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Tiergeschichten

eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
So.
Als Mensch, der ohne Tiere um sich nicht wirklich rund läuft, habe ich den Text quasi inhaliert. Ein genz seltsames Stück. Ich las es schon einmal, aber das ist nicht nur ein paar Donnerstage her, ich habe es anders gelesen. Ich bin sicher, dass der Text, wenn ich ihn in einiger Zeit noch einmal lese, wiederum anders auf mich wirkt. Ganz erstaunlich das ist. Ein winziger Punkt ist mir aufgefallen, an dem ich kleben blieb. Woher weiß der Schäfer, dass der Protagonist Schriftsteller ist?
Cherie sagte, das wäre eine Mimik-Geschichte. Als ich begann sie zu lesen, war im Gesicht eher Gleichgültigkeit zu sehen. Nach ein paar Minuten kräuselte sich die Stirn, ich hätte etwas "Grüblerisches" an mir gehabt. Dann ein lächeln (das war bestimmt, als ich Ragnars Bild vor Augen hatte), dann wurde die Augen groß und vor Entsetzen geweitet, (den Teil mit den Tränen zensiere ich) und zum Schluss hätte ich ein grüblerisches, aber doch trauriges Nicken zutage gefördert.
Mein persönliches Fazit ist, unabhängig von Beziehungen zu Mensch oder zu Tieren, dass man sorgfältigen Umgang miteinander pflegen sollte.

Tom

PS: Was die Kernaussage des Geisterschäfers angeht, stimme ich dem zu.

PS2: Ich breche jetzt ein Tabu, Herrschaften. Wir Mods haben uns geschworen, uns nie gegenseitig Vorteile zuzuschustern. Diese Angewohnheit möchte ich dieses eine Mal brechen und wie ihr mir sicherlich zugestehen werdet, aus gutem Grund. Darf es denn sein, dass eine Geschichte, die so dicht, so emotional und so traumhaft ist, ungefiedert bleibt?
It´s me!
*********ld63 Frau
8.137 Beiträge
Unbedingt...
... dafür, lieber Tom! *top*
Lieber Tom,

Schäfer und Schriftsteller,
einer oder zwei,
wer weiß das schon?

Sie ist eine Federgeschichte!

Tom (the Sun)
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Euch beiden, liebe Toms, herzlichen Dank! Aber ich ich will und brauche keine Federn, weder als Auszeichnung noch für meine "Eitelkeit". Ich freue mich, wenn diese kleine Geschichte Eure Herzen berührt - und das genügt mir völlig.

Tja, woher weiß der Schäfer, lieber Geister-Tom, dass der Mann Schriftsteller ist? Da es sich, ähnlich wie bei meiner "Dornröschen"-Geschichte, um eine Begegnung der sogenannten siebten Art handelt, kann er Dinge wahrnehmen, die wir noch lebenden Menschen nicht erkennen. *g*

Und dass diese Geschichte fast jedes Mal, wenn man sie liest, andere innere Bilder hervorrufen und anders wirken kann, liegt an einem winzigen, aber sehr wirkungsvollen schriftstellerischen Trick.

Die meisten Autoren neigen ja gerne dazu, ihre Geschichten allzu gerne so weitgehend wie möglich auszuschmücken und alles, was erzählt wird, in aller Ausführlichkeit zu beschreiben - so dass wir als Leser mehr oder weniger in eine bestimmte Schiene "gezwungen" werden, nämlich in die Vorstellung des Autors. Für viele Geschichten etc. kann das ungemein hilfreich sein. Doch ich hab es genau andersrum versucht, nämlich so knapp wie möglich und fast schon unpersönlich zu erzählen, also möglichst jedes überflüssige bzw. unnötige Wort wegzulassen und fast schon lapidar bzw. "trocken" nur das Allernötigste zu beschreiben. So wird vieles mit voller Absicht nicht erzählt und die Leser können es mehr oder weniger unbewusst selbst "ausschmücken" und ihre eigenen Schlüsse ziehen.

