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Alltagsminiaturen

**********Engel Frau
25.343 Beiträge
Gruppen-Mod 
Eine sehr schöne Momentaufnahme!
Vor allem konnte ich fühlen, was zwischen den Zeilen steht. *g*
**********henke Mann
9.653 Beiträge
Einkaufen
Ich brauche ein Hemd. Morgen ist ein „Kick-Off-Meeting“ für meinen neuen Job und ich brauche ein Hemd, das nicht weiß und das nicht schwarz ist. Die anderen Hemden zeigen deutliche Alterungserscheinungen.

Ich kaufe nicht gern ein, der Aufenthalt in Bekleidungsläden macht mich irgendwas zwischen betroffen, aggressiv und der Geruch der Klamotten bereitet mir Kopfschmerzen. Ich versuche also, nur kurz in solchen Läden zu sein. Mein bester Einkauf war bis jetzt eine Lewis 501. Ich so rein in den Laden und zu der Verkäuferin:
„Haben sie eine Lewis 501 mit 34er Weite und 36er Länge?!
Und, oh wunder, sie hatten. Normalerweise gibt es zwar größere Bundweiten als die Länge, aber umgekehrt – Fehlanzeige! Ich nahm der Verkäuferin die Jeans aus der Hand, zahlte bar und verschwand wieder. Es waren maximal 10 Minuten.

Den Rekord will ich heute brechen. Ich kann mit der U-Bahn direkt ins „Schloß“ fahren, wer den Berliner Süden kennt, weiß, was und wo das ist. Sechs Stationen, ich brauche mich nicht setzen, während der Fahrt grüble, nein ich grüble nicht, ich entscheide mich für ein – graues Hemd, denn alles andere ließe Raum für Interpretationen und die will ich nicht provozieren.

Die U-Bahn hält und zusammen mit einer Hundertschaft anderer Hemdenkäufer steige ich aus den Katakomben der BVG in die Hallen von Hennes und Mauritz. Im ersten Stock ist die Herrenabteilung und im Gegensatz zu Anson’s wird man hier nicht mit Service belästigt. Ich sehe graue Hemden – kein Button-down-Kragen, „bügelleicht“ und unter zwanzig Euro, die Größen übersichtlich in S, M, L und XL.

Für einen Moment überlege ich, ob ich das Hemd anprobiere, aber als ich sehe, dass jeder Knopf der Knopfleiste geschlossen ist, halte ich nur den Ärmel kurz an meinen Arm, suche gleichzeitig nach dem Schild mit der Stoffzusammensetzung (ääääääh, 70% Polyester) und beschließe, es trotzdem zu kaufen, denn alle besseren Hemden sind nicht wesentlich teurer, sondern haben komische Features, die ich nicht mag.

Vor mir bezahlen zwei junge Frauen mit einem Strichcode auf dem Handy, ich sinniere kurz dass eine Oma, die mich mit der Geldkarte bezahlen sieht, ähnliche Gedanken hegt wie ich gerade und ich reiche der Verkäuferin das Hemd.

Ihre Frage nach der Tüte beantworte ich nicht mit meinem Spruch, sondern sage nur: „Ich tue es in den Rucksack.“ Als ich draußen auf die Uhr schaue, sehe ich, dass ich meinen Einkaufrekord gebrochen habe.
Ich bin eine Frau, meine Einkaufsgewohnheiten sind naturgemäß anders *zwinker*

Aber selbst wenn ich bei H&M nichts anprobiere sondern gleich zur Kasse gehe, stehe ich dort mindestens 10 Minuten an dank der zahlreichen gickelnden Teeniemädels vor mir.

Wie schnell hast Du es denn geschafft?

Die Frage der Verkäuferin nach der Tüte hätte ich beantwortet mit: "Nein danke, wenn ich jetzt was rauche, vergesse ich wieder alles"
**********henke Mann
9.653 Beiträge
******s23 Frau
12.703 Beiträge
- One Day -
"Und wie ist es gelaufen?"
"Erwartungsvoll" guckt mich die Nachricht meiner Freundin an.

