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Dirtytalk & Kopfkino
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Bildergeschichten

Besuch in der Modern Gallery
„Mama, ist das dort nicht der Randalf der Raue?“

„Fiona-Chantall, Du willst mir doch nicht erzählen, dass DU den Herrn der Ringe gesehen hast, um Gottes Willen?!“

„Der Karl-Heinrich Gebauer aus der Sonnengruppe hat’s auf seim Handy laufen lassen, letzte Woche im Schlafraum. Außerdem bin ich ja schon Vorschulkind!“

Die Mutter atmet tief durch, beugt sich dann zu ihrer Tochter hinunter.

„Trotzdem ist das nichts für Dich. Habt ihr euch etwa den ganzen Film angeguckt?“

Die Kleine richtet sich stolz auf.

„Klar, die Irina-Nicolle und ich ham beim Karl-Heinrich im Bett gelegen, unter der Decke! Da war der Dildo Däumling aus dem Haueland, die ganzen Urgs, dann…“

Die Mutter unterbricht ihre Tochter.

„Der heißt Beutlin, Bilbo Beutlin! Mein Gott, und das waren Orks und der Mann auf dem Bild heißt Gandalf.“

„Das ist ein Zauderer, nicht wahr?“

Wieder beugt sich die Mutter hinunter.

„Kreisch nicht so, das ganze Museum kann Dich hören, Fiona-Chantall. Und es heißt ‚Zauberer’. Wie kommt denn dieser Karl-Heinrich Gebauer an diesen Film? Der ist doch ab 16?“

Die Kleine hebt die Schultern.

„Seim Bruder hat ihm das gekreckt oder so. Und daunloded. Da war auch Bruchsal mit drin und die Elbm. Die haben so Ohren wie Mister Spuck.“

„Bruchtal, nicht Bruchsal. Mister Sp…? Wie, Du kennst auch Star Trek? Woher das denn bloß?“

Die Mutter zieht ihre Tochter von dem Bild weg und sieht sich um. Niemand in der Nähe. Sie flüstert.

„Ich hoffe doch sehr, dass nicht auch dieser Karl-Heinrich Gebauer…?“

Die Kleine schüttelt den Kopf.

„Das kam auf meim Teblett. Das hieß aber Raumschiff Entenpreis. Da war Mister Spuck und Scotti und Käptn Körk und Lutennenhura. Und Mister Spuck und Lutennenhura haben sich so geküsst wie Du und Onkel Martin das immer machen, wenn Papa auf Diensreise ist, mit Mund ganz offen.“

„Pscht, Fiona-Chantall, über sowas redet man nicht und schon gar nicht im Museum!“

Wieder wird die Stimme der Mutter leiser.

„Außerdem küsse ich den Onkel Martin gar nicht, sondern das sieht nur so aus. Darüber darfst Du niemals was erzählen, klar?“

Die Kleine blinzelt kurz, neigt den Kopf zur Seite und deutet auf das Gemälde, unter dem die beiden stehen.

„Vom dem Randalf da gibt es noch einen Film, sagt der Karl-Heinrich, da kommen die Urgs und die Elbm und der Däumling auch wieder drin vor. Darf ich den sehen?“

Die Mutter nickt grimmig.

„Und noch eine Geschichte vom Raumschiff Entenpreis? Wo sich Mister Spuck und Lutennenhura wieder kü…“

Eine Hand legt sich schnell auf die Lippen der Kleinen. Die Mutter hüstelt.

„Meinetwegen, Fiona-Chantall. Wenn wir zuhause sind. Jetzt lass uns noch in Ruhe weiter gehen und die anderen Bilder anschauen. Dann gibt’s nachher auch noch ein Eis.“

Die Kleine klatscht in die Hände und springt weiter.

