Sie schreibt
„Deine Aussagen hier sind Teil davon, in dem Sinne, dass sie verletzend sind für Menschen, die so empfinden, und du das als "unnötig", "überflüssig", "übertrieben", "Spaltung" wahrnimmst.
Es tut mir leid, dass du verletzt bist, aber du liest viele Dinge in mein Geschriebenes, was ich gar nicht schrieb und es nicht so empfinde.
Vor allem greifst du mich direkt an, während ich überhaupt gar nicht über die Sexualität anderer Menschen geurteilt hab. Du hebst den ganzen Diskurs auf eine persönliche Ebene.
Ich hab deutlich gemacht, warum ich mit diesen Begrifflichkeiten nicht klarkomme. Über Asexualität als solche hab ich mich überhaupt nicht ausgelassen.
Du ziehst Rückschlüsse zu meiner Betroffenheit. Mit Verlaub weißt du doch gar nichts über meine Sexualität oder wovon ich betroffen bin oder nicht.
Und ich hab da jetzt erst Recht keine Lust mehr, was dazu zu schreiben.
„Dass du sie nicht wahrnimmst, zeigt effektiv nur, dass du davon selbst nicht betroffen bist und es dir daher egal ist.
Ich schrieb gar nichts dazu, wie sich Betroffene wahrnehmen oder welchen Feindlichkeiten jemand ausgesetzt ist. Und wenn überhaupt zeigt es, dass ich einen anderen Zugang zum Thema hab.
Du kannst dich in allen Begriffen zu Sexualität einordnen, die für dich passend sind. Ich vermute nur, dass dadurch die Feindseligkeiten nicht abnehmen. Und ich weigere mich im Gegenzug solche Begriffe auf meine Sexualität anzuwenden, weil ich es als Ausgrenzung oder Abweichungen zu einer vermeintlichen Normalität sehe, zu der ich mich zugehörig fühle. Ich empfinde nun mal eine ziemliche Befremdlichkeit und Entfremdung mich so einzuordnen. Es ist meine Sexualität, die geht andere gar nichts an und ich vertrete sie vor den mir Vertrauten.
„Die "normale" Sexualität ist, dass Menschen sexuelle Anziehung empfinden. Dass Sex als grundlegendes, inhärentes, wichtiges Ding von Menschheit gesehen wird. Überall dazu gehört. Gesunde Beziehungen immer auch ein Mindestmaß an Sex beinhalten müssen. Dass, wenn sexuelle Anziehung verloren geht oder nicht mehr ausreichend vorhanden ist, die Beziehung nicht zu retten ist.
Hier sind wir gerade nicht bei einer individuellen Sexualität, sondern bei Beziehungsgestaltung. Also das, was offenbar Menschen als Norm für ihre Beziehung empfinden. Ich wehre mich gegen diese postulierte Norm.
Aus der Norm für Sexualität entsteht eine Norm an Beziehung.
Polyamorie ist die wunderbare Möglichkeit, seine Beziehungsmenschen komplett in ihrer Sexualität akzeptieren zu können. Sodass Sexualität zwar in der Beziehung ausgestaltet werden kann/wird, sie aber nicht das Wesen der Beziehung darstellt (was jetzt direkt ins Threadthema gehört).
Du beschwerst dich über die Anfeindungen durch andere, die ja eine angeblich "normale" Sexualität haben (was ich eben als Konstrukt anzweifle) und haust verbal auf jemanden ein, der genau für das Gegenteil plädiert. Nämlich die sexuellen Ausprägungen als Teil eines Spektrums an Sexualität anzusehen und das alles auch nicht zu pathologisieren.
Ich habe bereits häufiger insbesondere hier im Joy erlebt, dass der Begriff Demi-Sexualität von Menschen verwendet wird, die sich aufgrund einer moralischen Überlegenheit so bezeichnen. Nämlich auf Beziehung zu warten und dann erst Sex zu haben. Natürlich kannst du dafür nichts und ich unterstelle es nicht.
Für mich ist es eher eine allgemeine Entwicklung, dass immer mehr ausdifferenziert werden muss und dadurch Spaltungen entstehen. Und das läuft mit einigen Begriffen so. Weißt du, ich fange langsam an, mich immer mehr von Begriffen wie Polyamorie abzugrenzen oder das einfach nicht mehr zu gebrauchen. Die Begriffe werden aufgeladen, interpretiert, komplett falsch verwendet, Schubladen aufgemacht usw. Am Ende bleibt, dass man mit demjenigen, der einem etwas bedeutet im Detail darüber sprechen muss, wie das eigene Erleben und Empfinden ist.
Die Anfeindungen passieren ja auch auf Basis von Abgrenzung und Ausgrenzung.
„Schön, wenn das für dich zur Normalität dazu gehört. Ehrlich gesagt, klingt das, was du hier von dir gibst, aber nicht so. Sondern mehr danach, als sollten wir uns halt nicht so anstellen oder ähnliches.
Kompletter Unsinn. Davon grenze ich mich ab. Das Feindbild steht. Du kannst dich anstellen, wie du willst. Ich wünsche dir, dass du im Reinen mit deiner Sexualität bist.
Das ist auch das Letzte, was ich dazu sage.