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Vor der Nachbarin selber gemacht85
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Geschichtenspiel Teil 45

**********henke Mann
9.653 Beiträge
Grange - Hamsterspiele

Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit. An allen Wänden des Raumes standen übereinander gestapelte Karnickelbuchten, aus denen Katzen, manche ängstlich, manche neugierig, Streissler anschauten. Petersen fasste es in Worte: "Heilige Scheiße!" Der Katzenmörder hatte die Katzen also nicht umgebracht, sondern sie als Geiseln genommen. Jetzt war alles klar. Unter diesen Umständen brauchte niemand seine Gegner bei den kommenden Wahlen mit Autobomben unter Druck setzen. Ein schmutziger Zettel mit den hingeworfenen hulganischen Worten: "Überleg dir gut, was du tust, sonst wird deiner Katze übles geschehen!" reichte aus, um das Wahlergebnis im Sinne des Katzenmörders zu beeinflussen.

Wenn Streissler kleingeistig gewesen wäre, dann hätte er sich jetzt Gedanken darum gemacht, ob die ganze Aktion vielleicht nicht ein wenig übertrieben gewesen war. Aber wichtig war das Ergebnis. Die Katzen waren frei und mussten nur ihren Besitzern zurückgegeben werden. Draußen dämmerte schon der Morgen, und so konnte Streissler an den rechten unteren Käfigecken kleine Krakel mit Bleistift erkennen, die er mit seinen mittlerweile guten Hulganischkenntnissen als die Familiennamen wichtiger Männer erkannte. "Schau mal ", sagte er zu Petersen, "da wird sich jemand besonders freuen! ". Petersen nickte und nestelte ein Walkie-Talkie aus der linken Armtasche seiner Kombi. "Schickt den Dreieinhalb-Tonner her." raunte er in das Gerät.

Streissler schaute sich den Raum genauer an. Hier war ein Tierquäler am Werk. In einem Terrarium hockte ein Frosch, an dessen linkes Hinterbein mit pinker Schnur ein Senkblei gebunden war. In einem engen Bauer humpelte ein flügellahmer Papagei totaugig umher, ein dsungarischer Zwerghamster saß apathisch neben einem Hamsterrad, an das ein Dynamo angeschlossen war. Die Drähte des Dynamos führten zu einem Trafo, der wiederum mit einem Metallbett verbunden war. Petersen hatte die Konstruktion auch gesehen und schaute Streissler nur kopfschüttelnd an. Beide waren sich stumm einig, dass alles so richtig war, wie sie es getan hatten, auch wenn sie beide bedauerten, dass sie ihren Hauptverdächtigen nicht auf das Metallbett schnallen konnten, um dann den Hamster mit gutem Futter zu animieren, dem Hamsterraddynamo maximale Leistung zu entlocken.

Petersen hatte in der Unordnung auf dem Couchtisch in der Zimmermitte einen Flyer des chinesischen Bestellservice gefunden und fragte Streissler: "Haben Sie auch plötzlich Hunger auf Ente süßsauer? " Der erwiderte: "Ja, aber sagen Sie, dass wir das Essen selbst abholen."
Was man in dem Job heutzutage alles erleben muß. Tsstss. Einfache Morde langen heute nicht mehr. *aua*

*top* laf
**********henke Mann
9.653 Beiträge
Heute habe ich das Vergnügen und die Ehre, euch die acht Wörter zu präsentieren. Wie immer werde ich die dazu passende Geschichte erst danach schreiben.
Nun denn, hier sind sie:
  • Mundraub
  • Taschenuhr
  • abschlagen
  • zerklüftet
  • Hibiskusblütentee
  • Stuhlkissen
  • zirkeln
  • kiefern (als Adjektiv)

