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Wirkliches

******ver Mann
197 Beiträge
Themenersteller 
Wirkliches
Hühnerbrühe

Du hast mir Hühnerbrühe versprochen. Im Geiste. Es war ein schönes Versprechen, denn es wäre genau das gewesen, was ich gebraucht hätte. Es war ein animalisches Versprechen, voller Fürsorge und gleichzeitig voller Bereitschaft, zu töten. Das Huhn zu töten, um Hühnerbrühe zu machen, um mir Gutes zu tun.

Ich war glücklich in dem Moment. Und ich bin nicht oft glücklich. Glück ist ein besonderer Zustand, in dem sich so vieles vereint. Der Wille und die Möglichkeit, und die Gelegenheit, das zu begreifen. Glück ist ein Teil dessen, was ich magisch nenne. Es macht etwa mit uns, ohne äußeren Grund. Glück ist etwas, das vom Himmel fällt, denn Glück ist nicht produzierbar. Glück erscheint nur ungefragt.

Niemand weiß, woher Glück kommt, wenn es jemanden überkommt. Es kommt aus einem anderen Universum, einer nicht wahrnehmbaren Welt, die um die unsere herumgeistert wie eine wabernde Wolke. Eine andere Dimension, die wir nicht erkennen können, durch die wir hindurchsegeln wie die Gerade durch die Ebene und die Ebene durch den Raum. Beide bekommen voneinander nichts mit und doch hängen sie zusammen, beeinflussen sich unbeabsichtigt, ohne jeden Plan dafür.

Wieso kann ich so etwas denken? Mein Gehirn ist erfunden, um durch Wälder zu streifen, Nahrung zu finden, für Nachwuchs zu sorgen, Gefahren zu erkennen und ihnen auszuweichen oder mich ihnen zu stellen und zu handeln, zu kämpfen. Und doch bricht es immer wieder aus, kümmert sich nicht um die Jagd und kümmert sich nicht um Gefahren, sondern träumt, ersinnt Geschichten, erfindet Ideen, überzeugt andere davon und verführt sie, ebenfalls die Vernunft zu vergessen und sich in eine Traumwelt zu begeben.

Mein Gehirn lebt die meiste Zeit in einer Traumwelt. Es lässt meine Augen stundenlang über weiße Flächen blicken auf denen krumme schwarze Linie etwas bilden, was ich Buchstaben nenne. Und beginnt dabei Bilder, Gefühle, Geschichten zu erleben, die Andere sogar ähnlich erleben, wenn sie über die gleichen weißen Flächen blicken. Auch das ist Magie. Ein lange eingeübte, kollektive Magie, ein Zauber, der so selbstverständlich funktioniert und etwas produziert, was nie existiert hat und auch nie existieren wird und doch da ist.

Du hast mir im Geiste Hühnerbrühe geschenkt und die Welt hat sich für mich verändert. Sie ist eine geworden, in der es möglich ist, im Geiste Hühnerbrühe zu bekommen und darüber glücklich zu sein. Ich werde das nicht mehr vergessen und vielleicht eines Tages selbst wiederholen. Gleichzeitig ist nichts geschehen, was irgendjemand wahrnehmen würde. Es war etwas, war zwischen zwei Universen stattfand, deinem und meinem, die sich in diesem Moment nur für sich berührten, weit außerhalb des Raumes, den wir kennen, für genau dieses Geschehen.

War das ein Plan? Es ist einfach geschehen, weil es möglich war. Und es war möglich, weil beide Universen, deines wie meines, es zuließen und verstanden.
**********silon
5.653 Beiträge
Zitat von ******ver:

Niemand weiß, woher Glück kommt, wenn es jemanden überkommt. Es kommt aus einem anderen Universum, einer nicht wahrnehmbaren Welt, die um die unsere herumgeistert wie eine wabernde Wolke. Eine andere Dimension, die wir nicht erkennen können, durch die wir hindurchsegeln wie die Gerade durch die Ebene und die Ebene durch den Raum. Beide bekommen voneinander nichts mit und doch hängen sie zusammen, beeinflussen sich unbeabsichtigt, ohne jeden Plan dafür.

Nö. Glück kommt nicht irgendwoher. Glück wohnt in uns, wurzelt in uns, wenn wir es verstehen, uns selbst und das was wir tun zu lieben und das, was wir sind, mit Leidenschaft zu leben. Das ist jedenfalls meine persönliche Erfahrung und Sichtweise.

Ansonsten: ziemlich gut geschrieben, der Text.
*******blau Mann
3.411 Beiträge
Schöner, poetischer Text. Ich weiß nicht, woher Glück kommt. Ich würde auch annehmen, es kommt von innen, trotzdem klingt deine Erklärung sehr, sehr gut.

Zitat von ******ver:
Eine andere Dimension, die wir nicht erkennen können, durch die wir hindurchsegeln wie die Gerade durch die Ebene und die Ebene durch den Raum.

********iler Mann
766 Beiträge
Interessante Grundlage für eine philosophische Diskussion über Glück, seine Entstehung und sein Wirken.

