Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
BDSM & Polyamorie
1148 Mitglieder
zum Thema
Polyamorie und die Sache mit der Mitfreude23
Frage an die Polyamoren im Forum: Wie geht es euch, wenn eure…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Polyamorie = Freibrief für Egoismus?

*******erli Paar
4.369 Beiträge
Verantwortung kann ein mensch eh nur für sich selber übernehmen, nie für Andere.

Gut, dass es Menschen gibt, die das anders sehen und durch rücksichtsvolles und besonnenes Handeln durchaus Verantwortung für die Gefühle und Empfindungen ihrer Partner/innen übernehmen.
Zitat von *******erli:
Verantwortung kann ein mensch eh nur für sich selber übernehmen, nie für Andere.
Gut, dass es Menschen gibt, die das anders sehen und durch rücksichtsvolles und besonnenes Handeln durchaus Verantwortung für die Gefühle und Empfindungen ihrer Partner/innen übernehmen.

Ich habe das Gefühl, dass es hier aneinander vorbei geht...

Wie bei Erich Fromm geht es um Haben oder Sein. In meinem "So Sein" bin ich in der vollen Verantwortung für meine Gedanken und Gefühle. Denn die erzeuge ich in mir selbst. Wenn auch oft als Reaktion auf das, was mir im Außen widerfährt.

So ist die Aussage "Ich bin traurig" eigentlich nicht korrekt. Ich bin ich, und ich empfinde Traurigkeit ( selbsterschaffen ), weil mich etwas im Außen antriggert, was ich anders "Haben" möchte, als es ist.

Nun kommt jemand zu mir, der sieht, wie traurig ich bin. Was er fühlt liegt in seiner Verantwortung. Was er tut auch. Will er mich trösten ist das Mitgefühl, und ich darf das annehmen oder nicht. Ist er genervt von meiner Traurigkeit, will er mich anders "haben" ( stell' dich nicht so an... ).

Ich hoffe, ich konnte das etwas verdeutlichen. Aus Akzeptanz erwächst Mitfühlen im Sein, aus Widerstand ein "haben wollen". Im Sein bleibt jeder bei seiner Verantwortung.

Etwas anderes ist das Handeln aus Sachbezogenheit. Da übernehme ich zB die Verantwortung dafür, den Müll rauszubringen. Es geht um freiwillige Übernahme der Verantwortung als Entscheidung.

Fritz B. Simon hat das passend formuliert: "Die Summe der Verantwortung in einem System bleibt immer gleich. Die Abgabe der Verantwortung bedingt die Übernahme der Verantwortung des anderen."

Geht also niemand für den Müll in die Verantwortung, gibt es irgendwann ein Problem *zwinker*
*******ben Mann
3.281 Beiträge
"Verantwortung ist im Allgemeinen die (freiwillige) Übernahme der Verpflichtung, für die möglichen Folgen einer Handlung einzustehen und gegebenenfalls dafür Rechenschaft abzulegen oder Strafen zu akzeptieren."
*******ias Frau
4.126 Beiträge
@****ra Vorneweg: Wie Du Deine Polyamory handhaben solltest/ darfst, kann ich Dir nicht sagen.
Ich kann Dir nur schreiben, wie ich es handhabe.

Zitat von ****ra:
Entscheide ich es allein, ob eine neue Beziehung zum Polykül hinzukommt (oder in meinem Fall, ob eine neue Beziehung zur bestehenden Alt-Beziehung hinzukommt)?

Ja.

Zitat von ****ra:
Oder muss ich das mit meiner Alt-Beziehung abstimmen?

Ja.