Ich lasse den Tag gedanklich nochmal ablaufen, vor meinem inneren Auge.
Aufstehen, Kaffee kochen und das Mädel wecken. Kurz darauf, hektisches Gerenne, Türen scheppern und würgende Geräusche aus dem Bad. Aha - der Magen/Darmvirus hat uns nun auch erreicht. Automatisch wird mir auch übel, aber eher vor Aufregung, denn das Vorstellungsgespräch kann nicht verschoben werden. Schnell organisiere ich Betreuung und mache mich fertig, da der Zug ja nicht wartet. Der ICE ist tatsächlich pünktlich und ich freue mich, da es eklig feuchtkalt ist und ich nicht warten muss. Natürlich hatte ich eine Verspätung einkalkuliert und war unarwartet früh am Bahnhof der Domstadt. Ein Blick auf die Uhr sagt; noch knapp drei Stunden bis zum Termin. Die Zigarette schmeckt nicht wirklich, denn inzwischen schüttet es draußen wie aus Eimern.
Erstmal gehe ich zum Reisezentrum der Bahn - keine Wartezeit welch Wunder - und hole mir Tickets für die passenden S Bahnen, samt Erklärung, wie ich in den Stadtteil gelange. Gut, immer noch viel Zeit und StarBucks leuchtet in dicken Lettern direkt gegenüber. Ich gönne mir eine große Latte, trinke in aller Ruhe und schlendere nochmal durch den Bahnhof. Etwa 11.30h gehe ich dann zur S-Bahn. Das klappt ja wie am Schnürchen, samt Umstieg.
Die Endhaltestelle ist nah der Straße wo ich hin musss, aber das Navi am Handy sagt; noch einen Kilometer Fußweg. Normalerweise ist das kein Ding, aber es regnet Sturzbäche und wer nimmt schon einen Regenschirm mit? Ich bleibe abwartend unter dem Dach der Haltestelle und schaue gen Himmel. Keine Besserung in Sicht. Na gut - Kapuze auf - und los. Triefend nass komme ich eine halbe Stunde vor der Zeit an der genannten Adresse an. Vielleicht gut, dass dort nirgends ein Spiegel ist, denn ich mag mir gar nicht vorstellen wie meine Haare aussehen. Eine freundliche Dame nimmt mich mit hinein und ich kann zumindest im Trockenen warten und etwas aufwärmen.
-
Das Gespräch läuft flüssig und gut bis zu der Frage, wie ich mich denn auf die Stelle XY vorbeitet habe. Ich stutze kurz und mir entwischt ein : "Gar nicht!" Als ich die irritierten Blicke der fünf vor mir sitzenden Damen und Herren sehe, führe ich weiter : "Auf diese Stelle XY hatte ich mich gar nicht beworben, sondern auf die Ausschreibung XX."
Ein ziemliches Durcheinander folgt, mit abschließender Frage ob mir XY nicht auch gefallen könnte. Auf meine Frage, gibt es auch noch nähere Infos dazu und wir verabreden, dass ich in dem Bewerberpool bleibe, wo ich versehentlich gelandet bin. Na gut, eine halbe Stunde später stehe ich wieder im Regen und gehe im Schnellschritt die Strecke zurück. Das zweite mal pudelnass! Während ich in der S-Bahn sitze überlege ich, ob das Sparticket vielleicht umbuchbar ist und ich früher nach Hause fahren kann. In Shoppinglaune bin ich eh bei diesem Wetter nicht.
Die S-Bahn bleibt plötzlich auf der Strecke stehen. Nanu es geht nicht weiter und es kommt auch keine Ansage. Nach einer halben Stunde und rundum schimpfenden Fahrgästen, nehme ich das Handy und frage Tante Google. Siehe da; ein technischer Defekt rund um die Haltestelle Neumarkt. Ich entspanne mich - wenn ich etwas habe, dann ist es Zeit.
Irgendwann geht's weiter und so bin ich dann gegen 14:40h wieder am Bahnhof.
Erste Anlaufstelle, das Reisezentrum, dieses Mal ziehe ich brav eine Wartemarke und .....warte.
Die Dame am Schalter sagt, umbuchen geht nicht, aber eine einzelne Rückfahrt buchen für sofort, schon. Der Preis entspricht dem kompletten Hin/Rückticket, daher lehne ich dankend ab. Inzwischen habe ich Hunger und gönne mir im Hut zwei Stück Pizza samt Getränk. 15.30h - trotz gemütlich langsam essen, zieht sich die Zeit, wie Kaugummi.
Noch ein Kaffee bei StarBucks, denke ich mir und dort abhängen. Denkste - kein Sitzplatz frei. Also zum gefühlt zehnten Mal im Bahnhofsgebäude rumlatschen und der Kranken noch ein paar Mitbringsel besorgen. Um 16:00h gehe ich genervt auf den Bahnsteig zumindest kann man dort sitzen und auch rauchen.
Heilfroh, da völlig verfroren, steige ich um 16:49h in den völlig überfüllten NRW-Express und welch Glück, ein Klappsitz ist noch frei. Egal es ist warm und trocken, allerdings riecht es wie in der Frittenbude. Igitt!! Ich schaue mich um. Schräg gegenüber sitzen zwei "Damen". Unwillkürlich denke ich an den Film "Vom Winde verweht " und Scarletts Mummi! Zu zweit passen sie gerade auf den Vierer-Sitz. Lebhaft ins Gespräch vertieft, neben sich, jede einen Eimer von KFC. Nun weiß ich wo der Geruch herkommt. Sie knabbern die Keulen weg, wie andere Leute, Chips.