So werden die Leser, wenn sie sich auf den Text einlassen, auf eine andere als die übliche Schiene gelenkt: Ihr "Kopfkino" schmückt also alles Weitere selbst aus - und das kann durchaus bei jedem Lesen anders aussehen.

Ich hab dieses Vorgehen beim Schreiben u. a. auch in meinem bisher erfolgreichsten Buch verwendet, weshalb ich immer wieder das erfreuliche Feedback bekommen, dass man beim zweiten oder dritten Lesen oder nach ein paar Jahren beim nochmaligen Lesen auf einmal "Dinge" im Buch entdeckt, die man vorher gar nicht wahrgenommen hatte. So knapp bzw. "trocken" also alles beschrieben wird, so sehr zieht man damit seine Leser indirekt in eine Geschichte hinein - oftmals gelingt das dann, ohne dass sie es merken.

(Der Antaghar)
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Du
trickreicher, du. Deiner Beschreibung der Machart kann ich gut folgen. Menschen mit emotionaler Dysfunktion, mit einem übergroßen Ego oder mit wenig Einfühlungsvermögen werden da wohl weniger Zugang finden. Tja, aber ich vermute, für die hast du ja auch nicht geschrieben *g*

Tom
Lieber Antaghar,

Ragnar war ebenfalls ein "roter Wolf."
Und er hätte mit Sicherheit auch keine Feder für seine Geschichte gebraucht oder gewollt, so wie du.

Aber würden solche Geschichten nicht mehr geschrieben, wo blieben sie dann, die roten Wölfe?

Das soll ich dir von Fido ausrichten.

Tom (the Sun)
**********Engel Frau
25.297 Beiträge
Gruppen-Mod 
Tja, woher weiß der Schäfer, lieber Geister-Tom, dass der Mann Schriftsteller ist? Da es sich, ähnlich wie bei meiner "Dornröschen"-Geschichte, um eine Begegnung der sogenannten siebten Art handelt, kann er Dinge wahrnehmen, die wir noch lebenden Menschen nicht erkennen. *g*

Also, darüber musste ich beim Lesen nicht nachdenken, mir war das sofort klar. Aber das mag u.a. auch daran liegen, dass ich in diesen Dingen gleich denke wie Antaghar. Von daher war mir klar, dass dieses "Wesen" das einfach wusste, weil es auf einer anderen Ebene weilt. *g*

Ich halte diese wundervolle und perfekt geschriebene Geschichte natürlich auch für absolut federwürdig. Aber ich verstehe sehr gut, liebster Antaghar, dass Du darauf keinen Wert legst.

Aber weißt Du was? Ich verleihe Dir dafür meine Engelsflügel in Gold (natürlich Marke "Eigenbau"). Die bekommen nur sehr auserwählte Menschen. *g*
**********Engel Frau
25.297 Beiträge
Gruppen-Mod 
Und noch was muss ich loswerden.

Ich breche jetzt ein Tabu, Herrschaften. Wir Mods haben uns geschworen, uns nie gegenseitig Vorteile zuzuschustern. Diese Angewohnheit möchte ich dieses eine Mal brechen und wie ihr mir sicherlich zugestehen werdet, aus gutem Grund. Darf es denn sein, dass eine Geschichte, die so dicht, so emotional und so traumhaft ist, ungefiedert bleibt?

Lieber Tom, wenn einer von uns Mods oder gar unser Cheffe eine so gute Geschichte abliefert, dann ist das kein "Vorteil zugeschustert", wenn dafür eine Feder verliehen wird. Dann ist das ehrliche Anerkennung, die wir auch jedem anderen Mitglied in einem solchen Fall zukommen lassen.
Aber ich denke, das wissen hier eh alle. *g*
****orn Mann
11.994 Beiträge
Donnerwetter, Antaghar , tolle Geschichte! *top* Klasse geschrieben, sehr eindringlich. Gefällt mir sehr gut!
*****har:
Übrigens, was mir leider zunächst nicht aufgefallen war, mir jedoch plötzlich im Traum klar geworden war: Als dieser alte Mann, der Erzähler, sich bei mir fürs Zuhören bedankt und nach seinem Hund gerufen hatte, hatte ich laut und deutlich vernommen: „Komm, Ragnar, wir müssen weiter. Es geht zurück nach Hause. Endlich haben wir es jemandem erzählen können.“