Erklärung: Ich entscheide unabhängig von bestehenden Freundschaften, mit wem ich eine neue Freundschaft aufbauen mag. Ob nun mit oder ohne Sex, ist in dem Punkt gleichgültig. Mit einem Partner (hierarchische Polyamory) wäre sexuelle Exklusivität verhandelbar. Doch nicht meine Freundschaften per se. Die stehen nicht zur Diskussion. Im Zweifelsfalle: Ich kann gut ohne Partnerschaft, aber nicht ohne meine Freunde leben.
Und ebenso entscheiden meine alten Freunde für sich selbst, mit wem sie ihre Freizeit verbringen und mit wem sie sich anfreunden möchten.

Weder brauche ich die Zustimmung noch mag ich, wenn einer seine Freundschaften von meiner Zustimmung abhängig macht.

Dennoch bedarf es der Abstimmung und des "sich-aufeinander-Einstimmens".

Menschen färben aufeinander ab. Und das ist gut so. Ich fände es traurig, wenn dem nicht so wäre. Doch manchmal hat das unerwünschte Effekte.

Fangen wir der Einfachhalt halber mit einer platonischen Freundschaft an:
Einen meinen engsten Vertrauten kenne ich seit 23 Jahren.
Unsere Wertehierarchien sind sich recht ähnlich. Doch es gibt einige Verhaltensweisen, die für ihn ein No-Go sind während ich diese "verzeihlich" finde und umgekehrt. Resultat:
• Er ist seit 16 Jahren mit einem Mann befreundet, der für mich ein rotes Tuch ist.
• Ich bin seit 17 Jahren mit einem Mann befreundet, der für ihn ein rotes Tuch ist.

Obendrein haben diese "roten Tücher" etwas an sich, was nur einer von uns beiden schätzt und entwickeln will.
Trotz "Leben und leben lassen" sowie "Verbring Deine Freizeit mit wem Du willst." führte dies zu Konflikten.

Beispiel:
• Wenn wir zwei uns treffen, direkt nachdem er ein paar Stunden mit seinem Freund verbracht hat, legt er viel mehr Höflichkeitsformen als sonst an den Tag. Ich bin völlig entnervt und sag: "Verdammt! Hör auf um den heißen Brei herum zu schleichen und komm mal endlich auf den Punkt!"
• Wenn wir zwei uns treffen, direkt nachdem ich ein paar Stunden mit meinem anderen Freund verbracht habe, bin ich sehr viel direkter und provokanter als sonst. Dann ist er völlig entnervt und sagt: "Stopp! Du bist ganz schön auf Krawall gebürstet! Fahr mal einen Gang runter."

Kurzum: Unsere Kommunikation funktioniert dann nicht.
Wir brauchen einfach zwei/ drei Stunden, um uns wieder auf unsere alte Kommunikationsbasis zu besinnen. Das haben wir vor Ewigkeiten festgestellt und uns dementsprechend abgestimmt.

Es ist ja nicht so, dass wir uns voneinander weg entwickeln. Es ist vielmehr so, dass wir beide wachsen. Das Alte/ Verbindende ist ja immernoch da. Und auch, wenn ich mit seinem Wachstum (Stärke) in diesem Punkt im allgemeinen wenig anfangen kann, so profitiere ich manchmal davon. Umgekehrt ebenso. (Hilfe, Unterstützung, Rat - wenn das eigene Repertoire nicht ausreicht.)

Ein Pessimist hätte an dieser Stelle wohl gesagt: "Wegen diesem bescheuerten Kerl wird die Macke meines alten Freundes/ Freundin immer größer! Das ist ein schlechter Umgang. *gr2* Der gefährdet unsere Beziehung. *panik* Weg mit dem Kerl oder ich gehe! *basta*"

Also wenn die Hauptpartnerin eines potentiellen Freundschafts-Kandidaten von ihrem Veto-Recht gegen mich Gebrauch machte, dann war das der Knackpunkt. Das fanden die drei betreffenden Männer zwar doof. So hatten sie sich das mit dem Veto-Recht nicht vorgestellt. Doch in allen drei Fällen hatte er in Punkto Abstimmung versagt. Wer seinem/ seiner Partner(in) eine neue Facette aufdrückt, die diese(r) gar nicht erleben mag, braucht sich über ein Veto *rotekarte* nicht zu wundern.

