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BDSM & Polyamorie
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Polyamorie ist bescheuert (?)

*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
Die Frage ist also, impliziert das Anstecken eines "Poly-Buttons" bzw. die Selbstzuschreibung "Ich bin polyamor" gleichzeitig häufig Gedankenlosigkeit, so als wäre damit alles gesagt?

Nach meinen Erfahrungen ist es häufig so. Leider. Man nennt sich "poly" und glaubt, es auch zu sein. Und ist total verdattert, wenn man merkt, dass man es eben doch noch nicht ist, nur weil man behauptet, es zu sein. Und dann klammern sie sich auf einmal an Begriffe und Definitionen und vergessen darüber, den Inhalt einfach mal zu LEBEN - und zu sehen, wohin es führen mag.

Selbst in der seicht-lieblichen räucherstäbchenschwingenden Esoterik- und Tantraszene höre ich öfter Formulierungen wie "Ich bin auf dem schamanischen Weg" oder "Ich habe mich auf den Weg zu wahrem Tantra begeben" oder was auch immer. Und vielen vermeintlichen oder angeblichen Polys würde es gut zu Gesicht stehen, einfach nur zu sagen: "Ich finde Polyamorie gut und habe mich auf den Weg dorthin begeben, aber der Weg ist noch weit."

(Der Antaghar)
*****s42 Mann
11.845 Beiträge
Sicher wird der Begriff "Polyamory" auch von vielen verwendet, die in Wirklichkeit (noch?) gar nicht poly sind. Insofern besteht natürlich die Gefahr, dass dieser Begriff zum belanglosen Modewort verkommt.

Aber wir brauchen einen Begriff, um darüber kommunizieren zu können. Unter Umständen muss man dann den Begriff präzisieren (mache ich z.B. auch, wenn ich über Liebe rede: Liebe ist kein Sex und "Liebe machen" in der Hitliste der widersinnigsten Wortkombinationen bei mir gaaanz weit oben *ja*).

Wäre es da nicht besser, den Begriff sauber zu kommunizieren und mit adäquaten Inhalten zu unterlegen, als ihn als "bescheuert" abzuwerten (und damit auch all diejenigen, die ihn auf ihre Art Liebe zu geben und anzunehmen beziehen und damit Freiheit, Offenheit und vor allem Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit gegenüber allem Partnern meinen)?

Ich war froh, nach Jahren des mehr und mehr polyamor Lebens endlich auch ein Wort erfahren zu haben, mit dem ich es kurz und knapp beschreiben kann. Muss ich mir jetzt ein neues suchen? *oh*
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
Vielleicht, lieber Sorbas, geht es letztlich nur um die Überfrachtung und Überstrapazierung dieses Begriffes?

Ich persönlich hab nichts gegen den Begriff (obwohl ich "freie Liebe" bevorzuge, was aber ebenfalls nicht präzise und kritisierbar ist), aber gegen den leider häufig falschen und/oder oberflächlichen Gebrauch.

(Der Antaghar)
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Ach, Sorbas, da les ich es schon wieder...

Du benutzt genau diese ausgrenzenden ich möchte mal sagen Floskeln, welche die Protagonistin so abstossen: Bezeichnest zB Polyamorie als ein zu erreichendes Ideal "(noch?)". Liebe ist ein Zustand, sie passiert, mehrfache Liebe ebenso! Und jede Liebe ist anders, das heisst auch, dass sich zwei zeitgleiche Lieben bisweilen sogar fundamental unterschieden! Auch im Grad von in der Szene allerorts beschworenen Ideal-Werten wie vollkommener Offenheit und alles in Worte zu fassender Kommunikation. Darüber hinaus kommt schon wieder diese Trennung vom Gefühl der Liebe und die darin ausgelebte Sexualität zur Sprache:

Liebe ist kein Sex und "Liebe machen" in der Hitliste der widersinnigsten Wortkombinationen bei mir gaaanz weit oben

Das ist so vollkommen abgehoben, idealisiert, standardisiert, theoretisiert! Wir sind doch Menschen und keine Romantik-Utopie-Ideal-Wesen! Auch wenn sich so manche mittlerweile für solche halten (und darauf auch noch stolz sind wie eine neue evolutionäre Stufe) und auf alle anderen schon auf eine elitäre Art und Weise herunterschauen...