*******nd29 Mann
702 Beiträge
Der kurze helle Hibiskusblütentee der Seele

Manchmal sitze ich auf meinem kiefernen Hocker mit Stuhlkissen und trinke Hibiskusblütentee, um mir kleine Geschichten auszudenken. Auf meiner alten Taschenuhr zirkeln die Zeiger um das Zentrum des Ziffernblattes, aber meine Gedanken bewegen sich eher wie die komplizierte Mechanik dahinter. Dabei folgen sie nicht diesen strengen Gesetzen eines derartigen Zeitgetriebes, sondern fliegen durch eine zerklüftete Fantasielandschaft. Die eine und andere Idee ist auch durch fremde Texte inspiriert, doch begehe ich selten solchen Mundraub. Angebotene Wörter, aus denen letztlich die entstehende Geschichte reifen soll, kann ich allerdings nicht abschlagen.
Oft verhält es sich auch anders, wenn ich schreibe. Geschichte entstehen auch durch aktuelle Eindrücke. Gerne schreibe ich beim Reisen. Meistens entstehen dabei Briefe, um die momentane Gefühlslage mit einem Seelenverwandten zu teilen. Dann wird auch Vergangenes aufgearbeitet oder es werden Träumereien in Form gegossen. Wirklich ausgereifte Texte entstehen selten. In vielen Fällen notiere ich unausgereifte Ideen, die über Jahre irgendwo liegen bleiben. Vieles geht einfach wieder verloren. Wichtig ist mir der Moment des Schreibens. Meine Gedanken werden zu Wörtern und Sätzen und beginnen sich zu ordnen und damit kehrt eine angenehme Ruhe in die Seele ein.
Sicher schreibe ich nicht nur um des Schreibens willen. Manchen Text möchte man auch der Öffentlichkeit unter die Nase halten. Ich denke, dass etwas Exhibitionismus dazugehört. Zwar besitze ich keinen Hocker aus Kiefernholz und trinke eher selten Hibiskusblütentee, aber in einem kreativen Text, steckt doch immer etwas Authentisches.
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
Kompliment *hutab*
It´s me!
*********ld63 Frau
8.188 Beiträge
Auch von mir: Chapeau! *hutab*
Meine Gedanken werden zu Wörtern und Sätzen und beginnen sich zu ordnen und damit kehrt eine angenehme Ruhe in die Seele ein.

Diese (eigentherapeutische) Wirkung ist für mich lange Zeit der Hauptgrund gewesen, zu schreiben! *ggg*
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Zitat von *********ld63:
Auch von mir: Chapeau! *hutab*
Meine Gedanken werden zu Wörtern und Sätzen und beginnen sich zu ordnen und damit kehrt eine angenehme Ruhe in die Seele ein.

Diese (eigentherapeutische) Wirkung ist für mich lange Zeit der Hauptgrund gewesen, zu schreiben! :-D

Und für mich ist es immer noch meine Hauptmotivation.
@*******nd29: das ist eine tolle Geschichte, gratuliere.

Auch für mich hat das Schreiben eine therapeutische Wirkung. Leider konnte ich aufgrund Burnout, Depression und eines familiären Pflegefalls (Vater) lange nichts schreiben. Langsam aber sicher beginnt sich dies zu ändern und ich merke, wie gut mir das tut.
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
• Mundraub
• Taschenuhr
• abschlagen
• zerklüftet
• Hibiskusblütentee
• Stuhlkissen
• zirkeln
• kiefern (als Adjektiv)

„Nein - du verwechselst das. Das damals in der Besenkammer war kein Mundraub, auch wenn es irgendwie damit zu tun hatte, sondern Samenraub.“
Der ältere Herr sprach langsam, betonte jedes einzelne Wort. Beim letzten kam ein wehmütiges Lächeln über seine Lippen. Sein Blick schweifte in die Ferne, so als denke er an jenen Moment zurück und erlebe ihn in Gedanken nochmals. Nach einer kurzen Pause, in der er auch seine leicht heruntergerutschte Brille zurechtrückte, setzte er mit ein wenig Stolz nach:
„So ging das seinerzeit durch die Presse. Lieber Himmel – was für ein Skandal! Die Dame war so ein raffiniertes kleines Biest, bildschön und was für verruchte Fantasien sie hatte – allererste Sahne. Ich konnte ihr einfach nichts abschlagen.“

