Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Fotomodelle 45+
523 Mitglieder
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Geschichtenspiel Teil 45

****orn Mann
11.994 Beiträge
*********ynter:
Die Krähen - sie waren ihm gefolgt und stürzten sich im selben Moment mit spitzen Schnäbeln und leblosen schwarzen Augen auf die feiernden jungen Erwachsenen während die Schatten an der Wand lebendig wurden.

*angsthab* Das ist ein echter Schocker!
@*********ynter , dir ist hier eine ganz feine Gruselgeschichte gelungen!
*spitze*
*******tia Mann
5.099 Beiträge
Echt klasse, Nina. Ein moderner Hitchkock. Kommt da auch jemand lebend raus?
*********ynter Frau
9.579 Beiträge
Dankeschön
Impotentia
Kommt da auch jemand lebend raus?

Wie du möchtest, das Ende ist offen.
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Umwerfend
eine wunderbare und Phantastisch in Worte gekleidete Geschichte, liebe Nina

*hutab* *hutab* *hutab*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
"Zwischen den Tagen"
Bob überlegt wie ätzend doch sein Aushilfsjob als schlecht bezahlter Weihnachtsmann bei Macys ist. Das große New Yorker Kaufhaus am Herald Square erbebt im Weihnachtsfieber. Gleißende Lichterketten, kunterbunte, kitschige Weihnachtsdeko, wohin sein Blick auch fällt. Jubel, Trubel, Heiterkeit verbreiten, krampfhafte Fröhlichkeit, Wunschzettel und plärrende Blagen auf schmerzenden Knien schaukeln. Weit weg vom ursprünglichen Sinn des Weihnachtsfestes und ganz nah dran am Würgegriff von Umsatz, Kommerz und steigenden Gewinnen für anonyme Aktionäre. Konsumwahn in perfekt gesteuerter Vollendung.
Bobs heutiges Erleben des Weihnachtsfestes ist weit entfernt von dem romantischen, besinnlichen Bild welches die Erzählungen seiner alten Großmutter in ihm hinterlegt hatten, dem Geist der Weihnacht. Seit Wochen sitzt er zwölf Stunden am Tag in seinem, aus Billigholz und Plastik zusammen gebautem, Nikolaushaus und verteilt unermüdlich billige Plätzchen , Stollen und kleine Geschenke , ärmlich made in China. Im Hintergrund laufen immer wieder die gleichen Weihnachts Lieder , in einer schier endlos und penetrant erscheinenden Dauerschleife.
Zum Glück ist heute der letzte Tag, endlich Heiligabend. Der letzte Run der Verzweifelten auf der Jagd nach Weihnachtsgeschenken, oder einer Kühlschrankfüllung mehr oder weniger leckerer Lebensmittel. Wie jedes Jahr ist die Schar der so plötzlich vom Fest Überraschten nahezu unendlich und bunte Menschenmassen schieben sich durch enge Gänge. Bob beißt die Zähne zusammen und holt tief Luft. Sein Blick irrt ruhesuchend durch die weite Einkaufsetage. Seine gepiercte Seele auf der Suche nach besinnlicher Behaglichkeit, während seine Hände automatisch Kekse in Kinderfäuste drücken.
Nach Feierabend wird Bob einen einsamen Spaziergang im Central Park machen, Weihnachten und Nikolaustracht abgelegt. In seiner alten Jeans, der abgeschabten schwarzen Lederjacke über seinem blauen Lieblingspullover wird er durch den heiligen Abend laufen. Die Gedanken weg vom Weihnachtstrubel, zugewandt der Planung einer ultimativen New Year Party mit, noch zu findenden , Freunden!