Natürlich ist Liebe auch Sex! (Beachte die Doppelbedeutung des Wortes Natürlich in diesem Kontext!) Wenn nicht würde ich mir echt Sorgen machen, was da gerade mit mir und meiner Beziehung zur geliebten oder aber meiner Libido nicht stimmt! Und natürlich kann ich 'Liebe machen', das sind sogar die ganz besonderen Momente, wenn sich Lust und Liebe in einem Akt vereinen! Ohne diese Momente könnte ich mir nicht einmal eine erfüllte, anhaltende Liebe vorstellen...
Ich würde glaub ich...
... sogar noch weiter gehen, werter Antaghar.

"Ich finde Polyamorie gut und habe mich auf den Weg dorthin begeben, aber der Weg ist noch weit."

Das ist schonmal schön, wenn das jemand für sich erkennen kann.

Ich glaub aber tatsächlich, dass das nicht mal etwas ist, wo man wirklich 'ankommen' kann. Ich glaub, dass 'polyamor' zu sein (wie auch immer man den Begriff nun für sich mit Bedeutung füllt), einfach die Art ist, wie man in seinem Leben unterwegs ist.
Es ist in meinen Augen ein Lebenskonzept und kein Ziel, an dem ich es mir - einmal angekommen - bequem mache.
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Themenersteller 
Im Grunde sehe ich es so:

Polyamorie erfordert per se eine hohe Kunst der Kommunikationsfähigkeit und - bereitschaft, insofern wäre unreflektierte Polyamorie ein Paradox, da in Kürze zum Scheitern verurteilt.

Insofern ist Polyamorie nicht bescheuert.

Aber es gibt natürlich Menschen, die alle möglichen Begriffe für sich benutzen, um sich im Chaos der Welt irgendwie einzuordnen.

Da mag dann die Zuschreibung "bescheuert" (als Synonym für mangelnde Bewusstheit) zutreffen.
*****s42 Mann
11.845 Beiträge
@Promisc (und natürlich auch alle Anderen)
Ach, Sorbas, da les ich es schon wieder...

Du benutzt genau diese ausgrenzenden ich möchte mal sagen Floskeln, welche die Protagonistin so abstossen: Bezeichnest zB Polyamorie als ein zu erreichendes Ideal "(noch?)".
Du solltest genauer lesen. Mein "noch?" in Klammern bezieht sich in dem Kontext darauf, dass diese Leute nicht polyamor l(i)eben. Sie mögen vielleicht auf dem Weg dahin sein - keine Ahnung. Deshalb das "noch". Vielleicht suchen sie hinter dem Begriff "Polyamory" auch nur eine Fassade, hinter der sie ihre eventuelle Promiskuität verstecken können (warum wollen sie das eigentlich?).
Aber ich habe es nie als zu erreichendes Ideal postuliert - bestenfalls als ein Ideal für mich, weil ich mich damit glücklich fühle. Ich weiß aber auch, dass es Menschen gibt, die eine enge, ausschließliche emotionale Bindung an eine einzige Person für ihr Glück wünschen - und auch das ist OK.

Nicht OK ist, wenn jemand an einer exclusiven Zweierbeziehung festhält, obwohl sie in nicht befriedigt. Und genau so nicht OK ist es, wenn jemand auf Zwang versucht polyamor zu leben, ohne es zu können (oder noch schlimmer: einen Anderen dazu zwingt).

Liebe ist ein Zustand, sie passiert, mehrfache Liebe ebenso! Und jede Liebe ist anders, das heisst auch, dass sich zwei zeitgleiche Lieben bisweilen sogar fundamental unterschieden! Auch im Grad von in der Szene allerorts beschworenen Ideal-Werten wie vollkommener Offenheit und alles in Worte zu fassender Kommunikation. Darüber hinaus kommt schon wieder diese Trennung vom Gefühl der Liebe und die darin ausgelebte Sexualität zur Sprache:
Liebe ist kein Sex und "Liebe machen" in der Hitliste der widersinnigsten Wortkombinationen bei mir gaaanz weit oben
Das ist so vollkommen abgehoben, idealisiert, standardisiert, theoretisiert! Wir sind doch Menschen und keine Romantik-Utopie-Ideal-Wesen! Auch wenn sich so manche mittlerweile für solche halten (und darauf auch noch stolz sind wie eine neue evolutionäre Stufe) und auf alle anderen schon auf eine elitäre Art und Weise herunterschauen...
Du schreibst erst selbst "Liebe ist ein Zustand, sie passiert" und dann kritisierst du die Kritik an der Wendung "Liebe machen" - Sorry, aber da kann ich nicht folgen.

