stadt oder ist rückfällig geworden.
Ganz selten begegnen mir noch Freundinnen von Früher, die habens auch geschafft. Umarmung, Bussi, und ich sehe die Bereitschaft sofort. Den Schritt weiter gehe ich nie.
Schade finde ich, dass ich die ganzen Jahre nicht einmal auf dem Ehemaligentreffen in der Therapieeinrichtung war. Patchworkfamilie mit 5 Kindern, alleine schon die Anzahl der Elternabende...
Ich erinnere mich noch, als ich da saß und die Ehemaligen kamen zum Jahrestreffen. Da war einer mit Frau und kleinen Kiddies dabei. Erzählte so, joa jetzt 10 jahre clean, verheiratet, Kinder, meinen Meister noch gemacht. Wenn ich euch heute hier alle sitzen sehe, ich weiß noch wie als wäre es gestern, was wir alles gemacht haben. Aus heutiger Sicht frage ich mich allerdings, warum hast du den ganzen Quatsch überhaupt gemacht. Totale Verschwendung.
Das Gefühl sollte ich später auch haben und habe es jetzt noch *g*.
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