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Ja, ich will

Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Themenersteller 
Ja, ich will
„Du hast den Deheckel vergessen, la-la la la. Du hast ihn liegen gelassen. Ich schwöre beim Debakel des Objekts in deiner Linse. Die Kamera hat nicht deine Seele zerfressen - mit ihrem Wenn und Aber der Denns und Labers. Aber sie fasst dich an und umarmt dich mit ihrer Faust“, schrieb Charleston in sein Notizbuch, während er übernächtigt im Zug saß und keine Ruhe mehr vor dem Morgen fand.

Dabei hatte er sie gesehen, seine Möglichkeiten an der Klagemauer, die das Fortistan der Weite seiner Träume umfasste und war auch durch das Tor der Wännsder mit den Fenstern ihrer Zeit geschritten, um nun im Hier und Jetzt festgenagelt zu sein. Auf dem Boulevard der Akribie aus Schritten, die noch verfolgt werden sollten, wenn sie denn wollten, die Ungeister seiner selbst.
Aber niemand löste Charleston ab von der zerlebten Schneckenspur, an der er klebte wie ein gelutschtes Bonbon am zerknüllten Zellstofftaschentuch.
Niemand tippte ihm auf die Schulter und sagte: „Hey du! Du hast deinen Objektivdeckel verlegt und vergessen. Hier hast du ihn wieder.“
„Damit ich auch mal objektiv sein kann und die Linse wieder verschließe – vor den gefühlten Undingen dieser Welt“, fügte Charleston in Gedanken seinen Notizen hinzu und durchsuchte seine Hosen- und Jackentaschen, sogar den ganzen Rucksack nach dem Ding, womit er das Objektiv seiner Kamera vor äußerem Staub beschützen konnte.
Dabei tastete er auch die Nachbarsitze im Zug ab und durchwühlte den Müllbehälter unter dem Tischchen am Fenster seines Abteils und schaute sogar unter den Sitzbänken nach. Doch das kleine schwarze kreisrunde Ding blieb im Nichts verschollen.

Nervös schaute Charleston aus dem Fenster neben seinem Sitz und betrachtete die an ihm vorbeiziehenden Landschaftsschlieren, die ihn wie verwaschene endlose Aquarellbänder mit ihrem leisen Rattatatam einlullten.
„Wenn ich im Hier und Jetzt ‚Stop‘ sagen würde, weil mir wie Galle alles wieder hochkommt und ich genau hier wieder aussteigen würde, tät sich mein Morgen mitnichten ändern, weil der Frieden in mir erarbeitet werden will und keine Wegrenner braucht“, dachte Charleston, zog die Nase kraus und schniefte laut.
„Wer ist dieser niemand, der nicht mit mir redet? Nicht mehr mit mir sein mag, so wie es beziehungsweise ich mal war“, überlegte Charleston weiter.
„Ich bin es selbst“, sinnierte er laut vor sich hin, als er den alten Mann am Bahndamm vorbeihuschen sah, wie er mit seiner Forke den Dung seiner Tiere auf einem der vielen überschaubaren Flurstücke – in unmittelbarer Nähe zur Trasse – verteilte, um diesen dann mit der Ecke unterzupflügen.
„Der macht das klug“, stellte Charleston fest. „Er düngt seinen Nährboden mit Mist, um später eine reiche Ernte an Früchten einzufahren.

Die Stimme des Zugbegleiters schrie leise neben Charlestons Ohr: „Alle Zugestiegenen die Fahrkarten bitte!“
Charleston zuckte zusammen und reichte dem Schaffner in Gedanken ausversehen die Papiere, die er mit sich herumtrug, anstatt seines goldenen Billet, dass er erst neulich, ohne näher darüber nachzudenken, von einer behosten Ziege erworben hatte.
Der Zugbegleiter räusperte sich: „Was soll ich mit ihren Zeugnissen von anno dazumal? Die sind hier nicht gültig. Sie brauchen eine Fahrkarte, sonst müssen Sie im nächsten Kapitel wieder aussteigen und per Pedes weiterkommen.“ Dann lachte Beamte laut auf. Aber seine Augen schauten Charleston dabei streng an. „Ziehen sie mal ihre Maske wieder hoch! Die ist ihnen wohl unbemerkt verrutscht?“, für der Eisenbahner fort.
Doch Charleston grinste nur frech. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Sie können mich gern im nächsten Kapitel der Zugreise hinauswerfen. Ich wollte es sowieso lieber jetzt probieren, anstatt es noch viele weitere Jahre in der Theorie zu studieren, und außerdem ist mir die Taube auf dem Dach zu scheu, wohingegen der Spatz in meiner Hand meine Hilfe benötigt“, sprach Charleston, während er seine offenen Hände wie eine Schüssel mit Wasser weit von sich gestreckt vor sich herhielt und leise tschilpte, damit seine Lieblinge zu ihm fanden, um sich mit anderen zu nesteln und zu forteln …

Schließlich schnalzte Charleston mit der Zunge und saß plötzlich – irgendwo an einem anderen Ort - einem Mann mit weißem Kittel gegenüber. Dieser reichte ihm einen Stift und er unterzeichnete sein weiteres Leben, das nicht neu sein sollte aber anders. Dabei wollte er sich keine Gedanken über die Ängste anderer Leute um ihn machen, sondern einzig auf seine Intuition, was das anging, verlassen.

So schnalzte er abermals mit der Zunge und ward im Nu zu Hause. Es war schon spät am Abend. Der Geschirrspüler lief. Der Klangteppich waberte leise und entspannt durch seine Wohnung und es duftete nach Sandelholz. Er hatte sich endlich mal wieder eine Ich-und-Ich-Auszeit vom Alltag genommen und schrieb seine Gedanken ins Reine, während er sich selbst, wie sonst öfters üblich, nicht mit anderen Ablenkungen störte.

© CRSK, Le, 04/2022

*******tia Mann
5.068 Beiträge
Diese verdammten Objektiv-Deckel ...
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**SK
7.791 Beiträge
Themenersteller 
Hab mir einen neuen bestellt. 🤣
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