Da gab es mal jemanden den ich als Philosophen sehr schätze.
Friedrich Nietzsche.
Er schrieb einmal zum Glück:
Glück ist das Vergessen können oder, gelehrter ausgedrückt, das Vermögen, während seiner Dauer unhistorisch zu empfinden."

Ich hab es für mich übersetzt und sage heute gern:
"Glücklich ist, wer schnell vergisst, was nicht zu ändern ist."

Ich denke schon, dass Glück geschaffen werden kann, genauso wie die Freude.
Glück ist ein bewusster Umgang mit dem Positiven.
Wir sind nicht freudig, nicht glücklich, wenn wir für negativ Assoziieren und Interagieren.
**********silon
5.653 Beiträge
Zitat von ********iler:

Glück ist ein bewusster Umgang mit dem Positiven.
Wir sind nicht freudig, nicht glücklich, wenn wir für negativ Assoziieren und Interagieren.
#

Ja, aber die Einstellung dazu kommt, meiner Meinung nach, von Innen heraus. Die Basis ist meine Einstellung zu mir selbst und dem Leben.
********iler Mann
766 Beiträge
Das mag
Zitat von **********silon:

Ja, aber die Einstellung dazu kommt, meiner Meinung nach, von Innen heraus. Die Basis ist meine Einstellung zu mir selbst und dem Leben.

Die Einstellung zum Leben und zu sich ist eine Charakterfrage. Natürlich kommt das von Innen. Es ist in weiten Teilen aber auch Erziehung und Sozialisierung. Wo fangen wir also an, dass "Innen" als das Ursprüngliche von sich zu betrachten und wo ist das "Innen" von Außen entwickelt?
****59 Frau
3.093 Beiträge
Gefällt mir sehr gut @******ver *top*
******ver Mann
197 Beiträge
Themenersteller 
Spannende Gedanken, Danke! Ich glaube es ist müßig, nach der Quelle von Glück zu fragen. Viel wichtiger ist die Bereitschaft, Glück zu empfangen - oder auch die Fähigkeit, Glück zu erzeugen. Beides ist mit einer Offenheit für die Welt und ihre vielseitigen Eigenschaften verbunden.
**********silon
5.653 Beiträge
Zitat von ********iler:
Das mag
Zitat von **********silon:

Ja, aber die Einstellung dazu kommt, meiner Meinung nach, von Innen heraus. Die Basis ist meine Einstellung zu mir selbst und dem Leben.

Die Einstellung zum Leben und zu sich ist eine Charakterfrage. Natürlich kommt das von Innen. Es ist in weiten Teilen aber auch Erziehung und Sozialisierung. Wo fangen wir also an, dass "Innen" als das Ursprüngliche von sich zu betrachten und wo ist das "Innen" von Außen entwickelt?

Ehrlich? Das brauche ich - für mich - nicht diskutieren. ^^ Mir ist nur wichtig, zu wissen, dass ich die Macht habe darüber, zu entscheiden, wie ich mein Leben, mich selbst und mein Umfeld wahrnehmen mag. Und dass ich es in der Hand habe, mein Leben so zu gestalten, dass es mir gut tut und mir gut geht. Ergo kann ich darüber auch Einfluss nehmen, ob ich glücklich bin oder nicht. Auch in Krisenzeiten ist das so.
********iler Mann
766 Beiträge
Zitat von **********silon:

Ehrlich? Das brauche ich - für mich - nicht diskutieren. ^^ Mir ist nur wichtig, zu wissen, dass ich die Macht habe darüber, zu entscheiden, wie ich mein Leben, mich selbst und mein Umfeld wahrnehmen mag. Und dass ich es in der Hand habe, mein Leben so zu gestalten, dass es mir gut tut und mir gut geht. Ergo kann ich darüber auch Einfluss nehmen, ob ich glücklich bin oder nicht. Auch in Krisenzeiten ist das so.

Und es ist für Dich nicht einmal annehmbar, dass diese Fähigkeit etwas mit deiner Sozialisierung, deiner Erziehung, deines Charakters zutun haben könnte? Vielleicht bin ich da zu sehr philosophisch, dass ich solche Dinge erkennen und verstehen will. Ob es eine Macht ist, die in jemanden inne wohnt, dass er Selbstkontrolle besitzt und freies Denken, dass mag ich arg bezweifeln. Da fällt mir gleich wieder Schoppenhauer ein, der "Die Welt als Wille und Vorstellung" als ein eigenes Hauptwerk behandelt hat. Aber da war Schoppenhauer weit hinterher, denn zumindest Plato erkannte schon "Alles was ist, hat seinen Grund." Und Schoppenhauer hatte in seinem Werk ja schon die Lösung für "dein" Problem. Wenn wir uns von der reinen Vorstellung lösen, dann sehen wir die Welt, wie sie ist. "Alles andere ist ein persönlicher Wille und Wille ist gekoppelte mit Egoismus" - so Schoppenhauer. Wenn Du also für dich die Vorstellung einer inneren Macht hast, dann ist daraus der Wille geboren, dass diese Macht Änderungen hervorruft - reiner Egoismus.

