Was meinst du mit "hier"?
Hast du Kinder? Falls ja, wie würdest du sie schützen vor zu frühem Kontakt mit Pornografie? Hast du Kontakt zu Jugendlichen?
Dass das Alter des sexuellen Erstkontakt immer weiter sinkt ist aber schon durch Zahlen belegt. Und es geht um unsere abendländischen Gefilde, nicht Asien oder Südamerika oder so.
Mit "hier" meinte ich nicht deinen Beitrag (bzw. höchstens am Rande), sondern die Darstellung in den Medien, denn genau solche Beiträge, in denen diese sog. sexuelle Verwahrlosung von Teenagern angeprangert wird, gibt es ja in letzter Zeit öfter.
Meinung Meinung nach gibt es in solchen Beiträgen eine starke Tendenz, Dinge als zusammengehörig und als Ursachen für das jeweils andere darzustellen, was sehr fraglich ist, und was auch hinterfragt werden sollte, und meiner Meinung nach auch nicht stimmt.
Beispiel: Es gibt natürlich am Rande und als relative Ausnahmephänomene die Sache mit der sog. sexuellen Verwahrlosung, d.h. Teenager konsumieren Sex wie Drogen, Fernsehen, Gameboy, aber ohne menschliche Bindung und emotionale Tiefe. Bedauerlich, aber es gibt es, aber meiner Meinung nach immer noch selten, UND: "Früher" gabs das auch schon, es wurde nur nicht so professionell als "sexuelle Verwahrlosung" gebranntmarkt, sondern irgendwie anders bezeichnet, und meistens unter den Teppich gekehrt, - darf ja keiner wissen, dass es sowas gibt.
Es gibt auch Porno-Süchtige, aber unsere Konsumgesellschaft bietet eben so viele Möglichkeiten, nach irgendwas süchtig zu werden, dass man das eigentlich nicht wirklich anprangern kann, weil man dann die Konsumgesellschaft abschaffen müsste. Das will aber auch keiner, sondern jeder Moralapostel, der hier irgendwo auftritt, will ja immer SEINE Lieblingskonsumprodukte weiter konsumieren, seien es statt Pornos eben neue Schuhe oder "anständige" TV-Shows, es sind immer die anderen, die vor "schlechten" Einflüssen geschützt werden sollen. Hinter jeder Sucht steckt neben den Problemen und Nachteilen der Sucht auch jemand, der sich zum Konsum eben dieser Produkte entschlossen hat, und das in gewissem Maße auch will.
ABER: Das Problem Sucht und sexuelle Verwahrlosung von Teenagern hat meiner Meinung nach fast nichts miteinander zu tun, aber genau dieses wird in diesen typischen Medienbeiträgen nicht hinterfragt suggeriert, und der Tenor ist "früher, als die Sexualität noch unterdrückt wurde, gabs das nicht, und jetzt läuft alles ausm Ruder, deswegen sollte doch besser wieder die 'Moral' hochgefahren werden, und die Unterdrückung und Tabuisierung wieder die Oberhand übernehmen". Dafür packt man dann am besten alles, was dafür irgendwie taugt in einen Beutel, gut umrühren und fertig ist die dramatische Geschichte, perfekt für den sensationssüchtigen Medienkonsumenten von heute.
Was Zugänglichkeit von Pornographie betrifft:
Ich bin auch nicht dafür, dass in jedem Fernsehprogramm nach belieben Sex und Porno laufen soll, oder das in jedem Krimi nach dem Mord eine Zuschauerquotenpornoeinlage kommen sollte, zur Auflockerung. Ich finde es auch ok, dass Jugendliche davor bewahrt werden, dass die Industrie sie zu ihren Kunden machen kann, ABER das bedeutet für mich nicht, dass ich es super schlimm finde, wenn Kinder oder Jugendliche mal vor ihrem 18. Geburtstag mal einen Porno sehen, oder solche Heft heimlich unterm Bett verstecken. Sowas macht ein Großteil der männlichen Jugendlichen seit mindestens 40 Jahren, und die Welt ist nicht untergegangen.
Das ist diese typische Übertreibung, dass eine Porno sofort Schäden bei Jugendlichen verursachen würde. Diese Jugenschutzmaßnahmen finde ich als Schutz vor Sexwerbung im Kinderfernsehen usw. völlig richtig. Aber im Einzelfall sieht das anders aus. Außerdem ist es Eltern sogar erlaubt, ihren Kindern Pornographie in "angemessener" Art zugänglich zu machen (d.h. irgendwie kontrolliert und im Rahmen der Erziehung und Betreuung). Das wird nur meistens verheimlicht, dass das so ist. Die Verbote betreffen im wesentlichen nur das öffentliche Angebot.