„Hurra, ein Eis! Oh, schau Mama: Hier ist doch glatt ein Bild von Lu Skeiwolke! Aus Stawos! Darf ich den Film auch sehen? Da küsst nämlich der Hanzulu die Prinzessin Leier, ganz so ähnlich wie Du immer den Onkel Martin!“
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
„Rungholt“
Vor allen Zeiten und Welten geschah Sonderbares. Ein böser Dämon, namens Asmodi, welcher alle Lande und Zeiten im Bösen bereiste und heimsuchte, machte den jungen Rungholt unsterblich. Und das zu einem Zeitpunkt als der junge Mann aus Liebeskummer sterben wollte.
Nun war es Rungholts ewiges Schicksal den bösen Dämon zu begleiten und seine Untaten zu verfolgen. Ein böses Schicksal, denn Rungholt war ein sehr friedliebender und freundlicher junger Mann gewesen.
Mit den Jahrzehnten und Jahrhunderten lernte Rungholt mit diesem, ihm höchst ungewohnten, Leben umzugehen. Aber nie gab er den Gedanken auf, Asmodi irgendwann in eine Falle locken und vernichten zu können.
Die ersten Jahrhunderte ließ Asmodi seinen unfreiwilligen Helfer Rungholt nicht aus den Augen. Mit der Zeit allerdings erlahmte seine Aufmerksamkeit und Rungholt konnte sich kleine Freiräume erschleichen.
Richtige Zauberkräfte hatte Asmodi ihm allerdings nicht zugestanden, aber auf einer ihrer Reisen fand Rungholt ein geheimnisvolles Buch in einer versteckt liegenden Höhle, auf einer uralten und in Vergessenheit geratenen Insel, mitten im Tyrrhenischen Meer.
Asmodi tobte gerade über das Meer und versenkte unzählige Handelsschiffe und nahm diesen Fund nicht wahr. Und Rungholt tat gut daran, selbigen nicht zu erwähnen.
Und in den vielen Jahrzehnten, die seitdem vergangen waren, hatte Rungholt gelernt. Es stand einiges über Zauberei und weiße Magie in diesem geheimnisvollen Buch und eines Tages, so hoffte er, würde er ein Mittel gegen den bösen Asmodi darin finden.
All dies musste heimlich geschehen, aber oft war der Dämon tagelang unterwegs und ließ Rungholt irgendwo in einer Einöde zurück, nur ausgestattet mit dem allernotwendigsten um zu überleben. Oft saß Rungholt dann einsam da, lauschte dem Pfeifen des Windes, zauste seinen wallenden weißen Bart und träumte von einer Rückkehr in sein früheres sterbliches Leben. Viele Menschenalter war er nun Zeuge der Untaten geworden, welche Asmodi über die Welten ausstreute. Aber was der Dämon nicht wusste…….. Rungholt verfügte seit einigen Monden über eine Art Zauberstab, gebaut nach einer Weissagung aus seinem geheimen Buch. Mit einer Lichtkugel auf der Spitze welche ab und an auch gleißendes Feuer erzeugen konnte. So hoffte Rungholt sich eines Tages vom Bann des Asmodi befreien und Gutes wirken zu können. Nicht ahnend, daß ihm in kurzer Zeit eine wackere Schar tapferer Recken zu Hilfe eilen sollte, welche in übermenschlicher Tapferkeit dem bösartigen und verheerenden Wirken Asmodis ein Ende bereiten wollte.

Bando, ein Sohn aus dem Königshaus der Langobarden führt die tapfere Schar an. Wenige hundert sind aufgeboten. Die besten Kämpfer aus allen Reichen, Königshäusern und Welten. Gepanzert und schwer bewaffnet rücken sie gegen die Heimstatt Asmodis vor.
Einer dunklen Feste auf der Isola Molara, bewacht von einer erheblichen Schar wilder Söldner, welche ihre schwarze Seele dem Asmodi verschworen hatten. Die Feste liegt unter einem schwarzen Himmel, es scheint hier immer Nacht zu sein. Im Schein der Feuer und Fackeln schwirren Raben um drohend in den Himmel ragende Mauern und Türme. Ein unheimliches Pfeifen ertönt, wie ein bösartiger Sturmwind und das, obwohl die, wie versteinert wirkenden Bäume, ihre kahlen Äste unbeweglich gen Nachthimmel recken.
In erbittertem Kampf gelingt es den wackeren Recken die Söldner zurück zu drängen und viele von ihnen zu töten. Die letzten fliehen voller Entsetzen vor dieser geballten Wucht des Angriffs und ohne den Rückhalt Asmodis, ihres Herrn und Meisters, der sie aus bösartiger Überheblichkeit alleine kämpfen lässt, fühlen sie sich verloren.
Die wackeren Recken sammeln sich, schreiten über verwüstete, bluttriefende Wehrgänge und dringen zur Zitadelle vor. Dem Ort, wo Asmodi auf sie lauert.
Mit wuchtigen Streichen greift Asmodi an. Seine Krallen zerfetzen Lederpanzer und Kettenhemden, allein die Schwergepanzerten haben die Möglichkeit den Dämon zu behelligen und verletzen ihn mit zahlreichen Hieben. Selbige schließen sich zwar wieder durch bösen Zauber, aber es kostet den Dämon viel Kraft, gleichzeitig seine Wunden zu heilen und gegen seine Gegner im Kampfe zu bestehen.
Rungholt ahnt, dass seine Stunde schlägt. Gegen die Söldner hat er im geheimen mitgekämpft, manch einen davon niedergestreckt. Doch nun muss er sich seinem Schicksal stellen, die Recken drohen zu unterliegen. Bando ist schwer verwundet und dem Tode nahe. Rungholt stürmt eilenden Schrittes heran, Umhang und Bart wallen im Wind und sein Lichtstab in der Rechten richtet sich gegen Asmodi. Rungholt murmelt beschwörend seine Formel und hofft, dass der Stab sein gleißendes Licht versendet und er Asmodi damit schwächen, oder gar bezwingen kann.
Fauchend schießt ein heller Blitz aus der Lichtkugel und hüllt den im Blutrausch tobenden Asmodi ein, umfängt den Dämon und zwingt ihn zur Erstarrung, unterbindet seine Fähigkeit die geschlagenen Wunden zu heilen. Gleichzeitig prasseln Dutzende von Schwerthieben und Lanzenstichen auf Asmodi ein. Bogenschützen treffen ihn von den Wällen und Zinnen und sterbend sinkt der bösartige Wüterich zu Boden.
Und plötzlich wird es lichter Tag und schwache Sonnenstrahlen erhellen diesen ehemals so düsteren Ort. Der Bann des Bösen, der Jahrtausende lang herrschte ist gebrochen.
Rungholt und die verbliebenen Recken, vielleicht gut ein Hundert, atmen erleichtert auf.