Wundervoll gespannter Bogen!
*spitze*

Feiner Kommentar auch von anima_nyx
******nyx:
Es gibt so vieles, was man durch die Beobachtung und den Umgang mit Tieren lernen kann. Schönheit und Anmut, so oft zu bewundern, selbst in der kleinsten Kreatur. Diesen unbedingten Überlebenswilllen, die Zähigkeit eines Mistkäfers, der sich abmüht, in herabrieselnder, trockener Erde eine Steile zu erklimmen.


Auch das kleinste Lebenwesen zählt, ist eine Schöpfung Gottes.
Leicht sagt sich "Blöder Ochs" daher,
'ne Sau ist dreckig, und noch mehr.
Die Dummheit ist der Kuh zueigen
von falschen Schlangen gar zu schweigen.

Ein Pfau ist eitel, Hunde treu.
der Eulen Weisheit uns nicht neu.
Dass Katzen falsch sind, unbekannt?
auch Elstern diebisch ich nicht fand.

Des Lammes Unschuld, weit gefehlt
bloß, weil' s zu Wolfes Beute zählt?
Und Fuchsens Schlauheit oder List
am Straßenrand zu Ende ist.

Lasst uns die Tiere richtig lesen,
wie dich und mich, als Lebewesen.

Tom (the Sun)
Rosenmontag 2017
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Nichts hinzuzufügen:-)
Lasst uns die Tiere richtig lesen,
wie dich und mich, als Lebewesen.

👍🏻
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Und sind sie auch noch...
...so klein.... sie gehören zur Familie ... und wenn sie gehen, bleibt ein leerer Platz *snief*
RIP - kleiner Linkeln -
Wirklich nicht?
Die Couch war unbequem. Aber ich wusste mir zu helfen. Habe mein Bettzeug gepackt, das Kissen dazu, dieses an die Rücklehne gestopft. So ist es besser. Entspannt ausgestreckt, mit Blick auf den Fernseher.

"Nein, Anuk, runter!" Wie selbstverständlich war sie aufs Sofa gehüpft und hatte sich an mich gedrückt. Und es war ja eigentlich auch selbstverständlich. Zu Hause muss ich bitten und betteln, dass sie zu mir aufs Sofa kommt. "Anuk, hopp!" Dann sitzt sie vor dem Sofa. Schaut mich an. "Du hast noch nicht genug gefleht!" sagt ihr Blick. Mindestens dreimal klopfe ich mit der Hand neben mich, bis Madame sich bequemt, hoch hüpft und sich eng an mich schmiegt. Wir liegen dann in Frauchen-Hündchen-Löffelchen-Stellung. Und ihr warmer Körper an meinem Bauch lullt mich ein. Der Krimi im Fernsehen fesselt nicht mehr. Meine Hand liegt auf ihrem Rücken. Und so schlafen wir beide sanft, bis der Krimi vorbei ist. Immer zur Schlussszene wache ich auf. Der Mörder gefasst. Alles ist gut.

Aber hier ist es anders. Mit Schrecken habe ich am Morgen festgestellt: Die Bettdecke ist voller Hundehaare. Dabei hatte ich doch die Hundedecke ausgebreitet. Das war ein Fehler. Sämtliche Hundehaare waren auf magische Weise auf den Bettbezug gewandert. Weil Anuk natürlich nicht nur auf dem Sofa, sondern auch in meinem Bett schläft. Und ich dort die Hundedecke ausgebreitet hatte. Gute Absicht, fatale Wirkung.

