Jede Rose hat ihre Dornen...
... war der Titel, der meiner "A." für meine heute morgen geschiebene Geschichte eingefallen ist.Und auch wenn dieser Teil des Forums ein wenig brach zu liegen scheint, stelle ich sie einfach mal ein... Also:
Every Rose Has Its Thorn
Teil 1
Das Klacken meiner High Heels hallte dumpf von den ungepflegten Fassaden der mich umgebenden Häuser wieder. Längst hatte ich keine Ahnung mehr, wo ich war. Zu viele Wirrungen hatte die Wegbeschreibung, die ER mir sukzessive per Handy übermittelte, nun schon genommen. Und jetzt fing es auch noch an leicht zu nieseln.
An einen Schirm hatte ich natürlich nicht gedacht! Zu detailliert waren seine Anweisungen bzgl. meines „Outfits“ gewesen: Knapper Rock, durchsichtige Bluse, und dieser so verdammt knallrote BH mußte es auch sein. Und seltsamerweise hatte er auf einer Strumpfhose bestanden. Darüber hatte er mir, als Tribut an die herbstliche Wetterlage, einen leichten Mantel gegönnt. Mehr nicht. Nicht einmal eine Handtasche war gestattet. So kam ich mir, nur mit Schlüsselbund und Handy in den Manteltaschen, noch „gestrandeter“ vor als ohnehin schon. Kein Wunder, in dieser eher herunter gekommenen Gegend, in der ich noch nie zuvor war.
Etwas hilflos stand ich auf dem kleinen, mit Pflastersteinen belegten Platz. Der Bodenbelag in dieser Gegend war ein echter Absatzkiller, was mich beim gehen ständig leicht torkeln lies. Im trüben Licht der wenigen Laternen waren keinerlei Details in den grauen, verwaschenen Fassaden zu erkennen. Wohin jetzt? Wieder schaute ich auf das immer noch leere Handydisplay.
Verdammt, das war nicht witzig! Die Sekunden tropften dahin, mir wie eine Ewigkeit erscheinend. Endlich ein Summen – und auf dem Display erschient ein Straßennamen. Ich schaue mich um, gehe zögernd am Rand des kleinen Platzes entlang. Da scheint eine schmale Gasse zu sein, und tatsächlich, ein lädiertes, angerostetes Schild weißt sie als die von ihm Genannte aus.
Ich bleibe stehen, zögere. Die enge Gasse erscheint mir im fahlen Licht der Laternen eher wie eine Höhle. Und der sich wie Spinnenfäden darüber legende Nieselregen läßt das Ganze noch weniger einladend aussehen. DA soll ich hineingehen? Andererseits habe ich keine echte Wahl, denn den Rückweg würde ich alleine eh nicht mehr finden.
Einen Moment bleibe ich stehen, das ungute Gefühl beim Blick in die Gasse vor mir kämpft mit der kribbelnden Spannung, was er wohl vorhat. Mein Atem geht wieder schneller, und ich spüre, wie meine Brustwarzen sich erneut aufrichten. Ist das die Nässe und das damit verbundene leichte Frösteln? Oder doch eher die Erregung ob der Situation, in der ich mich befinde?
Ich hole noch einmal tief Luft, dann gehe ich entschlossen auf das schummrige Halbdunkel zu. Wieso habe ich nur dieses Gefühl, daß diese Gasse mich regelrecht zu verschlucken scheint? Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den Anderen. Kein Mensch weit und breit, kein Geräusch außer dem leisen Klappern meiner Absätze auf dem Pflaster.
Vor mir sehe ich Licht in einem der Hauseingänge. Erst jetzt fällt mir auf, daß fast alle Häuser hier unbewohnt scheinen. Kein einziges erleuchtetes Fenster ist zu sehen. Zögernd gehe ich auf den erleuchteten Hauseingang zu. Ist das mein „Ziel“? Ich bin noch zwei, drei Schritte entfernt, als mein Handy summt. Ein Blick auf das Display, ich sehe eine rote Rose. „Was soll das denn jetzt?“ will ich mich grade fragen, als mein Blick einen Farbtupfer im mich umgebenden Grau-in-Grau wahrnimmt. Und tatsächlich: Auf der Treppenstufe des erleuchteten Hauseingangs liegt eine einsame Rose. Sie wirkt hier ebenso deplatziert wie ich mich fühle. Dennoch schmunzele ich. Typisch für IHN, denke ich. Und gehe nun deutlich entschlossener auf das Licht zu.
Die Eingangstür steht offen. Ich gehe hinein und stehe im herunter gekommenen Treppenhaus einer Mietskaserne. Links beginnt die Treppenflucht nach oben, rechts vor mir führt eine enge Stiege nach unten, wohl zu den Kellerräumen. Dort ist es dunkel, wohingegen auf den nach oben führenden Treppenabsätzen Licht brennt. Also nach oben, denke ich mir.
Auf dem ersten Absatz angekommen höre ich Stimmengemurmel. Weiter? Ja, was sonst. Vorsichtig schleiche ich ein Stockwerk höher. Die Stimmen werden deutlicher, auch wenn ich kein Wort von dem verstehe, was gesprochen wird. Noch einen Treppenabsatz höher. Ruckartig bleibe ich stehen. Vor mir sitzen, nein lungern drei abgerissene Gestalten zwischen zwei offen stehenden Wohnungstüren - und unzähligen Bierflaschen - herum. Sie sehen mich in der Sekunde, in der ich stehen bleibe. Daß mein Mantel offen ist und sie durch die vom Regen noch durchsichtiger gewordene Bluse das Leuchten meines knallroten BH's sehen können, wird mir erst bewußt, als ich das gierige Glitzern in ihren Augen sehe. Sie murmeln etwas in einer mir fremden Sprache, und einer macht Anstalten, aufzustehen. Ruckartig drehe ich mich um und renne, so schnell es meine High Heels zulassen, die Treppe hinunter. An der Eingangstür angekommen will ich schon hinaus auf die Straße stürzen, als ich merke, daß sie mir offenbar nicht folgen. Und aus dem Augenwinkel erkenne ich die rote Rose, die auf der obersten Stufe der Kellertreppe liegt.
Ich halte inne, um wieder zu Atem zu kommen. Offenbar hatte ich beim Betreten des Hauses nicht aufgepaßt. Zu selbstverständlich war es mir erschienen, dem Licht nach oben zu folgen. Dennoch zögere ich. Wenn ich jetzt der Rose in den Kellerbereich folge, wer sagt, daß diese Kerle mir nicht doch noch nachkommen? Andererseits, draußen auf der Straße würden sie mich – so sie es wollten – jederzeit einholen können. Also, die Treppe nach unten...