Genau, Liebe ist ein Gefühl, ein sehr starkes Gefühl. Ich habe diese Gefühl mitunter auch gegenüber Männern - und dennoch bin ich heterosexuell. Weil ich eben Liebe nicht automatisch mit Sex verbinde. Nicht einmal, wenn ich eine Frau liebe. Wenn das für dich abgehoben erscheint - dein Problem *zwinker*

Natürlich ist Liebe auch Sex! (Beachte die Doppelbedeutung des Wortes Natürlich in diesem Kontext!) Wenn nicht würde ich mir echt Sorgen machen, was da gerade mit mir und meiner Beziehung zur geliebten oder aber meiner Libido nicht stimmt! Und natürlich kann ich 'Liebe machen', das sind sogar die ganz besonderen Momente, wenn sich Lust und Liebe in einem Akt vereinen! Ohne diese Momente könnte ich mir nicht einmal eine erfüllte, anhaltende Liebe vorstellen...
Tja, da unterscheiden wir uns wohl grundlegend.
Sex kann ich "machen", Liebe dagegen ist (wie du selbst schrubst) ein Gefühl, ein Zustand. Liebe kann man haben, man kann sie fördern oder unterdrücken - aber "machen" ? grübel *nene*
*****s42 Mann
11.845 Beiträge
Und noch was zu "Tätigkeiten" mit der Liebe:

Es gibt ja auch die sogenannte "käufliche Liebe" - auch hier wird wieder Liebe als Synonym für Sex verwendet. Dabei ich Liebe etwas völlig anderes.

Die "Krönung" der "käuflichen Liebe" ist aber wohl "käufliche Polyamory" *oh*

--> http://www.joyclub.de/my/homepage/163188-103025.hast_du_interesse_an_polyamory.html

Ab 250 CHF aufwärts kann man sich hier polyamor für einen halben Tag "einkaufen" ... (die Partnerin des Mannes muss davon auch gar nichts erfahren, Diskretion wird bei dem Preis bestimmt auch zugesichert).

Ich glaube, ich muss mir doch so langsam einen neuen Begriff suchen, der die freie, offene und ungezwungene Liebe (Liebe als ein Gefühl!) zu mehreren Partnern treffend und eindeutig beschreibt.
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
@ sorbas42
Interessant und lesens- bzw. nachdenkenswert finde ich Deine feine Unterscheidung zwischen Lieben und Sex. Sie wird klarer durch das Differenzieren zwischen Fühlen und Tun: Lieben ist Fühlen, Sex ist Tun.

Darf ich da mal genauer nachfragen?

Liebe an sich als Zustand oder Ding gibt es ja gar nicht (ich bin da einer Meinung mit Erich Fromm). Es ist ein Gefühl, und Fühlen ist auch "etwas tun". Lieben ist also nichts Passives, sondern etwas Aktives (während "geliebt werden" passiv erlebt werden kann).

Wenn wir beides klar voneinander trennen, Lieben von Sex machen und Sex machen von Lieben, ist das okay. Was aber, wenn beides zugleich gefühlt wird? Wenn ich Sex also so voller Liebe erlebe, dass ich auch von "Liebe machen" reden könnte?

*

Treffend finde ich Deine Vermutung (und ich teile sie), dass viele im Grunde nur ihre Promiskuität als Polyamorie bezeichnen, weil es dann besser und intellektuell griffiger klingt und sie ihr schlechtes Gewissen beruhigen können oder vor anderen besser dastehen. Vielen geht's nach meiner Erfahrung nur darum, auf "legale" Weise mit anderen Sex haben zu können, und das Mäntelchen "Polyamorie" macht sich da eben gut.

Dass übrigens all diese Begriffe wie Liebe und Polyamorie etc. längst ausgelutscht erscheinen und häufig falsch verwendet werden, halte auch ich für sehr bedauerlich, ist aber wohl ein Zeichen der Zeit, in der Sprache ohnehin nicht mehr präzise gebraucht wird - obwohl viele zugleich haarspalterisch damit umgehen, wenn sie sich mal rausreden oder andere totreden wollen.