Sein Gegenüber rollte mit den Augen und rutschte unruhig auf seinem Stuhlkissen hin und her. Wie immer hatte er seit dem Frühstück eisern geschwiegen, um seinen Zimmergenossen nicht zum Reden zu animieren. Unter einem frustrierten Aufstöhnen kramte er in seiner ausgeleierten Hosentasche, zog eine Taschenuhr samt Kette heraus und blickte genervt auf das Ziffernblatt. Jetzt fing sein dementer Mitbewohner schon wieder mit den uralten Geschichten an! An die hunderttausend Mal musste er das schon erzählt haben. Gleich käme der Teil, was damals wirklich hinter der kiefernen Tür geschehen war, in allen schmutzigen Details. Er seufzte. Das war nicht die Art Kopfkino, die er jetzt gerade brauchte.
Ungeduldig schüttelte er die Uhr, als vergehe dadurch die Zeit schneller. War nicht bald Zeit für das Schlafzäpfchen? Das Highlight des Tages, verabreicht von der schärfsten Pflegehelferin in diesem Billig-Etablissement. Das einzige Lusterlebnis, welches ihm von seinem einst ausschweifenden Sexleben geblieben war.

„Ihre Vulva sah aus wie ein wild zerklüftetes Gebirge, wunderschön, reizvoll und immer gab es etwas Neues zu entdecken.“ Seine faltigen Hände zeichneten zittrig ein Bild in die Luft. Die blassblauen Augen des Erzählers bekamen einen leuchtenden Ausdruck und in Gedanken erkundete er zum ungezählten Male dessen Höhen und vor allem die Tiefen. Virtuell jede einzelne Falte und besonders das feuchtheiße Innere. Seine Zungenspitze leckte über die eingefallenen Lippen und auch seine Bewegungen wurden unruhig. Sein Körper schien sich wie in Zeitlupe in einer gewissen Rhythmik vor und zurück zu wiegen. Er begann keuchend auszustoßen:
„Ich musste eine ganze Weile zirkeln bis mein Lieblingskörperteil in ihre enge Lücke passte.“
Mit den letzten Worten stieß er einen heiseren Schrei aus und kurz darauf war Schnarchen zu hören.

Der Zuhörer schickte einen Seufzer der Erleichterung gen Himmel, erhob sich schwerfällig, entkleidete sich und begab sich zu Bett. Jetzt konnte er sich endlich auf seine eigenen Gedanken, seine Lust, konzentrieren und sein Kopfkino lief bereits auf Hochtouren. Er versetzte sich zurück in frühere Zeiten, in denen das nun schlaffe Etwas zwischen seinen Beinen noch voller Kraft gewesen und seinem Kopf gehorcht hatte. Er hörte in seiner Erinnerung Leder auf Haut klatschen und den leisen Befehl einer melodischen Stimme Bück dich!.
Inzwischen war es früher Abend und gleich würde sie kommen. In diesem Moment öffnete sich auch schon die Tür und sein Lichtblick trat ein. Zwischen seinen Schenkeln regte es sich. Ach, wäre er doch nur einige Jahre jünger!

Mit ihr kam das blühende Leben in das Zimmer und auf ihrem Tablett war alles, was er noch brauchte. Ein Stück belegtes Brot, eine Tasse Hibiskusblütentee und das Wichtigste - seine Einschlafhilfe mit feuchter-Traum-Garantie. Freundlich und mit einem Lächeln begrüßte sie ihn. Mit Blick auf seinen schlafenden Zimmergenossen fragte sie ihn mit ihrem hinreißenden Akzent und sich - ohne seine Antwort abzuwarten - bereits die schwarzen Nitrilhandschuhe überstreifend:
„Same procedure as every day?“
Und er antwortete mit einem süffisanten Lächeln: „Same procedure as every day, Mylady, please.“
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
Auch wenn die geneigte Leserschaft beim Lesen schmunzeln wird, so beschreibt diese Geschichte in idealer Weise das reale Geschehen in unseren Pflegeheimen. Dies sollte auch konzeptioneller Bestandteil des Pflegeprozesses im jeweiligen Einzelfall sein. Dass sich dieser Anspruch nicht immer mit dem Pflegepersonalnotstand vereinbaren lässt ist bedauerlich.