Kamasutra 27.12.2018
De Autor
hat mit dieser Weihnachtsmanngeschichte die Freundes schon gefunden. Vielen Dank!
*****e_M Frau
8.387 Beiträge
IN BONN
Erst mit dem rechten Arm und dann mit dem linken. Ich verwandelte mich immer mehr in eine über und über rote Gestalt mit weiß-wolligen Verzierungen. Jetzt nur noch Stollen, Geschenke und Plätzchen in den groben Jutesack, die Lieder munter auf die Lippen und fertig ist der Weihnachtsmann. Ich war nicht wiederzuerkennen. Hoffentlich passte alles durch den Kamin. Nach einem hastigen Spaziergang durch den Park des Bungalows, scannte ich mit den Augen das Dach ab. Ja, es gab einen großen Schornstein und welch Überraschung, auch seitlich eine fest montierte Leiter. Ich schwang mich auf die erste Stufe, da sah ich, dass mir eine andere rote Figur folgte. Etwas kleiner, mit kurzen Trippelschritten. Sie näherten sich dem Haus von der Waldrandseite. Na das kann ja heiter werden, brummelte ich in meinen wolligen Bart und kletterte rasch die Stufen hinauf. Wer zuerst kommt, malt zuerst oder? Oben angekommen rutschte ich an den Schornsteinrand, setzte mich mutig an die Kante, stieß mich ab und holterdipolter ging die Fahrt nach unten. Mit dem Knie schlug ich auf einem Stapel Holz auf. Es schmerzte. Aber dann ließ ich mich durch die große Öffnung einfach hinausgleiten und lag hinter einem Sessel.

„Musst Du immer so einen Lärm machen?“ tönte eine Stimme, „nur weil ich mit Dir im Sommer nicht zum Wandern war, musst du doch keine Pakete durch den Schornstein feuern. Zieh Dich am besten gleich um, die Party beginnt in einer Stunde!“

Ich lag immer noch hinter dem Sessel. Mein Blick blieb an zwei Füssen hängen, die wohl in einem elektrischen Fuß-Heizsack steckten. An den nackten Beinen war hellblauer Stoff zu sehen. Oh mein Gott, wenn das der Alte gesehen hätte. Es war aber auch eine Unsitte von ihr, die Festtage immer in Bonn zu verbringen. Da ging die Tür auf und ein kräftiger Mann kam herein, er schaute irritiert auf das Szenario. Die Kanzlerin im blauen Morgenmantel und hinter ihrem Sessel auf dem Boden ein Weihnachtsmann.

In diesem Moment musste ich retten was noch zu retten war. Ich sprang auf, sortierte meinen Sack, stellte ihn vor mich adrett auf den Boden und rief laut „Hohohooooo, die Kanzlerin ist wieder froh, sie wird beschenkt...“ Weiter kam ich nicht, denn in diesem Moment sauste etwas durch den Kamin und mit einem Sprung stand eine andere rote Person im Raum.

Die Kanzlerin, die beim ersten Hohoho sich entsetzt herumgedreht hatte, war einer Ohnmacht nahe. Doch da kam eine altbekannte Stimme an ihr Ohr mit deutlich saarländischen Dialekt. „Angela, liebste Freundin, da bin ich aber gerade noch rechtzeitig gekommen. Ich schätze der Weihnachtsmann wollte mit Dir einen Ministerposten verhandeln“. Und mit einem groben Griff riss sie mir die Kapuze vom Kopf. Ich fühlte mich so gedemütigt und starrte völlig ins Leere um keinem Blick zu begegnen. Krampfhaft dachte ich daran, dass im Kanzlerbungalow 1989 große Geschichte geschrieben wurde. Helmut Kohl und Michail Gorbatschow machten während eines Spaziergangs im Garten des Bungalows gemeinsam erste Schritte in Richtung Wiedervereinigung. Ich musste hier irgendwie raus. In diesem Moment klingelte das Kanzlerinnentelefon. „We wish you a merry christmas and a happy new year“ schallte es ohrenbetäubend durch den Raum. Diese Unruhe nutzte ich für einen mutigen Sprung durch die nur angelegte Terrassentür. Ich rannte wie besinnungslos in Richtung Wald, die ganze Zeit mit dem Gefühl ich würde verfolgt. Erst als die Autotür ins Schloss fiel und der Motor startete, spürte ich eine kleine Erleichterung.
Da hat die Security aber gleich zweimal gründlich versagt in deiner witzigen Geschichte! Danke!
*******tia Mann
5.099 Beiträge
Ich sprang auf, sortierte meinen Sack,