Kamasutra 03.05.2018
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Lucius Artorius Castus saß schweigend und in sich gekehrt auf seinem treuen Roß. Er wartete. Als einer der Befehlshaber trug auch er die Verantwortung. Sie hatten große Verluste am Hadrianswall erlitten. Die Legio VI Victrix war zerfallen und praktisch nicht mehr vorhanden. Es hatte Exekutionen gegeben und Versetzungen in die unliebsamsten Gebiete des Imperiums.

Castus blickte zurück. Als einfacher Centurio hatte er sich "hochgedient." Kämpfe in Gallien, Judäa und Macedonica ausgefochten und war zum Primus Pilus befördert worden unter Marc Aurel, gegen die sarmatischen Lazygen. Als Praepositus hatte er die Flotte von Misenum geführt, bis der Befehl kam und die Ernennung zum Praefectus.

Seit dem tat er seine Pflicht in Britannia. Viele der zerstrittenen Stämme hatte er nach und nach vereinigen können unter einem Banner. Letztendlich war aber auch er, hier gescheitert.

Er war des Kämpfens müde, zuviele Jahre war er ständig unterwegs gewesen. Er hoffte tatsächlich, auf einen ruhigen Aussenposten versetzt zu werden.

Völlig überraschend kam dann der Befehl: Er solle einen Aufstand in Amorica niederschlagen und die gleichzeitige Ernennung zum Dux.

Immer noch nachdenklich saß er im Sattel. Vor seinem Aufbruch, wollte er sich unbedingt noch mit dem Druiden treffen. Wiedermal war er überzeugt worden, dass dessen Vorhersagen sich als richtig erwiesen hatten. Die Zeit die er hier in Britannia verbracht hatte, war nicht spurlos an ihm vorbei gegangen. Er hatte feststellen müssen, dass es Dinge gab, die mit römischer Logik nicht mehr zu erklären waren.

~

Der Druide, im späteren auch Merlin genannt, war eine beeindruckende Gestalt. Es war nicht die Körpergröße, sondern seine Ausstrahlung. Sie forderte Respekt und flößte doch Vertrauen ein. Sein Bart wallte bis zum Bauchnabel und das Haupthaar war, trotz seines Alters voll und umrahmte ungebändigt, in weißen Strähnen, sein Gesicht.

Seine dunklen Augen, mit einem Blick, der bis in die Tiefen der Seele zu reichen schien, verlangten die uneingeschränkte Wahrheit zu sagen.

Es wunderte Artorius daher kaum, dass der Merlin ihn mit folgenden Worten begrüßte:

"Nun ich vermute du willst dich verabschieden und möchtest noch einen Blick in die Zukunft werfen?!"

Artorius war schon daran gewöhnt, dass der Druide einfach immer Dinge wusste, die er normal nicht wissen konnte.

"Du hast Recht Merlin, auch wenn mir nicht klar ist, wie du an diese Information gekommen bist, die mich erst vor kurzer Zeit erreichte! Kannst du mir sagen, ob ich diese neuerlichen Kämpfe unbeschadet überstehen werde? Ich habe die Absicht mich bald möglichst zur Ruhe zu setzen."

Ein Lächeln umspielte das bärtige Gesicht vor ihm.

"Sei ohne Sorge, du wirst, als Prokurator von Liburnia, noch einige friedliche Jahre erleben, bevor die Götter dich rufen." Der Alte zögerte kurz und fuhr fort:

"Du wirst in den Jahren und Jahrhunderten die noch kommen zu einer Berühmtheit werden. Viele Geschichten werden sich um dich und deine Gefolgsleute bilden. Ich habe es gesehen, da auch ich einen Platz in dieser Geschichte haben werde."

~

Nachdem Artorius und seine Gefolgsleute abgezogen waren, machte der Druide sich direkt an die Arbeit. Er fing an, seinen Schülern die Geschichte zu erzählen, die diese später dann, an deren Schüler weitergeben würden....

~

Bis heute ranken sich die Sagen und Legenden um König Artus, seine Ritterschaft der Tafelrunde und den Druiden Merlin.



@****ris 4/6/18
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Wiederbelebung
Uns (Katzendiva und mir) tut es unendlich leid, dass dieser wunderbare Thread eingeschlafen ist. Wir möchten versuchen, ihn aus dem Dornröschenschlaf zu wecken mit dem folgenden Naturbild.


Wir freuen uns auf Eure Geschichten dazu *freu* *wink*
Zauberbaum
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
morgen Abend wird es hier eine neue Geschichte geben *wink*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
"Der verzauberte Baum"
Nicht weit vor dem geheimnisumwehten Düsterwald erhebt sich ein majestätisch wirkender Baum und reckt seine mächtigen Äste gen Himmel. Viele Geschichten und Gerüchte ranken sich, sowohl um den Wald, als auch um diesen Baum. Die Menschen nennen ihn ehrfürchtig den Zauberbaum, oder auch den verzauberten Baum.