Wir sind in einer Ferienwohnung. Hier ist alles anders. Hoffentlich finde ich irgendwo in der Wohnung einen Fusselroller. Ich werde morgen schauen, ob sich Vergleichbares in einer der vielen Schubladen finden lässt. Aber leider. "Nein, Anuk. Du darfst nicht hoch." Noch mehr Hundehaare auf dem Bettzeug sind wirklich nicht vertretbar. "Mach Platz!" Ich zeige auf die Hundedecke am Boden. Vor dem Sofa.

Nein, sie macht nicht "Platz". Sie macht "Sitz". Schaut mich mit ihren unglaublichen Augen an. Wie eine Sphinx. "Wirklich nicht?", sagt ihr Blick. Sie bleibt einfach sitzen, den Blick starr auf mich gewandt. "Das ist nicht Dein Ernst!" , sagt ihr Blick.

"Du darfst nicht hoch. Tut mir leid, Anuk. Nein!" Als ob mein Hund mich verstehen könnte. Sie bleibt weiter sitzen. Versucht, mich zu hypnotisieren. Schließlich gibt sie auf. Braves Hündchen.

Aber sie tut mir so leid. Also bekommt sie später doch noch einen Platz im Bett. Auf der Hundedecke. Aber nicht ausgebreitet, sondern auf ein Viertel zusammen gefaltet. Sie hält sich daran. Scheint es verstanden zu haben.

Am nächsten Tag finde ich tatsächlich einen Fusselroller. Und am Abend sind wir wieder zu Hause. Kuscheln uns zusammen.

Mein Hund ist einfach wunderbar!
Deine süße Anuk weiß ganz genau, wie sie dich um den Finger wickeln kann. Darin sind "sie" wahrhaftige Weltmeister. Und Fusselbürsten oder Klebebänder gibt es ja an jeder Ecke. *g*

Fido genießt das Privileg, auf' s Sofa oder in' s Bett hüpfen zu dürfen, nicht.
Doch er gönnt euch diese innigen Momente von Herzen und schickt euch einen kuscheligen Fidolinski.

Tom (the Sun)
******ier Frau
36.365 Beiträge
Ich bin erst heute dazu gekommen, diesen Thread zu lesen. *les*
Tiere und Tiergeschichten sind jetzt nicht so das, was mich besonders lockt und reizt.
Aber ich habe mich jetzt über jede Geschichte hier gefreut und finde es bemerkenswert, wie innig doch die Mensch-Tier-Beziehungen sind und was sie euch doch für schöne Geschichten entlocken. *spitze*

Besonders berührt hat mich natürlich die Geschichte von Antaghar, die auch ich schon einmal gelesen habe.
Sie ist so traurig-melancholisch, aber doch so wunderbar, sehr emotional und hoffnungsvoll.
Die geschriebene Sprache liest sich weich, flüssig und angenehm harmonisch. *spitze* *anbet*
Ich wünsche dir für dein Lesen, Schreiben und Lektorieren immer viel Kraft, Zeit und Energie, lieber Antaghar. *hi5*

Die Geschichte ist ein schönes Beispiel dafür, dass eine Seele nur zur Ruhe kommen kann, wenn sie ihren Frieden gefunden hat. *omm*
Eine Sommergeschichte
Hallo Ihr Lieben. Es gibt ja so viele Tiere. Nicht alle werden geliebt *smile*. Mir ist gerade eingefallen, dass ich einen slam-Text habe, in dem ganz besondere Tiere eine zentrale Rolle spielen.

Viel Vergnügen damit *haumichwech*


Erleuchtung

Sie sitzt in ihrem Garten. Was macht sie nur? Sie ist im Einklang mit der Natur. Schlägt Wurzeln an ihrem Lieblingsplatz, im Kopf kein einziger Satz, nur Wahrnehmen und Staunen. Die Königskerzen scheinen ihr zuzuraunen mit ihren goldenen Blüten. „Wir werden Dich sicher behüten“ singen Stimmen, unsichtbar. Das Leben ist einfach wunderbar.

