HeißLUFTpistole, nicht Heißklebepistole.
Wobei ich dabei skeptisch wäre, wegen der Kontrolle über die Temperatur. Ich habe hier eine SMD-Lötstation, mit der ich auch einen Centstück großen Fleck auf genau 100°C erwärmen kann. Die meisten Heißluftpistolen (ich denke an die Geräte aus dem Baumarkt) sind ungeregelt, da kommen dann 300-650°C raus, und bergen das Risiko, sich eher ein Loch ins Latex zu schmelzen.
Einen Haartrockner hat ja eigentlich jeder, und mit einer ggf. aus Pappe gebastelten Düse kann man mit den 60-65°C, die aus so einem Fön heraus kommen, auch schon was erreichen.
Was auch funktionieren kann: vorsichtig mit einem Wattestäbchen Waschbenzin entlang der zu öffnenden Klebenähte auftupfen und einziehen lassen. Hauptsächlich ein ca. 1cm breiter Streifen entlang der Naht auf der Deckschicht, und mit spitzen Fingern entlang der Kante. Vorsichtig, sollte nicht länger "nass" bleiben, Latex saugt das Benzin quasi auf.
Vorsicht: Kann auch die Farbe anlösen oder verändern, also ggf. zuerst auf der Innenseite testen.
Ja, das macht das Latex reißempfindlich, so weit ich weiß kehrt sich das aber auch wieder um, wenn man dem Benzin lange genug Zeit gibt, wieder aus dem Latex heraus zu dampfen. Der Plan ist, dass das Benzin durch die oberste Latexschicht in die Klebenaht eindringt und diese anlöst. Eventuell nach ein bisschen Einwirkzeit mit etwas wärme unterstützen, am besten draußen. Dabei verdampft das Waschbenzin zum Teil wieder, und das möchte man nicht unbedingt einatmen. Feuergefahr sollte da nicht bestehen, wenn man dabei nicht raucht oder eine offene Flamme in der Nähe hat.
Disclaimer: Das mit dem Benzin habe ich selber schon mal probiert, allerdings an relativ frischen Nähten bei Versuchen mit relativ neuen Latexresten. Bei gealtertem Latex kann sowohl die Folie selber als auch der Kleber gelitten haben. Mit Wärme habe ich es nicht selber probiert.
Ich würde es zuerst mit Haartrockner, am besten mit spitzer Düse versuchen, danach mit wenig Waschbenzin, 15-30min einwirken lassen, danach Wärme, wenn es dann immer noch nicht geht, mit etwas mehr Waschbenzin, etwas länger einwirken lassen und ggf. etwas mehr Wärme.
Wenn es dann immer noch nicht geht, wird es riskant.
Wenn die Naht auf geht, hilft auch hier ein mit wenig Benzin getränktes Wattestäbchen. Doof dabei: das Benzin löst sofort den Kleber, der Watte an Stäbchen hält, d.h. man wird eine Menge einzeln herumfliegender Wattestäbchenköpfe bekommen.
Generell nötig sind gute Belüftung, Mülleimer, ggf. Einweghandschuhe, Küchenpapier, ein kleines Fläschchen, in das man etwas Benzin füllt und bequem die Stäbchen eintauchen kann. Ebenfalls keine Fusseln in der Umgebung.
Wenn das geklappt hat mit dem Auftrennen, und Benzin nötig war: erstmal ein, zwei Tage ablüften lassen, zumindest bis man kein Benzin mehr riechen kann und dann noch ein bisschen länger. Vorher wäre ich sehr vorsichtig, kann sein dass die neuen Klebenähte sonst nicht richtig halten, oder das Latex beim zusammenfügen Schaden nimmt.
So oder so birgt solch eine Operation ein gewisses Risiko.
Viel Erfolg!