Puh ne....es wird immer voller. Die Massen blockieren schon den Ausstieg und mitten darin, frisch zugestiegen zwei sturzbetrunkene Fußball Fans, die uns lautstark an jedem, je gelernten Lied teilhaben lassen.
Zum Glück nur noch zwei Stationen bis Dortmund, da kann ich raus und umsteigen. Bei dem Gegröle rollen sich nicht nur die Fussnägel auf, auch die Ansage ist nicht mehr zu verstehen. Verflixt eigentlich müsste es Dortmund sein. Mein Klappsitznachbar fragt: "Steigen sie auch in Dortmund aus?" Als ich nicke meint er mit Verschwörermine: "Wir sollten ins andere Abteil zum Ausstieg gehen." Ich muss lachen, denn ich weiß was er meint, mit Blick auf den Sängerknaben. Gesagt getan - wir quetschen uns durch. Die Ansage setzt uns nun über eine Verspätung in Kenntnis. Ich schaue auf mein Ticket. Verflucht aus den 15 Minuten bis zum IC wird eine Minute. "Ich muss auch zum IC, wir müssen rennen." sagt der Herr von eben, der gleich mit auf mein Ticket geschaut hat.^^
Keine Ahnung wie, aber irgendwie schaffen wir es, die drei Gleise samt Treppen in der Zeit zu bewältigen und werden belohnt mit Sitzplatz und ganz viel Luft.
Die restlichen 45 Minuten, samt Fahrt mit der Stadtbahn laufen am Schnürchen. Die lautstarke Türken Demo am Bahnhof erwähne ich jetzt nicht mehr. Völlig "relaxt" bin ich um 19:40h in der Wohnung.

Ich antworte meiner Freundin:
"Es lief echt gut bis auf ein paar Nicklichkeiten!"

@****ris
09/03/17
It´s me!
*********ld63 Frau
8.186 Beiträge
Liebe Damaris23, du hast dich wirklich äußerst heldenhaft durch diesen ereignisreichen Tag gekämpft! *superman* Yiieeehaaa! *top*

*vielglueck* mit der Bewerbung!
Liebe Damaris23
es ist doch suuper gelaufen ...