*ggg*

... und AKK als zweiter Weihnachtsmannfraudingsbums. Herrlich!
*****e_M Frau
8.387 Beiträge
Danke Euch, habe kein Like mehr *lol*
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.308 Beiträge
Der Weihnachtsmann feiert Silvester
Endlich war der ganze Stress vorbei. Kein „Ho, ho, ho!“ mehr für die nächsten 11 Monate. Nicht mehr sich selbst in unzähligen Kopien auf den Straßen herumlungern sehen, keine ach so humorvollen Kinofilme mehr über sein vermeintliches Versagen und die hilfreichen Menschlein, die das Weihnachtsfest retten mussten. Diese ganzen unnützen, überholten Traditionen, die von dem Großteil der Menschen nur noch als „kommerzsteigernde Werbeaktionen“ angesehen wurden, bestenfalls noch zur Steigerung des eigenen Wohlbefindens. Dieses Übermaß an Feinkost, die nicht mehr qualitativ, sondern höchstens noch quantitativ in sich hineingestopft wurden, nur damit man am letzten Tag des Jahres feststellte, dass die festlichen Gewänder nicht mehr passten – und wem gab man Schuld? Nicht etwa dem eigenen, haltlosen Benehmen während der Feiertage, nein“ Es war das Weihnachtsfest, was dafür Rechnung tragen sollte!

Und überhaupt: Nutzlose Geschenke an missratene Kinder und ungläubige Erwachsene - die den Großteil ihrer Gaben eh wieder umtauschten - verteilen, verbrannte Plätzchen mit viel zu stark gesüßtem Kakao hinunterwürgen, die Popsongs, die nur durch das Wort „Christmas“ und ein bisschen Glöckchengebimmel noch an weihnachtliche Lieder erinnerten – all das hing dem lieben Weihnachtsmann schon seit Jahrzehnten zum Hals raus.

Aber wen kümmerte es schon, wie es dem Weihnachtsmann ging, solange die Geschenke pünktlich unter dem Tannenbaum lagen?

Nun, ihn kümmerte es! Und deswegen genoss er es durchaus, nach dem alljährlichen Großputz der Weihnachtswerkstätten und seines privaten Stollens in dem stillgelegten Teil seines Weihnachtsbergwerkes eine besinnliche Party zu feiern, bei der er all das machen konnte, was ihm gefiel!

Morgens ging er daher in die Küche und bereitete sich ein kleines Buffet, nur für sich allein vor. Salate, Obst, kleine Käsestückchen. Selbst gebackenes Kümmelbrot und auch noch ein herrlich weicher Stuten. Eine schmackhafte Gemüsesuppe zum Aufwärmen, denn auch er brauchte täglich etwas Warmes im Bauch.

Nachdem das alles erledigt war, schmückte er seine Wohnstube mit den schönsten, anrührendsten Wunschzetteln, die ihn auch im nächsten Jahr für seine Arbeit motivieren sollten. Dann legte er den Kalender für das folgende Jahr bereit, den er um Mitternacht feierlich aufhängen wollte.

Dann machte er einen ausgiebigen Spaziergang durch sein Reich, besuchte seine Wichtel, gab den Rentieren eine Extraportion Heu und verschwand dann für Stunden im Tannenwald. Es roch hier so gut. Nach Tannengrün, nach feuchter Erde, nach Schnee. Und nach… Zimtsternen?

Wie konnte das sein?

Ah… es dämmerte ihm. Das musste Christine sein. Christine, die das ganze Jahr über Weihnachten feierte. Sie, die nie genug von diesem Fest bekommen konnte, und das schon länger, als es ihn überhaupt gab. Wie von Magie angezogen bewegte sich der Weihnachtsmann zu ihrer Hütte hin.

