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TOTGETRÄUMT

TOTGETRÄUMT
TOTGETRÄUMT


Mit weit aufgerissenen, blutunterlaufenen Augen saß er in seinem abgeschabten Ledersessel.
Seine zittrigen Finger fanden das Kabel der Steuerung, zerrten den schwarzen Plastikkasten aus
den Falten des Überzugs , drückte auf den gummierten Knöpfen herum, bis die Servomotoren ihn in eine neue, unbequeme Position gebracht hatten

Er durfte nicht schlafen.

Die Falten auf seiner Stirn hatten sich tief eingegraben und die geschwollenen Tränensäcke verliehen ihm das Aussehen eines sehr alten Mannes.
Scheiße, er war noch nicht mal vierzig.

Er beugte sich nach vorne und wischte mit einer ungeduldigen, fahrigen Geste die leeren Kaffeebecher, Getränkedosen
und Pillenschachteln vom zerschrammten Beistelltisch.
„Truckers Best“ Koffeintabletten. Amphitamine. Uppers. Koks. Speed.
Er nahm, was gerade da war.

Hauptsache, es hielt ihn wach.

Um den Nachschub brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Er nahm einfach den Hörer ab und wählte die Null.
Die freundliche Stimme am anderen Ende lieferte prompt und ohne zu fragen.
Ein Bote mit verhülltem Gesicht brachte das Gewünschte stets nach genau siebzehn Minuten.

Sein Wohl lag einer Menge Menschen am Herzen.
Reichen, mächtigen Menschen.

Eigentlich war es eher ihr eigenes Wohl, worum es ihnen ging.
Er hatte ihre Gesichter gesehen.

Die Klammern an seinen Augenliedern schmerzten. Vielleicht sollte er sie doch endlich chirurgisch entfernen lassen.
„immer voller Durchblick“ dachte er sarkastisch.

Niemand zwang ihn dazu. Es war einfach einer seiner kleinen Tricks um wach zu bleiben.
Genauso wie die unzähligen Narben an seinen Schenkeln und Unterarmen.

Er durfte nicht schlafen.
Genauer gesagt, er durfte nicht träumen.


Er war neun Jahre alt, als es das erste mal geschah.
In seinem Traum sah er seine Oma, eine gesunde und lustige, alte Frau, mit einem sehr großen Busen, die viel und gerne lachte.

In seinem Traum lachte sie nicht. Sie stand ganz still.
Ihre Augen waren nicht mehr braun und freundlich. Milchigtrüb und starr blickten sie ins Leere.
Ihr Mund, der so gerne lächelte, war mit groben Stichen zugenäht.
Mit dickem Garn.
Wie die Naht eines Baseballs.
Ein schwarzer Schemen huschte vorbei und seine Oma war verschwunden.

Damals war er schreiend aufgewacht.
Zitternd und schweißüberströmt hatte er in seinem eigenen Urin gesessen, bis seine Eltern ins Zimmer gestürmt kamen.

Drei Tage später war seine Oma tot.
Sie stürzte auf der Kellertreppe und brach sich das Genick.

Als er zwölf wurde, kaufte sein Vater eine dieser teuren Fernsehtruhen. Als erstes sah die Familie eine Rede von Präsident Kennedy.
Dieses mal schrie er nicht. Lag nur zitternd in seinem Bett, bis er wieder einschlief.
Drei Tage später fuhr der Präsident durch Houston, Texas.

Danach wurde es schlimmer.

Sobald er sich das Gesicht eines Menschen eingeprägt hatte, dauerte es nicht mehr lange, bis er Träumte.
Einzig seine Eltern schien dagegen immun zu sein.

Als er anfing den Schlaf zu verweigern, steckten sie ihn in eine Psychiatrische Anstalt.

Nach der ersten Sitzung füllte der Seelenklempner seine Medikamentenliste aus und sprach nie wieder mit ihm.