(im *regen*)




*smile* Ev




*undwech*
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Echt war sehr goldig der Tag *ggg*

Danke euch ihr Lieben - weiß gerade nicht wem ich danken muss es kommt keine Mail dazu an - *bug* im neuen Postfach - passt zur Story *schweig*
Mach Dir NICHTS draus
@******s23

es gibt ja auch keinen "POSTAUSGANG" mehr.

Der ist wahrscheinlich in Urlaub gefahren ....
******s23 Frau
12.703 Beiträge
@ev
Die Mails dazu kommen im Moment mit 30 Minuten Verzögerung an wie es scheint *ggg*
Blöd das der weg ist - find ich auch grummel
Damaris23

*haumichwech*
ich habe zwei meiner heute geschriebene Mails im

POSTFACH: Archiv

wieder gefunden.

Ist ja auch ganz logisch .... wurde noch nicht gelesen.
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Am besten gleich
,,, beim Support den Fehler melden *ja* liebe Ev *zwinker*
**********henke Mann
9.653 Beiträge
Fernbus
Der Bus ist voll. Jeder Platz ist besetzt und jedes Gepäckstück, das größer ist als der Außenspiegel des Busses, soll in den Kofferraum.
Warum soll ich meinen kleinen Rucksack zwischen die großen Reisetaschen der anderen Mitreisenden stellen, da ist mein Laptop drin und wichtige Papiere, ich kann doch das Zeug unter den Sitz stellen!

Eine blonde Frau, höchstens 25, wirft mir verstohlen Blicke zu und holt ein Skizzenbuch aus ihrem Rucksack, schnell merke ich, dass sie mich porträtiert, ich bin geschmeichelt und überlege, wie ich einen Flirt anfangen kann.

Ich lasse mir Zeit beim Einsteigen – wenn der Bus voll ist, habe ich ohnehin keine Reihe für mich allein, aber vielleicht...

Sie wartet, ich steige nun doch ein, zu auffällig soll es ja auch nicht sein, ich sehe aber, dass sie sofort nach mir in den Bus steigt und sich in die Reihe vor mir setzt, sie lächelt mich an. Dann packt sie eine deutsche Grammatik aus und ich denke mir: Aha, eine Studentin Lehramt – Kunst und Deutsch.

Der Busfahrer macht eine witzige Durchsage, wir sollen das Gepäck aus dem Fußraum nehmen und in die Gepäckablagen befördern, da es sich sonst beim Bremsen geschossartig nach vorn bewegen würde. Dafür ist meine Rucksack nun doch etwas zu mächtig und ich nehme ihn auf den Schoß, so wie die Hälfte der anderen Reisenden auch.

Auch meine Malerin zerrt ihre Handtasche auf die Knie und beginnt ein Gespräch mit ihrer Nachbarin. Sie fragt, was das Wörtchen „sei“ bedeuten würde und als sie keine prompte Antwort bekommt, helfe ich von hinten nach: „Das ist der Imperativ im Singular von „sein“!“

Sie dreht sich um, und für einen Moment ist mehr in unseren Blicken als einfaches Interesse.
******ier Frau
36.552 Beiträge
@Kamelienschenke
Sehr schöne Geschichten, einfach und klar,
kann ich super nachvollziehen, das Bedürfnis, so schnell wie möglich aus dem Einkaufszentrum wieder raus zu kommen.
Auch den überraschten und neugierigen Blick der jungen Frau im Bus habe ich direkt vor Augen. *top*
Habt ihr Telefonnummern ausgetauscht? *anmach*
Am Morgen
In der Nacht bin ich ein paarmal aufgewacht. Um 5.30 Uhr lohnt es sich nicht mehr, weiter zu schlafen. Der Wecker klingelt in einer viertel Stunde. Ich rechne nach. Die nächtlichen Unterbrechungen abgezogen, komme ich auf etwa 6 Stunden Schlaf. Das reicht. Bereit für den Tag.