„Nur herein, Weihnachtsmann!“ Christines weiche Stimme erklang unmittelbar, nachdem er an ihre Türe geklopft hatte. Zögernd trat er ein, zog seine rote Mütze vom Kopf und räusperte sich ausgiebig.

„Noch immer Zimtsterne, Christine?“, seine Stimme war trotzdem noch etwas rau. So oft sprach er nicht, und nach der langen Wanderung durch die Kälte waren seine Stimmbänder eh etwas belegt.

„Natürlich backe ich Zimtsterne, lieber Weihnachtsmann. Gibt es denn ein schmackhafteres Dessert als das?“ Ihr Lächeln war so betörend wie eh und je, trotz der unzähligen Runzeln in ihrem Gesicht. Langsam stand sie auf und schlurfte zu ihrem Ofen. Als sie die Klappe öffnete, intensivierte sich der Geruch des weihnachtlichen Gebäckes. Nur bei Christine rochen die Zimtsterne so. Nach Weihnachten, eben. Nicht nach Rezepten, nach Backzutaten oder gar nach Fabrik. Sie rochen nach Bienenwachs auf Tannenzweigen. Nach Orangen und Äpfeln auf Weihnachtstellern. Nach Freude und Liebe. Und genau so schmeckten sie auch.

„Hast du denn immer noch nicht genug von diesem Fest?“ Weihnachtsmann wehrte sich gegen diese guten Gefühle, die er eben nicht mehr mit dem Fest verbinden wollte. „Sie feiern doch gar nicht mehr Liebe und Frieden. Sie feiern sich selbst, und Liebe steht maximal als Dankeschön oder Bestechungsversuch für schöne Geschenke auf dem Spielplan.“

Ihr Lachen klang glockenhell. Wie hatte sie sich in all den Jahrhunderten eine so junge Stimme bewahren können? „Alter Mann. Ich glaube, es wird Zeit für dich, in Rente zu gehen. Ich werde mich auf die Suche nach einem Nachfolger für dich begeben. Nächstes Weihnachtsfest kannst du ihn dann anlernen.“ Christines Stimme klang auf einmal sehr fest, nicht mehr kindlich oder naiv.

„Warum? Bist du mit meiner Arbeit nicht mehr zufrieden?“ Man sah dem Weihnachtsmann an, wie sehr ihn diese Wendung schockierte.

„Nicht ich bin nicht mehr zufrieden, lieber Weihnachtsmann. Du bist es nicht. Und das führt dazu, dass du keine Freude mehr bereiten kannst. Weder anderen, noch dir selbst.“ Ihr nachdenklicher Blick ruhte auf ihm. „Es ist Zeit, abzutreten.“

„Abtreten… geht das denn so einfach?“

Christine nickte und lächelte. „Natürlich. Wenn ich das so entscheide, geht das so einfach. Warum sollte ich die Menschen und dich mit einem Weihnachtsmann quälen, der seine Rolle nicht mehr ausfüllen will?“

Während sie sprach, wuchs in ihm die Erkenntnis, dass sie recht hatte. Ein Gefühl der Erleichterung durchzog ihn und er brach in befreites Gelächter aus. „Ho, ho, ho! Da magst du wirklich recht haben! Lass jemand anderes seine Freude an dem Fest haben, da unten auf der Erde wirst du garantiert einen guten Ersatz für mich finden. Ich werde mich aufs Altenteil zurückziehen.“ Sprachs und wandte sich um zur Tür. Dort blieb er noch einmal stehen. „Darf ich dich denn weiterhin besuchen?“

„Aber natürlich darfst du das. Du darfst sogar heute Abend mit mir und den anderen Silvester feiern, wenn du magst.“

„Den anderen? Wen meinst Du?“

Doch Christine lächelte nur geheimnisvoll. „Du wirst schon sehen…“

Der Weihnachtsmann eilte nach Hause und bereitete sich ein heißes Bad. Schließlich wollte er gepflegt und schick ins neue Jahr. Was für Perspektiven taten sich nun für ihn auf. Ein bisschen skeptisch war er ja schon, was den neuen Weihnachtsmann betraf. Schließlich war er ja Weihnachtsmann. Wer würde er dann sein? Und wie würde sie dafür sorgen können, dass diese ganze magische Geschichte auf den Neuen überging?

