Kurzgeschichte "Die Festung"
Hallo,ich habe die Geschichte im Jahre 2006 geschrieben und bitte um konstruktive Kritik:
Die Festung
Wir schreiben das Jahr 1429 und befinden uns in Frankreich dass zu jener Zeit fast vollständig bis auf einige Städte von englischen Truppen besetzt ist. Die starke Burgfestung Les Tourelles an der Loire nahe der Stadt Orleans gelegen stand unter englischer Besatzung. Zahlreiche gut geschulte englische Bogenschützen hielten Ausschau nach französischen Truppen aber konnten in den morgendlichen Nebel der aufzog kaum etwas erkennen. Der englische Hauptmann hielt seine Männer an, wachsam zu sein denn er hatte von seinen Spähern vernommen dass die Franzosen nicht ganz unweit von Les Tourelles ein Lager aufgeschlagen hatten. Denn die Engländer hatten nur eine Burghälfte besetzt wodurch die französischen Bürger mit Nahrungsmitteln versorgt werden konnten. Die Engländer hatten eine gewisse Furcht denn schon seit Monaten versuchten die Franzosen ihre Festung Les Tourelles wieder zurückzuerobern aber es gelang Ihnen nicht.
Auf beiden Seiten waren die Kräfte geschwächt und keiner der Befehlshaber wagte dieses Vakuum zu beenden. An einem Tag im April der Monat neigte sich fast dem Ende zu, wurden die Engländer aufgeschreckt als sie ein Pfeifen vernahmen und sich verdutzt umschauten.
"Achtung Steinkugeln!!!", schrie ein wachsamer Bogenschütze als neben ihm eine mächtige Steinkugel einschlug und den linken Wachturm zerstörte. Seine Kollegen hielten kurz inne und erschraken als aus dem Nebel plötzlich ein französisches Heer auftauchte. Da standen Sie nun, ihre Erzfeinde in Reih und Glied.
"Achtet darauf dass keiner dieser französischer Schurken die Mauern überwindet!!", befahl der englische Hauptmann William Glasdale seinen untergebenen Männern.
"Ach und falls ihr diese Jeanne seht, zögert nicht Sie zu treffen!", fügte er hinzu und beobachtete das französische Heer welches in Sichtweite vor dem dichten Nebel mit zwei mächtigen Katapulten seine Stellung bezogen hatte. Die nächste halbe Stunde schlugen weitere Steinkugeln in das mächtige Mauerwerk der Festung ein aber brachten diese nicht zu Fall.
"Ihr solltet mal mehr Zielwasser trinken!!!", schrie William Glasdale lauthals den Franzosen zu und lachte darauf höhnisch. Doch sein höhnisches Gelächter verstummte recht bald als er ein stolzes weißes Roß erblickte auf dem eine junge Frau in glänzender Rüstung und mit wehenden Banner saß.
"Schaut her, da ist die Jungfrau von Lothringen...", sagte Hauptmann William Glasdale und zeigte auf die junge Frau die in glänzender Rüstung auf ihrem weißen Roß saß und vor dem französischen Heer her ritt. Der englische Hauptmann fühlte sich irgendwie unbehaglich als er sah wie fest die Jungfrau von Lothringen im Sattel saß, zugleich das Banner in der rechten Hand hielt und wohl zu einer Rede ansetzte.
"Meine lieben Freunde, heute wird Frankreich einen glorreichen Sieg erringen! Laßt uns die englischen Bastarde aus Les Tourelles vertreiben! Für Gott und Frankreich!", richtete Jeanne ihre ermunternden Worte an das französische Heer und hob ihr mit gestickten Lilien besetztes Banner wehend in die Luft worauf kämperisches Geschrei erhallte.