Danke @*********ynter !
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Ich glaube, dafür ist Dtl zu verklemmt? Es gibt sie ja schon die Sexualbetreuer oder so. Aber diese gibt es nicht auf Rezept. Soweit sind wir noch lange nicht ... Übrigens: Wo bleiben die Weiblichkeiten, die haben im Alter doch auch ihre Bedürfnisse.
Das ist jetzt mal nicht so witzig. die Sexualbeglleiter/innen mussten sich nach dem neuen Gesetzt prostituieren und deshalb gibt es immer weniger.
Die meisten H eime haben kein Konzept für den Umgang mit Sexualität. Wenn die Omas dem syrischen Praktikanten in den Schritt greifen, muss der so tun, als hätte er es nicht gemerkt, denn es gibt Niemanden, mit dem er reden kann. Umgekehrt werden Bewohner und Angestellte schrecklich allein gelassen mit dem Thema. Hier hersscht dringender Handlungsbedarf. Wobei ich tägliches " Einschläfern", selbst mit analer Lust verbunden, nicht als Lösung ansehe.
Nina wahrscheinlich auch nicht.
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Ich mein das auch nicht witzig, sorry, falls das so rüberkommt. Ich finde es endlos schade, dass alte Menschen und die Heimmitarbeiter da so alleingelassen werden. Mir liegst das Thema am Herzen, denn ich weiß, dass mangelnde bis gar keine sexuelle Auslebung der Bedürfnisse, einen Menschen krank machen können, ihn zumindest depressiv stimmen können.
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
und übrigens nicht nur alte Menschen betrifft das, behinderte Menschen ja auch.
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Ich habe es als Geschichte geschrieben. Und Geschichten müssen nicht real sein. Dass es eine reale Situation dazu in den Heimen gibt, ist mir bewusst. Dennoch ist meine Geschichte lediglich eine Geschichte. Und es geht nicht ums einschläfern. Wer mich kennt, weiß. was ich damit meine. *floet*
@*********ynter Ich finde die Geschichte toll und habe keinerlei Zweifel, was deine Haltung betrifft.... zl
**********hylen Mann
1.141 Beiträge
Dazu vielleicht eine (vielleicht etwas gewagte) Ableitung aus der "Hamburger Dramaturgie":
Die Größe von Erzählkunst lebt auch davon, im Wechselspiel von Authentizität und Fantasie eine differenzierte Perspektive zu schaffen, ohne dem Leser willkürlich EINE Wahrheit aufzuzwingen...
**********henke Mann
9.653 Beiträge
@*********ynter: Ich kann mir sehr vorstellen, was mit den schwarzen Handschuhen passiert *engel*
Schwarze Handschuhe sind mir im Altersheim noch nie begegnet. Ist ja eine Geschichte......
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Faktische Quintessenz
• Taschenuhr
• kiefern (als Adjektiv)
• Mundraub
• Stuhlkissen
• Hibiskusblütentee
• zirkeln
• abschlagen
• zerklüftet


Faktische Quintessenz

Quintus schleifte den kleinen Faktus hinter sich her und schaute zum wiederholten Male auf seine Taschenuhr, deren Uhrenkette im dritten unteren Knopfloch der Zimmermannsweste verankert gewesen war. Denn er wollte den kiefernen Sarg seiner erst kürzlich verstorbenen Amalia unbedingt noch vor dem zwölften Schlag der Sturmglocke des Scharschwänzelsplatzes, neben der Kreuzung mit dem Namen Sankt Nimmerleinstag, zu Grabe tragen.
Nur hatte die Diebesgarde der Spitzmäuse den Käseklöppel der Turmglocke längst zernagt und aufgefressen, also einen Mundraub an der Zeit begangen. Demzufolge konnte es nie Schlag zwölf Uhr werden, und Quintus stand mit dem kleinen Faktus unverrichteter Dinge am Sarg seiner dahingeschiedenen Amalia, und die Spitzmäuse tanzten mit ihren dicken Bäuchen Polka über den geschlossenen Sargdeckel.