Ganz in Gedanken lief er den Weg zurück zu Christines Hütte. Da war schon richtig was los. Musik spielte, Lichter blinkten und der Geruch von Zimtsternen und anderen Leckereien lag in der Luft. Etliche tiefe Stimmen waren zu hören, vielmals erklang Gelächter, das an sein eigenes „Ho, ho, ho!“ erinnerte. Wer waren diese Leute alle?

Santa stieß die Tür auf und trat ein. Und als hätte er einen Schlag auf den Hinterkopf erhalten, traf ihn die Erkenntnis. Er war nicht der erste Weihnachtsmann, der in Ruhestand ging. All die Einzigartigkeit seiner Rolle fiel von ihm ab und es blieb… er. Und viele andere Ex-Weihnachtsmänner.

So war das also…

Ein großer Applaus brandete über ihn hinweg. „Gut gemacht, alter Knabe!“, riefen sie ihm zu, und „Happy new year im Ruhestand!“, und noch so einiges anderes. Und sie erklärten ihm, dass es ganz normal war, dass man - wenn man sich immer für das Glück anderer verantwortlich fühlen würde – sich selbst und das eigene Glück vernachlässigen würde. Dass man dann irgendwann nicht mehr fähig sei, Glück zu schenken, weil man keines mehr empfangen könne.

Das aber würde jeder Weihnachtsmann erst im Nachhinein erkennen: Man kann kein Glück schenken. Nur Freude. Denn für das eigene Glück ist jeder selbst verantwortlich.

Und so saßen die alten Ex-Weihnachtsmänner noch lange zusammen und feierten den Jahreswechsel, mit viel Lachen, tiefsinnigen Gesprächen – und jeder Menge Glühwein.

Und natürlich mit dem schmackhaftesten Dessert überhaupt: Nach Liebe duftende Zimtsterne.
*****e_M Frau
8.387 Beiträge
Allerliebst Indie! Sehr schöne Geschichte! Herzlichen Dank *wink*
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.308 Beiträge
Sehr gerne doch! Und vielen Dank für das Lob! *knicks*
**********henke Mann
9.654 Beiträge
Applaus, Applaus - das ist eine wunderschöne Geschichte. Es geschähe dieses undankbare Welt recht, wenn der Weihnachtsmann in Rente ginge.
*********ynter Frau
9.579 Beiträge
Trefflich auf den Punkt gebracht, liebe Indivisuelle! *spitze*
It´s me!
*********ld63 Frau
8.195 Beiträge
Wo gehen die berenteten Weihnachtsmänner hin...? *nachdenk*
Zum *stammtisch* bei Christine! *prost* *lol*

Danke, liebe Indi, für diese herrliche Geschichte! *bravo*
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Ganz zauberhaft liebe Indi *bravo*
und auf feinsinnige Weise auf den Punkt gebracht - ganz allgemein.
🌹
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.308 Beiträge
Wie lieb von Euch,
vielen Dank! : )

Diese acht Wörter waren für mich eher eine Steilvorlage - was man daran erkennen kann, dass sie alle (bis auf New Year, und das war eher der Dramaturgie geschuldet) gleich zu Beginn verarbeitet wurden.

Dass sie Euch so gut gefällt, freut mich natürlich sehr! *knicks*
*****ree Frau
21.451 Beiträge
Das freut mich sehr, dass sie dir für diese wunderbare Geschichte so gut gedient haben.

