Ich sehe das ein klein wenig anders als meine Vorredner (Vorschreiber?), ich kann ihnen nur zum Teil zustimmen.
Ja, im Grunde ist es von Vorteil, wenn man sich in seinem Profil genau beschreibt, als Mensch, als Charakter, und auch auf Wertevorstellungen und seine Suche eingeht. Je genauer, desto informativer für die Leser, denkt man, und desto passender sind die Menschen zu einem selbst, die dann darauf reagieren. Und damit es auch noch ausführlicher möglich ist, sich selbst darzustellen, erstellt man noch eine oder mehrere Homepages (ich habe tatsächlich schon Profile besucht, wo es derer drei bis vier waren), die noch mehr in die Tiefe gehen.
Ich glaube, das ist irgendwann mit Kanonen auf Spatzen geschossen und ich habe Profile gesehen, die da völlig übertreiben. Spitzenreiter war mal ein Profil, wo alleine der Profiltext so umfangreich war, dass ich gefühlt mehrere A4-Seiten vor mir hatte. Den eigentlichen Inhalt hätte man aber auch auf einer halben unterbringen können.
Ich für mich glaube, hier ist ein Mittelweg zwischen knappen und ausführlichen Profiltexten und Homepages sinnvoll. Ich als interessierter Leser möchte nicht, dass meine Neugierde durch "Arbeit" gebremst wird. Dies passiert aber, wenn Profiltext und Homepage derart umfassend sind, dass ich mich durch ellenlange Textwüsten kämpfen muss, vielleicht noch ohne spannenden oder humorvollen Aufbau und eine das Aufnehmen der Informationen erleichternde Struktur. Auch wenn ich mittendrin, nach schon einer halben Stunde (leicht übertrieben) das Gefühl habe, es wird viel Text angeboten, der Inhalt ist jedoch dürftig, wird es schwierig und das Interesse verfliegt.
Die beiden Hinweise, das Lesen langer, ausführlicher Texte hätte etwas mit Anstand und Respekt dem Schreiber gegenüber zu tun und wenn sich jemand dafür die Zeit nimmt, nimmt er den Schreiber ernst und wäre vermutlich dann auch ein besserer Lebenspartner - puh, das würde ich so pauschal nicht sagen. Der Gedanke, jemand muss sich durch riesig lange Texte quälen, die ich selbst vielleicht als wahnsinnig toll formuliert und doch so umfassend empfinde, weil ich mich quasi nackig mache, mein Gegenüber aber überfordern, weil die Augen schmerzen (Bildschirmarbeiter kennen das) oder lesen einfach nicht die große Leidenschaft darstellt, oder weil meine Texte eben doch nicht so toll sind, missfällt mir. Ich würde auch nicht denken: "Du musst das alles Lesen, sonst kann ich dein Interesse an mir nicht ernst nehmen" - ich merke, ob jemand wirklich Interesse an mir hat, erst im Laufe der Zeit eines Kontaktes. Wer dran bleibt, zeigt Interesse. Oder?
Ich kann nachvollziehen, dass es auf den ersten Blick schmeichelt: "Mein Besucher hat scheinbar(!) alles gelesen, was ich geschrieben habe, also bin ich für ihn spannend!" Ich glaube aber, dieser Gedankengang muss nicht allgemeingültig und immer richtig sein. Ich weiß nie, ob wirklich alles gelesen wurde, und ich weiß auch nicht mit Sicherheit, ob mein Leser wirklich Spaß beim Lesen hatte oder sich eher durchkämpfen musste - und wenn ich frage, kann es sogar sein, dass er das gar nicht zugibt, weil er mich nicht kränken möchte oder weil das Interesse doch so groß ist, dass er das nicht zugeben möchte.
Ich habe gerade eine kleine Homepage, die etwas mehr über mich aussagt, neben meinem Profil. Beides ist so knapp wie möglich und so ausführlich wie nötig, um einen ersten Eindruck (mehr soll es ja gar nicht bieten, alles weitere ergibt sich im Kontakt) zu liefern. Ich habe gar nicht das Bedürfnis und betrachte das auch nicht als sinnvoll, mich komplett mit allen Fasern meines Wesens zu beschreiben. Ich möchte mit meinem Profil und meiner Homepage lediglich neugierig machen, einen nächsten Schritt auf mich zuzugehen und den persönlichen Kontakt aufzunehmen. Mehr muss Profil und Homepage gar nicht leisten. Und das geht auch kurz.