Während der Düsterwald den bösen Mächten zugeschrieben wird, den Dunkel Elben, den Orks und schwarzen Hexen, grimmigen Kobolden, geführt von einem machtbesessenen Zauberer, scheint der Zauberbaum die Heimat der weißen Magie zu sein. Die Menschen in den umliegenden Dörfern und Weilern beobachten argwöhnisch das Land dazwischen, wähnt es doch wie ein verborgenes Schlachtfeld. Oft gewahrt man in stürmischen Nächten ein unheimliches Leuchten und ein geheimnisvolles Flirren und Wispern liegt in der Luft. Baum- und Waldgeister scheinen sich ein Stelldichein zugeben. Und so gab der alte Baum dem Volk und den Fürsten in der Umgebung viele Rätsel auf, bot Möglichkeiten, gab der Fantasie und dem Schrecken jedes Einzelnen ausreichend Spielraum. Mit der Zeit jedoch zogen sich die Menschen immer mehr zurück und nur noch wenige näherten sich dem, als verwunschenes angesehenes, Land.

Einzig Dragan, ein junger Mann, welcher aus den östlichen Landen stammte, hätte ein wenig mehr über den Zauberbaum preisgeben können. Von den alten Weisen unterrichtet, in der Kunst der scharfen Beobachtung geübt und mit einem feinen Gespür für Magie und Zauberei ausgestattet. Manche Tage und Nächte hatte Dragan am Fuße des Baumes verbracht, verästelte Blitze beobachtet, die den Zauberbaum und den Himmel zu verbinden schienen, ohne aber genau sagen zu können von wo die Blitze ausstrahlten. Hagelschauer mit Kieselstein großen Körnern, die ganze Ernten zerschlugen, aber dem Baum kein Blatt krümmten. Sengende Hitzeschleier die über das Land schwebten, alles verbrannten und verdorren ließen, nur der Düsterwald und der Baum behielten ihr frisches Grün.

Eines Tages offenbarte sich ein seltsames Wesen, halb Kobold, halb Elb dem eifrigen Beobachter. Vitzliputzli stellte sich als Hüter und Wächter des Baumes vor und als einsamer Wanderer zwischen den Welten. In den langen Monden der Beobachtung des seltsamen Menschenkindes hatte Vitzliputzli die Weisheit und das filigrane, einfühlsame Wesen Dragans bemerkt, sowie seine Affinität zur Magie. So bot er Dragan den Platz an seiner Seite an, schon lange war der Hüter auf der Suche nach einem würdigen Helfer. Der verzauberte Baum spielt eine wichtige Rolle in dem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse und er bot den ersehnten Einlass in die jenseitigen Lande. Diese zu erobern war das erklärte Ziel der dunklen Mächte, welches sie mit aller Macht seit uralten Zeiten verfolgten. Mit Freuden und dem verlockenden Lohn der Unsterblichkeit, nimmt der wissbegierige Dragan das Angebot Vitzliputzlis an. Fortan wirken die beiden zusammen an ihrer Aufgabe und hüten das wichtige Kleinod gemeinsam.


Heutzutage erhebt sich der wuchtige Baum beherrschend über eine großen Wiese, erstrahlt in wunderschönen Grün. Vom Düsterwald ist nicht mehr viel zusehen, ein schmaler Waldstreifen begrenzt das Gelände, mehr nicht. Und doch erahnt der ein oder andere feinfühlige Spaziergänger, welcher staunend den riesigen Baum betrachtet, das hier in früheren Zeiten wichtige Ereignisse geschehen sind.
Und können wir uns wirklich sicher sein ob die Auseinandersetzung beendet ist, oder tobt der geheime Kampf zwischen den guten und den bösen Mächten immer noch? Sind wir auch heute noch umgeben von magischen Gestalten und leben Vitzliputzli und Dragan immer noch in der Gestalt des Baumes und kommen ihrer Aufgabe nach?

Kamasutra 15.08.2018
Klasse!
*bravo*

*guru* laf
*****ree Frau
21.448 Beiträge
Sehr schön... Und Vitzliputzli, den kenne ich auch. Es gibt nur wenige Menschen die ihm begegnet sind. Auserwählte Menschen, Hüter von Schätzen, Geheimnissen und Magie.

*danke*
*******iva Frau
1.045 Beiträge
Der Zauberbaum
Ein warmer ruhiger Sommertag. Rings um ihn herum das Summen der Bienen und Hummeln, die zu Hunderten über die große Wiese schwirren, emsig von Blüte zu Blüte eilen, mit dicken Pollensäckchen an ihren Beinchen. Bunte Schmetterlinge tanzen über dem Farbenmeer im flirrenden Licht der Sonne. Wie oft hatte er hier im Schatten der alten Trauerweide mit ihr gesessen. Maja, dieses wunderbare Wesen, das jeden in seiner Nähe verzaubert hat mit ihrer Fröhlichkeit und ihrem liebreizenden Wesen. Er sieht sie vor sich als wäre es gestern gewesen.