Meine Hündin ist in meinem Bett, auf ihrer Hundedecke, eng an meine Beine gedrückt. Erst einmal ausgiebig streicheln, Hausstrickjacke anziehen, Schal, Hausschuhe. Wasserkocher anstellen. Ins Bad schlappen, Zähne putzen. Dann Kaffee mahlen, Bodum-Kanne befüllen, Wasser aufgießen.

Meine Hündin bleibt liegen. "Steh Du mal auf, ich komm dann nach." Sie kennt das schon. Ich trinke in Ruhe die erste Tasse Kaffee. Dann gehe ich durch den Flur, öffne die Tür zu meinem Jüngsten. Sie hat schon die Ohren gespitzt, springt auf. Das Morgenritual. Da ist sie zur Stelle. Ich setz mich an den Bettrand meines Sohnes, streichel über den Rücken, über den Kopf. Er rührt sich, dreht sich um. Streckt die Hand nach unserem Knuddelmonster aus. Ich wünsche ihm einen guten Morgen, gebe ein Küsschen. Hund freut sich rießig. "Wir haben uns schon sooo lange nicht gesehen." Die beiden knuddeln noch ein bisschen.

Ich trinke die zweite Tasse Kaffee. Räume Wohnzimmer und Küche auf. Überlege, ob die Zeit reicht, um die Waschmaschine anzuschalten und die Wäsche vor der Arbeit aufzuhängen. Heute nicht. Überlege was mein Sohn mittags essen soll, wenn ich bei der Arbeit bin. Nehme Töpfe, Pfannen und fange an zu kochen. Ich koche gern morgens um 6. Es riecht gut.

Mein Sohn kommt müde daher geschlappt. Noch im Schlafanzug. Er nimmt sich selbst, was er frühstücken möchte. Freut sich, dass ich für ihn vorkoche. "Oh lecker", sagt er.

Morgens esse ich nichts. Erst später. Es gibt zu viel zu tun. Dafür jede Menge Zucker in den Kaffee. Das reicht, um auf Touren zu kommen. Das Timing passt. Ich bringe meinen Sohn rechtzeitig zum Bus. Weiß, wie lange wir für was brauchen. So kommt keine Hektik auf. Meistens.

Der Weg zum Bus ist zugleich die Gassi-Strecke. Manchmal laufe ich mit meinem Hund nach der Bushaltestelle auch eine größere Runde. Wenn das Wetter schön ist, und ich nicht zu müde. Manchmal lege ich mich auch noch für 20 min. hin. Power-napping.

Ganz wichtig: ich warte, bis mein Sohn eingestiegen ist. Und dann winken wir uns nochmals zu. Diese kurze Zeit miteinander ist das Schönste am ganzen Morgen. Und die Ruhe, die wir uns beiden gönnen, um den Tag zu beginnen. Manchmal führen wir sogar richtig gute Gespräche. Trotz Müdigkeit.

Zu Hause trinke ich den Rest vom Kaffee, packe meine Sachen, steig aufs Fahrrad und fahre zur Arbeit.
Scheee!
Trotz Tagespensum schon vor meinem Aufstehen total entspannt!
*spitze* laf
Schiffstaufe der MS ASARA auf dem Rhein
Einige 100 Besucher nebst Schiffsgästen, welche der ersten Rheinkreuzfahrt dieses Schiffes beiwohnten, versammelten sich am Anleger. Die Namensgeberin, eine gewisse Sarah, rundete die feierliche Zeremonie durch die Taufe des Schiffes ab.

Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt worden, das Champagner-Herz hüpfte lustig, und die MS ASARA stach pünktlich in See. Dabei konnten sich die ca. 200 Schiffspassagiere über frische Bratwurst, so wie reichlich Bier oder Sekt auf dem Sonnendeck erfreuen.
Bei herrlichem Frühlingswetter verfolgten wir die Strecke rheinaufwärts. Selbstverständlich durfte auch die nostalgische Diskussion um und bei Bonn nicht fehlen. Mein Mann verbrüderte sich sogleich mit einem Bonner Ehepaar, bis man mit glasigen Augen von der im Volksmund gleichnamigen Republik zu schwelgen begann.

Der Alkohol, das erstklassige Tauffestessen, die anschließende Show des Kabarettisten Jürgen Becker und die Erkenntnis meines Mannes, am selbigen Kreuzfahrt-Wochenende seinen ALT-OPEL nicht mehr zu benötigen, taten ihr Übriges…

Ev *smile*
**********henke Mann
9.653 Beiträge
Tauchen
Heute tauche ich. Natürlich weiß, dass ich mir nicht die Lungen füllen darf, damit ich dann wie ein Luftballon nach oben treibe. Ich atme tief durch und hechte mich ins Wasser. Obwohl ich kräftige Schwimmzüge mache, habe ich das Gefühl, dass ich kaum vorwärts komme und das es mich nach oben treibt.

Ich tauche auf, die Marke, die die Beckenmitte anzeigt, ist weit entfernt. Das kann nicht sein! Ich fühle mich, als ob jemand die Luft aus meinen Lungen gesaugt hätte, und ich bin kaum zehn Meter getaucht? Gleich versuche ich es wieder, dieses Mal mit einem Trick: Ich zähle meine Schwimmstöße. Ich komme bis zehn, dann muss ich nach oben. Oben, das hört sich gut an, dabei schwimme ich höchstens einen Meter unter der Wasseroberfläche.

Ein neuer Versuch. Dieses Mal zähle ich bis elf, und in meinen Kopf, in Ohren und Augen macht sich ein Trunkenheitsgefühl breit, nur ganz leicht, ich tauche auf und sehe die Beckenmittenmarke direkt neben mir. Das hat gepasst! Ich schwimme meine Bahn zuende und tauche sofort wieder unter, ziehe die Arme weit hinter mich und zähle bis 12. Wieder rauscht es in meinem Kopf, ich will hier unten bleiben, bei den Meerjungfrauen, bei Poseidon... Ein Blick nach oben holt mich zurück. Ich bin im Stadtbad, und ich möchte nicht, dass es meinetwegen Aufruhr gibt. Ich tauche nach oben, und als ich meinen Kopf prustend aus dem Wasser hebe, liegt die Marke einen ganzen Meter hinter mir.
It´s me!
*********ld63 Frau
8.186 Beiträge
Frühling in Berlin: Ein Spaziergang (1)
Es ist der 10. April, und in Berlin hat bereits der Frühling Einzug gehalten: am Südstern strecken sich die frisch geschlüpften, pistaziengrünen Blätter der Linden in den milchig verhangenen Himmel, direkt daneben steht ein Kirschbaum in voller Blüte. Die Mittagssonne wärmt meine nackten Arme, und die Menschen um mich herum sehen sehr entspannt aus an diesem Montagvormittag. Zeit für einen Milchkaffee, denke ich mir und mache es mir auf einem der Holzstühle bequem. Lasse die Augen ausschwärmen und den Stift übers Papier wandern, während die Sonne die Haut meines Dekolletés langsam erhitzt. Ein paar Meter weiter sitzt eine Frau in den Vierzigern auf einer Bank in der Sonne. Ihr kurzer Haarschopf leuchtet in Orangetönen, ihre knallroten Turnschuhe kokettieren mit den roten Blüten der Tulpen um die Wette. Ich kann mich kaum satt sehen, und mir wird so warm, dass ich meine Jacke ausziehe.