Quintus hatte sich ein grasgrünes Stuhlkissen um seinen platt gesessenen Hintern geschnallt, weil ihn der kleine Faktus mit seinen spitzen Fingern immerzu ins weiche Fleisch gestochen hatte, um ihn mit seinem Wissen zu piesacken.
Darüber war Quintus not amused, und ihn drängelte seine zum Bersten gefüllte Blase, weil er zu viel Hibiskusblütentee getrunken hatte. Insgesamt sieben Kannen sind es gewesen, denn er wollte seine Trauer über Amalias frühes Dahinscheiden mit Tee ersäufen.
Jetzt also machte er sich fast in die Hosen und verlagerte sein Gewicht ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und wieder zurück, während er seinen winzigen Pullermann aus dem Latz der Zunfthose angelte, den Urinstrahl weit von sich zirkelte, damit er sich nicht selbst bepullerte.
Er urinierte ein Herz in den Schneehaufen am Rand der Kreuzung, und am Ende schlug er sich seinen letzten Tropfen der Trauer vorsichtig vom Stolz seiner Männlichkeit ab, und packte ihn wieder ein, den Pullerinenmann.

Nun lag der Schneehaufen zerklüftet da.
Linker Hand der Kreuzung ging es noch immer zur Hirnwüstenei, während geradeaus, direkt vor Quintus Füßen, die Gefühlsduselei zu finden war, und hinter ihm lag das Land der Kartenhäuser, und rechter Hand waren die Einsiedeleien von Niemand zu finden.

Die Spitzmäuse zertanzten sich ihre zarten Pfoten, und der Schnee auf dem Sargdeckel färbte sich allmählich hellrot, während Faktus seine spitzen Finger durch das Sitzkissen bohrte, um Quintus zu quälen.
Dieser wackelte mit seinem Hinterteil und kreiste die Hüften mal hierhin und mal dorthin – wie beim Bauchtanz. Dabei ergriff er das Mirácoli-Saucenglas, was er auf dem Grabstein seiner Amalia abgestellt hatte, zog sich das Vorderteil des Ponchos über seinen Kopf, steckte die Finger der linken Hand in das Glas und strich sich die Sauce auf den nackten Bauch.
Dann stellte er das Glas zurück auf Amalias Grabstein und zog mit der rechten Hand Faktus am Ohr weit von sich fort, und resümierte die faktische Quintessenz gleich Null.

© CRK, Le., 08/2019
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Hibiskusblütentee
Ich habe mal frech alle 16 Worte verbraten und frage mich, wie wohl Frosch-süßsauer schmeckt. Ihr werdet sicher noch Fehler finden, aber das fichtet einen Misanthrop nicht an …

Autobombe
süßsauer
Frosch
Bleistift
Zwerg
Senkblei
kleingeistig
pink
Mundraub
Taschenuhr
abschlagen
zerklüftet
Hibiskusblütentee
Stuhlkissen
zirkeln
kiefern (als Adjektiv)



