„"Online Konzerte", wie man sie, dem Zeitgeist hinterher hechelnd, zu bezeichnen hat, waren für mich einer der Zugänge zur Musik.
Auf der anderen Seite meines Lebens.
Damals war es der Kurzwellenfunk, der den Zugang zur Welt bedeutete. So lag ich vor dem "Radio" und drehte an den Knöpfen. Bald wußte ich, wo die BBC zu finden war, und ich hörte gerne dem zu, was dort berichtetet wurde. Dieses Englich entsprach eher dem, was am Gymnasium vermittelt wurde, als das, was im AFN zu hören war.
So stolperte ich in die Promenadenkonzerte, life übertragen aus der Royal Albert Hall in London. Ganz beiläufig hörte ich, wie sich Musik eines Bach, Haydn, Mozart, Beethoven anhörte. Die Musik drang mir zu Herzen und da wohnt sie heute immer noch. Bald wird der FM Funk, Nachfolger der pfeifenden Kurzwelle, auf die Müllhalde geworfen, und dann werden die schönen Reisen der Phantasie, geführt durch Musik, abgewürgt werden. Es bleibt nur noch die Show Musik, wie sie hier gefeiert wird:
Was bitte sollen die Videos von Konzertauffürungen???
Weil die Fantasie so schön spazieren geht, beim Anblick einer bildhübschen Musikerin, die eine Klarinette bläst?
Weil Keith Jarrett sich so schön orgiastisch windet, am Flügel?
Weil die Gitarren in der Körpermitte der Rock-Opas "Rolling Stones" aussehen, wie überdimensionale Phallusse?
Svjatoslav Richter hat einmal gesagt, dass die Arbeit am Musikinstrument überhaupt nicht sehenswert sei, und er hat den Konzertsaal abdunkeln lassen, während seines Spiels, um das äußere Auge einzuschläfern und dafür das innere Auge zu wecken.
Musik erschließt sich über das Ohr, nicht über das Auge!
Auf welch armselige Weise wird den sich ins Leben tastenden jungen Menschen Musik aufgedrängt?
1. muss man hier so eine negative Stimmung verbreiten? Es gibt durchaus Menschen, die zehren von diesen kleinen Momenten die uns die Künstler gerade anbieten um bei Laune zu halten.
2. Und wer sagt, dass Musik nichts für die Augen ist, der hat nie ein gutes Konzert gesehen. Ich kann für mich behaupten, schon viele davon erlebt zu haben.
Eine Aufnahme ist ja schön und gut, aber hast du jemals in der ersten Reihe gestanden
/gesessen und dem Künstler ins Gesicht gesehen, während er musikalisch seine Geschichte erzählt hat? Ich kann garnicht zählen, wie oft mein Herz übergequollen ist vor lauter Emotionen, weil mich der Künstler auf seine Weise hat an dem Song hat teilnehmen lassen.
Da sieht man das Feuer in den Augen, unbändige Freude oder Schmerz,...
In diesen Online Konzerten geht es nicht darum, ein Konzert zu spielen. Wenn es darum ginge, dann müssten die Künstler nur warten, bis Corona vorbei ist. Dann gibts neue Shows und das Leben geht weiter wie bisher. Es geht darum Menschen zu erreichen. Trost zu spenden, vom Alltag ein bisschen abzulenken und in „Kontakt“ mit den Fans zu bleiben. Nicht mehr, nicht weniger.