Ich frage mich, ob Polyamorie nicht nur keine Neigung ist, sondern, ob es sie überhaupt gibt.
Klingt "bescheuert"?
Mal im Ernst:
Wir schreiben hier alle in einer Gruppe, weil wir im Leben bestimmte Erfahrungen machen, oder gemacht haben.
Ich denke, dass diese gar nicht SO besonders - oder ungewöhnlich - sind.
Ungewöhnlich ist daran vielleicht das Hinterfragen von Wegen - von Sozialisation - von "gesellschaftlichen Zwängen" und dergleichen, aber doch NICHT, das Gefühl, zu lieben.
Ich weiß, dass es oft so scheint, als sei das Beispiel von Eltern, die mehr als ein Kind haben - und LIEBEN - hier fehl am Platz. Das ist es aber - meiner Meinung nach - nicht.
Jeder Mensch kann mehr als einen Menschen lieben.
Ob er es in der partnerschaftl. Liebe auslebt, ist etwas anderes, als die Möglichkeit des Liebens von mehr, als einer Person zu hinterfragen.
Je länger ich mir darüber Gedanken mache, um so seltsamer empfinde ich das Wort "Polyamorie".
Seltsam auch, dass wir die Fähigkeit zu lieben, als "Neigung" hinterfragen, oder?
Hinterfragen sollte man doch vielleicht ehr, was man möchte, wovon man träumt...
Eine Neigung ist doch etwas, was man besonders gut kann, oder?
Wie stellt man das in dieser Hinsicht denn fest?
Man soll, oder kann - denke ich - hinterfragen, ob es einem häufig begegnet - ob man mehrfach im Leben mehr als einen Menschen - liebt.
Ob man "dazu neigt" mehr als den/die Eine(n) zu wollen...
Ich WILL "es" nicht - nicht gezielt und auch nicht angestrebt.
Das Gefühl ist etwas, was ich NIE "gesucht" habe. Ich habe mich auch nie nach "poly" gesehnt.
Das Gefühl war da. Ich habe nur hinterfragt, was mit mir los ist - irgendwann.
Der Versuch "es" auch zu leben ist gescheitert - 2x.
Ich hoffe, mir passiert "es" nicht wieder, denn ich denke an Zeiten, die selbst, als alles wunderschön schien, geprägt waren von einem Zu-wenig an Stunden - an Zeit.
Immer gab es ein Defizit, da der Tag eben nur begrenzte Stunden hat und die Fähigkeit, sich zu klonen da fehlt.
Mal ehrlich:
Ich hinterfrage gerade, wozu ein sich in Poly-Gruppen zu treffen/zu schreiben führt. (?)
Sind wir hier echt ANDERS?
Und - kann das Hinterfragen nicht auch in einer bewusst gelebten - und angestrebten - Monogamie enden?
Weil man Ruhe und Sicherheit und Familie will und Zeit eben NICHT mit weiterem teilen kann (außer vielleicht noch Beruf und Hobby, ...) ?
Mir begegnen in unterschiedlichen Poly-Gruppen Menschen, die ich oft als sehr sehnsuchtsvoll erlebe.
Sehnsucht nach einer anderen Weise, zu leben, nach dem, wie so mancher Freiheit definiert - oder - nach sexueller Abwechslung.
Das sehe ich auch gelegentlich, wenn ich den Vorstellungs-Thread lese.
Ist nicht einfach nur normal, dass der Mensch mehr als einen lieben kann?
Ist nicht einfach "nur" normal, wenn man seinen ganz persönlichen Weg zu finden versucht?
Ich wünsche euch allen hier einen guten Rutsch ins Jahr 2013!