"Seid wachsam!! Sollten sich die französischen Schurken in Bewegung setzen begrüßt Sie feierlich mit einem verheerenden Pfeilhagel. Wäre ja gelacht wenn wir unsere lieben Freunde nicht wie bei Azincourt schlagen könnten....", machte William Glasdale seinen Langbogenschützen und Schwerkämpfern Mut. Kaum hatte er dies gesagt lief eine erste Welle des französischen Heeres auf die Festung zu. Sogleich gab Glasdale den Feuerbefehl. Die Langbogenschützen spannten ihre Langbögen, zielten und ließen einen gewaltigen Pfeilhagel auf ihre Erzfeinde los. Der französische Fußtrupp versuchte sich mit seinen Schilden vor den Pfeilen zu schützen aber zahlreiche mutige Männer wurden getroffen und fielen blutend auf den aufgeweichten Boden.
Von dem Anblick leicht erschreckt feuerte Jeanne das übrige Heer mutig an und befahl gemeinsam mit dem französischen Hauptmann LaHir eine zweite Angriffswelle.
"Du bist die Hoffnung Frankreichs. Reite voran, wir werden dich schützen!", ermutigte LaHir Jeanne und befahl vier seiner Reiter die französische Hoffnungsträgerin vor dem Pfeilhagel der Engländer zu schützen indem sie vor Jeanne ihre Schutzschilde erhoben. Durch die Schutzschilde war ihr Oberkörper vor den Pfeilen der englischen Bogenschützen geschützt.
"Vorwärts!!!!", schrie Jeanne und ritt mutig voran gefolgt von Hauptmann LaHir und einem zweiten mit Schwertern bewaffneten Fußtrupp. Ein Pfeilhagel prasselte auf die Franzosen nieder die jedoch unbeeindruckt ihrer fallenden Kameraden den Sturmangriff auf die mächtige Festung fortsetzten. Plötzlich traf ein Pfeil unglücklich die Schulter von Jeanne, die sogleich vom Pferd in den aufgeweichten Boden fiel. Sofort gab Hauptmann LaHir den Befehl das mutige Mädchen zu schützen. Er ritt gleich zu ihr hin, stieg ab und schaute sich die Verletzung an während sein Heer sich zurückzog.
"Warum ziehen sich die Männer zurück?", fragte Jeanne mit von Schmerzen gezeichneter Stimme.
"Die Engländer sind zu mächtig...", beantwortete Hauptmann LaHir Jeanne´s Frage knapp.
"So ein Quatsch. Zieht den Pfeil raus und holt mein Pferd her!", bat Jeanne mit schmerzverzerrter Stimme.
"Dass wird dir weh tun.", gab LaHir zu verstehen und erntete einen mißgünstigen Blick.
"Zieht den Pfeil raus!!!", schrie Jeanne flehend worauf Hauptmann LaHir seine Handschuhe auszog und schnell den Pfeil aus der Schulter entfernte. Jeanne schrie voller Schmerz aber blieb trotzdem wacker und stand nach wenigen Minuten wieder auf. Sie bestieg ihr Pferd als sei nichts gewesen und schritt wieder voran gefolgt von dem französischen Heer während drei weitere Steinkugeln einige Löcher in die Mauer rissen allerdings blieb das Mauerwerk nach wie vor stehen. Aus einem Festungsgraben stürmte plötzlich ein Trupp englischer Schwertkämpfer aber wurden von den Franzosen niedergerannt. Mit Sturmleitern erklommen einige hundert Franzosen das mächtige Mauerwerk wozu auch Hauptmann LaHir gehörte der mit William Glasdale noch eine Rechnung offen hatte. Er streckte eine Handvoll Engländer mit seinen Schwert nieder und erblickte seinen Erzfeind der einst sein Heer bei Azincourt besiegte.
"Glasdale! Habe ich euch also nun!", schrie Hauptmann LaHir als er William Glasdale erblickte. Der Engländer drehte sich um und rutschte dabei unglücklich auf dem glitschigen Holzboden des Wehrgangs aus und stürzte auf den aufgeweichten Boden im Hof der Festung. Diese Gelegenheit nutzte Hauptmann LaHir, schlug sich bis nach Glasdale durch und schaute ihn herablassend an.