Erfüllt von allumfassender Liebe, überwunden die niederen Triebe, bald erleuchtet, ist sie verbunden mit allem, was da kreucht und fleuchtet, was wächst und gedeiht. Es ist die schönste Sommerzeit.
Der Weg dahin war lang, es gab Zweifel, dann und wann. Heute muss sie sich eingestehn: "Ja, ich kann Wesen sehn mit meinen Gaben, und hör sie vieles sagen, woran ich wachse wie eine Pflanze, Schicht um Schicht, um voller Liebe zu strahlen wie das Sonnenlicht."

Also fühlt sie sich fast erleuchtet, verbunden mit allem, was da kreucht und fleuchtet, mit all den Kräutern, Blüten, Bäumen, befindet sie sich in einem Zustand zwischen Wachen und Träumen.

Da summt der Garten: „Eine Nacht lang sollst Du warten bis zum Morgengrauen. Eine Nacht lang sollst Du Dich trauen, in Liebe verbunden sein, nicht nur bei Sonnenschein, sondern auch in Dunkelheit!"

"Kleinigkeit!", denkt sie, "ich bin doch verbunden, ja, warum nicht auch in den Nachtstunden das Einssein zelebrieren, es ist Sommer, ich werd nicht frieren. Ich mach mir nen Kräutertee und trink nen schönen Wein. Und allein bin ich sowieso nicht. Mit meinem inneren Licht bin ich verbunden, zu allen Stunden, bei Tag und bei Nacht."

Am Abend sitzt sie im Garten, schlafsackbewehrt, hat schon ein Glas Wein geleert, genüßlich Beeren gegessen und ist ganz versessen darauf, dass die Nacht einbricht. Schon verfärbt sich das Sonnenlicht zum Abendrot. Alles im Lot, die Königskerzen leuchten magisch auf, sie ist gut drauf. Schenkt sich nochmals Wein ein.

Der Wein macht sie schläfrig, sie schlummert kurz ein. Wacht wieder auf, fühlt sich seltsam, allein. "Schon komisch, hier in der Nacht zu sitzen. Vielleicht sollt ich mehr vom Wein stibitzen."

Aber nein, sie ist nicht allein. Sie greift zum Glas im Gras. "Was ist das?" Nachtblind nimmt sie in Augenschein, was da so weich und feucht mit Schleim am Weinglashals klebt. Eine Nacktschnecke, die offensichtlich lebt. Und über den Glasrand beugt sich eine weitere, heitere. "Uaarg...."

Angewidert schnippt sie die Schnecken von dannen, kann sich jedoch nicht entspannen. Die Augen gewöhnen sich an die Dunkelheit, und Grauen macht sich in ihr breit. "Mein Schlafsack! Meine Hülle! Und darauf diese Fülle … schneckenschleimiger Invasion. Ist das die spirituelle Vision, die Prüfung meiner Liebesmacht? Eklige Viecher in der Nacht?"

"Also gut. Die beste List ist, dass ich mich in allumfassender Liebe verbinde, ja, ich schinde mich, bin eins mit der Nacktschnecke, recke meine Fühler gen Himmel. Ich habe einen Pimmel und eine Scheide zugleich, bin Zwitter im Weichtierreich, bin klebrig, kühl, weich ... krieche, krieche, fresse! Fresse junges Grün auf. Und lege Eier zuhauf. Gehörlos rieche ich die Welt."

"Nein – so hab ich mir das nicht vorgestellt."

Doch es wird immer schlimmer. Da sind Geräusche. Padong. "Ein Alptraum!" Nein, nur Fallobst vom Apfelbaum. Sie aber wittert überall Gestalten. Die nächtliche Wildnis, kaum auszuhalten. Keine Spur mehr von Liebe und Vertrauen. "Wie soll ich hier ausharren bis zum Morgengrauen?"

Und dann, ein Scharren, ein Schnaufen, und schmatzend kommt ein Igel gelaufen, der genüsslich Schnecken verzehrt.

"Nein! Ich bin von allen Seiten bedroht. Im Garten lauert der Tod. Die Königskerzen. Wie Schwert an Schwert. Ist es das wert? Von wegen verbunden, von wegen beschützt. Ich weiß nicht was mir das hier nützt!