Sie zwangen Ihn zu schlafen. Aber er träumte nicht.
Er sah niemandem mehr ins Gesicht, also gab es auch nichts zu träumen.

So wurde er als geheilt entlassen. Medikamentensüchtig und ausgemergelt.

Als die Entzugserscheinungen immer schlimmer wurden, begann er aus seinem Fluch Kapital zu schlagen.

Es dauerte nicht lange, bis einer der Betroffenen statt mit Dollars, mit Blei zahlen wollte.
Nach einem langen, tiefen Blick in sein Gesicht und dem sanften Hinweis darauf, dass der Tod einem
ewigen Schlaf gleichkommt, war dieses Thema ein für alle mal vom Tisch.

Seither bezahlten sie Ihn dafür, das er nicht träumte. Sie nicht Tot träumte.

Allerdings, manchmal, vielleicht drei oder auch fünfmal im Jahr zeigten sie ihm ein Bild.
Das Foto eines Mannes oder einer Frau.

Dann durfte er schlafen.

Und träumen.


Er wusste immer das es soweit war, sobald das Telefon neben Ihm Klingelte.

So wie jetzt, in diesem Augenblick.






© 2009 by Biker_696
nicht gerade die ideale GuteNachtgeschichte...lach...krasse Fantasie *top*
****mas Frau
3.500 Beiträge
Heftig
Irgendwie hat mein Kaffee gerade einen etwas bitteren Nachgeschmack bekommen und meine Haare raufen sich um einen Stehplatz.

Gänsehaut-Grüße

Conny
*********sions Paar
2.764 Beiträge
Träumender Auftragskiller.....der wäre für manch einem Millionen wert.
Puuuhhh....wenn er dann noch von Harmagedon träumen würde... *angsthab* *oede*

Erinnert mich ein bisschen an "Die Schrecken der Medusa", den ich als Kind heimlich gesehen hab und der mich echt beschäftigt hat.

Klasse Geschichte!

LG Ivy
@joe
Das ist ja mal so richtig geil ..... gefällt mir ausgesprochen gut!
*top*
Schick mir den Killer vorbei, ich könnte ihn brauchen!!
Dann hat er ein paar Tage was zu träumen, die arme Seele!

Nee, gib mir die Nummer, ich rufe g'schwind an....
**********sia22 Frau
329 Beiträge
Wow, eine klasse Geschichte und ein toller Titel.
Kompliment.

LG, Ana
Eindringlich
eine packende Düsternis lastet auf dieser Geschichte.
So kurz und so viele Bilder - sehr gut geschrieben.

Bei den Klammern musste ich irgendwie an Clockwork Orange denken.

mein Kompliment,
Claudia
Danke Ihr Lieben
für die Komplimente *danke*

Gelegentlich tun sich auch mal Abgründe auf *zwinker*

LG

Joe
wenn sie sich
so packend und literarisch wertvoll zeigen, dann musste uns noch mehr Deiner Abgründe zeigen!
Tief vebeug psychopatolaf
Er durfte nicht schlafen.
Genauer gesagt, er durfte nicht träumen.

Wahnsinn. Verdammt guter Stoff.

Mo.
Herbst 2018
***to Mann
4.270 Beiträge
Nicht träumen dürfen, sondern nur nach Auftrag?
Und dann noch mit realem Ergebnis.
Da kann ich mich nur anschliessen:
Tolle Idee.
Bruder!

Dass ich diese Story gut finde, muss ich Dir nicht extra schreiben.
Mach ich aber: Hammer!

Jedoch ...

Ein ehrliches Wort: Arbeite an Deinen Absätzen. Und damit meine ich nicht Deine Schuhe.

Love you.

Mo.
@ Mo

Kritik dankbar zur Kenntnis genommen, Brother.
Bin noch völlig im Eimer.
Aber ich werde dran arbeiten, versprochen *top*

LG

Joe
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