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BDSM & Polyamorie
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Polyamor fühlen vs. Paar-Experimente

Ich habe jetzt schon ein bisschen Erfahrung mit Paaren gemacht, bei denen von Polyamorie die Rede war und die Realität letztlich sehr restriktiv und fast schon dominierend in Bezug auf die hinzukommende Person aussah. Diese musste dann erstmal eine ganze Weile Duckmauser spielen, um irgendwann mal im Beziehungsgrad aufsteigen zu können.

Bei uns saßen schon Frauen, die wie selbstverständlich quasi einziehen wollten.

Da gehe ich selbstverständlich nicht mit, vor allem, wenn zwischen ihr und mir keine Sympathie besteht. Oder man sich überhaupt nicht kennt.

Niemand muss duckmäusern, dennoch verringert sich der Abstand, wenn man sich und dem anderen Menschen Zeit gibt. Oder überhaupt fragt, ob Raum für so ein Konzept vorgesehen ist.

Ich habe da sehr interessante Frauen kennen gelernt, wo ich innerlich nach Kreuz und Knoblauch greifen wollte. Denn über die gemeinsame Privatsphäre des Paareskann die dazukommende Person schwerlich bestimmen.

Sie
****on Mann
16.112 Beiträge
Ich verstehe schon, dass ein bereits bestehendes Polykül eine interne Übereinkunft haben möchte, wie Hinzukommende gewünscht werden. Soll beispielsweise ausgeschlossen werden, wer einen starken Vorbehalt gegenüber einem Metamour hat, oder nicht? Was, wenn eine bereits vorhandene Metamour ihrerseits Vorbehalte gegenüber jemand bestimmten Neuem hat? Soll ausgeschlossen werden, wer das Polykül nur zähneknirschend mitkauft?

Hinzukommende aber in Liebesbeziehungen mit Metamouren zwingen zu wollen, finde ich inakzeptabel.
Zitat von ****on:
Ich verstehe schon, dass ein bereits bestehendes Polykül eine interne Übereinkunft haben möchte, wie Hinzukommende gewünscht werden. Soll beispielsweise ausgeschlossen werden, wer einen starken Vorbehalt gegenüber einem Metamour hat, oder nicht? Was, wenn eine bereits vorhandene Metamour ihrerseits Vorbehalte gegenüber jemand bestimmten Neuem hat? Soll ausgeschlossen werden, wer das Polykül nur zähneknirschend mitkauft?

Hinzukommende aber in Liebesbeziehungen mit Metamouren zwingen zu wollen, finde ich inakzeptabel.

Zwingen geht weder in die eine noch in die andere Richtung.

So offen und freizügig ich die ersten Jahre an Polyamorie herangekommen bin, so sehr hat sich meine Bereitschaft beschränkt, fremde Menschen in meinen persönlichen Raum lassen zu wollen.

Zu oft erlebte ich Respektlosigkeit und Vereinnahmungen, Übergriffe und Triangulation.

Ok, akut habe ich sicherlich einen Poly-Burnout, daher auch meine Rückzugsstrategien. *rotwerd*

Sie
****on Mann
16.112 Beiträge
Zitat von *********t6874:
Poly-Burnout

Ja! Vielleicht ist Polyamorie neben allen anderen Aufgaben zuweilen zu fordernd. Manch einer kennt das allein schon mit dem Aufwand, den ein Freundeskreis mit sich bringen kann.

Zitat von *********t6874:
Zu oft erlebte ich Respektlosigkeit und Vereinnahmungen, Übergriffe und Triangulation.

Ich habe von solchen Sachen nur gehört, aber ich habe mich schon innerlich gewappnet: sowas kommt mir nicht ins Haus! Von vornherein mache ich klipp und klar, dass ich da nicht mitmache und alles dafür tue, die anderen Beziehungen vor Störungen dieser Art zu schützen. Auch wenn es bedeuten würde, eine große Liebe aus meinem Leben zu entlassen.
****de Frau
413 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *********t6874:


Bei uns saßen schon Frauen, die wie selbstverständlich quasi einziehen wollten.