Noch Stunden bis morgen.

Ich hab eigentlich andere Sorgen. Was ist mit mir, was soll ich hier? Ich geh jetzt, will meine Ruh."
Bald schließt sie den Garten hinter sich zu.

Endlich daheim ist es so fein, so trocken und sicher, ein Dach überm Kopf, den Schopf in warmen Kissen. Das will sie nicht mehr missen.

Schließlich lacht sie sacht in sich hinein: Sie ist nicht verbunden mit allem, was da kreucht und fleuchtet. Sie ist noch lange nicht erleuchtet. Das stetig langsam Ruhige, diese Schneckenschleimstrategie, ist nicht ihre Energie.

Der Zustand von allumfassender Liebe darf noch auf sie warten.

Bis dahin genießt sie lieber bei Tag ihren Garten.
@ Hyperica

Traumhaft schöner Zaubergarten.
"Fido! Hier! Hör zu!
Wozu? Will nicht warten! Lulu hinterher.
Was? Slamtext? Hört nichts.
Mag ihn sehr.

Tom (the Sun)
Fimmel und die Hackfleischbrüder
(Für Fido, meinen treuen Weggefährten)

Fimmel hatte die Nacht überlebt. Soviel möchte ich vorwegnehmen. Nach einer wilden Verfolgungsjagd, die kein Ende zu nehmen schien, war er bis auf ein paar kleinere Blessuren unversehrt geblieben und wieder sicher auf seine Seite der Brücke gelangt. Wotan, der jenseits des hölzernen Steges mit seiner Meute das Regiment führte, verstand keinen Spaß, wenn sich ein anderer Rüde in sein Revier verirrte. Er war wohl der aggressivste Hund, den die Straße jemals hervorgebracht hatte. Eine Kämpfernatur, die weder Nebenbuhler duldete noch eine Auseinandersetzung scheute. Glauben sie Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche, denn ich habe in vielen Städten dieser Erde gelebt. Unerbittlich und unnachgiebig führte er sein Rudel durch den Dschungel der Oststadt und verteidigte sein Revier bis aufs Äußerste. Er hatte den bösen Blick und alleine damit hatte er so manchen Rivalen in die Flucht geschlagen. Die Narben auf seinem Körper, die von unzähligen und erbarmungslosen Kämpfen herrührten, sprachen eine deutliche Sprache.
Sie fragen sich nun sicher, was geschehen war in dieser Nacht und wie es dazu kam, dass der ansonsten eher zurückhaltende Fimmel seine Gegend verlassen hatte und über die Brücke gegangen war.

Nun, Ihrer Neugierde kann ich Abhilfe verschaffen. Da ich seinerzeit in der Weststadt tippelte, sind mir die Ereignisse, die sich auf den Straßen der Stadt abspielten, bestens bekannt. So blieb mir auch die Geschichte von Fimmel, die sich in dieser Nacht zutrug, nicht verborgen. Ich erzähle sie manchmal, wenn mich mein müdes Bein zwickt oder sich Passanten zu mir gesellen, die sie gerne hören wollen.

Lassen Sie mich fortfahren. Es war der Hunger, der seinerzeit in der Weststadt herrschte. Er alleine ließ Fimmel vergessen, welchen Gefahren er sich aussetzte, falls er die Grenze zur Oststadt überschritt. Kein anderer Hund außer ihm hätte sich das getraut. Tagelang hatte er außer einer winzigen angeschimmelten Brotkrume nichts gefressen und war kurz davor, aus Erschöpfung zusammenzubrechen. Gleichgültig, ob er es wagte und in die Fänge Wotans geriet, so würde er den sicheren Hungertod sterben müssen.