"Hauptmann LaHir, euch habe ich nicht erwartet. Was ist? Streckt mich nieder oder seid ihr zu feige?", fauchte William Glasdale mit schmerzverzerrter bibbender Stimme und griff nach seinem Schwert dass neben ihn im Matsch lag. Doch Hauptmann LaHir sah dies und stellte sich mit seinem linken Fuß auf die Spitze des Schwertes und schickte seinen Erzfeind mit einem Schwerthieb in die Dunkelheit. In diesem Moment schlug eine Steinkugel eines Trebuchets ein und brachte das gewaltige Mauerwerk zu Fall. Für eine kleine Ewigkeit waren die Engländer geschockt was die Franzosen dazu veranlasste ihren englischen Erzfeinden eine ordentliche Lektion zu erteilen. Mit Jeanne an ihrer Seite gelang es dem französischen Heer schließlich Les Tourelles zu erobern. Jeanne erhob das mit einem siegreichen lächeln ihr Banner vor der mächtigen Festung und tausende Männer jubelten ihr mit erhobenen Händen zu. Hauptmann LaHir begab sich zu Jeanne und klopfte ihr wohlwollend auf ihre Schulter.
"Gemeinsam haben wir einen großen Sieg errungen, Jeanne", freute sich Hauptmann LaHir worauf Jeanne verlegen lächelte. Die Nachricht vom großen Sieg gelangte über einen Boten zu Charles VII dem künftigen König der zur Zeit in seiner Burg der Stadt Chinon an der burgundischen Grenze weilte. Er ließ ein Bankett feierlich ausrichten von dem Jeanne aber nichts wissen wollte.
"Warum seid ihr nicht beim Bankett?", fragte Jean de Metz einer ihrer treuesten Begleiter.
"Ich weiß nicht. Was soll ich da? Dort sitzen doch nur Edelleute, feine Herren und Damen.", antwortete Jeanne knapp.
"Sei es drum, Du hast uns zum Sieg geführt und unser künftiger König hat deine Anwesenheit erbeten. Er hat übrigens einen einmonatigen Waffenstillstand mit Burgund geschlossen.", versuchte Jean de Metz Sie zu überreden.
"Mit Burgund einen Waffenstillstand beschlossen? Die Burgunder haben doch einen Pakt mit den Engländern und sind daher nicht vertrauenswürdig.", sagte Jeanne leicht verunsichert, zog sich ihre bestes Kleid an und folgte Jean zum Bankettsaal. Der Bankettsaal war durch Kerzen hell erleuchtet und an der Spitze des halbrunden Tisches saß Charles VII und direkt leicht versetzt hinter ihm Bischof Cauchon der Jeanne sehr grimmig anschaute während der künftige König Frankreichs fröhlich lächelte.
"Ah Jeanne, seid gegrüßt. Setzt euch!", begrüßte er Sie und schwang dabei einen Kelch Wein. Jeanne nahm den Platz neben Jean de Metz ein.
"Seid gegrüßt geehrter Dauphin. Ihr seid unserer künftiger König aber warum habt ihr mit Burgung einen Waffenstillstand vereinbart? Die Burgunder haben unsere geliebte Haupstadt Paris besetzt, lasst mich mit meinem tapferen Heer angreifen um die Stadt zu befreien!!", sagte Jeanne und kam gleich zum Punkt aber der Dauphin schwieg eine halbe Ewigkeit.
"Gut, du hast Orleans befreit und dafür sind wir dir zu einem großen Dank verpflichtet. Wir haben mit Burgund einen Waffenstillstand vereinbart mit dem Versprechen dass Paris unsere geliebte Haupstadt nicht an die Engländer geht.", erwiderte Charles VII wohl überlegt.
"Warum tut ihr dass? Während ihr mit Burgund einen Waffenstillstand vereinbart habt kämpften tapfere Franzosen darum Orleans zu befreien.", sprach Jeanne gewissenhaft. Plötzlich ergriff Hauptmann LaHir der Jeanne gegenüber saß das Wort.