(Der Antaghar)
*******958 Frau
9.897 Beiträge
Was aber, wenn beides zugleich gefühlt wird? Wenn ich Sex also so voller Liebe erlebe, dass ich auch von "Liebe machen" reden könnte?
sex geniessen zusammen mit einem partner den ich liebe
würd ich pers. trotz allem nicht als liebe machen bezeichnen
weil auch dann mach ich keine liebe sondern sex

mein grossvater sprach auch noch von liebe machen wenn er sex meinte, den das wort sex wahr ja in seinem denkmuster schon verwerflich, so umschrieb er und viele andere seiner generation das wort sex mit liebe, und wenn man genauer anchfragte, bekam man hinter vorgehaltener hand auch die antwort das nur sex damit gemeint ist
ähnlich, für mich jedenfalls, wie heute das wort poppen für sex / gv etc. verwendet wird
wenn ich sex meine dann sprech ich das wort sex auch aus - smile -
sex mit einem partner den man liebt ist toll, doch auch sex ohne liebe oder liebe ohne sex kann toll sein

käufliche polyamorie?
das polyamorie in einigen medien zur zeit aktuell ist und damit evt. die auflage einiger medien steigert sieht man im blätterwald
obs gut ist wage ich zu bezweifeln
vor allem wenn nun bereits das e-gewerbe auf den zug polyamorie aufspringt und polyamorie als dienstleistung von 100.- pro 80 minuten anbietet.
man kann sich vieles kaufen, ein auto, einen neuen busen, volle lippen, sex und so weiter
doch echte zuneigung, tiefe gefühle und liebe sind u.a. dinge die für mich nicht käuflich sind

wenn man das liest dan wundert es, erst recht, nicht mehr das sich einige vom begriff polyamorie distanzieren

@****as, wenn du einen anderen begriff der passend ist gefunden hast, lass es mich bitte wissen - zwinker
*****s42 Mann
11.845 Beiträge
Darf ich da mal genauer nachfragen?

Liebe an sich als Zustand oder Ding gibt es ja gar nicht (ich bin da einer Meinung mit Erich Fromm). Es ist ein Gefühl, und Fühlen ist auch "etwas tun". Lieben ist also nichts Passives, sondern etwas Aktives (während "geliebt werden" passiv erlebt werden kann).

Genau, Gefühle kann man fühlen, das Fühlen ist die Tätigkeit dazu.

Aber Gefühle kann man nicht machen. Selbst die Wendung "Angst machen" ist albern, denn Angst kann keiner machen (höchstens eine Situation "machen", die vermutlich in dem einen oder anderen Menschen dann das Gefühl der Angst hervorruft).

Und Liebe an sich ist etwas passives, aber Liebe aktiviert unser Verhalten und sie aktiviert weitere Gefühle. Liebe aktiviert in mir ein Verhalten, dass dazu dient, den Geliebten glücklich zu machen bzw. dafür zu sorgen, dass es ihm gut geht (funktioniert sogar bei der Liebe zu sich selbst oder der Liebe zu seiner Arbeit oder wenn jemand sein Auto liebt *zwinker* *ja*).

Wenn wir beides klar voneinander trennen, Lieben von Sex machen und Sex machen von Lieben, ist das okay. Was aber, wenn beides zugleich gefühlt wird? Wenn ich Sex also so voller Liebe erlebe, dass ich auch von "Liebe machen" reden könnte?

Sex ruft in mir keine Gefühle der Liebe hervor. Insofern macht bei mir also der Sex keine Liebe *zwinker*

Und ich bestreite ja nicht, dass Sex mit einem Menschen, den ich sehr liebe, auch besonders schön sein kann. Aber ich kann auch genau so intensiv und innig lieben ohne jeglichen Sex mit dieser Person.

Aber ich weiß, dass für viele Menschen eben Sex und Liebe zusammen gehören - OK, vielleicht bin ich da ein wenig anders *g*
*******959 Mann
737 Beiträge
dann frage ich mich schon ob ich hier noch richtig bin wenn ein mitglied der gruppe dies als dienstleistung verkauft.
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Themenersteller 
Ich werde mal nachfragen, ob ein derartiges Gebahren (Poylamorie als "Dienstleistung" zu verkaufen), einen Ausschluss aus der Gruppe rechtfertigen würde.

Andererseits kann man es auch gelassen sehen, 600 Mitglieder sind eben sehr vielfältig...
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
@ sorbas42
Vielen Dank für Deine Antwort - damit fange ich etwas an und verstehe nun Deine Argumentation etwas besser!

*g* *roseschenk*

(Der Antaghar)
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