Also fasste er sich ein Herz, nahm seinen ganzen Mut zusammen und machte sich hoch erhobenen Hauptes auf den Weg. Die anderen Hunde der Weststadt belächelten ihn hämisch, als er den hölzernen Steg betrat und sich anschickte, Wotans Reich zu betreten.
Ich habe ihr schadenfrohes Gelächter noch sehr genau im Ohr, mit dem sie Fimmel zu seiner vermeintlich letzten Reise verabschiedeten. Denn keiner von ihnen glaubte daran, ihn jemals wieder lebend zu Gesicht zu bekommen. Ganz tief auf dem Grunde ihrer Hundeseelen aber bewunderten sie seinen Mut und wünschten sich ob ihrer knurrenden Mägen selbst an Fimmels Stelle.

Haben Sie vielleicht eine Zigarette für mich? An dieser Stelle der Geschichte tut mir eine kleine Pause immer gut. Ach, schauen Sie mal an, Sie haben auch einen Hund. Einen Entlebucher Sennenhund, nicht wahr? Ein hübsches Mädchen! Wie heißt sie denn und wie alt ist sie?

Fimmel würdigte die anderen Hunde keines Blickes. Auch drehte er sich nicht mehr um. Ihm war es gleichgültig, was sie über ihn dachten oder ob sie ihm Glück wünschten. Sein Vorhaben war alleine seine Sache. Während seine Silhouette auf der nur spärlich beleuchteten Brücke verschwand, konnte er bereits den beißenden Geruch der Markierungen wahrnehmen, die Wotan täglich am anderen Ende des hölzernen Steges setzte, um seine Reviergrenze deutlich zu machen. Fimmel war klar, dass genau hier der Spaß aufhörte.

Es war still in der Oststadt zu dieser Stunde. Die Menschen schliefen längst, höchstens ein paar streunende Katzen waren um diese Zeit unterwegs, um sich durch ihre Bedürfnisse geleitet lautstark ihrem Vergnügen hinzugeben. "Wo waren die Wächter", fragte sich Fimmel, als er vorsichtig im Schatten der Häuserwände auf der Ebert-Anlage in Richtung Bahnhof schlich. Sein Ziel war klar. Das Miller's war zu jener Zeit die einzige Burgerbude weit und breit und befand sich just am Bahnhof in der Oststadt. Wie oft hatte Fimmel gehört, dass die Speiseabfälle des Miller's wohl ausreichten, um nicht nur sämtlichen Artgenossen ausreichend und abwechslungsreiche Nahrung zu bieten.

Das kann ich bestätigen. Nicht selten haben meine Kumpane und ich in einem der großen schwarzen Container nach etwas Essbarem gesucht und uns an dem reichhaltigen Angebot dort gelabt. Wotan hatte in der Nähe der Mülltonnen immer ein paar Wachen postiert, die uns Menschen aber immer passieren ließen. Zu schlecht waren wohl ihre Erfahrungen mit den Zweibeinern. Einen fremden Hund aber hätten sie niemals kampflos in ihre Speisekammer gelassen.

Fimmel befand sich inzwischen in Sichtweite zum Miller' s und sondierte aus dem schützenden Dunkel eines Hauseingangs heraus aufmerksam die Lage. Da waren sie. Zwei grimmig dreinblickende Fleischerhunde hatten sich rechts und links der Parkplatzzufahrt postiert, die unmittelbar an das American Diner angrenzte. Das waren die beiden Hackfleischbrüder, deren Spitzname ich Ihnen wohl kaum näher erläutern muss.

Der Wind stand günstig für ihn, deshalb konnten sie seine Witterung nicht aufnehmen. Ansonsten hätten sie nicht lange gefackelt und ohne Vorwarnung kurzen Prozess mit Fimmel gemacht.

Jetzt musste eine Idee her. Es war klar, dass er niemals unbemerkt an ihnen vorbeikommen würde, solange sie auf ihren Posten waren.

Fleischerhunde sind bekannt dafür, dass sie trotz ihrer ausgeprägten Wachsamkeit und ihrer unbändigen Angriffslust über einen entscheidenden Schwachpunkt verfügen. Sie sind dauergeil. Ihr Gehirn besteht also aus genau drei Teilen.