Ich selbst habe bis dato nur ein Mal Veto gegen einen Sexualkontakt eingelegt:
Die Dame war promiskuitiv veranlagt und liebte ungeschützten Geschlechtsverkehr. Also entweder Sex mit ihr oder mit mir, aber nicht beides. *nein*
Dafür brauchte ich aber kein vorher zugesprochenes Veto-Recht. Ich habe mir das Recht einfach genommen als ich es brauchte.
****Joe Mann
406 Beiträge
Hi ich persönlich habe poly und auch offen gelebt.
Das schwierige dabei sind die fließenden Grenzen.
Ich habe eine Beziehung mit der ich ganz genau kläre was für mich poly ist und was offen.
Sie sagt mir genau ihre Idee von der ganzen Sache.
Wenn da schon die Konstellationen nicht passen sollte man sich auf offen einigen. Es aber auch so benennen.
Das ist was mir bei vielen Beziehungen auffällt.
Beide haben komplett andere Definitionen.
Da ist die Abwärtsspirale vorprogrammiert.
Für mich ist Polyamorie eine Art "Schlussfolgerung" aus 40 wunderbaren Jahren in festen und größtenteils monogamen Beziehungen.

Mit meiner getrennt lebenden, zweiten Frau habe ich 2008 begonnen, ein eher offenes Beziehungsleben zu führen.
Dass es dabei auch zu sehr emotionalen Verflechtungen kam, hat mich zunächst verunsichert. Und es hat lange gedauert bis ich akzeptieren konnte, dass in einem Herzen viele Parzellen existieren.
Sie parallel zueinander bewusst (!) füllen zu dürfen, gestatte ich mir erst seit relativ kurzer Zeit.

Anfänglich erschien mir diese Art zu l(i)eben tatsächlich sogar als sehr egoistisch. War es doch nicht bei allen Partnerinnen so, dass auch sie das exakt selbe Bedürfnis verspürten.

Mittlerweile gehe ich aber von vornherein offen damit um und erlebe polyamore Strukturen als unfassbar bereichernd für alle Beteiligten.

Egoismus ist im menschlichen Zusammenleben immer ein Thema!
Es ist wie bei der Kommunikation:
"Wahr ist nicht das, was gesagt, sondern das, was verstanden wird."

Denn was für mich fester Bestandteil polyamoren Lebens ist, kann von einer Partnerin immer noch als Egoismus verstanden werden.
Hier helfen dann Gespräche, Kompromiss und Konsens.
Oder auch nicht... was ein Zusammenkommen/-bleiben im Grunde unmöglich macht.
*******mcat Mann
3.245 Beiträge
Ich komme nach mehrwöchiger aufgezwungener Internet-Abstinenz und Nichtteilnahme am JC heute endlich dazu, die mir wichtigen Forenbeiträge zu überfliegen, teilweise näher zu lesen und auch mit zu schreiben. Und auch PNs zu beantworten.

Dieses Thema hier ist - typisch für Polygruppe übrigens, die sich sehr intensiv mit den Themen befasst und auch ausführlich schreibt - binnen zweieinhalb Wochen sehr stark angewachsen. Ich vermag nicht, das alles zu lesen.

Deshalb steige "im letzten Wagen des Zuges" ein, weil mich das Schild am ersten Wagen, wohin der Zug fahren soll, interessiert hat.

Und deshalb greife ich die eine Fragestellung der TE heraus und antworte nur mit einem relativ kurzen Statement genau darauf:

Nein, meiner Meinung nach ist Polyamorie kein Freibrief für Egoismus. Wer sollte denn das behauptet haben ?

Weder bedingt das eine das andere, noch umgekehrt.