Die wilden blonden Locken umspielen ihr mit kleinen Sommersprossen übersätes Gesicht. Schelmisch blickende Augen über der frechen Stupsnase, die sich bei ihrem schönsten Lächeln in kleinen Lachfältchen kräuselte. Mit einem Blumenkranz im Haar uns ausgebreiteten Armen tanzt sie über die Wiese, wie ein junges Mädchen. Ist es wirklich schon 2 Jahre her, dass sie für immer ihre wunderschönen Augen schließen musste? Wochenlang hatte er an ihrem Bett gesessen, ihre Hand zärtlich in der seinen gehalten. Immer wieder beschwor er sie: „Komm zu mir zurück, ich brauche Dich so sehr!“ Manchmal erschrak er vor seiner eigenen Stimme, er schrie sie fast an! Aber ihr lebloser Blick nahm ihm alle Hoffnung. Dann kam der Tag, an dem er sie gehen lassen musste. Die Monitore standen still und er hatte das Gefühl, sie nimmt ihn mit hinüber. Kalte Ketten legten sich um sein Herz. Nie wieder würde er sein Herz öffnen und sich in einer so wundervollen Liebe verlieren können. Er vergrub seine Gefühle ganz tief in seinem Innern und funktionierte nur noch. Dunkle Nächte, in denen er verzweifelt ihren Namen rief und sich in den Schlaf weinte. Ein verzweifeltes Suchen nach einer neuen Liebe, die doch noch eine Chance hätte, sein Herz zu erreichen. Er sehnte sich nach diesem warmen, alles einhüllenden Gefühl, das er empfunden hatte. Doch immer wieder musste er erkennen, dass es nicht das Gleiche war. Mutlosigkeit und Verzweiflung ließen ihn die Hoffnung aufgeben.

Dann trat Lara in sein Leben. Ruhig, ernst und sanft. Ihre Liebe fing ihn auf. Sie forderte nichts und nahm ihn dennoch gefangen. Alles mit ihr fühlte so seltsam vertraut und richtig an, als ob sie sich schon ewig kannten. Ganz allmählich fing er an, loszulassen. In ihre Liebe und sein neues Glück zu vertrauen.

Er war eingeschlafen unter der alten Trauerweide, seinem Zauberbaum aus der Kindheit. Er öffnet die Augen und begegnet Laras Blick. Zwei grüne Augen schauen ihn zärtlich an. Lara zieht ihn in seine Arme. „Ich bin da, mein Liebster! Du hast geträumt.“ Er spürt, sein Herz ist wieder frei. Da ist es wieder, das wundervolle Gefühl der Liebe. Anders, aber doch unendlich vertraut.

Am Himmel über dem Zauberbaum bildet sich eine engelsgleiche Wolke, die dem Liebespaar wohlwollend zuzulächeln scheint.
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Katzendiva
Zauberhaft geschrieben, Liebling und irgendwie glaube ich deine Hauptperson sehr gut zu kennen. Danke für diese Geschichte und *knuddel* *spitze*
Oh ja!
Unter dem Baum läge ich nach dieser Geschichte jetzt auch gerne! *bravo*
It´s me!
*********ld63 Frau
8.193 Beiträge
Ein neues Foto...
... für ganz viele Musenküsse! *kuss*

Freue mich auf Eure Geschichten und bin schon gespannt auf meine eigene! *zwinker*
Elisabethentor am Stückgarten, Schloss Heidelberg
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Into
Ich freue mich über deine Wiederbelebung dieses, arg vernachlässigten, aber schönen Threads in diesem Sinne einen zauberhaften Tag und viele Geschichten *spitze*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
„Rückblick in die Vergangenheit“
Der alte Mann steht bewegungslos einige Dutzend Meter vor dem Elisabethentor, dem Eingang des Stückgartens. Ein böiger Windstoß zaust sein licht gewordenes graues Haar und bauscht den Regenmantel, den er über einer dunklen Kombination trägt, auf. Ein kühler und ungemütlicher Novembertag und fröstelnd vergräbt der Mann seine Hände in den Manteltaschen. Ein eindrucksvoller Ausschnitt des Heidelberger Schlosses liegt in seinem Blickfeld, eine ehrgebietende Ruine, welche die Pracht vergangener Jahrhunderte noch gut erahnen lässt. Das besagte Tor wurde angeblich, schriftliche Belege gibt es leider nicht, von Friedrich dem V zu Ehren des zwanzigsten Geburtstages seiner Gattin Elisabeth errichtet. Aber Salvatore Bugatti, so heißt der alte Mann, beschäftigen andere Gedanken. Den ganzen Weg vom Studentenkarzer bis zum Tor hat Salvatore gemessenen Schrittes zurückgelegt, immer wieder innegehalten und verweilt. Bestimmte Wegpunkte mit einem traurigen Lächeln gemustert.
Jahrzehnte zurück studierte Salvatore hier in Heidelberg, oft war er in der Stadt und deren Umgebung unterwegs, anfangs alleine, weil er noch niemanden kannte. Etwas später mit Kommilitonen, welche die gleichen Lehrgänge wie er belegten. Noch etwas später mit der liebenswerten und bezaubernden Annabell, in die er sich nach kurzer Zeit unsterblich verliebte. Eine zärtliche Romanze nahm ihren Anfang, ein wunderbare Zeit des Verliebt seins, des Glücks und der puren Lebensfreude. Das Schloss und ganz besonders das Elisabethentor spielte eine tragende Rolle im Leben von Salvatore und Annabell. Dort lernten sie sich kennen, es war gern genutzter Rendezvous und Treffpunkt, und wie durch eine geheimnisvolle Magie fühlten die beiden Menschenkinder sich zu diesem Ort ganz besonders hingezogen. Es war quasi ihr Schloss und oft fühlten die beiden Verliebten sich als Prinz und Prinzessin. An einer verborgenen Stelle des Mauerwerkes gravierte Salvatore, unter zu Hilfenahme eines Nagels, ihre Initialen ein. Noch heute weiß er genau die Stelle obwohl der Zahn der Zeit die Schriftzüge verblassen ließ.
Es beginnt zu regnen und die ersten Besucher suchen Zuflucht unter ihren Regenschirmen. Nur wenige Menschen sind heute hier, das Wetter lässt viele in ihren warmen Wohnungen verweilen. Eine Frau steht im Innenhof und bestaunt die zerfallene Front des Schlosses. Das Paar welches gerade im Torbogen verhält, scheint ein ernstes Gespräch zu führen, wenigstens erwecken sie für Salvatore diesen Eindruck. Ganz anders als das fröhliche und verliebte Geschnatter zu den Zeiten die er mit seiner Annabell hier verbracht hat. Die stillen Stunden in abgelegenen Ecken des Schlossgeländes wo man zärtlich beieinander saß und große Pläne für die Zukunft schmiedete. Wenn Salvatore tief in sich hinein horcht kann er das perlende und fröhliche Lachen seines Mädchens noch immer hören. Bei geschlossenen Augen und versunken in seinen Erinnerungen, tanzt Annabell beschwingt über das alte Bodenpflaster, luftige Sommerkleidchen umspielen schmeichelnd ihren Körper und das lange schwarze Haar weht verwegen im Wind. Und das, obwohl der tödliche Autounfall, welcher ihn seines Glückes beraubte schon über fünfzig Jahre zurück liegt. Es war die alte Magie dieses Ortes welche Salvatore nach Jahren des nicht Besuchens jetzt zu dieser Reise bewegte. Seit 48 Jahren lebt der 76jährige in seiner alten und neuen Heimat Italien. 100 km südlich der Stadt Florenz, der Perle der Toskana, findet sich das kleine Städtchen Seggiano, nahe des Monte Amiata in der Provinz Grosseto. Knapp tausend Menschen leben in dem beschaulichen, auf einem Hügel liegenden Städtchen, umgeben von Olivenhainen und der landestypischen Vegetation. Einer davon ist Salvatore Bugatti, welcher nach dem Tode seiner Annabell und dem kurz darauf erfolgten Abschluss seines Studiums nicht mehr in Deutschland bleiben mochte. Morgen früh wird er wieder im Zug nach Florenz sitzen, aber es war gut nochmal hier gewesen zu sein, vielleicht das letzte Mal. Seine Erinnerungen, das weiß Salvatore, wird er in sich tragen bis auch seine Augen sich für immer schließen.