Sie

Wollen können Menschen ja viel.
Das ist jedoch nicht mein Punkt.

In dieser Situation verlasse ich mich als Partnerin darauf, dass mein Partner unsere Beziehung und unsere Privatsphäre schützt. Das steht für mich außer Frage.

Mein Punkt ist: Nicht ICH gehe in die Verhandlung mit der neuen Person. Sondern mein Beziehungspartner klärt das. Er ist Center, also muss er auch schauen, dass er bestehende Beziehungen schützt, während er neue Verbindungen eingeht, die dennoch gleichwertig sind (Gleichwertigkeit bedeutet ja zum Glück nicht Gleichbehandlung, sonst würden auch Kinder auf einem Einheits-Erwachsenenfahrrad fahren müssen). Geteilter Wohnraum ist leider per se eine Art Hierarchie, genauso wie Heiraten. Kinderkriegen und Bezugspersonsein nicht zwangsläufig, das geht auch in langfristigen Poly-Konstrukten.

Eine egalitäre Polyamorie ist für mich jedenfalls nicht mit Willkür verbunden, sondern hat ganz genauso ihre Schutzmauern um jede einzelne Beziehung, sowie die von Trigon erwähnte Beziehungshistorie:
Wenn jemand zwei Partnerschaften hat und diese bereits alle zeitliche Kapazität aufbrauchen, würde er/sie diese Partnerschaften vermutlich gefährden, wenn einfach mal so noch eine weitere zeitintensive Verbindung eingegangen würde. Sowas funktioniert nicht.
Die bestehenden Beziehungen haben automatisch einen Vorrang, sonst könnte man ja gar kein Vertrauen aufbauen.
Für mich liegen zwischen Willkür und Schutzmauern etliche Zwischenstufen.

Die Argumentation @****de wird genauso in monogamen Konstellationen angeführt.

Und so sehr ich den Beweggrund dafür auch nachempfinden kann, ich sehe/empfinde keinen automatischen Vorrang.
Und darauf habe ich auch nie vertraut.

Wozu denn? Wenn da ein Mensch ins Leben meines Partners tritt, der für ihn einfach wunderbar und bereichernd ist - warum sollte dann unsere Beziehung automatisch Vorrang haben?

Ich vertraue darauf, dass die Beziehung nicht mutwillig Nachrang erfährt.

(Sie)
****de Frau
413 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *******orph:
Für mich liegen zwischen Willkür und Schutzmauern etliche Zwischenstufen.

Die Argumentation @****de wird genauso in monogamen Konstellationen angeführt.

Und so sehr ich den Beweggrund dafür auch nachempfinden kann, ich sehe/empfinde keinen automatischen Vorrang.
Und darauf habe ich auch nie vertraut.

Wozu denn? Wenn da ein Mensch ins Leben meines Partners tritt, der für ihn einfach wunderbar und bereichernd ist - warum sollte dann unsere Beziehung automatisch Vorrang haben?

Ich vertraue darauf, dass die Beziehung nicht mutwillig Nachrang erfährt.

(Sie)

Ich beziehe das auf vorhandene Kapazitäten.

Es gibt ein Mindestmaß an gemeinsamer Zeit, die ich brauche, um mich in einer Beziehung wohl zu fühlen.

Wenn mir dieses Mindestmaß längerfristig aktiv weg genommen und einer weiteren Beziehung gegeben wird, ist die Konsequenz, die ich ziehe, dass ich die Beziehung verlasse.
Eine Beziehung, in der es mir nicht insgesamt gut geht, brauche ich auch nicht weiterzuführen.
Profilbild
********enzo Mann
853 Beiträge
Wir leben seit 13 Jahren zu dritt und wir haben sehr schnell festgestellt, dass eine ungleiche Wertung der Protagonisten keine Zukunft hat.