Eine leichte Brise bewegt die kobaltblauen Blütenblätter einer einzelnen Iris in einer schlichten Glasvase am leeren Nebentisch. Links von mir sitzen zwei junge Frauen, die sich angeregt unterhalten. Eine von ihnen hält ein Kleinkind auf dem Schoß, das an ihrer Schulter eingeschlafen ist, die Mütze hängt schief über seinem Gesicht. Ihre Freundin steht jetzt auf, um ihr die Käufe aus dem Second-Hand-Shop vor zu führen. Gesprächsfetzen schwappen zu mir herüber: „Du weißt ja, ich liebe Vintage und da ich konnte nicht widerstehen! Schau dir nur mal dieses Teil hier an...“ Ihr 50-er-Jahre Rock schwingt weit in schwarzweißen Streifen um die schmalen Hüften, während sie in ihrer Tasche wühlt und immer neue Kleidungsstücke hervorzieht.

Ein schmaler junger Mann im hellgrünen Dufflecoat nähert sich dem Café. Er wirkt schon von Weitem so, als sei er nicht von dieser Welt: Das gerötete Gesicht steht im scharfen Kontrast zu den blonden, kurzen Haaren, die wie kleine Antennen nach allen Seiten abstehen. Sein Blick irrt über die Holztische und die Menschen, die dort sitzen, und bleibt schließlich an mir hängen. Er bleibt stehen, die lederne Aktentasche eng an seinen Bauch gepresst wie ein Schutzschild und fängt an, zu reklamieren: „Die Wahrscheinlichkeit ist offensichtlich, doch die Wirklichkeit nicht immer wahr. Können wir wirklich glauben, was wir sehen? Ernten wir das, was wir denken? Sollte es so einfach sein? Nein! Doch woher kommt diese Saat ...?“ Er stockt und sieht mich an, als warte er auf eine Antwort. Ich lächle ihm breit hinter meiner Sonnenbrille an, und will gerade etwas erwidern, da schüttelt er den Kopf, wie in Trance. Ich sehe ihm nach, wie er sich mit zögernden Bewegungen entfernt.

Mir ist immer noch viel zu warm und ich setze mich wieder in Bewegung, lasse den Südstern hinter mir und biege in die Bergmannstraße ein. Vorbei an blühenden Magnolienbäumen, die die Friedhofsmauer säumen, weiter in Richtung Marheineckeplatz. Die Cafés an der Markthalle sind voll besetzt, es ist Mittagspausenzeit. Hohe nackte Platanen treiben die ersten grüne Triebe aus, blassrosa Blüten der Mandelbäume bedecken schon den Asphalt. Gehe vorbei an orientalischen Läden, an türkischen, thaiändischen und einem alteingesessenen, schwäbischen Restaurant namens Knofi, das ich noch von früher kenne - lang, lang ist´s her! Die (neben der Oranienstraße) wohl berühmteste Straße Kreuzbergs hat nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt: Es wimmelt von Menschen aller Nationen, ein Stimmengewirr unterschiedlichster Sprachen und Dialekte umgibt mich. Die Unterscheidung von Touristen und Einheimischen ist relativ einfach: Meist ist es der typisch distanzierte Blick und der unaufgeregte Gestus, der den Wahlberliner vom Touristen unterscheidet.

Meine Hände streifen über wild gemusterte, glänzende Orientjacken, wandern über mit Sommerblumen gesprenkelte, lange Vintage-Röcke. Ich bleibe stehen, bade meine Augen in den Farben und Mustern, zögere und lasse mich weiter treiben. Heute bin ich nicht in Kauflaune. Ich überquere den Mehringdamm und gehe die Kreuzbergstraße weiter Richtung Viktoriapark. Vereinzelte italienische und spanische Trattorien säumen meinen Weg. Hier geht es ruhiger zu, ich habe den Menschenstrom hinter mir gelassen. Geschäftsmänner in Anzügen trinken Weißwein. Daneben hat sich eine italienesche Großfamilie ausgebreitet, laute Salven an übersprudelnder Lebenslust dringen an meine Ohren.

