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Verschwörungstheorie

Verschwörungstheorie
- ein Abfallprodukt :-)

Begonnen hatte alles im Herbst des Jahres zweitausend. Da war Nathan Gold in einem Berliner Hotel ausgerastet. Er war der Big Boss der weltweiten Titan-Union und einer der ganz Superreichen gewesen. Zuvor hatte er aus der Einrichtung seines Hotelzimmers Kleinholz gemacht und zwei seiner Leibwächter, die ihn daran hindern wollten, mit bloßen Händen massakriert. Er wog knapp fünfundsiebzig Kilogramm, war siebzig Jahre alt und die Leibwächter waren Profis. Seine Autopsie ergab Herzversagen, nichts weiter.

Sechs Monate später erwischte es in London Jefferson May, ein ganz hohes Tier bei British Petroleum. Uralte Familie, stinkreich. Sein Sohn flippte in einem Nobelrestaurant aus, brach ihm das Genick und zerlegte die halbe Einrichtung, bevor sein Herz schlappmachte. In den folgenden zwei Jahren ereigneten sich noch neun ähnliche Fälle, immer traf es die reichsten der Reichen, immer spektakulär und blutig, immer durch Menschen, denen sie vertrauten und immer in Europa, obwohl die Opfer aus der ganzen Welt kamen. Borg ließ das durch seine Computer in Pullach laufen, simulierte Tathergänge, Motive, wer davon profitierte, ob es noch ähnliche Fälle gab, und wurde fündig.

Neunzehnhundertsechsundneunzig waren in Schwerin der CIA-Agent Robert Oldenburg und seine Geliebte auf ähnliche Art und Weise gestorben. Der Sohn Sven Oldenburg hatte seinem Vater und dessen Geliebter das Genick gebrochen und die Wohnung verwüstet. Alle Spuren deuteten auf ihn und man hielt es für ein Verbrechen aus Leidenschaft, Eifersucht vermutlich. In den Datenbanken des BND war der Fall gelandet, weil ein ehemaliger Stasimann das Opfer war. Die kleinen Fische hatte man nach der Wende dem Volkszorn überlassen. Die großen, die Profis, hatte man übernommen.

Doch Sven Oldenburg selbst war nie gefunden worden und deshalb hielt Borg es für das missglückte Auftaktverbrechen. Bei der Mordserie vier Jahre später waren die Täter an Herzversagen direkt neben ihren Opfern gestorben. Für Borg sah es so aus, als wenn der Doppelmord in Schwerin der Testlauf für eine wirklich perverse Waffe gewesen war, der nicht hundertprozentig funktioniert hatte. Die eigentlichen Täter hatten den Sohn hinterher selbst beseitigt, in den folgenden Jahren die Waffe perfektioniert und so einsatzfähig gemacht, dass auch die Mörder starben. Borg legte die Theorie seinem Sektionsleiter vor und nur eine Stunde später saß er in einem Flugzeug nach Brüssel.

Er war nicht der Erste, der auf diese Idee gekommen war. Weltweit gab es ein paar hundert Familien, so reich und mächtig, dass alle anderen nur Figuren in ihrem Sandkasten waren. Selbst die großen Regierungen waren nichts weiter als ihre austauschbaren Marionetten; mal da einen kleinen Krieg wie in Vietnam oder auch zwei wie im Irak; mal da einen Regimechange wie in der Ukraine oder mal eine kleine Völkerwanderung Richtung Europa wie im Moment gerade - Hauptsache, sie hatten Spaß. Egal, wie viel Millionen dabei draufgingen, sie selbst und ihre Familien waren tabu, sie taten sich nichts, außer sich gegenseitig ihre Spielzeuge kaputtzumachen.

Jetzt sahen sie, dass auch sie angreifbar waren, trotz ihres Geldes, ihrer Leibwächter, ihrer Armeen und Regierungen. Sie schlugen zurück mit den Special Perverdrin Forces, einer ultrageheimen Aufklärungseinheit. Sie statteten sie mit nahezu unbegrenzten Geldmitteln aus und wählten Brüssel als Hauptquartier, weil alle Morde in Europa geschehen waren. General Müller musste nur mit dem Finger schnipsen und auf jemanden zeigen, dann konnte er die amerikanischen Navy Seals, die russische GRU Speznas oder die deutsche KSK einsetzen. Das Problem war nur, dass er diesen Namen nicht kannte.