Eine Beziehung kann nicht gegen eine andere bewertet werden. Zeitliche, örtliche Gegebenheiten oder weiter Kontakte formen zwar die gelebte Beziehung, sagen jedoch nichts über den Wert aus.

Was mich noch verwundert ist die Frage nach der Sympathie weiterer Personen.
Ja, da habe ich als Partner ein Mitspracherecht.
Ich akzeptiere einfach niemanden in meinem Leben, den ich nicht mag und wenn jemand Teil meines Beziehungsgeflechts wird, dann sollte dieser auch zu meinem Leben passen.

Persönlichkeiten sind eben auch Teil eines polyamorösen Lebens und nicht unabhängig davon.
******ore Frau
4.526 Beiträge
@ Brian Lorenzo:
sehr nachvollziehbar, aber Du bist auch Verfechter der "wo die Liebe hinfällt"- Theorie.
Hat das noch nie zu Kollision geführt?
*******Top Mann
1.035 Beiträge
********enzo:
Was allerdings fehlt ist der Bezug zur Realität! Sich polyamourös zu fühlen, bedeutet nicht, dass man auch weiß, wie es sich dann in der Realität anfühlt.

Wenn man –entgegen der bisherigen Erziehung und „überlieferter Erfahrung“– überrascht feststellt, dass man zur selben Zeit für mehr als einen Menschen Liebe empfindet, dann ist das ziemlich real!

Das ist ebenso real wie die Fragen, die sich daraus ergeben (und die dann zu beantworten sind).

********enzo:
Man führt keine standardisierte polyamoröse Beziehung, man lebt Beziehungen mit realen Menschen, die sich grundsätzlich nicht an theoretische Absprachen und Regeln halten.

Der Punkt ist doch wohl: man führt gar keine Beziehung standardisiert!

Eine Beziehung wird immer durch die definiert, die sie führen.

********enzo:
Man kann sich einfach nicht für eine Beziehungsform entscheiden und dann ist alles geklärt.

Man kann sich entscheiden, wie und in welcher Beziehungsform man leben möchte. Dann kann und muss geklärt werden. Besser noch: Wenn man es schon weiß, wenn man die Beziehung eingeht, dann sollte von Anfang mit offenen Karten gespielt werden. Wenn sich das erst entwickelt, dann entwickelt sich das gemeinsam, oder die Wege trennen sich früher oder später.

****de:
Ich habe jetzt schon ein bisschen Erfahrung mit Paaren gemacht, bei denen von Polyamorie die Rede war und die Realität letztlich sehr restriktiv und fast schon dominierend in Bezug auf die hinzukommende Person aussah.

Das ist dann wohl die „nette Ergänzung“, die ich bezüglich des Paares eher unter „offene Beziehung“ sortieren würde.

Wobei ich dazu Anmerken muss, dass eine empfundene Liebe tatsächlich gleichermaßen da sein kann, dass es aber beim leben dieser Liebe eine klare Priorisierung der Primärbeziehung gibt.

****de:
Wenn eine hinzukommende Person nicht mit einem einzigen Menschen eine Beziehung eingehen darf, sondern stattdessen mit ZWEIEN eine eingehen muss.

Dieses muss sehe ich nicht und finde so etwas auch weltfremd. Nur weil ich A liebe, muss ich A’s Partner auch lieben? Was für ein Unsinn! Solche „Kommunisierung“ funktioniert m.E. genauso gut wie der zwangsweise Zusammenschluss von Bauern zu einer Kolchose. Selbst in den Ashrams setzte irgendwann diese Ernüchterung ein.

Rücksichtnahme und etwas Empathie für die Gefühlswelten Aller in solchen Konstellationen halte ich für angebracht. Wahrscheinlich ist auch, dass zwischen Liebenden und den Metamours die Wellenlänge für eine freundschaftliche Ebene stimmen könnte, weil es wahrscheinlich eine gewisse gemeinsame Basis gibt. Kann sein, muss aber nicht.