Schöne Vorstellung, wie die Weihnachts Männer zusammen sitzen und ihr Leid über die Menschen klagen *zwinker*
**********Engel Frau
25.352 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wie schöööööööööööööön! *bravo* Zauberhaft! Danke dafür. *g*
*****002 Paar
1.330 Beiträge
Die acht um acht!
Tara.. und hier sind sie, die neuen 8 Wörter für diese Woche:

Extraordinär
Königsblau
Pudel
Sonne
Waschbrettbauch
Eifersucht
Gespenst
Schlüpfrig

Möge die Muse mit euch sein *wink*
Meine Triskele
*********_Arte Frau
13.809 Beiträge
Der Pudel, dessen Fell in extraordinärem Königsblau gefärbt war, legte sich auf die Wiese und hielt seinen Waschbrettbauch der Sonne entgegen, während sich das von stetiger Eifersucht geplagte Gespenst zu ihm auf die schlüpfrige Stelle am .... legte.
*****002 Paar
1.330 Beiträge
😅👍 kurz und knackig!
****orn Mann
11.994 Beiträge
Auf Kohle geboren
Es war einer dieser frostig-kalten Januartage, als Rudi sich aufmachte, den schwersten Gang seines Lebens anzutreten. Obwohl er 74 Jahre alt war und seit einem Vierteljahrhundert Nichtraucher, hatte er es sich nicht nehmen lassen, anlässlich dieses besonderen Tages, bei Tabak-Wernicke in Buer eine Zigarre zu kaufen. Genauer gesagt: In Gelsenkirchen-Buer. Denn Rudi war ein Kind des Ruhrpotts. Geboren und aufgewachsen in Gelsenkirchen. Zeit seines Lebens im Revier gelebt. Mit keinem anderen Ort auf der Welt hätte er tauschen wollen. Er hatte mit Bravour die Volksschule absolviert und so wie viele andere Jungs aus seiner Straße eine Ausbildungslehrstelle erhalten. Zum Steiger. So wie sein Vater einer war und sein Großvater auch. Schon als Rudi zum ersten Mal das Steigerlied bei einer Familienfeier gehört hatte, mit Blick auf die Holzstatue auf dem Sims, die heilige Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, war es ihm nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Die erste Strophe.
„Glück auf, Glück auf! Der Steiger kommt,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht
schon angezündt, schon angezündt.“

Und damals war Rudi gerade einmal fünf Jahre alt gewesen. Seine Eltern behaupteten aber, dass er dieses Lied schon am Tag seiner Geburt zum ersten Mal gehört hatte. Denn auf jedem Fest sang die Familie es aus vollem Herzen und ebensolcher Kehle. Mit einer Inbrunst und Stolz, wie es keiner nachempfinden kann, der nicht auch ein Kind der Kohle ist.

Geboren im letzten Kriegsjahr, hervorgekrochen aus Trümmern. Aus Schutt. Aus Zerstörung. Zu Asche … zu Staub … dem Licht geraubt. Pech gehabt, Ruhrgebiet, die Waffenschmiede des Dritten Reiches, Tod und Vernichtung, zunächst gegen andere, dann gegen sich selbst. Jahre des Hungers, des mühsamen Wiederaufbaus. Überlebt hatte die Familie, überlebt der kleine Rudi. Überlebt aber auch Königsblau. Die Farben seines Vereins. Denn wenn es eines gab in den frühen 50er Jahren, so war es ein runder Lederball, genäht und mit einer luftbefüllten Gummiblase zum Aufpumpen gefüllt. Mit 15 trat Rudi ein in den Verein, der später sein Leben bestimmen sollte, außerhalb von unter Tage. Seine ersten Buffer bekam er zeitgleich geschenkt, als er in die erste Knabenmannschaft aufgenommen wurde. Man bescheinigte ihm eine harte Klebe. Hart war auch das Training auf dem Grandplatz des Clubs, hart aber auch der Straßenfußball und das tägliche Üben an der Betonwand des von Bombensplittern übersäten Kriegsbunkers, ein paar Straßen weiter. Die Flakgeschütze waren verschwunden. Zerstört oder abgebaut. Die meterdicken Wände aber standen. Noch immer. Im Inneren des Bunkers befanden sich jetzt ein Biergroßhandel und ein Schrotthändler. Links auf dem großen Platz türmte sich … Kohle. Denn trotz der verheerenden Zerstörung waren die Zechen nicht in dem Ausmaß betroffen, wie man befürchtet hatte. Abbau und Förderung waren wieder aufgenommen worden, Steiger, Hauer, Scheider, Pocher und Flötzer bekamen Arbeit und waren gefragt. Ebenso die Anschläger, Stürzer und Abzieher. Die Knappen und Kumpel fuhren wieder ein und sangen ihr Lied. Glück auf Glück auf!