Diese Zusammenhänge fand Borg erst später heraus, als er im Rechenzentrum, tief im Keller eines unscheinbaren Bürogebäudes, mit seinen Computern Zugriff auf jeden Datensatz der Welt erhielt. Ganz gleich, ob bei einer Regierungsbehörde, bei der NSA oder in einem Krankenhaus - wenn Daten irgendwo in der Welt gespeichert waren, konnte Borg sie mit seinen Leuten lesen. Das gab ihm zu denken und es war Wenger, der ihn darauf stieß, dass es hier um weit mehr ging als um eine Waffe, egal wie tödlich sie auch war.

Borg programmierte gerade eine taktische Aufgabe, da tauchte Wenger hinter ihm im fast dunklen Rechenzentrum auf. Borg hatte munkeln hören, dass Wenger in der französischen Fremdenlegion gedient hatte, aber niemand außer vielleicht General Müller wusste Genaues über ihn. Eine Weile schaute Wenger Borg über die Schulter und fragte dann: „Was wissen Sie über die Wirkung von Perverdrin, Ragnar Borg?“

Jeden anderen hätte Borg angeraunzt, weil er seinen Vornamen benutzt hatte, doch Wenger hatte etwas an sich, dass Borg sich wie ein Schuljunge vor seinem Lehrer fühlte. Er antwortete: „Es ist wahrscheinlich ein kontaktiles Nervengift, das als Aerosol versprüht wird und wie eine Droge wirkt. Steigert Reaktionsgeschwindigkeit, Körperkraft und vermutlich auch die Intelligenz. Um wie viel - unbekannt. Nach spätestens zwei Stunden platzen Gefäße, Blut rinnt aus den Augen und die Opfer zertrümmern in einem Tobsuchtsanfall mit bloßen Händen alles, was sie erreichen können. Dann macht ihr Herz schlapp und sie verrecken wie tollwütige Hunde. Anzunehmen ist, dass die Opfer zu Befehlsempfängern werden und akustisch gesteuert werden können. Es ist nicht nachzuweisen, nur erkennbar an seinen Wirkungen. Das Meiste davon sind nur durch Computer errechnete Wahrscheinlichkeiten aus von den Opfern erhobenen Daten und Auswertung der Aufnahmen von Überwachungskameras. Weder wissen wir, wer es entwickelt hat, noch wer es einsetzt.“

„Nicht die Wirkung bei den Opfern. Bei denen, die es besitzen. Oder besitzen wollen. Schauen Sie mal in Ihre Datenbanken. Wenn Sie auch nur eine Waffe in den letzten eintausend Jahren finden, die vernichtet wurde, gebe ich einen aus.“

Borg starrte Wenger an. Was meinte der?

Wenger lächelte und die weiße Narbe an seinem Mundwinkel bewegte sich wie eine winzige Schlange. „Haben Sie sich je darüber Gedanken gemacht, in wessen Auftrag wir arbeiten?“

„Warum sollte ich? Wir arbeiten für die Europäische Union“, antwortete Borg.

Lange schwieg Wenger. Dann brummte er: „Über Menschen und ihre Gier nach Macht haben Sie noch Einiges zu lernen. Sie sollten mal weg von Ihren Computern. Raus ins Leben. Wie wäre es mit der ersten Lektion? Mir fehlt ein Sparringspartner.“
Ist das die Kurzfassung eines spannenden Romans?
*****ree Frau
21.455 Beiträge
Die Einleitung ... Klingt sehr spannend und ich würde gerne mehr lesen.
Jein
Das dritte oder vierte Kapitel. Ich arbeite seit fünf Jahren daran, poste ab und zu längere Teile, weil mir das Feedback in dieser Gruppe unglaublich hilft, ihn nicht einfach auf den Markt zu werfen, sondern bis zum Letzten daran zu feilen. Die erste Version war schon vor drei Jahren fertig, irgendwo steht sie hier. Gedruckt waren es rund 700 Normseiten. Heute würde ich sagen - es war der Plot :-).
Nun haben wir den wohl einmaligen Fall, dass der Plot viel länger ist als der Roman. *lach*
Warum dauert das so lange?
Einfache Antwort
Ich arbeite noch so ein bisschen - zehn bis zwölf Stunden am Tag. Habe eine Familie und Hobbys. Meine Leidenschaft gilt nicht dem Schreiben, sondern dem guten Schreiben und ich bekomme es schon einmal fertig, ein Kapitel, an dem ich Wochen gefeilt habe, komplett über den Haufen zu schmeißen. Ist schon passiert, weil hier irgendjemand (meistens Antaghar *lach*) etwas gepostet hat, was mich zum Nachdenken gebracht hat.
Aber die Wahrheit, warum es bei mir so lange dauert, ist einfach - ich will ein gutes Buch schreiben ...
Was ich damit meine, habe ich hier aufgeschrieben:

http://federfeuer.rhcso.de/leseproben
*dafuer*
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