... und da fehlt dir der Vergleich.
Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an den genialen Satiriker, Liedermacher und Kabarettisten Hans Scheibner, gestorben im Mai 2022 in seiner Geburtsstadt Hamburg. Und wem Hans Scheibner ein Begriff ist, der kennt sicher auch sein Lied Achterndiek, angelehnt an das Grimmsche Märchen Vom Fischer und seiner Frau. Ich wurde vor kurzem an dieses Lied erinnert oder besser mehr an den Refrain: Was in Achterndiek in der Nacht geschieht, das glaubt man nicht, dass es sowas gibt und da fehlt dir der Vergleich ...Die Vorgeschichte: Natürlich findet man sich zusammen, wenn man ein ganz neues Auto fährt - also jetzt nicht ein ganz neues Auto einer bekannten Marke, sondern neue Firma, neue Marke, neues Auto. Die Rede ist vom Grenadier und seine stolzen Erstbesitzer. Ich bin einer von ihnen. Nicht das man sich nur höflich grüßt, wenn man sich begegnet, man organsiert auch Treffen und hat - dem neuen Zeitgeist entsprechend - bald eine WhatApp-Gruppe. Habe ich zwar jetzt zwar nicht, weil ich aus dem Meta-Universum nur Instagram nutze, aber ich habe eine Frau, die mich dann und wann unterrichte, wenn über WhatApp 'was "wichtiges" herein kommt.
Im Januar unterrichtet mich also die beste Ehefrau von allen, dass in der Gruppe jemand geschrieben hat, dass er seinen Grenadier wieder verkaufen will. Nicht nur ich stutzte, sondern viele aus der WhatApp-Gruppe auch, in der natürlich jeder einen Grenadier weniger als ein Jahr besaß. So fragten einige nach und die Antworten kamen schnell: Das Auto sei top, aber es passt nicht in seine Garage. Außerdem sei der Wendekreis einfach gigantisch, er müsse 3 bis 4 mal zurücksetzen um in seine Einfahrt zu kommen. Hätte das Fzg. einen kürzeren Radstand, würde er ihn behalten.
In dieser Woche kam dann der Abschiedspost. Er hatte einen Käufer für seinen Grenadier gefunden. Er hätte sich gerne weiter in der Gruppe beteiligt, aber letztendlich habe er festgestellt, dass ein Fahrzeug wie der Grenadier einfach zu groß für ihn sei. Er brauche den einfach nicht, hätte auch Probleme beim Einsteigen, weil der so hoch sei. Seinen Anhänger ziehe er mit seinem SUV, für die Jagd nimmt er seinen Lada Niva oder seinen Polaris Ranger. Fünfmal habe er sich diesen Winter mit dem Grenadier festgefahren, einmal musste ihn ein Bauer mit dem Trecker wieder herausziehen. Außerdem beklagte er seinen hohen Spritverbrauch von 17 Ltr., Tendenz steigend und er wäre es leid, jede Woche an die Tankstelle zu müssen.
Hm, denke ich mir, festgefahren habe ich mich noch nicht, in meine Einfahrt komme ich locker und eine Garage habe ich gar nicht. Und einsteigen bereitet weder mir noch meiner Frau Probleme, vielleicht sind wir sportlicher. Wie er allerdings auf eine Spritverbrauch von 17 Ltr. + kommt, ist mir ein Rätsel. Ich schaffe es im Schnitt mit Dachträger und Anhänger auf nur 11 Ltr. Die letzte Mitteilung von ihm in der Gruppe war dann, dass er sich jetzt einen Dacia Duster 4WD (neue Baureihe ab 2024) bestellt hat und mit dementsprechender Bereifung würde er sich sicherlich nicht mehr festfahren... schrieb es und verschwand. Und mir trällerte im Ohr der zweite Teil von Hans Scheibners Refrain: "Is goed säi de Fisch, schöll se hebben wat se will!"
Damit wäre die Provinzposse eigentlich beendet, wenn da nicht jemand Zugabe gerufen hätte. Und die kam und Loriot hätte es nicht besser inszenieren können. Zwei Dörfer weiter hatte ich einen Termin bei einem metallverarbeitenden Betrieb, der mir nun für den Anhänger einen schönen Alludeckel baut. Wärend der Chef Maß nahm, begutachtete ein Angestellter meinen Grenadier. Ein tolles Auto, befand er. Er möchte auch einen haben, auch weil ihm die G-Klasse zu teuer ist. Vielleicht könne er ja einen gebrauchten Grenadier ergattern, aber zu sei es wohl noch zu früh. Ich erzählte ihm von dem Grenadier, der jetzt verkauft sei, weil er seinem Besitzer zu groß sei, er nicht in die Garage passte und Probleme beim Einsteigen bescherrte. "Kann ich verstehen," war die Antwort, "wenn ich einen bekomme, werde ich ihn auch deutlich tiefer legen lassen..."
Ich hatte den Rest des Tages ganz schlimmes Kopfkino