Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
English Speakers
1223 Mitglieder
zum Thema
Neulich beim Einkaufen8
Neulich beim Einkaufen So durch die Gänge am laufen Korb vor mir her…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

What A Day!

What A Day!
1. Paul, 8.41h
„Endlich erreiche ich dich – habe schon 3 mal angerufen. Was machst du denn?“
„Die Wäsche deiner Kinder waschen und aufhängen, ihre Betten lüften, ihnen Essen einkaufen – all die Dinge eben, die meinen Unterhalt rechtfertigen. (Wir lachen). Was gibt´s denn?“
„Ich glaub, ich bin verliebt.“
„Schon wieder? (Wir lachen) Und?“
„Ach, ich weiß nicht, sie ist so süß... aber ob ich wirklich verliebt bin?“
„Geh eine Berliner Weiße trinken...“ (Er stöhnt ins Telefon)
„Du weißt, dass mir davon schlecht wird!“
„Eben, wenn du sie dann anschaust und dir wird wieder wohl, bist du verliebt. Wenn du dich weiter elend fühlst, geh in dein Büro und les die Financial Times.“
Er lacht.
„Danke für den Rat. Du bist die beste Exfrau aller Zeiten. Hab einen schönen Tag!“
„Du auch, mein Lieber.“

2. Dominik, 10h
Wir hatten uns kürzlich bei einem Geburtstag einer Freundin kennen gelernt.
Ein bißchen blabla, die unvermeidbare Frage „bist du single?“ und auf mein „ja“ sein Seufzen, das die Intensität eines Aufschreis hatte - „hast du´s gut“.
Höflich fragte ich, wieso? und dann die lange Geschichte einer unbefriedigenden Ehe. Eigentlich hatte ich diese Gespräche satt, die sich häuften, seit ich solo war. Und immer mit ein und derselben Anmache endeten: du allein + ich unglücklich = also lass es uns tun
Ich merkte aber, dass Dominik nichts von mir wollte, sondern echt am Ende seiner Kraft war. Und nicht mehr aufhören konnte zu reden. Hundert Jahre Einsamkeit im Doppelbett der Doppelhaushälfte.
Wir tauschten mail Adressen und Telefonnummern aus und ich fing an, ihm durch seinen Schlamassel zu helfen.
Heute also Frühstück mit ihm im sonnengefluteten Cafégarten. Und ich spüre, dass er langsam begreift, um was es wirklich geht. Um sein Leben. Er hat Tränen in den Augen. Ein erster Schritt.

3. Raffael, 13.18h
Mein alter Erzengel. Der mir einst die Flügel gebrochen hatte. Bis ich nur noch im Staub scharren konnte, ein geblendetes Huhn. Doch die Flügel waren wieder nachgewachsen (das können die nämlich). Und jetzt hatte er sein Teufelseinhorn abgestoßen und angebrochen. „Scheiß auf die Weiber“. Per mail bittet er nun um ein Weiterbestehen unserer Freundschaft. Weil es das Einzige ist, was noch Bedeutung hat. Soso.

4. G.P.E., 14.11h
Mit dem bin ich nun endlich fertig. Hatte länger gedauert, als ich eigentlich wollte. Er war gut, sehr gut, aber auch anstrengend. Keine einfach Sprache. Und immer diese Verzögerungen, dieses In-Schleifen-und-so-langsam-auf den-Punkt-kommen – aber dann richtig, so dass es weh tat. Das beste Buch, bisher, dieses Jahr. Wer hatte mir das zu Weihnachten geschenkt? Egal, ich bin begeistert von der „Italienischen Begeisterung“.


5. Zack, 17.23h
Ich liege neben dem ausgelesenen Buch in der heißen Sonne, nackt auf meinem Wilden-Wein-Balkon. Denke an Zack´s letzte sms: er im Taxi durch das nächtliche London, von einer seiner vielen Frauen heim, und schrieb, how exciting es gewesen war. Und dass sein letzter Gedanke vor dem Einschlafen der an mich sei. Das unbekannten „Prachtweib“ - wo hatte hatte der englische Exilmazedonier diesen Ausdruck her? Wir hatten heiße mails geschrieben, Fotos angehängt, ein paar Mal telefoniert – seine Stimme war ein einziges Streicheln, eine Experten-Hand aus der Ferne.
Ich werde horny, aber es ist mir zu heiß auf dem Balkon.
Also aufstehen und duschen. Das Handy brummt. Ich lese tropfend: Sms von...Zack. Was konnte der eigentlich noch alles? Erregende mails schreiben, deutsche Prachtausdrücke und Gedankenlesen???
„Are you alone“ – ich kriege Gänsehaut bei jedem Buchstaben. Ich hauche ein „Yes“ in die Tasten. Eine Minute später das Fon: „Hey baby, I´m naked...“
„So am I...“
Ich lass mich auf´s Bett und in seine Stimme fallen, hechle in deutsch (aus Versehen) und englisch (mit Konzentration) und komme ganz esperanto (aaaahhhhh). „I think we need to book a flight, one day or the other...“
Ich stimme zu und bin froh, dass es nicht mehr heute sein muss. Nicht nur mein Schweiß läuft in Strömen, und mein Kreislauf wirft mich auf´s Bett zurück.
Ach Zack!

6. Marquis, 21.38h
Der Herr war auf Reisen. Mit seiner schnellen japanischen Freundin, der benzinsaufenden Asphaltschlampe. Am Mont Ventoux, dem vulkanischen, windigen, serpentinigen. Der Herr war wirklich von Adel! – wenn Bildung, Esprit und savoir vivre adelt (was sonst? Da pfeif ich auf Krönchen in der Windel...) Unsere wenigen Abende waren ein einziges Vergnügen gewesen, auf jeder Ebene.
Also Lava - sms, auch von ihm:
„Wie ist die Farbe der Sehnsucht heute, mon amour? Meine ist stierblutrot...“
Ich kontere: „Barberarosso, marqueasyrider, hochsommerflirrend und glutsternfunkelnd...“
Sein Gute-Nacht-Gruß: „Ich küsse dich, anbetungswürdige Prinzessin, meine schlängeltanzende Cleopatra, der ich gerne jedes Gift aus den Adern sauge...bin Donnerstag wieder bei dir.“

7. Tasso, 0.9h
Der Dichter. Der „ich-hab-immer-noch-einen-reim-mehr-als-du“. Der tief in meine Seele schaut. Der wegen mir, über mich, mit mir und vielleicht auf mir schreiben will ( diese „Gefährliche Liebschaften“-Filmszene in meinem Kopf, wo der Dichter auf dem herrlichen Hintern der Geliebten einen Brief verfasst).
Seine mail mitten in der Nacht beginnt mit: Guten Morgen....
Und er schreibt über eine Romanfigur: „Ich bin von dieser Frau sehr angetan, weil sie auf eigentümliche Weise weiblich ist, nicht nur, weil sie gedanklich und gefühlsmäßig mehrere Stränge gleichzeitig in der Hand hält.“

Ich mag sie auch.

© Tangocleo 2009
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.