Daran, dass Veto-Rechte und andere Eigentumsregeln funktionieren, habe ich meine Zweifel. Ein „Dagegen“ löst nach meinen Erfahrungen weniger Probleme und bringt mehr negative Schwingungen als ein „Dafür“ auf einer vielleicht zunächst etwas abgespeckteren freiwilligen Basis. „Dagegen“ lässt keinen den Raum für Entwicklung und positive Erfahrung/Erlebnisse — ein „Dafür“ (mindestens ein „Du darfst“) eröffnet Perspektiven. Perspektiven und Möglichkeiten, die von einem „Du musst“ übrigens ebenso ausgeschlossen werden wie vom „Dagegen“.
******ore Frau
4.526 Beiträge
Ich muss meine Metamouren nicht lieben, und sie mich auch nicht, aber ohne grundsätzliches Bewusstsein für eine Beziehungskultur aller, die menschliche Wertschätzung und Lösung möglicher Konflikte als "Ziel" hat, ist es aus meiner Erfahrung kaum möglich, ein wirklich polyamores beständiges Geflecht zu bilden.

Die Liebe führt zusammen und die Beziehungskultur bestimmt die Dauer. So habe ich es immer wieder erlebt.

Und ohne Bereitschaft aller zur Lösung möglicher Konflikte habe ich eine Konstellation noch nie lange überleben sehen.
******ld7 Mann
10 Beiträge
Gratwanderung
Ich habe mich in dem Erfahrungsbericht von Blue Velvet
Zitat von *********t6874:
3) gut wieder gefunden.

Mein Bedürfnis nach Freiheit und mein Bedürfnis nach Nähe sind die beiden Pole, zwischen denen sich vieles abspielt, was Lebendigkeit ausmacht. Und im Laufe der Zeit habe ich für mich entdeckt, dass es hin und wieder den Zustand der Balance gibt. Und dann gerät der Prozess wieder deutlich in Bewegung und sucht einen der Pole stärke auf um anschließend wieder zum anderen zu wandern.

Dieses "in Bewegung sein", dieses Schwanken ist wohl Teil des Lebens und will ausgehalten, gefühlt und gemeistert werden. Das ist für mich zumindest die Lehre, die ich aus der Begegnung mit Poly gezogen haben.

Stabilität ist mir im Leben ebenso wichtig, wie die Begegnung mit Neuem. In beiden Fällen, ist es an mir, zu prüfen, was sich gut an fühlt und verantwortungsvoll zu schauen, wie es meiner Umwelt damit geht. Einen Königsweg habe ich dafür noch lange nicht gefunden. Aber auch das ist wohl Teil der Reise.

BlueVelvet schreibt dazu folgendes und das drückt ziemlich gut aus, was ich denke und fühle:

Insgeheim träume ich nach wie vor von einer Mehrmenschengemeinschaft möchte da meine Tür jederzeit schließen können. Außer für meinen Mann, denn der kann mich gar nicht stören. Ihm gegenüber ist mein Rückzugsbedürfnis sehr gering. Umgekehrt ist das auch so.

Bei unseren weiteren Lieben ist das anders. Meiner würde mich auf Dauer nerven, weil er sich schwer alleine beschäftigen kann und ständig meine Aufmerksamkeit einfordert. Was ich als störend empfinde, weil ich zwischen ihm und mir ständig entscheiden müsste und da viel zu wenig ich-Raum bleibt.

Es gibt meinen Ich-Raum, den Mein-Mann-und-ich-Raum und.... Besuchszeiten. Ich kann und will nicht dauernd Menschen um mich haben, das stresst mich. Vor allem, wenn sie meine Aufmerksamkeit ziehen.

Ja, was bin ich nun? Eremitin mit selektiven Kontaktbedürfnissen? *lach*

Polyamor fühle ich mich. Und genauso schnell belastet es mich, wenn mir Kontakt zu viel wird.

Sie

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