"Wir folgen dir und bisher gewannen wir auch immer aber Paris anzugreifen entbehrt jedem Verstand. Die Mauern sind mächtig und die Zinnen hoch ganz zu schweigen von den Bogenschützen die jeden Quadratmeter im Blick haben. Mädchen, du kannst zwar nach uns schreien wenn dich deine Stimmen wieder zu einer Schlacht leiten aber was machst du wenn dir niemand mehr folgt?!", legte Hauptmann LaHir die Fakten mit seiner langen Kampferfahrung auf den Tisch und trank einen kräftigen Schluck aus seinem Weinkelch. Von der Antwort war Jeanne verunsichert und musste erst mal innehalten.
"Wie dem auch sei, wir werden Paris nicht angreifen weil unsere Hauptstadt von geringer strategischer Bedeutung ist und keine Gefahr für uns darstellt.", erklärte der Dauphin die Lage.
"Meine Stimmen haben mir befohlen unser Land zu einen und die Engländer zu verjagen.", sagte Jeanne wieder gefasst und zog damit den Zorn des Bischhofs auf sich.
"Ihr seid verdammt nahe der Ketzerei. Eure Stimmen? Woher kommen Sie?", erzürnte sich Bischhof Cauchon der in einer feinen roten Robe gekleidet war.
"Die Stimmen kommen von Gott und der Heiligen Katharina!", antwortete Jeanne knapp und sogleich war Bischhof Cauchon gewillt von seinem Stuhl aufzustehen aber konnte sich noch zusammenreissen denn für einen Mann seines Amtes wäre es eher unpässlich in aller Öffentlichkeit zu toben.
"Nur die Kirche hat das Recht die Stimme Gottes und der Heiligen zu empfangen. Ihr hingegen seid trotz eures Sieges bei Orleans nur einfaches einfältiges Bauernmädchen und könnt noch nicht mal den Buchstaben A von B unterscheiden", spielte Bischhof Cauchon seine theologische Bildung aus.
"Bischhof Cauchon ihr mögt ein Mann der Kirche sein. Hat Gott oder die Heilige Katharina jemals zu euch gesprochen?", forderte Jeanne den kirchlichen Würdenträger mit spitzer Zunge heraus. Doch bevor der Bischhof antworten konnte ergriff der Dauphin wieder das verbale Zepter und bat ihn mit einer kleinen Handbewegung um Ruhe.
"Was macht es mir? Selbst wenn ihr, Jeanne, eine Ketzerin sein solltet so seid ihr dennoch eine Blume die Frankreich zur Blüte bringen wird.", erfreute er Jeanne mit wohl gewählten Worten. Das Bankett dauerte noch die ganze Nacht aber Jeanne zog es vor bereits kurz nach Sonnenuntergang in ihr Zimmer zurück.
Jeanne gelang es am nächsten Morgen ihren besten Freund Jean De Metz dazu zu überreden das Heer unter Führung Hauptmann LaHirs für den Angriff auf Paris vorzubereiten. Trotz der Zweifel von Hauptmann LaHir wurde Paris am folgenden Tag angegriffen mit einer verheerenden Niederlage womit selbst Jeanne nicht gerechnet hatte. Von der Niederlage bei Paris erfuhr Charles VII kurze Zeit später was dazu führte dass Jeanne an die Engländer ausgeliefert wurde. In der von den Engländern besetzten französischen Stadt Rouen kam Jeanne vor Gericht und musste Rede und Antwort vor der gefürchteten Inquisition stehen aber schlug sich tapfer. Nach dem wochenlangen Prozess wo Jeanne trotz ihrer verbalen Schlagfertigkeit gegen die mächtige Kirche verlor wurde Sie als Hexe verurteilt und auf dem Markplatz der Stadt Rouen verbrannt. Ihre Mutter Isabelle erreichte im Jahre 1437 rund sechs Jahre nach Jeanne´s Verurteilung und ihren Tod dass das Urteil revidiert wurde. Im Jahre 1919 schließlich wurde Jeanne D´Arc von der Kirche Heilig gesprochen und in Orleans ein Denkmal zu ihren Ehren erbaut. In ihren Heimatort Domremy steht noch heute das Geburtshaus von Jeanne D´Arc wo ein kleines Museum eingerichtet wurde und ihre Geschichte erzählt.
Ende
(c) 2006 by A.K.