Und Egoismus gibt es sowohl in Poly-Beziehungen wie in Mono-Beziehung - und auch bei allem dazwischen und auch in allen möglichen nicht-beziehungsrelevanten Konstellationen des gesellschaftlichen oder auch wirtschaftlichen Lebens.

Diese beiden Begriffe bedingen einander auch nicht.
Sie treten aber mit einer gewissen statistischen Wahrscheinlichkeit gemeinsam auf.

Nicht mehr und nicht weniger.
Man darf Statistik und Wahrscheinlichkeit nicht mit Ursächlichkeit verwechseln.
*******i123 Mann
3.340 Beiträge
@*******erli :
Verantwortung kann ein mensch eh nur für sich selber übernehmen, nie für Andere.

Gut, dass es Menschen gibt, die das anders sehen und durch rücksichtsvolles und besonnenes Handeln durchaus Verantwortung für die Gefühle und Empfindungen ihrer Partner/innen übernehmen.

Auch ich sehe das widersprühlich und erachte es als Aufgabe Verantwortung für ANDERE zu übernehmen.

Threadthema betreffend bin ich davon überzeugt, dass Freibrief und Egoismus keine Basis für fast alles ist!

Nachti
Profilbild. Ausschnitt aus "Schattenriss" von 
https://www.joyclub.de/my/1634705.lightartist.html

Oriiginalbild siehe Album.
****a73 Frau
4.050 Beiträge
Zitat von ****Joe:
Hi ich persönlich habe poly und auch offen gelebt.
Das schwierige dabei sind die fließenden Grenzen.

Die fliessende Grenze lässt sich nicht leugnen.
Bei uns hat es auch mit einer offenen Beziehung angefangen, dann haben sich aber eben feste, sich immer mehr vertiefende Beziehungen aus den "Verhältnissen" entwickelt und die Gesantzahl reduzierte sich deutlich.

Genau an dem Punkt hat Egoismus dann aber keinen Platz mehr. Anders als bei flüchtigen Verhältnissen mit denen die Auswirkungen der Verletzungen die Egoismus verursacht wieder aus dem Blickfeld verschwinden, bleiben diese bei langfristigen Beziehungen "mein Problem", ich werde mit dem was ich angerichtet habe konfrontiert.

In meinen Augen ist Liebe etwas, das erst wachsen muß. Ich würde nie von einer neuen Bekanntschaft behaupten, daß ich sie liebe, ich bin vielleicht verknallt, das ist etwas anderes. Ehrlich lieben mann ich erst wenn icb den Menschen kenne, verschiedene Situationen zusammen erlebt habe. Meist nach einigen Jahren. Ein neu ins Gefüge gekommener Partner ist für mich dahsr erst mal immer "offene Beziehung" und kann sich im Idealfall dann zu einer Liebesbeziehung entwickeln. Allerdings starte ich persönlich mit der offenen Beziehung garnicht erst, wenn ich keine Chance auf eine Vertiefung sehe.

Ich habe eine Beziehung mit der ich ganz genau kläre was für mich poly ist und was offen.
Sie sagt mir genau ihre Idee von der ganzen Sache.
Wenn da schon die
Konstellationen nicht passen sollte man sich auf offen einigen. Es aber auch so benennen.
Das ist was mir bei vielen Beziehungen auffällt.
Beide haben komplett andere Definitionen.
Da ist die Abwärtsspirale vorprogrammiert.

Definitionen dienen ja normalerweise dazu die Kommunikation untereinander zu erleicbtern. Fängt man an Dinge die eigentlich nicht unter einen Begriff passen trotzdem so zu betiteln, definiert den Begriff also für sich anders als er offiziell definiert wird sind Missverständnisse vorprogrammiert. Darum sehe ich es auch so, daß man Dinge so benennen sollte wie sie sind.

Poly ist irgendwie "in" da versuchen viele gerade irgendwie drunter zu passen die eigentlich rein offen leben oder swingen
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.