Rudi wuchs heran, blieb schlank, wurde kräftig, trainierte. Mit 16 besaß er einen Waschbrettbauch, um den ihn die Jungs beneideten und die Mädchen schwärmten. Später, als er während seiner Lehre des Abends nach Hause kam, bleich und erschöpft, eingepudert mit Kohlenstaub, rußverschmiert das Gesicht, sah er zwar aus wie ein Gespenst, aber nicht eins, vor dem man sich gruseln, sondern eins, das man liebhaben musste.
Ende der 50er zog er ein in das Haus. Zusammen mit seinen Eltern und den beiden Schwestern. Ein schmales Haus mit einer steilen Treppenstiege. Einem kleinen Hof mit Teppichstange und Wäscheleinen, für den Fall, dass die Sonne doch mal scheinen sollte, und einem Hauch von Grün vor der Haustür. Ein Reihenhaus, ein Bergmannshaus.

Am 18. Mai 1958 sein erster richtig großer und emotionaler Höhepunkt, an dem er live und real mit dabei war. Berni Klodt, Fußball-WM-Teilnehmer von 1954 in Bern, wurde zum Wegbereiter des klaren Sieges. Mit zwei Toren brachte er seine Mannschaft vor der Halbzeit in Führung. Manni Kreuz machte mit dem dritten Treffer kurz vor Spielende den Erfolg klar: Schalke war zum siebten Mal Deutscher Meister. Sein Verein! Sein Königsblau!
Auf den Tag genau, nur zehn Jahre später, ereignete sich ein weiterer, emotionaler Augenblick. Rudi heirate seine Lore. Eigentlich hieß sie ja Hannelore, die Bergmänner aber hatten ihren Spaß daran, sie einfach nur Lore zu nennen. Oder Pudel. Denn Hannelore hatte einen kleinen, aber höchst auffälligen Tick. Sie stand auf Dauerwellen. DER Hit jener Zeit. Und wie das so war unter Kumpels im Steigermillieu, man hielt kein Blatt vorm Mund, und Atze Kowalski war der erste, der es aussprach, dass Lore ja aussieht wie ein Pudel. Eine hübsche Pudeldame. Nur gut, dass sie blonde Haare hatte, seine Hannelore, und keine schwarzen. Ja, ein klein wenig extraordinär war sie schon, seine Liebste, zumindest was die Mode betraf. Und mitunter auch schon mal richtig ordinär, wenn es darum ging, Steigerkumpels abzuwehren, oder über die Wespen herzuziehen. Schwarz-gelb. Der verhasste Fußballverein bei Lüdenscheid-Nord. Denn selbstverständlich war Hannelore ebenfalls Königsblau, und dies durch und durch. Und wenn das Revierderby anstand, dann war klar, dass sie sich um Stadionwurst und Bier kümmerte. So erklärte es auch, dass die Farbe Gelb in Rudis und Lores Haushalt nicht vorkam. Schlüpfrig wurde es aber, und manchmal auch ein wenig darüber hinaus, wenn das Derby gewonnen wurde, und mehrere Paare den Sieg noch vor dem Fernsehbildschirm zusammen feierten. Bei Flaschendrehen und Strippokern. Ja, hinter manch blasser Fassade verbarg sich auch das eine und andere nachbarschaftliche Geheimnis. Und manch kohlenstaub-schmutziges Fenster blieb besser ungeputzt, damit niemand hineinsehen konnte. Besonders nicht Samstagabend nach einem Derbysieg.
Rudi war in den vergangen Jahren aber doch schon mal eifersüchtig geworden und auch ein wenig neidisch, auf die jüngsten Meistertitel des ungeliebten Reviernachbarn. In solchen Momenten tröstete er sich dann mit Bildern der alten Fußballalben. Stan Libuda, Ernst Kuzorra, Rüdiger Abramczik, Klaus Fischer, Fritz Szepan, Norbert Nigbur, Ingo Anderbrüge, Hermann Eppenhof und viele, viele andere, die er persönlich gekannt hatte, die – so wie er – Königsblau die Treue gehalten hatten. Viele von ihnen inzwischen bis in den Tod.