Hibiskusblütentee

„Ich glaube, ich werde Misanthrop!“
So lautete der Gedanke, der mich die letzten Tage des ausklingenden Sommers beschäftigte. Ich hatte versucht, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, schließlich ging es mir in diesem Jahr dank dem Deal mit unserem Bürgermeister und den daraus folgenden Geschäften beruflich und finanziell nicht schlecht. Warum also nicht das Leben eines Menschen unter Menschen genießen?
Wären sie doch nur nicht so kleingeistig, diese Mitmenschen. Wo lebte ich eigentlich?
Im Supermarkt wurde mein ästhetisches Empfinden durch eine mehr als korpulente Frau auf die Probe gestellt, deren pink leuchtende Jogginganzug-Provokation grausamer erschien als diese prominente Humorbiene aus Berlin-Marzahn. Das Gesicht zerklüftet von zwei Packungen Magnum am Tag. Nicht das Speiseeis, sonder die Billigzigaretten. Sie zahlte für fünf Kilo Schweinefleisch mit ihrer EC-Karte und vertippte sich dabei zweimal, während der eine kümmerliche Salatkopf, der als Grünbeilage dienen sollte, zu welken begann.
Das Volk feierte seine sommerlichen Märkte, Kirchweihfeste und Messen. Seit fünfzig Jahren zu gleichen Zeit mit dem immer gleichen Programm. Mit dem Unterschied, dass die Bilder der besoffenen Fratzen allgegenwärtig durch die sozialen Medien getrieben wurden, während es damals nur einen kleinen Artikel in der Lokalpresse dazu gab.
Dabei ärgerte ich mich darüber, dass mein zunehmender finanzieller Erfolg auch durch zunehmende Steuerabgaben belastet wurde. Gelder, die wiederum diesen Menschen zugute kamen, die lieber an ihrem Stuhlkissen klebten, anstatt sich zu bewegen. Egal für was, egal wofür – warum bewegten die sich nicht?
Ich hatte versucht, mit dem Finanzamt zu reden, bekam dabei aber das Gefühl, es nicht mit Menschen zu tun zu haben. Eher mit Robotern – oder Zombies, die zwar nicht nach frischem Gehirn gierten, dafür aber alles taten, um einen treuen Steuerzahler bei der kleinsten Verfehlung in den Ruin zutreiben.
Ich dachte einige Wochen über eine Autobombe nach, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Die Nachbarin arbeitete auch beim Finanzamt und war eigentlich ganz nett, wenn auch etwas unnahbar. Ich wollte ihre unschuldigen Kinder nicht zu Waisen machen.

Mental hatte ich also keine gute Phase. Darum war ich froh, mit meinem Zechkumpel Klaus Schmidt diesen Festival-Ausflug zu machen. Zuerst sagte ich nur zu, weil ich ihm selten ein Angebot abschlagen konnte, aber schließlich freute ich mich auf die Abwechslung. Er hatte extra für das verlängerte Wochenende ein Wohnmobil gemietet. Überraschenderweise schloss sich der stumme Olli uns an. Wir nahmen ihn im Auto mit, unter der Bedingung, dass er sich jeden Abend sein eigenes Zelt vor den Türen des Wohnmobils aufschlagen sollte. Für beengtes Schlafen waren wir einfach zu alt.
„Keine Lust, mir bei beengtem Schlafen die Eier einzuquetschen“, begründete Klaus seinen Beschluss, „selbst wenn diese nur noch als Senkblei für den Gartenzaunbau dienen können ...“
In diesem Stil gingen die Altherrengespräche während der gemütlichen Reise mit mehreren Etappen weiter. Vom Mundraub beim Blowjob bis zum Bleistift-Test für Hängebrüste wurde alles besprochen, ohne zu einem sinnvollen Ergebnis zu kommen. Hauptsache, die Luft schepperte.
Nach drei lustigen Tagen durch Deutschland und das angrenzende Dänemark erreichten wir bei tiefster Dunkelheit das Festivalcamp. Wir stellten das Fahrzeug ab, richteten die Betten und Olli baute wie üblich im Handumdrehen sein Wurfzelt auf. Gute Nacht, John Boy!