Kamasutra 17.10.2018
red
*******tee Frau
7.156 Beiträge
Alle Halbjahr ein neues Bild, vielleicht lässt sich ja jemand von meinem Foto inspirieren *g*
*blumenwiese*
Die Muse sei mit euch *yoda*
Lustschloßpark Schönbusch, Aschaffenburg
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Es wäre schön wenn dieser Thread sich wieder etwas beleben würde *freu*
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Ich finde die Threadidee spannend, gebe aber zu, dass es mir beim besagten Bild nicht so leicht fällt, etwas zu ersinnen. Aber ich will es gern einmal versuchen, wobei es vermutlich nicht so ganz zum Inspirationsbild passen wird.? Mal sehen ...
red
*******tee Frau
7.156 Beiträge
Vielleicht hat Jemand ja ein neues Bild, das neu inspiriert?
Meine Triskele
*********_Arte Frau
13.809 Beiträge
Irgendwo im Schwabenländle.
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
^^ Danke. Es geht um Bäume und Wald. Na mal sehen. ^^ Wird zu beiden Bildern, denke ich, so ungefähr passen.
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Also ich habe mich mal an den beiden Fotos versucht. Allerdings nur so als supergrobe, ungefähre Orientierung. Und es haben sich aktuelle Ereignisse beim Schreiben niedergeschlagen, die mich zur Zeit sehr beschäftigen. Aber lest einfach selbst:

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Vom Oben und Unten und der Mitte

Hunderte von stinkigen Morcheln wippten mit ihren Hüten Richtung Horizont und zankten untereinander grünen Glibber gen Himmel. Sie standen auf den Grabkammern der kriegspotenten Schaflationen, deren Hammelköpfe aus Beton vor Jahrtausenden den roten Knopf per Befehlskette gedrückt hatten.
So sah man damals von einem Ende der Welt zum anderen die Atompilze horrorzontieren und deren Strahlengifte unsichtbar mit den Luftströmungen umherwabern. Sauer waren die Großwetterlagen deswegen nicht. Aber der Regen brachte kein Licht in die weitere Geschichte, sondern hüllte alles in die Düsternis ein.
Auch beherrschten zu jener Zeit intelligente Drohnen den Luftraum bis ins Weltall hinein und Räubotoniermaschinen durchzogen herrenlos plündernd und mordend die Landeswüsten, bis ihnen das Menschenmaterial ausging, das sie mit Energie belieferte.

Heutzutage gab es nur noch wenige analoge, möglichst naturbelassene (Filter)Blasen zwischen den längst vergessenen Horrorzonten an den ehemaligen Enden dieser alten Welt.