"Was ihres vom Gehirn der meisten Männer unterscheidet ?", fragen mich die anwesenden Damen immer scherzhaft an dieser Stelle. Ich hülle mich dann gerne in Schweigen. Das ist besser so, glauben Sie mir.

Auch Fimmel war diese Tatsache nicht verborgen geblieben. Diese Erkenntnis gehörte zum Standardwissen eines jeden Hundes, ohne das es ihm nicht möglich wäre, auf der Straße zu überleben. Die viel spannendere Frage aber war, wie er sein Wissen in dieser Situation nutzen konnte, um an den Beiden vorbei zu den so lecker duftenden Speiseresten des Miller's zu gelangen.

Der Moment ist gekommen, meinen Hut abzusetzen, ihn verkehrt herum vor mich auf den Boden zu legen und genussvoll in die aufs äußerste gespannten Gesichter meiner Zuhörer zu blicken. Was so eine kleine unbedeutende Geschichte doch bewirken kann. Bestimmt denken Sie jetzt, dass plötzlich und aus dem Nichts irgendeine Pudeldame auf der Bildfläche erscheint, die den beiden Hackfleischbrüdern die zwei anderen Gehirnteile ausschaltet und Fimmel so zum Ziel kommt. Sie liegen falsch. Es ist mein Freund und Tippelbruder Ulli, der in wenigen Minuten und wenn mein Hut gut gefüllt ist, völlig aufgelöst um die Ecke stürmen wird. Lautstark wird er rufen: "Los Horst, wir müssen abhauen, die Bullen", bevor er mich alsbald panisch an meinem Mantel mit sich fort ziehen wird. Diese Nummer ziehen wir seit langer Zeit in den Städten ab. Wir beide und Fimmel können nicht klagen; denn wir leben alle drei sehr gut davon. Wer weiß, vielleicht kommen wir demnächst auch in Ihre Stadt? Und vielleicht erzähle ich Ihnen ja dann das Ende dieser Geschichte.

Tomboy (Februar bis März 2017)
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wenn Fimmel
und sein Gefolge hier bei uns erscheint, wird aufgetischt.

Gut, als Katzenmensch bin ich anders. Aber die Tiere nicht. Sie sind rein im Geiste. Sie kennen den Hinterhalt, aber keine Heimtücke. Sie sind immer loyal, aber immer auch nicht. Früher dachte ich immer, dass Hunde neben ihren toten Herrchen warten, bis es auch selbst vorbei ist. Heute weiß ich, dass mein Kater neben mir sterben wird. Tiere sind... die besseren Menschen.


Tom
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Ich glaubs ja nicht ...
Und vielleicht erzähle ich Ihnen ja dann das Ende dieser Geschichte.

Ich bitte darum ... grummel .... erst anfüttern und dann sitzen lassen ... wo gibt's denn sowas *fiesgrins*
Aaaalso:
Ich wäre ja für einen halben Knochen für diese köstliche Geschichte. Die zweite Hälfte gibts dann am Ende der Fimmelgeschichte ... *zugabe* laf
Ein Beitrag
will ich hier schon lange posten!
jetzt hat sich das schon lange in zu lange und statt in eine Kurzgeschichte eher in ein Essay verwandelt, weshalb ich ihn in einene extra Thread stelle.

Er heißt:

Kraftorte und Tiere

*baerenaufbind* laf
Es ist nur eine klitzekleine Geschichte, die mit den Worten endet:

... und so lagen wir beide umgeben von herrlich duftenden Osterglocken im frischen grünen Gras, ließen uns von der Muse küssen und uns die warme Frühjahrssonne auf den Pelz scheinen.


Euch Allen einen wunderschönen Frühling!

Tom (the Sun) mit Fidolinki
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Lebensfreude pur. Klasse Bild von euch Beiden *g*
*sonne*
Meine Triskele
*********_Arte Frau
13.793 Beiträge
Genau: Lebensfreude, Innigkeit und Verbundenheit.
Ein sehr schönes Bild!
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