Das ist jetzt keineswegs böse gemeint. Versteh mich da nicht falsch.
Ich sehe in der Vorstellung allein (hier deine Vorstellung von einer inneren Macht) keinen Beweis für die Existenz des Realen. Für mich braucht es da einfach mehr.
**********silon
5.653 Beiträge
Ach weißt du, ^^ ich bin nicht soooo der Theoretiker. Ich höre auf meine Intuition und mache einfach. *lol*

Klar hat meine grundsätzlich positive Art auch was mit meinem Charakter zu tun, logisch. Dennoch spüre ich das in meinem Herzen.

Insbesondere an blöden Tagen halte ich mir meine Entscheidungsgewalt darüber oft innerlich vor Augen, insbesondere Dann, wenn ich inne halte und mal tief durchatme und/oder meditiere/Gehmeditation mache. Ich kann dann "määääh iss das alles blöde", sagen und siehe da "isss ja auch alles blöde, weil mir justament vielleicht gerade die Kaffeetasse herunterfällt oder ihc mich bekleckere oder so. ABER ich kann auch n Spaziergängle einlegen und die Details währenddessen bestaunen. Ich kann sagen: "Hmmm, was kann ihc mir gerade jetzt denn an Gutes tun? Was brauche ich, meine Seele? Was möchte ich?" Etc. pp.

Ein Licht am Ende eines Tunnels gibt es immer. Und selbst wenn man wirklich mal total schlapp am Boden liegt, kann man sich metaphorisch auf den Rücken drehen und mit offenen Augen den Himmel betrachten. Für einen Augenblick oder auch etwas länger. Dann fällt danach das Wiederaufstehen umso leichter.

*zwinker*

Die Theorie dazu mag zwar interessant sein. Aber was bringt mir die? Ich gebe aber auch zu, ich bin nicht der wissenschaftliche Typ, auch wenn ich mal schlappe 7 Jahre studiert habe.
**********silon
5.653 Beiträge
P.S. Mir sagte mal ein sehr kluger Mensch: Die Intuition ist die ehrlichste Ebene, die Grundbasis aller Dinge und nicht der Kopf. Wenn der Zuviel, zu groß, zu übergewichtig ist, verstopft er alles, macht einen eng, ...

Aber des schreibe ich halt so, weil ich früher ein Angstmensch gewesen bin und der Grübler vor dem Herrn.


Aber jetzt schweifen wir hier total ab. Bzw. ich. *zwinker*
******ver Mann
197 Beiträge
Themenersteller 
Das wirkliche wirkt weiter ...


Nackt

Ich habe dich gesehen. Nackt. Ich kenne deinen Körper, seine Dullen und Dellen, seine Schönheit, seine Kraft und Haltung, den Blick, wenn du da sitzt oder stehst oder liegst, als freier Mensch irgendwo in der Welt, alleine und doch überall.

Das Nackte ist ein Zustand. Der Zustand, den jedes Tier gar nicht anders kennt und den wir erst wieder entdecken müssen. Den wir ausgraben müssen aus dem Haufen der Scham und der Furcht, der darüber geworfen wurde über Jahrhunderte. Das Nackte ist das, was wir sind, wenn wir uns von all dem loslösen und dann anfangen, die Welt neu zu beobachten. Stürzt sie über uns ein? Werden wir verspottet oder missbraucht?

Der Mensch hat in seiner Ordnung das Nacktsein ausgeblendet. Um das Begehren zu umgehen, um sich Gott näher zu fühlen, um eine hehre Idee von Reinheit zu kultivieren, die ihn auszeichnen soll. Es hat viel genützt. Ich weiß nicht, ob wir nackt Städte gebaut hätten, Kathedralen oder Großunternehmen, ob wir nackt das Internet erfunden hätten oder die Steuergesetzgebung.

Das Einfügen in eine höhere Ordnung und Disziplin hat uns zu Wesen gemacht, die mit einer Stärke und Mächtigkeit in der Welt stehen, die wir selbst gar nicht mehr verstehen. Denn wir sind hin und hergerissen zwischen den großen Ideen, die wir im Kopf haben, die wir von anderen hören, die überzeugend sind und doch erschreckend, und uns selbst, die wir uns oft noch weniger verstehen als die großen Ideen.

Nacktsein hilft. Beim zweiten, beim sich selbst verstehen. Und dann auch beim ersten, dem Welt verstehen. Weil die Welt ist im Kopf und der Kopf sitzt auf den Körper und ich bin beides. Die Idee und der Körper und du bist beides, eine andere Idee und ein anderer Körper und wenn ich dich nackt sehe, sehe ich entweder dich oder ich sehe meine Idee von Dir. Ich sehe dich oder mein Begehren und ich lerne nur, dich zu sehen, wenn ich lerne, nackt zu sein.

Ich sehe dich gerne nackt. Ich begehre dich auch. Ein wenig. Aber lieber ist mir, Dich zu sehen, wie du bist.
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