In einer dieser Blasen lebte das letzte Oberzwölfchen, der eigentlich kein Zwölfchen gewesen ist, dafür aber letzter der Nachfahren der alten Leithammel, der Boss aller Zwölfchen, die nach dem großen Paukenschlag peu à peu in den Untergrund verdammt wurden.
Die Stunde war endlich gekommen, und das Oberzwölfchen sollte mit seiner alten Trompete das Halali auf die oberirdischen Elfchen blasen.
Beide, Elfchen wie Zwölfchen waren Abkömmlinge der Elfen, die vor der absehbaren Katastrophe, welche die alte Welt vor Jahrtausenden heimgesucht hatte, nur in den medialen Fantasiesphären gewisser kreativer Menschen existierten, jedoch durch einen Logikfehler der verstrahlten, künstlichen Allvaterintelligenz zum realen Leben erweckt wurden.
Die Zwölfchen sollten nun nach dem Willen ihres altersschwächelnden Leithammels, ihre Kriegsbemalungsmasken über die verschorften, leberfleckigen und verwarzten Gesichter ziehen, und jeder von ihnen sollte seinen Sackleinen mit der Hornplattenpanzerung auf dem grindigen Körper tragen, und sie alle sollten endlich ans Tageslicht marschieren und ihr Recht einfordern.
Denn das Oberzwölfchen war von je her der Meinung gewesen, dass es den Elfchen im Zeitenlauf bedeutend besser ergangen ist als seinen Untertanen, den Zwölfchen, und dass sie im Vergleich zu ihnen wesentlich tageslichttauglicher waren.
Im Gegensatz zu ihnen vertrugen die Elfchen nämlich das fast ungefilterte Ozonlicht der Sonne, denn sie hatten sich im Zuge der verflossenen Jahrtausende eine Aluminiumhaut zugelegt, die sich wie eine schützende Folie über ihren Körper und ihre Gedankenwelt gezogen hatte.
So waren diese – im Gegensatz zu den Zwölfchen – auch immun gegen die Einimpfungen der immer noch allgegenwärtigen Allvaterintelligenz, welche die Menschen vor Jahrtausenden in der alten Außenwelt implementiert hatten, und die ihnen wie eben auch den Zwölfchen weismachen wollte, dass man ihr alle altgewordenen, weiblichen Elfchen und Zwölfchen ab dem sechsundsechzigsten Lebensjahr im Feuer opfern musste. Stattdessen fraßen die Elfchen ihre neugeborenen, männlichen Kinder bis zu einem Alter von sechs Jahren bei Neumond unter dem Sternenhimmel, um so ihre Autarkie zu demonstrieren.

Zeugen dieser grausamen Obsessionen waren die Schnarrtannen, denen heutzutage drei Kronen aus dem wurzelfüßigen Leib wuchsen, und die ober- wie unterirdisch unkrautartig das unwirtliche Erdreich durchbrachen, um verdorrte Herzen anstatt sattgrüner Nadelblätter an ihren dürren Zweigen und Ästlein wachsen zu lassen.
Diese Schnarrtannen wachten über das irdische Gleichgewicht zwischen oben und unten, und immer wenn eine Partei einen Teil von sich selbst freiwillig dezimierend opferte, glichen sie die verminderte Anzahl der Elfchen mit der entsprechenden Menge an entführten, männlichen Zwölfchenkindern oder aber bei den Zwölfchen mit den entsprechend erbeuteten, alten Elfchenweibern aus.

So war das altersschwache Oberzwölfchen mit der Zeit in die Situation geraten, dass sich seine Zwölfchen mit den Elfchen merklich miteinander vermischt hatten und jeder vom jeweils anderen einen Teil der positiven Eigenschaften angenommen hatte. Es war ihm also irgendwann unmöglich geworden, einen Krieg zwischen unten und oben anzuzetteln.
Auch war es ihm nicht gelungen, die Schnarrtannen, die dem ursprünglichen Baumbestand der alten Welt entsprungen waren, zu verführen. Sie vermehrten sich immer noch durch windige Eigenbestäubung.
Wohingegen seine ursprünglichen Zwölfchen liebend gern die Nasen beim Sex aneinander rieben und die ehemals Elfchen es untereinander mit ihren Flügeln taten. Doch beide zusammen erfanden den Nasenflügelsex, den auch die mit den Jahrtausenden daraus resultierenden Twalfchen bevorzugten.

Ein oben und unten gab es irgendwann allerdings nicht mehr, sondern nur noch eine Mitte in der Mitte dieser einen (Filter)Blase, und den Schnarrtannen wuchsen keine verdorrten Herzen mehr aus den nun kräftigen Zweigen und Ästen, sondern sattgrüne Nadelblätter.

© CRK, Le., 08/2019


======== Edit ========

Ein bisschen noch geklärt ... Details.
Supi! Jetzt kann ich auch endlich mal jemand fragen, was er sich denn eingepfiffen hat und ob er mir was abgibt!

*spitze* laf
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
@***ve ^^

Keine Drogen, seit vielen Jahren keinen Tropfen Alkohol mehr. Aber okay, Kaffee, ja, den allerdings via Standleitung ... mit viel Milch. ^^

*lach*
Darf ich es wagen, das Bild des Halbjahres *g* einzustellen und auch gleich eine Geschichte dazu? Mir gefällt die Idee nämlich arg gut und würde mich freuen, wenn es weitergehen würde.
Pfau in der Wilhelma
Herr Hangholm und die Pfauen

Fesch war er schon, der Cousin Fredi, die Mädels waren hinter ihm her wie verrückt und jede, auf der seine seelenvollen braunen Augen länger als unbedingt notwendig zu ruhen schienen, lief danach tagelang durch das Städtchen als habe er sie tatsächlich geküßt oder ihr gar etwas versprochen.