Heute aber würde Rudi sich eine Zigarre anzünden. Dies aber nicht, um zu feiern, sondern um zu trauern. Um der letzten Zeche die Ehre zu erweisen. Denn es würde sein Qualm sein, der aufsteigen würde in den seit vielen Jahren schon sehr klaren, blauen Himmel. „Dein Grubengold hat uns wieder hochgeholt“, singt Herbert Grönemeier, doch inzwischen liegt die Melancholie schwerer als der Kohlenstaub über dem Pott. Denn es gibt keinen Staub mehr und auch keinen Qualm. Das schwarze Gold ruht in Frieden bis in alle Ewigkeit. Die Förderkräne stehen still, ebenso wie die Hochöfen. Heute würde die letzte Zeche im Ruhrgebiet schließen. Und mit ihr die letzte Zeche Deutschlands. Schicht im Schacht! Aus und vorbei. Der Steiger geht.

Als Rudi zum Meister aufgestiegen war, gab es über 600.000 Beschäftigte im Steinkohlebergbau, 500.000 allein an der Ruhr. Und heute? Verloren die letzten einsamen 900 Männer ihre Arbeit.
Rudi war auf dem Weg nach Bottrop, zur Zeche Prosper-Haniel. Er gab mit noch ein paar Alt-Ruppern das letzte Geleit, fühlte sich als Veteran, als ein Fossil. Der Kohle entsprungen. Aus 600 Metern Tiefe und noch viel weiter nach unten. Echte Männer, ehrliche Arbeit. Dafür stand der Bergbau. Den Lederlatz vor dem Arsch bei der Nacht, so wie es im Steigerlied heißt, verdammte Maloche, rutschten sie durch den engen Streb, das ging auf die Knochen und die Kohle unter die Haut. Die Grubenlampe voran, oben am Helm. Bergmannskameradschaft, das ist die Seele des Ruhrgebiets, das hatte sie zusammengeschweißt. 40 Mann rasselten gemeinsam im Fahrkorb in die Tiefe und Stunden später auch wieder hinauf.
Nach dem Krieg folgte der Wideraufbau, nachdem vieles zerstört war, und es ging weiter. Aber heute? Längst schon husten die Vögel nicht mehr, sie zwitschern vergnügt in hellklarer Luft.
Aber eins, aber eins, das bleibt bestehn … so sann Rudi nach … und wird nie vergehn:
Ade, Ade! Herzliebste mein!
Und da drunten in dem tiefen, finstren Schacht bei der Nacht,
und da drunten in dem tiefen, finstren Schacht bei der Nacht,
da denk ich dein, da denk ich dein.

*****har Paar
41.021 Beiträge
Themenersteller JOY-Team Gruppen-Mod 
Achtung! Ich hab versucht, diesen Thread auf "endlos" zu stellen. Man müsste also an dieser Stelle weiter posten können.

(Der Antaghar)
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.