Ein kleiner Laden mit riesigen Getränkekühlschränken zieht meinen Blick auf sich. Als ich eintrete, begrüßt mich ein schlanker, hochgewachsener Mann in grauen Jeans und T-Shirt, der sich an den Zeitungsregalen zu schaffen macht. Seine Bewegungen haben die Geschmeidigkeit und Ruhe einer großen Raubkatze. Ich treffe meine Wahl und komme zu ihm an die Kasse. Als ich meine Sonnenbrille abnehme, sehe ich Neugierde aufblitzen in seinen dunklen Augen. Ihm gefällt, was er hört und sieht, das sehe ich ihm an, und wir genießen es, den Blickkontakt noch länger zu halten, während wir uns ein paar Sätze zuwerfen. Ich wende mich zum Gehen und er wünscht mir noch einen schönen Tag, und dabei rutscht sein Blick ein wenig tiefer meinen Hals entlang hinunter zur seegrünen Waschseide meiner Bluse. Kurz denke ich darüber nach, ob er wohl den ganzen Tag damit verbringt, derart mit seinen Kundinnen zu flirten und wenn, muss der Mann am Abend wohl sehr hungrig sein! Zum Abschied schenke ich ihm mein strahlendstes Lächeln und setze meinen Weg fort Richtung Schöneberg.

(tbc)
Into, 10.04.17
bade meine Augen in den Farben und Mustern,
*haumichwech* Ev
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Bade auch gerne mit und in Farben (Liebe Ev, wie wär's? Badewanne? ,-) *mrgreen*

Sehr schöne Schilderung, IntoTheWild63 *herz*. Ich sehe diese Straßen vor mir und so etwas wie die „frisch geschlüpften, pistaziengrünen Blätter der Linden” verdient in der Tat Dein „strahlendstes Lächeln” (und meines auch nebenbei).
*top*
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Ev hat recht. Ich stelle sich das gerade bildlich vor, wie jemand seine Augen in Farben etc. badet. Das ist ähnlich wie bei all den leider häufig vorkommenden Formulierungen in Verbindung mit den Augen:

Seine Augen folgten ihr auf Schritt und Tritt!
Ihre Augen blieben an dem Schiff hängen, das aufs Meer hinaus fuhr.

Und so weiter ...

Es sind die Blicke, nicht die Augen! Man selbst kann sehr wohl in Farben schwelgen oder meinetwegen auch baden - aber nur die Augen? Muss man sie dann z. B. vorher rausnehmen und in eine Augenwanne legen? Oder so ähnlich?

*haumichwech*

(Der Antaghar)
It´s me!
*********ld63 Frau
8.186 Beiträge
Okay, okay! Ihr habt natürlich Recht. *g*

Ich meinte natürlich den Blick... ich liebe solche Farben- und Muster-Bäder! *love5*
*********nd_69 Frau
7.376 Beiträge
Aber....
Begriffe wie "Augenweide" oder "Augenschmaus" existieren doch auch. Wenn man es soooo genau nimmt, müsste dann eine Wiese voller Augen, die Gras fressen (Augenweide) oder entweder ein Schnitzel im Auge oder ein Teller voller Augen (Augenschmaus) dahinter stecken. Bei beiden Begriffen wird aber der übertragene Sinn akzeptiert. Ich finde, das kann man in diesem Fall auch. Aber wahrscheinlich ist das mein alternativer Fakt. *lol*
@ Into

Da scheint die Sonne, da lacht das Leben. Alles wird in Allem ge(Bud)et.
Das darf auch sein; denn es macht Spaß.

Deshalb habe ich gestern bei herrlichem Sonnenschein auch in Erinnerung an einen Haudegen aus der Filmbranche meine Zunge ge(Bud)det.

R.I.P Bud Spencer

Tom (the Sun)
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