Morgens erwachte ich, weil von draußen ein Geräusch erklang, als würde ein Chinese Frosch-süßsauer aus noch lebenden Fröschen zubereiten. Die rhythmischen Geräusche im Takt einer altersschwachen Taschenuhr verendeten. Nach einem Moment der Ruhe öffnete ich die Schiebetür. Aus Ollis Zelt kroch eine in die Jahre gekommen Hippiefrau und bot mir einen Hibiskusblütentee in einer Tasse aus Holz an, wahrscheinlich kiefern. Jedenfalls schmeckte das Gebräu ungewöhnlich harzig und undefiniert erdig. Klaus kochte bereits Kaffee, worauf ich mich sehr freute, um diesen pilzigen Geschmack wieder aus dem Mund zu bekommen.

Das Musikprogramm startete früh. Nach etwa einer Stunde begaben wir uns zum Konzertplatz. Die Töne der Gitarren, das Wummern der Bässe und der Rhythmus des Schlagzeugs belebten meinen Körper. Ein Zwerg mit spitzem Hut und langem Bart, welchen er zwischen seinen kurzen Beinen hinter sich her zog, raunte mir fies lächelnd zu:
„Das wirst du nie vergessen!“
„Stimmt!“, antwortete ich und lachte, lachte, lachte, lachte …

Das Publikum begann zu tanzen. Oder ich begann zu tanzen und das Publikum folgte meinen Schritten. Ich wurde zur Mitte und die Menschen begannen, um mich zu zirkeln. Ich bewegte mich zur Musik und wurde eins mit jedem Gitarrenton, mit jedem Schlagzeugbeat, mit dem verlangsamten Schieben der original Hammondorgel. Das Gesicht von Klaus huschte lächelnd an mir vorbei und ich küsste sein breites Grinsen. Olli warf seine Hippiefrau in die Luft und sie schwebte stundenlang über uns, bevor sie wieder für einen Wimpernschlag neben mir stand und mir einen rauchenden Joint in den Mundwinkel schob. Alles war nur noch niederer Instinkt und geistiger Höhenflug als Drahtseilakt ohne doppelten Boden. Keine Gefahr, denn man landete immer auf dem weichen Moos der dänischen Heide, in dem sich Trolle mit niedlichen, kleinen Meerjungfrauen paarten …

Drei Tage später befanden wir uns auf der Rückfahrt. Ich hatte gefühlt zehn Kilogramm abgenommen und einen verfaulten Teebeutel im Mund. Mein Kopf war leicht und leer.
„Wer war die Frau eigentlich?“ wollte Klaus von Olli wissen.
Der stumme Olli zuckte nur mit den Schultern.
„Wer auch immer. Schön, sie getroffen zu haben“, gab ich zu bedenken:
„Hibiskusblütentee war das auf jeden Fall nicht!“

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[aus der Serie "Stereotypisches Thekenmännergespräch" (Part 35)]
*******tia Mann
5.094 Beiträge
@*********ose_K

Linker Hand der Kreuzung ging es noch immer zur Hirnwüstenei, während geradeaus, direkt vor Quintus Füßen, die Gefühlsduselei zu finden war, und hinter ihm lag das Land der Kartenhäuser, und rechter Hand waren die Einsiedeleien von Niemand zu finden.

Sehr schöne Kombination.
*******tia Mann
5.094 Beiträge
@*********ynter

Schöne Geschichte. Nur stelle ich mir die Frage, ob ich im hohen Alter überhaupt noch einen Rest von Interesse am Thema Erotik habe. Das Interesse baut sich ja bereits jetzt schon in ersten Zügen ab ...
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
@*******tia ^^ danke.
It´s me!
*********ld63 Frau
8.188 Beiträge
Was für Geschichten!
*wow* ihr Lieben, einfach nur herrlich!! *bravo*

@*******tia, sehr psychodelischer Roadtrip! *top*

Und wie glücklich wäre ich gewesen, liebe @*********ynter, hätte ich so entzückende Bewohner betreuen dürfen wie deine beiden Zimmergenossen! *lol*

„Ich musste eine ganze Weile zirkeln bis mein Lieblingskörperteil in ihre enge Lücke passte.“
Mit den letzten Worten stieß er einen heiseren Schrei aus und kurz darauf war Schnarchen zu hören.

*haumichwech* Danke euch! *bravo*
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