Cousin Fredi seinerseits wußte sehr genau, wie weibliche Wesen, denen ein Mann was versprochen hatte, sich gebärden konnten. Seine Schwester Jadwiga pflegte seit geraumer Zeit den Abendbrottisch nicht nur mit selbstgebastelten Serviettenringen sondern auch mit in epischer Breite dargebrachten Schilderungen ihrer amourösen Abenteuer aufzubereiten. Es war die Rede von heimlichen Treffen hinter dem Kramerladen, von heißen Knutschereien an St. Patrick's Day und gar von Verabredungen mit Jungs im Nachbardorf.

Der Vater glänzte meist durch Abwesenheit, den Göttern sei Dank, und das sorgenvolle Gesicht der Mutter konnte auch durch die wildesten Geschichten, trotz des Wissens darum, daß sie höchstwahrscheinlich sowieso zum Großteil erfunden waren, nicht mehr sorgenvoller werden als es sowieso schon war.

Dabei war alles tatsächlich ausgesprochen harmlos - bis Jadwiga auf Herrn Hangholm traf. Wie genau sie ihn kennengelernt hatte kam nie zur Sprache, und Fredi, damals bereits erwachsene 14 Jahre alt, konnte absolut nicht begreifen, was die Schwester an dem kuriosen Typen fand. Herr Hangholm war Amerikaner, daher hieß er so komisch, und wohnte, ein nicht wettzumachender Vorteil gegenüber den Jungs in Jadwigas Alter, in einem eigenen Haus. Sturmfreie Bude, sozusagen. Das Haus stand alleine, keins dieser üblichen Reihenhäuser mit handtuchgroßem Vorgarten und einer Ansammlung rostiger Geräte im Hinterhof, nein, es besaß einen wunderschönen großen Garten in dem Rosenbüsche wuchsen, Schmetterlinge tanzten, Bienen surrten und die Idylle nur ab und an vom heiseren Schrei der Pfaue durchbrochen wurde. Ja, Herr Hangholm hatte Pfaue im Garten. Drei kleinere, unscheinbare braune Weibchen und zwei prächtige, in sämtlichen Blautönen schillernde Männchen.

Böse Zungen spotteten, es sei ein Wunder, daß Herr Hangholm andere männliche Wesen in seiner Nähe duldeten, doch kein Gerede der Welt konnte Jadwiga davon abhalten, sich ihrerseits in die gefährliche Nähe des Amerikaners zu begeben, mit ihm ausgedehnte Landpartien zu unternehmen und sich auf Abendgesellschaften neben ihm im hochgeschlossenen Kleid zu bewegen wie eine Dame.

Die einstmals begeisterten Schilderungen am Abendbrottisch waren ausweichenden Andeutungen gewichen, behutsames Nachfragen der Mutter wurde lediglich mit verschämtem Erröten und zitternden Händen quittiert an deren einem Finger nun ein klobiger Ring zu bewundern war. Auch Fredi wurde nicht mehr ins Vertrauen gezogen - zwar konnte er ihr heimlich bis zu Herrn Hangholms Haus folgen, doch was sie dort drinnen trieb blieb ihm trotz heroischer Anstrengungen stets verborgen, blickdichte Vorhänge verbargen solidarisch jegliches Geschehen innerhalb der Hangholmschen Mauern vor etwaigen neugierigen Blicken aus nußbraunen Bubenaugen.

So ging der Sommer munter dahin, es wurde Herbst, die Blätter fielen nach und nach von den Bäumen, die Pfauen ließen sich nur mehr selten blicken, und eines Tages war Herr Hangholm einfach verschwunden. Jadwiga sperrte sich für zwei Tage in ihrem Zimmer ein, erschien danach wieder am Abendbrottisch, zwar mit roten Augen aber gefaßt, und nach wie vor nicht bereit, sich in irgendeiner Weise zu den Vorgängen im Hause Hangholm zu äußern.
Die Pfauen wurden vom RSPCA in den Tiergarten der nächsten größeren Stadt verbracht und das Haus schien während der folgenden Jahre immer mehr zu schrumpfen, als ob Mutter Erde den Mauern ihre Bedeutung entzöge und sie daher geschwächt immer tiefer in den Boden hineinsänken.

Und dann wurden auf einmal dieses Skelett im Wald ausgebuddelt. Ganz klassisch, vom Hund eines Spaziergängers, einem Sommerfrischler, der während seines Urlaubs das Cottage oben am Waldrand gemietet hatte. Der lokale Police Constable befragte alle und jeden, der Sommerfrischler reiste mit bleichen Wangen ab und nur Fredi sah das befriedigte Blitzen in Jadwigas Augen als das Verfahren nach zugegebenermaßen eher oberflächlichen Untersuchungen eingestellt wurde. Gewaltanwendung konnte oder wollte nicht wirklich nachgewiesen werden, schließlich handelte es sich lediglich um einen Amerikaner, den sowieso niemand vermißte.

Seither war Fredi äußerst vorsichtig im Umgang mit den Damen und ließ seine sommerbraunen Augen niemals länger als unbedingt notwendig auf einem weiblichen Wesen ruhen, stets bedacht darauf, daß sie niemals die Idee bekommen sollte, er hätte einer von ihnen etwas versprechen wollen ...
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